Just wow

Liebe Ärztinnen, die gleichzeitig auch Mütter sind:

Wie macht ihr das? Ihr habt mindestens ein Kind, einen Vollzeitjob der weit über die 40 Stunden pro Woche hinausgeht, euer Mann ist kein Hausmann, und ihr schafft es täglich GESCHMINKT morgens auf der Matte zu stehen.

R E S P E C T.

Mephista

Von deliranten PatientInnen im Durchgang wurde ich nachts ja schon vieles geschimpft. Lügnerin, Betrügerin,… Man wird geschlagen, gekratzt, angespuckt und während einem die Tabletten (oder Haldoltropfen) um die Ohren fliegen – meistens so gegen 3 Uhr in der Früh – fragt man sich für eine Nanosekunde warum man sich freiwillig so einen Job antut.

Es läutet also das Telefon, ob ich kommen kann, Frau B. lässt sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Kurzer Blick auf die Uhr und in den Raum – wo man sich überhaupt befindet, also zuhause, in der Arbeit, das ist ja schon manchmal nicht so klar. Manchmal erwacht man im Bereitschaftszimmer, aber auch auf der Notaufnahme gibt es – eigentlich für PatientInnen bestimmte – Betten, da kennt man sich manchmal nicht sofort aus wo man ist und in welchem Jahrhundert man sich befindet, wenn der Tag/Nacht-Rhythmus so richtig durcheinander gewürfelt wurde und man nach 10 Minuten Schlaf aus einem Traum gerissen wird. Ich zieh mir also die Schuhe an, kämme mir mit den Fingern kurz durch die Haare (um nicht die verwirrten Omas und Opas noch mehr zu verschrecken) und schlurf auf die Bettenstation.

Frau B. sitzt wütend trampelnd im Bett, erklärt uns dass sie SOFORT nachhause gehen will und was das alles überhaupt soll und so weiter und so fort, wir würden sie ja nur vergiften wollen.

Ich, mit dunklen Ringen unter den Augen: “Frau B., Sie befinden sich im XY-Spital und es ist nach Mitternacht. Vielleicht können Sie nach dieser Tablette noch ein bisschen schlafen und morgen reden wir dann über die Entlass-…”

Frau B.: “SIE SIND DER TEUFEL!!!!!”

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Frau N.

Da wäre also Frau N., seit Wochen auf unserer Station. N. steht übrigens für NERVTÖTEND. Okay, sie ist krank, man muss Verständnis zeigen, Empathie usw… Aber. 90-jährige Omas erholen sich schneller von einer subtotalen Kolektomie als Frau N., die jeden Furz als Herzinfarkt deutet und sie braucht bitte ALLE Medikamente als Infusion, weil das ist schließlich wirksamer als schnöde Tabletten zu schlucken. Ihre 100 Schüßlersalze, die auf ihrem Nachtkästchen stehen, gibt es leider nicht intravenös.

Es ist also Donnerstag, und Donnerstag ist Chefvisitentag. Wie eine Polonaise tanzen also der Chef, 3 OberärztInnen, 8 AssistenzärztInnen und zwei StudentInnen von Patient zu Patientin. Bis wir vor Frau N.`s Bett stehen, und sie uns wieder mal lang und breit ihr Leid klagt. Irgendwann merkt sie, dass wir, oder sagen wir in dem Fall der Chefarzt, nicht mehr auf jede Kleinigkeit eingehen. Plötzlich schallt es aus ihr heraus:

“Vielleicht sollte ich mal mit einem Internisten sprechen, der kennt sich da möglicherweise besser aus!”

Ich weiß, PatientInnen darf man nicht auslachen, aber da kam uns allen mindestens ein Schmunzler aus. Gerne würden wir sie abturfen… aber die hätten wahrscheinlich auch keine Freude mit ihr.

Stille Post

Kennt ihr noch dieses Spiel aus dem Kindergarten? Man flüstert sich etwas ins Ohr, gibt es flüsternd weiter, und am Schluss kommt irgendwas raus, nur nicht das am Anfang ausgesprochene Wort.

