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Es gibt PatientInnen, die treiben einen schlicht und einfach nur in den Wahnsinn. Von morgens bis abends.

Und wenn man sich freut dass der Austrittstag naht… Nicht zu schnell gefreut!

Sie haben deinen Namen.

Und wissen wo du dich 70-80 Stunden pro Woche aufhältst.

Ask anything

S. hat gefragt:

“Sag mal, wann wusstest du, dass du Ärztin werden willst? Also so richtig, zu 100 Prozent, mit jeder Zelle deines Körpers? War das schon
vor dem Studium oder gab es irgendwann so einen Moment, wo du es einfach
wusstest?“

Dass ich Medizin studieren möchte kam mir erst nach der Matura in den Sinn. Hab nach nem Beruf gesucht der was Naturwissenschaftliches und Soziales verbindet. Das Studium hat mir von Anfang an sehr viel Freude bereitet und seit der ersten Famulatur war es immer klar dass ich Chirurgin werden wollte. 🙂

Klar gab es manchmal mega Durchhänger und ich hab mir gewünscht an ner Supermarktkasse zu sitzen anstatt stundenlang im Lesesaal, aber ich bin froh das Studium nicht abgebrochen zu haben. Solche Gedanken hab ich heute auch noch ab und zu 😀 Wenn man 17 Stunden am Stück ununterbrochen arbeitet, keine Zeit für essen hat und man sich fragt warum man sich das alles antut… Antwort: Weils trotzdem Spaß macht!

Updates

Liebe LeserInnen,

Erstens möchte ich euch für eure Geduld danken, dass ihr seit nun fast 4 Jahren meinen Käse lest. Danke!

Zweitens gibt es ein kleines Update im Link-Bereich. Seit heute zählt Zorg, eine Internistin, zu meinen BlogfreundInnen. Früher hatte sie Angst vor ChirurgInnen, heute schreibt sie unterhaltsame Blogeinträge. Welcome!

Drittens werdet ihr bald ein neues Blogdesign mit Fotos von – taraaa – mir genießen dürfen. 

Viertens möchte ich euch bitten mir eure Meinungen und Vorschläge zu Themen zu posten, die euch am meisten interessieren. Welche Art Einträge lest ihr gerne? Mehr PatientInnen- bzw. OP-Geschichten? Mehr Bilder aus dem Krankenhausalltag? Mehr Drama? Weniger Drama? Her mit dem Wunschkonzert!

Teil IV

Einige LeserInnen haben gefragt wie der Patient reagiert hat.

Erstaunlich gut. Klar, er hat dumm geschaut (no na) und uns vor der zweiten OP gebeten dass wir nichts mehr in ihm vergessen… Seine Frau und die Tochter haben wesentlich enttäuschter gewirkt.

Letztendlich überwiegte allerdings die “Freude”, dass wir ihn von einem mehreren Kilo schweren Tumor befreit haben.

Teil III

Irgendwann war es heraußen. Ein zusammengeknülltes, mit Blut durchtränktes Baumwolltuch in der Größe eines Geschirrtuches.

Ich weiß nicht mehr genau was wir gesagt haben. Es tut uns leid? Entschuldigung? Wir haben ein Tuch in ihnen vergessen? 

Wir gehen immer wieder die OP durch. Es gab keine Hektik. Gut, es war kein elektiver Eingriff. So semi-notfallmäßig halt. Wir haben alles wie immer gemacht. (Ist der Gedanke jetzt beruhigend oder eher beunruhigend?) Operiert, Tücher gezählt (insgesamt 3x), es gab keine Zwischenfälle, nach 3 Stunden war alles vorbei, wir waren nicht müde. Als ich zugenäht habe… haben wir ein Tuch auf den Darm gelegt zum Schutz beim Verschluss der Faszie? Nein, ich sehe die Hand der Oberärztin auf den Dünndarmschlingen als ich mit dem dicken blauen Faden, der groben Nadel und der Kampfpinzette die Muskelfaszie zunähe.

Eine Stunde später standen wir wieder am Tisch. Herr R. vor uns. Der Bauch halb offen über eine Länge von 5cm. Durch die Öffnung aus der wir das Tuch gezogen haben sieht man Darmschlingen. Ich entferne den Rest der Klammern und der Everettnaht. Wir nehmen den Darm aus dem Bauch und der Chef sieht jeden Centimeter durch. Alles sieht gut aus. Auch die Anastomose. Wir machen den Bauch wieder zu. Wie wenige Tage zuvor.

