Aromatherapie

Ich bin auf der Suche nach einem Patienten, den ich aufnehmen soll. 5 Minuten vorher saß er noch auf dem Gang (=Flur), letztendlich taucht er aber wieder auf, er war nur auf der Toilette. (Das erinnert mich jetzt an die Toilettentauchszene in Trainspotting.)

Patient: “Ich war nur kurz am Klo, weil ich groß musste und vor Ihnen keine Geruchsparty veranstalten wollte!”

Wie rücksichtsvoll.

Ode to Diazepam

“Oh, little mottled yellow pill
All crisp in your shiny blister pod
You instil a little thrill
Your calming nature is a gift from God,
You tempt me with your peaceful ways
You rid me of my shakes
You make me believe in happy days
Serene and tranquil I awake.
The demon rests in a groggy haze,
Valium, you never fail to amaze.”

(Gefunden auf: http://themagicblackbook.wordpress.com/2013/10/21/ode-to-diazepam)

Dabei war doch gestern schon der Xanax-Montag!

Damit ihr meine Jammerei nachvollziehen könnt: Hatten heute gefühlte 100 Neuaufnahmen, die von der Rettung bei uns abgeladen wurden, und zwar PatientInnen mit Demenz/Alkoholkrankheit/anderen psychiatrischen/neurologischen Beeinträchtigungen, die uns nicht mal mitteilen konnten, warum sie bei uns gelandet sind. Warum sie die Rettung gerufen haben. Oder wie sie heißen/was ihnen weh tut/woher diese-und-jene Operationsnarbe stammt/warum sie ein Stoma haben/wie ihr Hausarzt heißt/ob sie Verwandte haben/… Die auf alles eine Antwort haben, nur nicht auf die gestellten Fragen.

Ich muss mir echt mal ein Buch zulegen, um zu lernen wie man mit Demenzerkrankten umgeht. Empfehlungen eurerseits?

PS. An die Nicht-MedizinerInnen: Diazepam ist wahrscheinlich besser bekannt unter “Valium”, ein Beruhigungs- und Schlafmedikament.

PPS. Damit das nicht falsch rüberkommt: Ich halte Demenzkranke oder psychiatrisch Erkrankte nicht für irre oder ähnliches. Naja, vielleicht ein bisschen, manchmal. Aber das sind andere (rein) somatisch erkrankte Personen ja auch. Heute war nur ein extrem mühsamer Tag an dem ich mir pausenlos dachte “Kann ich mich nicht einfach im Bett vergraben?”.

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Hunger

Stundenlanges Verharren auf einer Stelle und den Leberhaken halten.

Irgendwann steige ich kurz aus den grünen OP-Schuhen um meine Füße etwas zu bewegen, bis ich spüre wie die Socken nass werden und mir einfällt, dass ich das besser nicht machen sollte, da der Boden mit Blut vollgetropft wurde.

Gottseidank vergeht die Zeit durch die spannende OP so schnell, dass ich nur im Stundentakt auf die Uhr schaue.

Nach 3 Stunden fängt mein Magen an zu knurren, und als der Operateur mit dem Elektrokauter einen Muskel durchtrennt, muss ich sofort an angekokeltes Grillfleisch denken und schweife gedanklich in eine Grillparty ab – Steaks, Salate, Cocktails…

Bis er mich bittet eine Struktur zu benennen… “Ähm. Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?”

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Verstochen

Ich bin die zweite Person, die sich an Patient X versuchen darf. Es geht um eine Blutabnahme. Nach 2 Versuchen wirkt der Patient immer genervter.

“Dafür muss man nicht mal studieren, das ist doch ein einfach zu erlernendes Handwerk!!!!”

Ähm, ja. Eh. Das nächste Mal versuchen Sie es halt selbst. 🙂

Kompetenzerweiterung

Ist ja an sich nichts Schlechtes.

Aber wenn die GÖG GmbH (Gesundheit Österreich) – ein Forschungs- und Planungsinstitut für das österreichische Gesundheitswesen – vorschlägt, dass in Zukunft das Pflegepersonal auch kleine operative Eingriffe durchführen soll/darf, reicht Augenrollen nicht mehr.

Wenn man in Ö als Turnus-Schani nichts lernt, weil man ausschließlich für Schreibarbeiten, EKGs schreiben und Blutdruckmessen eingesetzt wird, und sich das Pflegepersonal auf manchen Stationen noch immer gegen eine Kompetenzerweiterung in Richtung Infusionen anhängen und Blutabnahmen wehrt, ist dieser Vorschlag einfach nur lächerlich, kurzsichtig und dumm.

Liebe GÖG, wie wäre es mit einer Investition ins (Aus)Bildungswesen und einer Verbesserung der Lehre NACH dem Studium, sodass nicht etliche AbsolventInnen auswandern?

Aber hey, hauptsache es gibt Aufnahmetests und Studiengebühren um die Flut an medizininteressierten Menschen zu bewältigen, sowie einen schlecht bezahlten und schlecht geführten (dreijährigen) Turnus zwischen Studium und FA-Ausbildung. Und sich dann über den ÄrztInnenmangel wundern.

Beten

Medizynicus hat in seinem letzten Eintrag gefragt, ob man mit PatientInnen beten würde.

Ganz klar nein, egal wie krank oder sterbend die Person ist. Wobei manche “empathisch zuhören und reden” wahrscheinlich auch schon als Beten bezeichnen würden.

Ich setze mich gern zu PatientInnen, halte auch mal eine Hand, so das auch erwünscht ist, aber beten? Ich weiß ja nicht mal was das ist.

Also bei Betwünschen bitte eineN GeistlicheN rufen.