Wie bitte?

Sehr geehrte Damen und Herren,

willkommen zu der nächsten Folge von “Hab ich da gerade richtig gehört?”!

Eine Stunde präoperativ und ich wende mich an den zuständigen Pfleger der Patientin mit der Bitte um eine Blutentnahme (ja, das macht hier die Pflege) zur Bestimmung des INR. Für die Laien: es geht um die Blutgerinnung, also wie schnell/langsam das Blut der Patientin gerinnt. Nicht ganz so unwichtig, vor allem vor einer OP, da eventuell erhöhte (Ver-)Blutungsgefahr. Ich wie immer nett und höflich, ernten tu ich (M) aber einen höchst genervten Blick des Pflegers, der eigentlich schon alles sagt. Er (P) fügt aber noch hinzu – Trommelwirbel! –

P: “Wie? Muss ich das jetzt machen?”

M: “Ja, bitte, die Patientin wird in einer Stunde operiert.”

P: “Ich wollte gerade Pause machen, jetzt kann ich also nicht essen gehen?”

M: *mir fehlen die Worte* (Willkommen im Gesundheitsberuf, hätte ich gerne geantwortet.)

P hat es dann an eine andere Pflegerin delegiert und geht in die Pause.

Warum ich das unerhört finde? Weil wir hier in einem Krankenhaus sind, und es nicht unwichtig ist, den INR zu bestimmten, bevor man einen Menschen aufschneidet. Der Beruf ist stressig und an hektischen Tagen komme ich 12 Stunden lang nicht auf die Toilette, geschweige denn dazu etwas zu essen. Letzte Woche habe ich zum Beispiel 3 Schichtwechsel der Pflege an einem Stück erlebt. Gewisse Personen erwarten von mir, dass ich alles am besten vor 5 Minuten erledige und ständig verfügbar bin und es ein riesiges Hallo geben würde, wenn ich mich so verhalten würde. Ich stell mir vor ich würde das nächste Mal zu KollegInnen sagen – Sorry, aber meld dich später wieder, ich gehe jetzt essen, egal ob dein Anliegen dringend ist oder nicht. Für mich ein absolutes No-Go.

Hast A-A-Fingers!

(Für diejenigen unter euch, die Jürgen Dose kennen.)

Ja, ich mag Viszeralchirurgie und Proktologie. Ich denke nicht, dass es ekliger bzw. stinkiger ist als andere Fächer. Man denke dabei an Zahnmedizin oder Gynäkologie.

Es hat zugegeben auch etwas Lustiges an sich, wenn man den ganzen Tag mit dem Finger in fremden Popos herumstirdelt und sie rasiert. Ja, rasieren. Wegen den Fisteln und Abszessen, die sich dort bilden.

Ich werde nur nicht so gerne beim Eis-essen an meinen Job erinnert.

A-loch

Ein junger Mann um die 25 der (angeblich) unter stärksten Schmerzen (VAS 10) leidet liegt im Bett und wird von mir statuiert.

1. Wer liest am Iphone einen Artikel während man leidet und untersucht wird? Finde ich unhöflich, aber naja.

2. Mir springt die fettgedruckte Überschrift ins Auge. “Lerne masturbieren”.

Blut-Hirn-Schranke

Soviel zum Thema “AnästhesistInnen sind klüger als ChirurgInnen”…

Telefongespräch zwischen Anästhesist und mir:

Ich: “Die Patientin wurde am Darm operiert.”

Anästhesist: “Wo genau? Dick- oder Dünndarm?”

Ich: “Sie hatte eine Sigmaresektion.”

Anästhesist: “Ja, aber war das der Dick- oder Dünndarm?”

Ich: “Dickdarm…”

Kein besonders helles Licht. Oder einfach nur eine unlustige Verarschung?