Teil II

Postoperativ entwickelt Herr R. Fieber, die Entzündungswerte im Blut steigen unter laufender Antibiotikatherapie an und die Operationswunde tut nicht so recht wie man es sich erwartet. Wir schliessen also die üblichen Verdächtigen aus: Water, wind, walk, wound and weird drugs.

Water steht für Harnwegsinfekte, wind für Lungenentzündung, walk für Beinvenenthrombose, wound für Wundinfekt und weird drugs für medikamenten-induziertes Fieber.

Also machen wir einen Urinstatus (kein Harnwegsinfekt), ein Thorax-CT (nichts), die Beinvenen sind auch nicht verstopft und an Medikamenten hat er auch weder viele, noch ungewöhnliche Präparate. Also verdächtigen wir die zwar nicht wirklich gerötete oder eitrige Wunde, da die 15cm lange Laparotomie aber trotzdem über eine Strecke von 3cm etwas “saftelt” entfernen wir 3 der vielen Klammern, stecken Aquacel rein und kleben ein Pflaster drauf.

Die Wunde saftelt weiter und die Pflege wechselt mehrmals täglich die Wundauflage. Bis sich am 4. postoperativen Tag eine Kollegin der Pflege an uns wendet, “da da irgendwas in der Wundhöhle steckt, das sie nicht rausbekommt”. Eine andere Kollegin der Pflege vermutet irgendeinen Tupfer oder eben das Aquacel, das jemand in die Wundhöhle (=der Raum zwischen der Muskelfaszie und der Haut) eingebracht hat und rät ihrer Kollegin sie solle das ganze Tupferzeugs doch eben ein bisschen mit NaCl aufweichen, das gehe sicher nur so schwer raus da es eingetrocknet sei. Das funktioniert nicht, deswegen stehen kurz darauf OÄ C. und die Menschenhandwerkerin am Patientenbett und linsen durch die offene Stelle mal rein. Sehen irgendeinen Fitzel Stoff mit Blut durchtränkt, schnappen uns eine Pinzette, ziehen daran. Und ziehen. Und ziehen. Und das Fitzelchen Stoff hört nicht auf und so langsam dämmert uns, dass das kein Tupfer ist. OÄ C. und ich stehen also gegenüber am Patientenbett (in dem ein wacher Patient liegt) und unsere Blicke treffen sich langsam, während unsere Hautfarben immer bleicher werden.

Kennt ihr diesen Clownscherz mit dem Endlostuch, das aus einer Tasche gezogen wird und nicht aufhört?

Teil I

Statistisch gesehen passiert es alle 20.000 Operationen: während einer Operation wird ein Fremdkörper (Tuch, Klemme,…) in PatientInnen belassen. Unabsichtlich. Unbeabsichtigt.

Von vorne:

Herr R. kommt am Dienstag Abend mit Bauchschmerzen auf die Notfallstation. Im CT sieht man eine große Raumforderung. Am Freitag wird er operiert. Vom Chef, einer leitenden Ärztin und der Menschenhandwerkerin. Eine 3-stündige OP, ohne Hektik. Wir holen einen babykopfgroßen Tumor aus dem Bauch des Mannes und entfernen zusätzlich noch 40cm vom Dünndarm, da der Tumor dort eingewachsen war. Zusätzlich steht am Tisch noch die OP-Schwester, sowie eine zusätzliche Pflegeperson, welche zudient. Am Ende der OP verlagern wir den Darm wieder zurück in den Bauch, sehen nach ob wir alles rausgenommen haben. Bevor wir zunähen, fragen wir die OP-Schwester ob die Instrumente und Tücher vollständig sind. Auch wie bei jeder OP. Diese zählt gemeinsam mit der zweiten Pflegeperson zweimal nach, ob alles vollständig ist, und gibt uns das Okay zum Verschluss des Bauches. Die Menschenhandwerkerin verschließt also die Faszie mit einer Everett-Naht und tackert die Haut zu.

Operation Ende. Patient geht es gut, Tumor draußen.

Dismenol

Liebe Männer,

ja, auch ihr dürft dieses schmerzlindernde, fiebersenkende und entzündungshemmende Medikament einnehmen. Da ist “lediglich” Ibuprofen drinnen. Euch fallen nicht die Hoden ab, sobald ihr eine Tablette davon schluckt.