Ärzte sind keine Innovationsbremse!

Digitalisierung und Gesundheitswesen waren in Deutschland lange zwei Begriffe, die einfach nicht zusammenpassen wollten: Andere OECD-Staaten sind uns in dieser Hinsicht meilenweit voraus. Der obligatorische Schluss war bislang, dass die deutschen Ärzte zu konservativ seien. Doch die Zeiten haben sich geändert: Die gerade erschienene Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2015“ mit dem Schwerpunkt eHealth zeigt, dass diese mittlerweile durchaus offen für digitale Innovationen sind.

Besonders gut lässt sich dies am Beispiel therapieunterstützender Apps ablesen: Fast jeder zweite Arzt geht davon aus, dass die kleinen Dienstprogramme für Smartphones und Tablets in die Leitlinien aufgenommen und damit künftig zum medizinischen Standard zählen werden – eine beachtliche Veränderung, denn noch im Vorjahr konnten sich mehr als zwei Drittel der Ärzte noch gar nicht vorstellen, dass Apps überhaupt den Gesundheitszustand von Patienten überwachen oder sich in dieser Funktion durchsetzen könnten. Ein weiteres Beispiel sind neue Kommunikationsformen: Zwei Drittel der Ärzte können sich Videokonsile mit Kollegen gut vorstellen oder nutzen diese bereits. Auch die Videokommunikation mit Pflegediensten ist für einen großen Teil der Ärzte eine denkbare Option. Und immerhin ein Drittel kann sich dies sogar mit Patienten vorstellen.

ÄiZG-Studie 2014: Ärzte zwischen Technik und Tradition

Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal ein Lexikon in der Hand gehabt? So ein richtiges Buch, gedruckt und gebunden? Wann waren Sie zuletzt in einer (wissenschaftlichen) Bibliothek? Während ich doch immer wieder Lexika konsultiere, muss ich gestehen, dass ich (und das als Hochschullehrer!) seit Jahren nicht mehr in einer Bibliothek war. Das Internet mit seiner Fülle an Informationen ist direkt vom Schreibtisch aus verfügbar. In der Regel ist nach wenigen Mausklicks oder Tippbewegungen die Antwort auf meine Frage gefunden. Dieser paradigmatische Wechsel in der Informationsbeschaffung macht auch vor Arztpraxen nicht Halt: Bei der Auswertung der Daten für die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2014“ hat sich gezeigt, dass Ärzte mittlerweile häufig zu digitalen Recherchemöglichkeiten greifen.

Chefarzt-Boni – ein Auslaufmodell?

Die Debatte über Chefarzt-Boni schlägt allerorts hohe Wellen. Das Thema ist nun nicht neu aber dennoch erscheint die aktuelle Diskussion eine besonders offene zu sein. Anstoß der Debatte war die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2012“ der Stiftung Gesundheit Ende letzten Jahres. In besagter Studie äußerten sich die Chefärzte über ihre Bonifikationen.

Dass die Ökonomisierung längst auch in der Medizin Einzug gehalten hat, stellt keine Neuigkeit dar. Die veröffentlichten Fakten zeigen zudem, dass die Studienteilnehmer erstaunlich offen über die variablen Zusatzleistungen Auskunft erteilten. Um ein repräsentatives Ergebnis zu erzielen, wurden 6.806 leitende Klinikärzte (Ober-, Chefärzte, ärztliche Direktoren) angeschrieben.