Islamisch & kinderlos – Die kurze Geschichte der Heme Suri

Zum Verständnis der Religionsdemografie und der durchschnittlich höheren Nachkommenzahl religiös praktizierender Menschen gehört, dass nicht “die” Religion(en) kinderreich sind, sondern dass religiöse Gemeinschaften ein kooperatives und reproduktives Potential aufweisen, das sich kulturell sehr verschieden ausprägen kann. So gehören zur christlichen Religionsgeschichte die betont kinderlosen Shaker ebenso wie die betont kinderreichen Old Order Amish – die sich in der (bio-)kulturellen Evolution schließlich auch durchgesetzt haben und ohne aktive Mission exponentiell wachsen. Nun habe ich in einem hervorragenden Sammelband-Artikel von Thomas Schmidinger auch eine islamische Religionsgemeinschaft kennengelernt, die sich gegen die Zeugung von Kinder entschied und einige Jahrzehnte überdauerte: Die Heme Suri. Credit: Grafik: Blume, M. (2014) “Religion und Demografie. Warum es ohne Glauben an Kindern mangelt.” sciebooks

Charles Darwins Evolutionsbiologie und die Gefahr des Sozialdarwinismus – Ein Beitrag von Bernd Ehlert

Seitdem ich mir als Kind erträumte, einmal “Schriftsteller” zu werden (Autor klang zu arg nach Auto, zu wenig nach Büchern), hatte ich mir vorgenommen, “Leserpost” wirklich ernst zu nehmen. Ich hatte auch selbst hin und wieder etwas geschrieben – und mich über (seltene) Reaktionen von Autorinnen und Autoren sehr gefreut! Bis heute lese ich aufmerksam, manchmal auch mehrfach, jeden Leserbrief und jede Rezension – und habe daraus immer wieder viel gelernt. Interessanterweise brachte “Evolution und Gottesfrage. Charles Darwin als Theologe” einige besonders engagierte Reaktionen hervor. Vielleicht lag dies daran, dass ich darin einerseits Charles Darwin gegen z.B. religiös-fundamentalistische oder auch kampfatheistische Verzerrungen verteidigt hatte – aber auch Themen wie Sozialdarwinismus, Sexismus und Rassismus nicht aus dem Weg ging, die ja jeweils auch “im Namen der Evolutionstheorie” verkündet worden waren. Und so, wie ich es begrüße, wenn zum Beispiel islamische Theologen wie Bülent Ucar auch die Schattenseiten der eigenen Tradition kritisch in den Blick nehmen, wünsche ich mir natürlich auch, dass wir Evolutionsforscher die Wissenschaftsgeschichte kritisch reflektieren. Daher habe ich mich sehr gefreut, als mir Bernd Ehlert einen mehrseitigen Text übersandte, in dem er über Fragen der Evolutionsforschung, Wissenschaftsgeschichte und interdisziplinären Erkenntnistheorie nachdenkt. Ehlert ist Diplomingenieur und schloss daran noch einige Semester Studium der Religionswissenschaft und Philosophie an, veröffentlicht hin und wieder anspruchsvolle Texte – als ein “Bürgerphilosoph” im besten Sinne! Seine Gedanken dürften insbesondere für jene interessant sein, die die Realität als emergentes “Schichtenmodell” begreifen.

Islam, Fundamentalismus und Wissenschaft – Eine Aufklärung

Kurz vor Weihnachten hatte ich einen Blogpost über die gezielt geschürten Ängste rund um Pegida eingestellt – der inzwischen bereits über 100.000 Zugriffe erzielt hat! Vielen Dank für Ihr ermutigendes Interesse! Nach dem Einstellen der ersten Folge des Audioblogs von “Natur des Glaubens” zum Thema “Was ist Religionswissenschaft?” stieß ich jedoch auf das Video eines islamischen Fundamentalisten mit dem YouTube-Namen “Nida Salam” – und beschloss, als nächstes einmal über die fiesen Tricks dieser Gruppen einmal aufzuklären. Die furchtbaren Terrortaten vonweiter

Ezidisch aufwachsen in der hiesigen deutschen Gesellschaft – Gastbeitrag einer (y)ezidischen Studentin

Vorbemerkung M.B.: Seitdem ich am 9.8.2014 einen Auszug aus meinem sciebook “Engelkunde” zum Jesidentum veröffentlichte, haben mich sehr viele Ezidinnen und Eziden (diese Schreibweise setzt sich zunehmend gegen die Varianten mit J und Y durch) kontaktiert, gedankt und eigene Gedanken eingebracht. Dadurch ist mir aufgefallen, dass insbesondere die junge Generation dieser Religionsgemeinschaft das Internet – v.a. Facebook, aber auch zunehmend Twitter und Blogs – nutzt, um sich auszutauschen und die eigene Identität zu finden. Eine solche Online-Aktivistin bat mich nun – wie auch schon zuvor ein junger Pir – hier anonym einen Gastbeitrag veröffentlichen zu dürfen. Ihre Identität ist mir bekannt, wird aber ebenso vertraulich behandelt wie jene des Pirs im August – ich kann die Situation dieser Generation sehr gut verstehen. In diesem lesenswerten Gastbeitrag werden Themen der Identitätsfindung, der Auseinandersetzung mit den überkommenen Traditionen der Eltern ebenso sichtbar wie der Wert von Bildung – und die Möglichkeit, auf dieser Basis auch religiöse Traditionen neu für das eigene Selbstverständnis zu interpretieren. Und nicht nur bei dieser religiösen Minderheit unseres Landes sind dabei oft die Mädchen und Frauen besonders aktiv. Hier also der Gastbeitrag:

Natur des Glaubens als Audioblog! – Folge 1 – Was ist Religionswissenschaft?

