Woran werdet ihr sterben?
Bei mir ist es Lungenkrebs. Meine pack years zu nennen fällt mir schwer, da ich eine sogenannte “Gelegenheitsraucherin” bin. Pro Jahr komme ich auf ungefähr 6 Päckchen. Seit etwa 10 Jahren.
Bei mir ist es Lungenkrebs. Meine pack years zu nennen fällt mir schwer, da ich eine sogenannte “Gelegenheitsraucherin” bin. Pro Jahr komme ich auf ungefähr 6 Päckchen. Seit etwa 10 Jahren.
Wie beendet man halbwegs höflich einen Monolog von PatientInnen mit Sprechdurchfall?
Frau S. ist irgendwas zwischen 80 und 100 und redet sehr gerne. Sie ist etwas schwerhörig, aber für ihr Alter sehr, sehr fit und gut drauf. Aber: sie hält die Visite auf, und zwar ewig. Das ist in einer Woche in der ich zwei Stationen visitieren muss, da Kollege erkrankt, besonders ungünstig.
Ich frage sie nach Schmerzen, daraufhin folgt ein ewig langer Monolog über ihre Hüfte, weiter zu ihrem Hausarzt, ihrer Freundin, ihrem Hörgerät, ihrem Finanzberater, ihrer Tochter,… und das in einem Tempo und ohne Pausen, sodass es mir unmöglich erscheint irgendwo einzuhaken, ohne das Gespräch unhöflich abzuwürgen. Die Pflege übernahm dann den Part und fiel ihr ins Wort mit der Erklärung, dass wir noch andere PatientInnen zu visitieren hätten.
Habt ihr einen anderen Lösungsvorschlag bei solchen Leuten?
Gute Nacht!
… und zwar von mir.
Weil ich eine Woche lang eine Patientin betreut und erst heute bemerkt habe, dass sie nur ein Bein hat. Aufgenommen habe ich sie nicht, sonst hätte ich es beim Statuieren (Fußpulse, etc…) bemerkt. Trotzdem bin ich irgendwie enttäuscht, dass ich es nicht bemerkt habe – komme mir so oberflächlich vor. Sie ist bettlägrig und hatte eine Hemikolektomie, da hab ich immer nur den Bauch untersucht… 🙁 Und sogar einmal ihre Leiste, da sie dort ein Hämatom nach einer Punktion hatte. In der Diagnoseliste stand es nicht, die les ich mir immer genau durch bevor ich jemanden untersuche…
Kurz vor Mitternacht kommt eine ungefähr 45-jährige Patientin zu mir auf die Notaufnahme, die kurz davor beim Treppensteigen gestolpert ist und sich das Knie angeschlagen hat. Meine Aufgabe: die Wunde nähen. Wie immer frage ich die PatientInnen zuerst immer nach Allergien oder Grunderkrankungen. Beides verneint sie. Ich nähe also die Wunde, entlasse die Patientin und als sie schon weg ist und ich den Bericht diktiere, sehe ich dass sie schon einige Male bei uns war und blättere die alten Berichte durch. Dort lese ich in einem vor Jahren erstellten OP-Bericht, dass die Patientin HIV und Hep. C positiv ist.
Ich finde es wirklich arschig, dass sie so etwas nicht erwähnt, obwohl ich noch extra nach Grunderkrankungen gefragt habe, bevor ich begonnen habe die blutende Wunde zu versorgen.
Hätte ich etwas anders gemacht, wenn ich über die Infektion informiert gewesen wäre? Hättet ihr etwas anders gemacht? Arbeitet ihr dann noch vorsichtiger? Zieht ihr ein zweites Paar Handschuhe an?
Liebe junge Dame,
es ist keine gute Idee am Freitag Abend um 21 Uhr in die Notaufnahme zu gehen, weil man seit 6 Wochen einen eingewachsenen Zehennagel hat. Weil einem in der Apotheke geraten wurde “sich das mal von einem Arzt anschauen zu lassen” (verständlich). Afebril. Und sich keinen Hausarzt organisieren will.
Notaufnahme = NOTaufnahme.
