Unzufrieden

Es hat sie schon immer gegeben und sie wird wahrscheinlich auch nie aussterben: Die Person am Tisch…

… die immer etwas auszusetzen hat

… der man zu langsam näht wenn man sich bemüht und es schön machen will

… der man zu schnell näht, wenn man nicht das ganze Team aufhalten möchte

… der man natürlich immer zu wenig weiss

… der man den Haken grundsätzlich falsch hält

… Liste beliebig fortführbar.

Vor einem Jahr hätte ich noch an mir gezweifelt, mittlerweile prallen solche Persönlichkeiten an mir ab.

Nix is fix

In der Medizin ist nichts (wage ich jetzt mal so zu behaupten) 100%-ig fix und immer gleich. Als mich die Patientin letztens fragte ob sie im Rahmen der Blinddarmentzündung bzw. OP sterben kann, sagte ich etwas umschrieben und mit hundert “aber das ist seeeehr selten” – theoretisch ja. Oder der übliche Wortwechsel zwischen mir und der Pflege:

Pflege: “Geht Herr X morgen? Wir brauchen dringend Betten.”

Ich: “Ja, wahrscheinlich schon.”

Pflege: “Definitiv?”

In meinem Kopf sehe ich ein Bild wie ich in meiner Manteltasche krame, und meine Wahrsagerinnenkugel heraushole um voraussagen zu können, dass Herr X morgen WIRKLICH geht und bis morgen früh hundertprozentig weder ein relevanter Hb-Abfall, noch sonst irgendetwas dazwischen kommt… Aber in Wirklichkeit sehe ich wahrscheinlich eher so aus:

OP-Aufklärungen

Eine junge Frau, gesund (bis auf ihre Appendicits) und ich beim Aufklärungsgespräch:

Menschenhandwerkerin (so in etwa): “Und dann kann als seltene Komplikation auch noch das, das und das passieren. Das ist zwar sehr unüblich, aber ich muss jede Person auch über mögliche unangenehme Verläufe informieren.”

Junge Frau: “Kann es auch passieren dass ich sterbe?”

Ähm… Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. 😀

Die Grenze

In der OP-Umkleidekabine und da gibt es die Grenze zwischen Rein und Unrein… der Moment wenn man dann schon umgezogen (also in der blauen Einweghose und im blauen Einwegshirt) “drüben” steht und drauf kommt dass man etwas auf der “schmutzigen” Seite vergessen hat…

Eins, zwei oder drei – die letzte Chance ist gleich vorbei!

(Ich warte auf den Tag an dem ich das erste Mal darüberstolpern werde…)

Ein- und ausatmen

Menschenhandwerkerin beim Lunge auskultieren zu Frau B.: “Ich höre jetzt Ihre Lunge ab, bitte atmen Sie durch den offenen Mund tief ein und aus!“

*Frau B. fängt an tief einzuatmen*

Nach ein paar Sekunden… Höä? Hat die so nen massiven Pleuraerguss oder warum höre ich nichts mehr? … Bis ich merke, dass sie eingeatmet – aber danach die Luft angehalten hat.

Menschenhandwerkerin: “Frau B., bitte weiteratmen! Durch den offenen Mund, tief ein und wieder aus!”

Nach ein paar Sekunden merke ich wieder dass sie jeweils tief ein- oder ausatmet –  aber man ihr nach jedem Atemzug die Aufforderung geben muss weiterzuatmen. Das geht ein paar mal so bis ich es einfach aufgebe.

Wie man in Österreich höflich sagen würde: Dera muastas Heisl unterm Sessl montiern, weils zum Scheißn zbled is!

Whipple-dee-doo-da

Beim Tumorboard, wir besprechen die Therapieoptionen einen Patienten mit – tadaa – Krebs.

Prof. S.: “Der Patient ist grundsätzlich in einem guten Allgemeinzustand und zeigt einen starken Lebenswillen… [kurze Nachdenkpause] … allerdings habe ich ihm noch nicht über einen Whipple aufgeklärt.”

Schmunzelnde Kolleginnen.

(Anmerkung: Eine Whipple-OP ist eine meiner Lieblingsoperationen, betreffend der Technik einen hohen Coolheitsfaktor aufweisend, Dauer manchmal um die 8 Stunden. Dabei wird, einfach erklärt, die Bauchspeicheldrüse inkl. Dünndarmteile entfernt und wenn erforderlich auch noch andere Organsegmente. Die Dauer der OP kann sich ungemein in die Länge ziehen wenn der operierende Chefarzt unabsichtlich den Ureter durchsäbelt. Kann passieren.)