Danke Gott für die Erfindung von Fertigsuppen. Und…
Danke Gott für die Erfindung von Fertigsuppen. Und Pizzalieferdienst. Amen.
Danke Gott für die Erfindung von Fertigsuppen. Und Pizzalieferdienst. Amen.
Also, so etwas hört man nicht gerne und sagt man nicht gerne. Klingt so meckerig. Manchmal denke ich es mir, wie zum Beispiel vorgestern. Ich hatte Dienst und lief zwischen Station und Notaufnahme hin und her, und zwischendurch gab es Konsile im ganzen Haus zu erledigen, meine Mindestschrittanzahl habe ich also erreicht. Ich stehe also am Bett von Frau Italien, schon zum zweiten Mal in der Woche. Eigentlich eine internistische Patientin – Verzeihung: eine internistische Vollkatastrophe. Erstens zigfach voroperiert wegen Krebs und Herzproblemen, zweitens alles was man sich so vorstellen kann: Herzinsuffizienz, ein Kreatininwert von mindestens einer Fantastillion, und so weiter. Achja, und was wir ChirurgInnen auch so gerne haben: Gerinnungshemmer! Am besten Plavix UND Aspirin. Da blutet es dann so richtig schön während der Operation, und nachher dann auch noch. Frau Italien klagt also über gürtelförmige Oberbauchschmerzen, ich schlage der zuständigen Assistenzärztin vor dass man ja mal die Cholestaseparameter, Leber- und Pankreaswerte im Blut bestimmen lassen könnte. Ein Ultraschall des Bauches wäre auch nicht schlecht.
Internistische AÄ: “Aja, eine Bildgebung – ich habe vor einer halben Stunde ein CT angeordnet, ohne Kontrastmittel, wegen ihrer Niere!”
Menschenhandwerkerin: “Hm, also ein CT, noch dazu ohne Kontrastmittel, ist eher nicht die Bildgebung der Wahl bei der Verdachtsdiagnose einer Cholezystolithiasis oder Cholezystitis…”
Internistische AÄ: “Achso, hm, zu spät, die Patientin ist schon auf dem Weg in die Röhre!”
Also, na gut, na dann halt. Surprise surprise: Im CT sehe ich gar nichts. Nicht weil die Frau nichts im Bauch hat, sondern weil ein CT ohne KM einfach scheiße ist. Aber ich denke mir, was weiß ich schon, bin ja noch jung und unerfahren und keine Radiologin, also rufe ich den Radiologen an und frage ihn nach einer Pathologie im Bauche von Frau Italien. Nein nein, sie habe gar nichts, alles unauffällig. Ich frage ganz vorsichtig nach, ob er das auf den Bildern wirklich gut beurteilen kann, oder ob man nicht noch ein Sono machen sollte. Nein alles normal, Gallenblase unauffällig, keine Steine, keine Entzündung und überhaupt. Naja, denke ich mir, er wird es schon wissen. Frau Italien klagte allerdings weiter über die Schmerzen im Oberbauch und ich ordne am Tag darauf einen Schall des Oberbauches an. Diagnose: Schwerste Cholezystitis!!!!! HAB-ICH-ES-NICHT-GESAGT.
Ja, mich gibt es auch auf Doccheck. Da werden von Zeit zu Zeit ausgewählte Beiträge veröffentlicht. Ja, es ist das Internet, doch wundern mich die Kommentare auf mein Geschriebenes manchmal.
– äußere ich mich in irgendeiner Form über einen anstregenden Arbeitstag oder anstrengende PatientInnen: Du bist überfordert, such dir einen anderen Job!
– findet man eine Äußerung einer Patientin/eines Patienten lustig, und wehe diese Person ist dement und/oder alt: Über kranke Menschen macht man sich nicht lustig!
– usw. usf.
Lieber MeckerantInnen: Ich liebe meinen Job. Deswegen mache ich ihn auch, und keinen anderen. Man darf auch mal was doof oder lustig oder anstrengend finden, ohne gleich respektlos zu sein. Das ist auch der Grund weswegen ich manche Geschichten auch hier anonym erzähle. Ist ja nicht so dass ich im PatientInnenzimmer losbrülle vor lauter Lachen. Tipp: Nehmt alles nicht so ernst. Chillax. Kuschelt mit Katzen, das beruhigt.
Naja, ich würde ja Cholera wählen. Trotzdem ist es eine beschissene Situation wenn man für eine Patientin entscheiden muss, ob man eine Gehirnblutung riskiert oder sich doch lieber für die nächste Pulmonalembolie entschließt. -.-
PatientInnen können bei uns im Anschluss an den stationären Aufenthalt einen Fragebogen ausfüllen und uns rückmelden, wie zufrieden sie mit dem Aufenthalt, der Behandlung, dem Essen, etc… waren. Neben dem Ankreuzen gibt es auch noch ein paar Zeilen für Freitext.
“Warum nicht Pünktchen, Blumen oder Herzchen auf das Nachthemd? Die Längsstreifen erinnern an das KZ.”
Es erstaunt mich trotz fortgeschrittener Assistentinnenzeit immer wieder, wie unterschiedlich Menschen Schmerz wahrnehmen.
Manche krümmen sich mit (mindestens!) einer Milliarde Leukozyten im Blut und man denkt, wow, das ist sicher ne Perf, und am Ende haben sie eine Magen-Darm-Grippe, hingegen liegen andere PatientInnen mehr oder weniger entspannt auf dem Bett mit einem CRP von unter 2 mg/l und berichten von einem Zwicken im Unterbauch, das sich als gedeckt perforierte Sigmadivertikulitis entpuppt.
Solche Momente lehren mir immer wieder, dass jeder Schmerz gleich ernst zu nehmen ist.
Diese Notiz wurde bei einem Patienten gefunden. Kekse darf er frühestens ab 16 Uhr wieder essen. So etwas Wichtiges muss man sich schon notieren. 🙂
Heute begann mein erster Arbeitstag nach dem Urlaub mit einem REA-Alarm. Ein Blick auf das Telefon – Scheiße, Zimmer 28 ist… AUF DER CHIRURGISCHEN STATION!!!!
Geistig war ich Sekunden zuvor noch im Bett, ohne Kaffee, aber so ein Reanimationsalarm lässt den Puls innerhalb einer Sekunde auf 100 schnellen. Naja. So war ich dann halt also auch munter.
Wenig später habe ich auf der Notfallstation eine junge Frau, sonst gesund, aber ziehende Unterbauchschmerzen seit mehreren Wochen. Und Übelkeit. Ich untersuche die Frau und warte auf die Resultate der Blutentnahme, sowie der Urinprobe. Ein Blick auf die Laborwerte, der Fall ist klar: “Gratuliere, Sie sind schwanger!”. Wäre das Bauchweh also auch geklärt.
Meine Geduld für mühsame PatientInnen neigt sich dem Ende zu. Sprich: ab morgen bin ich auf Urlaub für 2 Wochen und werde dementsprechend auch erst wieder Mitte Juli bloggen. Schönen Sommer bis dahin!
… für eure aufmunternden Worte.
Ihr habt recht, was bringt es depressiv im Bett zu liegen? Nichts. Getan habe ich es trotzdem für 2 Tage, und jetzt ist schon wieder alles halbwegs verdaut. Die Frage nach dem “Warum?” bringt genau nichts. Warum erkranken oder sterben Menschen? Es ist einfach so. Auf und weiter gehts.