Wenn sie gewartet hätte bis ich den Auffahrunfall versorgt habe, hätte ich um Mitternacht noch eine Kocher`sche Keilexzision machen können. Aber als “Erziehungsmassnahme” habe ich ihr dann einen Termin für kommenden Dienstag angeboten. Hmpf. Was haltet ihr davon? Ist das grosskotzig von mir?
Mahlzeit aus der Notfallstation!
Heute war es soweit und ich musste zum ersten Mal alleine die frohe Botschaft überbringen: Fortgeschrittenes Pankreaskarzinom mit Lebermetastasen.
Als ich die Patientin vor einigen Wochen stationär aufgenommen habe, schrillten beim oben genannten Symptom schon die Alarmglocken.
Retrospektiv die grösste Schwierigkeit: Die Nachricht einer unheilbaren Krankheit, an der die Patientin früher oder früher sterben wird, “empathisch” rüberzubringen und einfühlsam zu klingen, während man ihr direkt ins Ohr brüllt, da schwerhörig.
Das klingt jetzt nicht sehr vertrauenserweckend, aber ich freu mich jedesmal wenn ich die Rückmeldung bekomme, dass es “meinen” PatientInnen gut geht. Egal ob eine grosser Eingriff wie eine Appendektomie (bruaha), oder eine Kocher’sche Keilexzision. Die kleinen Freuden des Lebens.
Meine Arbeitskleidung würde ich manchmal gerne öfter wechseln. Vor allem wenn sie mit Körperflüssigkeiten von PatientInnen bekleckert ist. Leider herrscht in der Kleiderausgabe oft gähnende Leere und es spricht sich sehr schnell herum, wenn es wieder mal Nachschub gibt. Dann deckt sich das Personal mit genug Reserveklamotten ein – ich gebe es zu, auch ich horte dann einige Shirts der Grösse M in meinem Garderobenkästchen. Zur Not auch L. S kommt nicht in Frage, da passt mein Kopf nicht durch. Sorry auch an die Kolleginnen, mit denen ich mir ein Büro (= Umkleidekabine) teile und denen ich schon ab und zu ein frisches Kleidungsstück geflaucht habe…
Herr B. ruft an einem Wochentag untertags auf der chirurgischen Notfallstation (!) an und verlangt von mir, dass ich ihm ein Rezept für Zolpidem ausstelle und direkt in seine Apotheke faxe. Er nehme es seit 2 Monaten täglich (!). Zum Hausarzt könne er jetzt nicht fahren, der sei eine Autostunde von ihm entfernt. Ohne sich zu verabschieden legt er grantig auf, als ich beim zweiten Anruf es wieder ablehne, ihm ein Rezept für ein Schlafmittel auszustellen, ohne den Patienten zu kennen.
Und ich dachte die Patientin, welche auf die Notfallstation kommt um die Druckstelle auf ihrem Zeh begutachten zu lassen, welche sie seit 3 Jahren stört, war ein Highlight…
Der erste Tag im neuen Haus.
Es war alles recht gut koordiniert und organisiert, Telefon, Ausweis, Kleidung, Büro, EDV Zugangsdaten, Diktiergerät… Mit der Assistenzärztin, der ich für die Einführungswoche zugeteilt wurde, verstand ich mich auf Anhieb. Mit ihr war ich für ca. 10-15 PatientInnen zuständig. Da das Haus klein ist, gab es auch keine Schwierigkeiten mich zurecht zu finden. Mit den OberärztInnen alle per du, und nach wenigen Wochen wusste ich auch alle Namen der Pflegenden. Ich wurde eigentlich von allen gut aufgenommen und mit den Assis mach ich auch gern was in der Freizeit.
Wirklich überfordert war ich hier nie, also nie in dem Masse dass ich mich nicht mehr rausgesehen habe. Bin sehr froh hier zu sein und habe den Wechsel in ein “ländliches” Krankenhaus nie bereut. Man sieht sehr viel in einem kleinen Haus und darf auch viel selbst machen. Trauma, Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie… Bunt gemischt.
Ab heute Notfaufnahme. Juhu!