Author: menschenhandwerkerin.
Darf ich…?
“Darf ich am Wochenende ein Bier trinken?”
“Darf ich niesen?”
“Darf ich in die Ferien fahren?”
Nein, streng verboten und wenn Sie es tun gibt es Peitschenschlänge! Dsch! (<- Peitschenschlaggeräusch)
Schönes Wochenende
Menschenhandwerkerin auf Visite.
Die erste Frage lautet fast immer “Wie geht es Ihnen?”.
Heute ging ich also in der Früh in das Patientenzimmer, wünschte Herrn X (= erwachsener Mann) einen schönen guten Morgen und wollte die Frage stellen, die ich pro Tag gefühlte 100x stelle. Doch er kam mir zuvor.
Menschenhandwerkerin: “Guten Morgen Herr X…”
Herr X: “Wie geht es mir?”
M.: “Das wollte ich eigentlich Sie fragen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie Sie sich fühlen. Also – wie geht es Ihnen?”
Herr X: “Ich weiß nicht wie es mir geht, das müssen Sie schon mir sagen wie die Operation verlaufen ist.”
M.: “Die ist gut verlaufen. Haben Sie Schmerzen oder ist Ihnen übel?”
Manche Menschen sind schon komische Käuze…
Letztens staunte ich aber auch nicht schlecht als ich bei einem PatientInnenzimmer vorbeiging:
Da hat es sich jemand gut gehen lassen…
Das grosse Los
Nachtdienst an Halloween auf der Notaufnahme. Wieviel Betrunkene mit Verletzungen/Commotio wohl heute auftauchen werden? 5? 10? 15? Wetten werden angenommen.
Alkohol und andere Drogen
Besonders am Wochenende kommt es nachts häufig vor, dass die Polizei mit einem aus dem Verkehr gefischten Fahrer zu uns kommt um eine Blutentnahme und kurze Untersuchung und Befragung durchführen zu lassen. Nachdem die Pflege die Blut- und Urinprobe versorgt hat, bin ich an der Reihe. Kurze Untersuchung (Pupillen, Nasenseptum, FNV, Unterberger, Romberg, bliblablub,…) und anschliessend eine kurze Befragung zum Alkohol/Drogen/Medikamentenkonsum. Die meisten PatientInnen (zu 90% Männer – liegt das an der Selektion durch die Polizei, oder fahren Frauen tatsächlich weniger betrunken?) sind – soweit ich das beurteilen kann – ehrlich.
Letztens befragte ich einen jungen Mann, während die Polizeibeamten einige Meter daneben warteten und mitlauschten. Der obere Teil des Fragebogens wird durch die Polizei ausgefüllt und bei der Frage nach dem Alkohol/Drogenkonsum stand als Antwort “verweigert die Aussage”. Aha, klar, er hat also getrunken oder sonst etwas anderes konsumiert.
Menschenhandwerkerin: “Haben Sie heute Alkohol getrunken, oder sonstige Drogen konsumiert? Cannabis?”
Junger Mann: “Muss ich Ihnen das sagen?”
Menschenhandwerkerin: “Zwingen tu ich sie nicht. Im Urin- bzw. der Blutprobe werden wir es ohnehin sehen.”
Junger Mann (zögernd): “Ja… Ein paar Schluck Bier… Und einen Joint habe ich geraucht.”
Die Polizisten grinsen im Hintergrund.
Am unterhaltsamsten war allerdings vor kurzem ein Mann, der ebenfalls alles leugnete, in dessen Nasenlöchern ich dann weisses Pulver entdeckte.
OMG =)
Ich werde bis auf weiteres in meiner Freizeit nichts anderes tun!
http://www.nlm.nih.gov/medlineplus/surgeryvideos.html
Habt ihr abgesehen von der Seite noch andere Tipps? Evt. deutschsprachige Videos?
Les dessous chics
Wenn man morgens um 6 Uhr mühelos in die Hacken mit fast 10cm Absätzen schlüpft und 12-17 Stunden später merkt, dass der Umfang der unteren Extremitäten zugenommen hat, da man beim Wechsel von gemütliche Sketchers (eher weniger chic, dafür weicher Wolkentraum) zu Tuss-tuss-Alarm (nicht für längere Strecken geeignet, aber ein Augenschmaus) nicht mehr soooo leicht in die Schuhe gleitet, dann hilft nur noch eines: untertags sexy halterlose Strümpfe tragen.
IPOM
Zur Erklärung für die nicht-MedizinerInnen: Die Operation die ich letztens machen durfte ist ein Verfahren zur operativen Versorgung eines sogenannten “Nabelbruchs”. Das bedeutet dass durch eine Schwäche in der Bauchwand das dahinterliegende Gewebe durch die Bruchlücke sich nach aussen wölbt. Von aussen sieht das wie ein Knubbel im Nabelbereich aus, der nach vorne steht und sich im besten Fall leicht nach innen drücken lässt. Bei der IPOM geht man zuerst durch laparoskopische Zugänge (“Schlüssellochmethode”, “Bauchspiegelung”) in den Bauchraum, sieht nach ob abgesehen von dem Bruch die Baucheingeweide schön und gesund aussehen, und nachdem man das Gewebe von innen aus dem Knubbel rausgefutzelt hat näht oder tackert man das Netz von innen an die Bauchwand. Voilà!
Hernien
Am Tisch stehend, zu Beginn einer IPOM, vor Schnitt.
OÄ: “Wieviele Hernienoperationen hast du schon assisitert?”
Ich: “Puh, einige, ich weiss es gar nicht so genau… 50?”
OÄ: “Gut, dann machst das jetzt du. Messer für Frau Dr. Menschenhandwerkerin bitte!”
<3
Nachtdienste
Ich mag sie. Es herrscht dabei eine besondere Stimmung – Nacht halt.
Meistens sind sie relativ ruhig und unaufregend, nach Mitternacht gibt es meistens nur Anrufe von der Pflege von den Stationen. Wie z.B. letztens “Patient X hat einen Blutdruck von 140 zu 90.”, ich: “Ja? Und? Findest du den jetzt zu hoch oder tief?”, Pflege: “Ein bisschen zu hoch. Ich wollte es dich nur wissen lassen.”, ich so in Gedanken… “Hä?” – und dann kann man wieder weiterschlafen. Oder die Frage ob sie einen neuen Zugang legen sollen, da sich eine verwirrte Omi den Venflon gezogen hat.
Dann gibt es noch die Betrunkenen, meistens nach einer Schlägerei, irgendwas zum Nähen. Oder Polizeikontrollen. Vor kurzem fand ich noch frische Koksspuren in den Nasenlöchern eines Autofahrers. Der natürlich alles abstritt.
Am schwierigsten finde ich allerdings delirante PatientInnen, also meistens alte Leute nach einer OP im Durchgang. Beim ersten Mal denkt man sich, ist ja kein Problem, es gibt ja Quetiapin oder Haloperidol. Wird aber schwierig bis unmöglich wenn sich die Betroffenen mit Händen und Füssen wehren, egal ob man ihnen i.v. oder p.o. etwas verabreichen will. Da tauchen sogar bei 20 Kilo schweren Grossmüttern Kräfte auf… die scheinen sich bei Vollmond manchmal zu He-Man oder Hulk zu verwandeln. Eine Pflegerin schaffte es dann die Haldoltropfen in den Magen einer Patientin zu befördern, indem sie sie auf ein Stück Schokoladekuchen träufelte. 🙂