Der scilog “Natur des Glaubens” geht in 2015 mit bald 500 Blogposts und bald 20.000 Kommentaren ins siebte Jahr! Nachdem ich 2014 die Arbeiten zu “Religion & Demografie” abgeschlossen hatte, nahm ich mir also Zeit, über Neues nachzudenken – und zwar über mehr als nur die neue Facebook-Präsenz. Stattdessen wollte ich mir den langgehegten Traum erfüllen, nach dem Vorbild von Arvid Leyhs Braincast “Natur des Glaubens” zu einem Audioblog zu erweitern. Das Christkind war so lieb, mir den Traum nachweiter

Die Weisheit des Max Planck zu Generationen & Erkenntnissen auf dem Weg ins neue Jahr

Ein weiteres, aufregendes Jahr geht dem Ende entgegen, in dem ich neben Beruf – im letzten Halbjahr extrem fordernd – und Familie doch wieder viele schöne Tage und Stunden mit Lehre und Vorträgen, Blogs und Büchern und auch Forschungsarbeiten verbringen durfte. Zwar hätte ich gerade auch wissenschaftlich gerne noch mehr geleistet, aber Höhepunkte wie der Auftritt bei Quarks & Co. und der Beitrag zur vermeintlichen “Islamisierung” mit bereits fast 100.000 (!) Abrufen bescherten Glücksgefühle. Und so ließ ich dieses Jahr in der knappen Freizeit auch mal mit den Kindern die Seele baumeln und Drachen in den Himmel steigen… Eine von vielen schönen Erinnerungen des Jahres 2014: Als Drachen in den Himmel stiegen. (Drachenfest in Hülben, 19.10.2014, Foto: Zehra Blume)

Die schönste Beschimpfung des Jahres 2014 – Der Verriss durch die Ketzer 2.0

Nachdem ich zuletzt den Kommentar des Jahres 2014 auf NdG gewürdigt hatte, möchte ich zum Jahresende auch eine besonders “schöne” Beschimpfung vorstellen – schließlich gibt es die für (Wissenschafts-)Bloggerinnen und Blogger auch immer wieder zuhauf. Denn auch bei wissenschaftlichen Erkenntnissen suchen wir Menschen am liebsten Bestätigung für das, was wir ohnehin angenommen haben – und reagieren instinktiv ablehnend, wenn unsere bisherigen Annahmen herausgefordert werden. In der Psychologie nennt man diesen Zustand eine kognitive Dissonanz – sie wird gerne vermieden bzw.weiter

Kommentar des Jahres 2014 auf Natur des Glaubens – Joseph Kuhn zu den Grenzen der Begriffe

Auf dem scilogs-Bloggertreffen 2014 in Deidesheim tauschten wir Bloggerinnen und Blogger uns wieder über vieles aus. Diesmal hatte ich besonders gute und intensive Gespräche über Blog-Kommentierende, von denen uns einige seit Jahren begleiten, andere nur hin und wieder oder gar nur einmal auftauchen. Obwohl Kommentare – wenn man auf sie eingeht – doch sehr viel Zeit kosten, merkte ich, wie wichtig mir die Vielfalt der Rückmeldungen als Teil der “Blogerfahrung” sind – seien es Ermutigung und Lob oder auch Kritik und Nachfragen, seien es reine Meinungsäußerungen oder weiterführende Links und Recherchen (sozusagen “Co-Bloggen”). So entstand die spaßige Idee, dass doch Bloggende auf ihrem Blog auch einen “Kommentar des Jahres” auszeichnen könnten – und ich nahm mir vor, dies tatsächlich zu tun. Ist jeder gute Blog ein Gemeinschaftswerk? Button vom scilogs-Bloggertreffen 2014 in Deidesheim. Neben manchem anderen nahm ich die Idee mit, fortan jedes Jahr einen “Kommentar des Jahres” zu würdigen.

Das Fest der Hoffnung – Ihnen allen frohe Weihnachten!

Als sich im frühen, römischen Christentum die Erzählungen der Jesusgeburt mit den vorchristlichen Feiern zur Wintersonnenwende verbanden, entstand das inzwischen weltweit prominenteste Fest der Menschheit: Weihnachten. Es symbolisiert im weitesten Sinne den Glauben an den Sieg der Liebe (des Altruismus) über den Hass (die Feindschaft), verkörpert im Schöpfer des Weltalls, der sich als verfolgtes Kind eines unterdrückten Volkes in ärmlichsten Verhältnissen – später auch als Asylant in Ägypten – offenbart habe. Über die Jahrhunderte verknüpften sich entsprechend auch christliche Advents-weiter