Frauen in der Informatik 2/2: Kulturwechsel

Dies ist die Geschichte, wie die School of Computer Science (SCS) der Carnegie Mellon University (CMU) in Pittsburgh, USA, von einem Informatikstudiengang mit geringem Frauenanteil bis 1995 – und zudem einer hohen Rate an Frauen, die aus dem Kurs in andere Fächer wechselten – zu einem Frauenanteil von 40% ab den frühen 2000er Jahren kam, mit Studentinnen, die den Studiengang dann auch mit überwältigender Mehrheit erfolgreich abschlossen. Mein Bericht basiert auf einem Interview mit Lenore Blum, einer Teilnehmerin am diesjährigenweiter

Peter Naur und das Jennifer-Aniston-Neuron

Peter Naur hat eine beeindruckende Biographie. Als Programmiersprachen-Pionier war er an entscheidender Stelle dabei, als es um den Übergang vom direkten Programmieren mithilfe elementarer Recheninstruktionen (“nahe an den Elektronen”) zu abstrakteren, höheren Sprachen ging – damals alles andere als selbstverständlich. Aber die Ideen, die Naur auf dem diesjährigen HLF vorstellte, schienen mir doch sehr zur zweiten Hälfte des Einstein zugeschriebenen Zitats zu gehören, dass man die Dinge so einfach wie möglich machen sollte, aber nicht einfacher. Naur stellte sein einfachesweiter

Frauen in der Informatik 1/2: Jenseits des bloßen Programmierens

Vor 1995 hatte der Fachbereich Informatik der Carnegie Mellon University (CMU) in Pittsburgh, trotz einem der prestigeträchtigsten Informatik-Studiengänge der USA, recht traurige Zahlen, was die Zulassung und die Studienabschlüsse von Studentinnen betraf: eine einstellige Prozentzahl bei den Zulassungen zum Studium, und von diesen vergleichsweise wenigen Studentinnen wechselten dann auch noch viele während der Studienjahre zu anderen Fächern. Ab den frühen 2000er Jahren änderten sich diese Zahlen ganz massiv: 40% Studienanfängerinnen in Informatik, und fast alle davon machten in diesem Fach dannweiter

Gehet hin und mähet Rasen!

In einer Zeit wo leider eine ganze Reihe von Studenten, Postdocs und sogar Professoren dem gefährlichen Kult des wer-kommt-am-frühesten-geht-am-spätesten-bleibt-am-längsten-im-Institut verfallen sind, ist es immer wieder schön, klare Gegenstimmen zu hören. So geschehen vor ein paar Tagen in der Triplex-Mensa, wo ich an einer Konversation zwischen einem Turing-Preisträger und einem erfolgreichen Nachwuchsgruppenleiter teilnehmen konnte. Die beiden tauschten ihre Erfahrungen mit dem Rasenmähen aus und waren sich einig, dass ihre Gehirne solche Auszeiten dringend brauchten, um gute Leistung liefern zu können. Dieweiter

HLF unterwegs: Besuch am Haus der Astronomie und MPI für Astronomie

Der Mittwoch ist beim HLF traditionell (zumindest: jetzt zum dritten Mal) ein besonderer Tag. Keine Vorträge oder Workshops; stattdessen schwärmen die Teilnehmer aus: Einige der Laureaten besuchen vormittags lokale Schulen, während die jüngeren Forscher (Young Researchers) Forschungseinrichtungen besichtigen. Am Nachmittag findet dann ein gemeinsamer Ausflug statt, in diesem Jahr ins Technikmuseum Speyer. Für mich bedeutet der Mittwoch jeweils einen Hutwechsel: Bloggerkappe abnehmen, und normalen Werktagshut als Leiter des Hauses der Astronomie (HdA) aufsetzen – das ist ein Zentrum für astronomischeweiter

Mathematik und Informatik: Heidelberg Laureate Forum 2015

Auch in diesem Jahr blogge ich vom Heidelberg Laureate Forum, abgekürzt HLF, wo sich die Gewinner von Fieldsmedaillen, Abel-, Turing- und Nevanlinna-Preisen treffen, sprich: diejenigen, die heiße Anwärter auf einen Nobelpreis wären, gäbe es einen solchen für Mathematik und Informatik. Das ganze nennt sich Heidelberg Laureate Forum (abgekürzt HLF) und nutzt, wie auch die Lindauer Nobelpreistreffen (siehe meine Beiträge 2010 und 2012), blogtechnisch die Scilogs. Und wie schon 2013 und 2014 sammle ich hier an einer Stelle meine Blogbeiträge ausweiter

Automatisierte Beweise von Aristoteles bis heute

Gerade weil die Informatik-Laureaten beim HLF in der klaren Mehrheit sind, war es interessant zu sehen, welche große Rolle die reine Mathematik in den bisherigen HLF-Vorträgen gespielt hat – über die zum Teil sehr tiefreichenden Verbindungen der beiden Fächer. Der Vortrag von Tony Hoare am Dienstag ist dabei sicherlich am weitesten in die Vergangenheit vorgestoßen. Hoare hat die Vorläufer der Informatik bis zurück zur Logik des Aristoteles verfolgt. Der damalige Schlüsselschritt: Die Trennung zwischen der Form des Beweises und demweiter

Computergeschichte(n) aus erster Hand: Fred Brooks

Wir können die Herren Daimler und Benz nicht mehr direkt über ihre Erfahrungen mit den ersten Automobilen befragen. Computer sind dagegen zumindest soweit jüngeren Datums, als dass eine Reihe der Pioniere dieser Technik noch leben – und da diese überlebenden Pioniere, wenig überraschend, hochdekoriert sind, bietet das Heidelberg Laureate Forum gute Gelegenheiten, Computergeschichte(n) aus erster Hand zu hören. So am Montag, wo ich in der beachtlichen Mittagessen-Schlange mit Fred Brooks zusammenstand, der als IBM-Mitarbeiter in den 1960er Jahren eine ganzeweiter

Wie man wissenschaftliche Durchbrüche generiert

Könnte so etwas in der Mathematik passieren? Die Geschichte des Werdegangs von Stefan Hell ist, im positiven Sinne, ein wissenschaftliches Märchen: der junge Forscher mit seiner ungewöhnlichen Leitidee – eine Idee die, wenn sie umgesetzt würde, ein grundlegendes Gesetz der Optik umstürzen würde, das seit Jahrhunderten als Lehrbuchwissen gilt. Es folgen Jahre der Verbannung in ein dunkles und kaltes Land (Finnland), dort der Durchbruch, und am Ende das wissenschaftliche Äquivalent von das-halbe-Königreich-und-die-Prinzessin-zur-Frau: eine prestigeträchtige Position und der Nobelpreis. Mit derweiter

Wie man Wissenschaftlern Geld aus der Tasche zieht: Der Entscheidungsträger-Trick

Ein Telefonanruf im Forschungsinstitut. Man plane eine Publikation zum Thema XY, sagt der Anrufer, und das Thema des betreffenden Wissenschaftlers oder der Wissenschaftlerin würde dazu exzellent passen. Die Publikation würde insbesondere von politischen Entscheidungsträgern gelesen. Das ist natürlich ein gutes Lockmittel. Denn auch wenn inzwischen wohl die meisten Wissenschaftler davon überzeugt ist, dass es wichtig ist, ihre Arbeit der allgemeinen Öffentlichkeit zu vermitteln – politische Entscheidungsträger sind noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Die Öffentlichkeit mag den Großteil der Grundlagenforschungweiter