BICEP2, Inflation, Kosmologie: Eine Expertenmeinung

Auch diese Woche waren die neuen Messungen des BICEP2-Experiments noch häufiges Gesprächsthema am Haus der Astronomie und am Max-Planck-Institut für Astronomie dem Königstuhl. Worum es geht, hatte ich in diesem früheren Beitrag beschrieben: um den Nachweis von interessanten Spuren in der kosmischen Hintergrundstrahlung, die uns aus einer Zeit kurz nach dem Urknall erreicht. Diese Spuren scheinen auf urtümliche Gravitationswellen zurückzugehen, also auf rhythmische Verzerrungen des Raums, und diese Gravitationswellen dürften wiederum auf eine rapide Expansionsphase kurz nach dem Urknall zurückgehen,weiter

BICEP2-Update: Wie steht’s mit Inflation und Gravitationswellen?

Über die Bekanntgabe des BICEP2-Teams vom Montag, dessen Bedeutung für Inflationsmodelle, Kosmologie, Gravitationswellen und Quantengravitation hatte ich in diesem Beitrag hier bereits ausführlich geschrieben; wer ihn noch nicht gelesen hat, möge dies bitte an dieser Stelle tun, da ich einiges, was ich dort erklärt hatte, hier voraussetze. Seit Montag laufen, kaum verwunderlich ob der grundlegenden Bedeutung der Ergebnisse – wenn sie denn richtig sind – einige interessante Diskussionen. Das, was ich dazu schreiben möchte, hat zwei Aspekte. Zum einen istweiter

Mondlicht-Fotozellen und “Small Data”

Datenjournalismus liegt im Trend. Da geht es typischerweise um “BigData”, die digitale Welt mit ihren Möglichkeiten, Unmengen von Daten zu sammeln, lässt grüßen. Machmal gibt es in den Medien (und ehrlicherweise: nicht nur da) aber auch schon mit den kleinen Daten Probleme: mit einfachen quantitativen Abschätzungen. Small data sozusagen. Auf ein Beispiel dazu hat mich gerade eine Kollegin hingewiesen: Mondlicht als Energiequelle: Lade, Auto, lade bei Spiegel Online von Christian Frahm; ähnlich Deutscher erzeugt mit Glaskugel Strom aus Mondlicht beiweiter

BICEP2 und die ersten Sekundenbruchteile nach dem Urknall

Die Gerüchte sind in den letzten Tagen ja schon durchaus spezifisch gewesen. Und dass ich am Donnerstag eine dringende Anfrage von Nature bezüglich einiger meiner Animationen zu Gravitationswellen bekommen hatte, hat mir natürlich auch zu denken gegeben. Jetzt ist die Nachricht der Kollegen vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) also ‘raus, und die Gerüchte haben sich bestätigt: Die Kollegen dort geben an, sie hätten in der kosmischen Hintergrundstrahlung Spuren nachgewiesen, die von extrem frühen Gravitationswellen stammen – Spuren, die Aufschlussweiter

Visualisierung und Authentizität (angeregt durch die neue “Cosmos”-Sendung)

Die neue Cosmos-Fernsehserie mit Neil Tyson hat mich zu einigem Nachdenken darüber angeregt, was wir mit Visualisierung in der Wissenschaftskommunikation eigentlich erreichen können – und was nicht. Hier einige noch nicht sehr geordnete Gedanken, die nicht hauptsächlich als Kritik der Serie gedacht sind (die ich bei mir erst noch etwas sacken lassen muss). Eine Reihe davon gehen mir schon länger im Kopf herum (beispielsweise im Hinblick auf Planetariums-Visualisierungen), und Cosmos war ein guter Anlass, sie einmal aufzuschreiben. Ich finde Hollywood-Visualisierungenweiter

Ein Beispiel für Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung ist die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, zum Leidwesen nicht zuletzt aller, die astronomische Beobachtungen vornehmen wollen. Dagegen regt sich zu Recht Widerstand. Einige der Leser hier werden von dem ScienceStarter-Projekt SkyGlow Berlin von Christopher Kyba gehört haben, der mit Berliner Schulen die Lichtverschmutzung gemessen hat und sich auch sonst im Rahmen des Projekts Verlust der Nacht mit dem Thema beschäftigt hat; nebenan in den KosmoLogs findet man z.B. bei Jan Hattenbach immer wieder Beiträge zu dem Thema, undweiter

Kosmische Expansion: Der Skalenfaktor

Ich habe gerade meine Vorlesungsunterlagen zur Kosmologie überarbeitet; gestern war ich damit bei unserem Astronomiekurs für Lehramtsstudierende wieder an der Reihe. Ich hatte letztes Jahr Gelegenheit – bei der Vorbereitung des letzten solchen Kurses, aber auch bei einer Blockvorlesung für Mastersstudenten und Doktoranden und einer Sommerschule für Lehrer – mich vertieft mit der Frage auseinanderzusetzen, was es eigentlich heißt (und was nicht), dass das Universum expandiert. Insbesondere habe ich dabei viel darüber gelernt, wo man bei diesem Thema überall in (u.a.weiter

Wissenschaftsblogs als Mehrwert für die Mainstream-Medien?

Vor ein paar Tagen hat sich Sabine Hossenfelder auf Backreaction in “The eternal tug of war between science journalists and scientists. A graphical story” mit der Abhängigkeit des Gesamt-Informationsflusses eines Zeitungs- oder anderen an das allgemeine Publikum gerichteten Artikeln vom Niveau beschäftigt. Aufhänger war, dass die Einschätzung von Journalisten und Wissenschaftlern an dieser Stelle nicht selten auseinandergeht (im Stereotyp-konformen Fall: Wissenschaftler will weniger Vereinfachung bzw. aus seiner Sicht Verfälschung; Journalist will es für die Leser einfacher haben). Die von Hossenfelderweiter

Hat Wissenschaft Methode?

Das Artikelpaar “Streitfrage: Die Wissenschaft der Venus” (Alexander Mäder) und “Streitfrage: Die Pseudowissenschaft der Globuli” (Kai Kupferschmidt) hat mich an ein Thema erinnert, über das ich länger schon einmal bloggen wollte: vereinfachte Karikaturen der wissenschaftlichen Methode, und die Frage, inwieweit “die wissenschaftliche Methode”, singular, überhaupt ein sinnvoller Ausdruck ist. Die erwähnten Karikaturen – mein Begriff; gemeint sind sie keineswegs so – kenne ich vor allem im Zusammenhang mit US-amerikanischen Science Fairs, aber auch an anderen Stellen, wo vereinfacht erklärt werdenweiter

Galilei-Nachtrag: Moderne Wissenschaft anno 1616, Hausarrest, Folter?

Die Kommentare zu meinem letzten Blogbeitrag Zu Galileis 450ten: Kontrovers wie eh und je zeigen, dass der Titel des Beitrags so falsch nicht war. Einige der dort aufgeworfenen Fragen – wie ist es denn nun in der Relativitätstheorie? Dreht sich die Erde um die Sonne oder nicht? – werde ich sicher irgendwann noch in einem anderen Blogbeitrag aufgreifen. Aber zu der Deutung, dass Galilei mit Samthandschuhen angefasst worden sei (Privat-Apartment!) und überhaupt, dass die Kirche ja viel moderner als Galileiweiter