Das ist der Grund weswegen ich in der Arbeit auch gerne die Verläufe lese, welche von dem Pflegepersonal geschrieben werden. Der Nachtdienst berichtet etwas anderes als der Spätdienst und der Frühdienst wieder was anderes. Die PatientInnen erzählen der Pflege was anderes als uns AssistenzärztInnen und den OberärztInnen dann wieder eine abgewandelte Version. Und ja, das liegt auch oft an der Demenz der betroffenen Personen. Deswegen versuche ich mich umfassend zu informieren… und blättere den Pflegeverlauf eines älteren Patienten durch, der gefühlt seit 100 Wochen bei uns liegt. Und musste bei dem von der Pflege notierten Satz losprusten:

“Herr M. wünscht von einem Barbier rasiert zu werden.”

Jawohl. Ich schau schnell durch mein Monokel auf die Taschenuhr ob wir noch einen Termin frei haben.

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Ich kann nicht mehr schreiben

Okay, ich kann noch schreiben. Wie man hier sieht. Aber müsste ich heutzutage eine Deutschschularbeit schreiben, eine Rezension, eine Interpretation eines Gedichtes… Fehlanzeige.

In der Chirurgie lernt man wichtige Fakten auf den Punkt zu bringen. Name der PatientInnen, Alter bzw. Geburtsdatum, (Verdachts)Diagnose, Differentialdiagnosen, Laborwerte, Therapie, Prozedere. Kurz, knackig, auf den Punkt gebracht. Der Rest: unwichtig, Zeitverschwendung, und daher wegzulassen.

Seit über 10 Jahren besteht zwischen einem mittlerweile über 80-jährigem Neuseeländer eine Brieffreundschaft, längere Mails zu schreiben fällt mir immer schwerer.

Das geht immer mehr in Richtung:

– Alles okay bei mir

– aktueller Arbeitsplatz

– aktueller Wohnort

– neu verheiratet

– glücklich

– Bei dir?

Fußangelegenheiten

Nach zwei Jahren und vielen zurückgelegten Kilometern per pedes ist es soweit: neue Schuhe sind angesagt.

Habe nun zwei Jahre lang Sketchers getragen, doch schön langsam fallen die auseinander und werden trotz waschen nicht mehr wirklich sauber.

Was tragt ihr? Empfehlungen? Weiche Sohle? Harte/härtere Sohle?

Hallo liebe Menschenhandwerkerin. Ich hätte mal eine Frage bezüglich allgemeiner Krankenbeobachtung beim chirurgischen Patienten. Ich bin Intensivpfleger und war jetzt lange auf einer inneren Intensiv. Wechsel aber jetzt in einem interdisziplinäre. Was Anästhesie und Intensivmedizin angeht weiß ich wovon ich rede und ich habe aber leider absolut keinen Plan von Chirurgie. Könntest du mir vielleicht so eine Art kleines 1×1 erläutern worauf es bei der Krankenbeobachtung und Versorgung ankommt?

Sorry für die späte Antwort!

Hmmmm. So spontan fällt mir folgendes ein: wenn du auf einer Allgemeinchirurgie bist, ohne traumatologische/orthopädische PatientInnen, dreht sich ziemlich viel um den Weg vom Mund zum Anus. Sprich: Magen-Darm-Passage. Wieviel/was isst der Mensch? Stuhlgang? Erbrechen? Adäquat ernährt? Dann: alle möglichen Schläuche – was kommt wo raus, wieviel in welchem Zeitraum, und in welcher Farbe? Magensonde/Drainagen/Katheter/ZVK/…Und drittens: Wundverhältnisse checken. Viertens: Bilanzieren ist auf der Station ab und zu auch angesagt. Aber wenn du auf einer Intensiv warst, bist du da eh Profi.

Hoffe das hilft!

Hey, ich fand deinen Beitrag zum Thema Medizinstudium echt super und wollte mal nachfragen, ob du so etwas Ähnliches zum Physikum machen könntest, also was man da alles beim Lernen beachten sollte und wie man das am besten überlebt. :)

Hallo!

Da ich nicht in Deutschland studiert habe, kann ich dafür keine speziellen Tipps abgeben. Ich habe in Österreich studiert und da gab es einfach in den ersten zwei Semestern Biochemie, Physik, usw. Hinsetzen, lernen, wiederholen. Habe vor Studienbeginn die Oberstufen-Bücher (Physik und Chemie) noch mal durchgeackert, das hat mir auch geholfen. Und wie gesagt so Bücher wie Chemie/Physik für MedizinerInnen -> Chemie verstehen von Wawra/Dolznig hat mir damals das Leben gerettet 😉 Wenns möglich ist so ein Buch schon VOR dem Studium mal durchgehen, dann tut man sich um einiges leichter den Stoff zu verstehen.