Die Pharmamas

Alle 1-2-3 Tage denk ich an die Pharmama. Manchmal nicht einmal explizit an die eine Pharmama, sondern generell an alle Pharmamas da draußen. Wenn ich Rezepte ausstelle. Wenn ich von einer Pharmama angerufen werde nachdem ich eines ausgestellt habe. Wenn ich Opioid-Dosierungen umrechne oder mich frage ob man Omeprazol/Esomeprazol 1:1 umrechnen kann. Oder wenn ich Benzodiazepine verschreib und im Grunde nicht einmal weiß, wie oft/lange das von mir ausgestellte Rezept überhaupt gültig ist, weil ich einfach das von der Klinik vorgefertigte Zettelchen bekritzel. Hoffentlich nicht zu lange – in meinem Kopf hör ich sie schimpfen über ÄrztInnen, die Benzo-Dauerrezepte ausstellen.

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(www.pharmama.ch)

Geburtstag

1  Jahr Menschenhandwerkerin – ich bedanke mich hiermit herzlich bei allen (stillen) Mitleserinnen, Mitlesern, Kommentare-VerfasserInnen… Das Studium über waren die Beiträge ja noch nicht so spannend, jetzt gehts erst richtig los.

Als Dankeschön gebe ich eine Runde Automatensnacks aus!

(Der Snackautomat, in kurzer Zeit ein guter Freund geworden. Zaubert mir wohlige Gefühle in den Bauch, wenn die Cafeteria schon zu hat und der Dienst noch lange nicht vorbei ist.)

Lacklos

Manchmal geht es mir ab, meine Fingernägel zu lackieren, obwohl ich es ohnehin selten gemacht habe. Aber sobald man etwas nicht (mehr) machen darf, wird es halt interessant. In dem Fall müssen halt meine Zehennägel daran glauben.

Ringe darf man eigentlich ja auch nicht tragen, manchmal tu ich es trotzdem. Wobei ich immer Angst habe, ihn mit der Wäsche in der Umkleidekabine zu “entsorgen”, nach einer OP. Weil im OP herrscht dann doch absolutes Fingerschmuckverbot, im Gegensatz zu auf der Station.

Schnippselalarm!

Hier gleich noch einmal ein schönes Foto, und zwar sehen Sie hier, meine Damen und Herren, den Ausblick aus meinem Büro.

Aber nicht nur wegen der Sonne und aufblühenden Landschaft ist der heutige Tag super, sondern auch und vor allem weil ich heute das erste Mal wirklich DIE Operateurin war. Die, die das Skalpell nimmt und nicht die Assistenz, die den Sauger bedient und am Ende zunäht. Was ich natürlich auch toll finde. Und dann am Schluss noch ganz wichtig den Befund diktieren, wobei ich ehrlich gesagt immer noch am liebsten selbst schreibe. Weil man bei einem Diktat nicht auf einen Blick sieht, ob man einen Blödsinn verfasst hat. Aber die sehr liebe Stationssekretärin wird mich hoffentlich auf groben Unsinn hinweisen, bzw. kichernd in ihrem Büro sitzen wenn sie mein Geschwafel abtippt.

Danke auch an die lieben InternistInnen, die mir zur Seite stehen wenn ich bei vier verschiedenen Antidiabetika (bei einem Patienten bitte, bevor Galahad wieder einen ChirurgInnenwitz ablässt) nicht mehr durchblicke und dann zum Hörer greife…

Määääääh!

Der Wechsel von einer Uniklinik in ein kleineres Haus bringt viele Vorteile mit sich. Viel Arbeit, trotzdem weniger Stress. Es ist einfach einen Hauch gemütlicher und familiärer. Schön langsam finde ich mich in meine Rolle ein. Teilweise ist es noch komisch wenn die StudentInnen zu mir kommen und fragen, ob sie etwas für mich tun können. Vor kurzem war ich doch noch an deren Platz! Aber hey, jemandem um einen Schellong-Test schicken können ist sehr angenehm. 😉 Oder mal ein Hausarzttelefonat delegieren zu können. Freizeit ist rar, aber das stört mich höchstens eine Sekunde lang, denn die Arbeit ist mein Hobby und ich geh auch gerne an freien Tagen hin. Denn dann hat man in Ruhe Zeit für “Büroarbeit”, sprich Entlassungsbriefe schreiben. Ich hab mir heute überlegt ob ich in das Personalwohnheim ziehen soll, aber dann würde mein Leben glaub ich aus gar nichts anderem mehr bestehen. 😉

Freundschaft hab ich auch schon mit den KliniknachbarInnen geschlossen:

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