Zeus ist mit den Flüchtlingen

“Bringt das fetteste Schwein”, weist der Hirte seine Helfer an und schickt sie zu den Koben. Dieser Festbraten ist nicht wie sonst für die Gelage im Schloss gedacht, sondern für die Jammergestalt, die da plötzlich vor den Ställen aufgetaucht ist. Er muss übers Meer gekommen sein, sichtlich von weither, so verdreckt und zerlumpt wie er ist; sein Gesicht, gezeichnet von Entbehrungen, rekapituliert angestrengt den Ausdruck der Freude, sein Mund mit den rissigen Lippen formuliert stockend Dankesworte – der Schweinehirt winkt ab:weiter

Sparta reloaded

Athen, an einem Tag Ende Februar, im Jahr sechs der Krise. Auch wenn EU, EZB und IWF hierzulande ein eisiges Klima schaffen, haben die neuen Griechen wie weiland die alten in Sachen Wetter die Götter auf ihrer Seite. Als wäre immer noch Spätsommer, lässt Zeus auch heute die Sonne strahlen, die noch mehr wärmen könnte, wollte man es nicht so warm in den eigenen vier Wänden haben. Die Athener heizen nun mal, wenn der Kalender Winter vorschreibt, dabei ist’s heuerweiter

Gemeines Wohl

Das Mitgefühl stirbt zuerst. In Griechenland. In Krisenzeiten wie diesen. Nun ist es nicht so, dass die Griechen je eine Nation von Albert Schweitzers und Mutter Theresas gewesen wären. Selbst sehen sie sich zwar als Weltmeister der Nächstenliebe, was diesmal nicht ihrem Hang zu Übertreibungen geschuldet ist, sondern ihrer ureigenen Sichtweise. Nächster ist ganz pragmatisch ihr Nächster, sprich Vater, Mutter, Mann, Frau, Kinder, Kindeskinder – ihre Familie, die sich in Griechenland gut und gern zur Großfamilie auswächst. Statt Brot fürweiter