Barrierefreie Praxen – wo denn?

Heute ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung. Erstmals von den Vereinten Nationen im Jahr 1993 ausgerufen, soll er die Öffentlichkeit auf die Probleme von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen. Dazu gehört auch der immer noch mangelnde Zugang für Menschen mit Behinderungen zu ambulanter medizinischer Versorgung. Die Probleme beginnen oft schon vor der Praxistür: Für ältere Menschen mit Rollator bilden die Stufen hinauf zur Eingangstür ein Hindernis, für Menschen mit einer Sehbehinderung ist es das fehlende Klingelschild in Blindenschrift. Verbessert sich die Lage in den Ballungsgebieten langsam, sind in ländlichen Gegenden barrierefreie Arztpraxen auch heute häufig noch Mangelware.

Barrierefrei Spiele – Und wie sieht es zu Hause mit der Inklusion aus?

4280 Athleten aus 166 Nationen nehmen an den diesjährigen Paralympics in London teil. Drei Tage vor Ende der Spiele haben deutsche Sportler bereits 46 Medaillen gewonnen, darunter 13 goldene. Noch nie waren die Paralympics in der Öffentlichkeit so präsent wie in diesem Jahr. Faszinierend finde ich vor allem, dass Inklusion, die selbstverständliche Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben, hier kein Problem darstellt: Sowohl das Olympic Village mit seinen Wettkampfstätten als auch das Paralympische Dorf sind durchweg barrierefrei eingerichtet. Das sind in diesem Fall nicht nur Schlafstätten – das Dorf bietet ein Kino, einen Supermarkt, eine Postfiliale, ebenso wie ein Krankenhaus und vieles mehr. Behinderte und nicht-behinderte Athleten trainieren ganz selbstverständlich nebeneinander.

Wenn ein Arzt einen gehörlosen Patienten hat…

… hat er zunächst ein Kommunikationsproblem. Eine befreundete Ärztin erzählte mir neulich, dass „Gott sei Dank“ ein Dolmetscher dabei war, als sie einen gehörlosen Patienten behandelte. Gerade im Gesundheitswesen kommt es oft zu Missverständnissen bei der Kommunikation. Deswegen hat der Deutsche Gehörlosenbund e.V. eine Broschüre mit Tipps zum Umgang mit gehörlosen Patienten veröffentlicht.

Deutsche Gebärdensprache lernen viele gehörlose Menschen von der Pike auf. Sie besitzt eine eigene Grammatik, die sich grundlegend von der gesprochener Sprachen unterscheidet und ist nicht etwa eine Universal-Sprache, wie viele meinen.

Heute ist Welt-Braille-Tag

In Deutschland leben etwa 164.000 blinde und eine Million hochgradig sehbehinderte Menschen, weltweit sind es sogar 39,8 und 285,3 Millionen. Angeboren oder im Kindes- bzw. Erwachsenenalter erworben – die Ursachen von Erblindung sind vielfältig. Seit 2001 feiert die World Blind Union den 4. Januar als „Welt-Braille-Tag“. Die Braille-Schrift funktioniert so: Sechs Punkte sind in zwei Spalten und drei Zahlen so angeordnet, dass die Form bequem unter die Fingerkuppe passt und optimal zu lesen ist. Diese sechs Punkte erlauben 64 Kombinationsmöglichkeiten und können so alle Buchstaben, Akzente und Satzzeichen in allen Sprachen darstellen, die die lateinischen Buchstaben verwenden.

Barrierefreie Praxis – Abfrage 2011 läuft noch bis Januar 2012

Das Projekt „Barrierefreie Praxis“ geht in die nächste Runde. In unserer Online-Abfrage können noch bis Anfang Januar 2012 alle niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte und Psychologischen Psychotherapeuten Angaben zum Grad der Barrierefreiheit in ihren Praxen machen. Diese sind dann auf der Seite der Arzt-Auskunft sowie auf einfach-teilhaben.de, dem Portal vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), für jeden zugänglich.

Gemeinsam mit unseren Partnern, dem BMAS und der Ärzte-Zeitung, starteten wir die erste bundesweite Umfrage im Frühjahr 2010. Die Antwort: Zu 68.000 Ärzten, Zahnärzten und Psychologischen Psychotherapeuten liegen Angaben zur Barrierefreiheit vor. Dabei haben wir u.a. nach Behindertenparkplätzen, stufenfreien Zugängen, barrierefreiem Fahrstuhl, verstellbaren Untersuchungsmöbeln, rollstuhlgerechtem WC, Gebärdensprache für Gehörlose und Orientierungshilfen für Menschen mit Sehbehinderungen gefragt.