Flüchtlingsklasse: Ob sie über Sexualität reden möchten

Dieses Jahr 2016 begann mit einem Schock: In Köln und weiteren Städten waren in der Neujahrsnacht massenhaft sexuelle Übergriffe begangen worden. Von jungen Männern vermutlich nordafrikanischer bzw. arabischer Herkunft. Die erste Reaktion war: Sprachlosigkeit. Über die kurzen vagen Nachrichtenmeldungen hinaus blieb es in den Medien zunächst erstaunlich stumm. Aber nicht lange. Inzwischen haben diese Ereignisse heftige Debatten losgetreten. Und Aktionismus. Eher im Stillen erfahren wir von Bürgern, die nicht lamentieren noch besserwissen, sondern wirken. Zum Beispiel Janosch Freuding. Er ist Lehrer in einer Flüchtlings-Alphabetisierungsklasse. Er fragte seine Schüler, junge Männer zwischen 16 und 18 Jahren, ob sie über Sexualität reden möchten. Sie bejahten eifrig …

Zum Bericht, MigAZIN.de

Himmel und Hölle: Was Sex für uns bedeutet

Eines der bemerkenswertesten Bücher des Jahres 2015 ist zweifellos
“Himmel auf Erden und Hölle im Kopf – Was Sexualität für uns bedeutet”.
Im Gespräch mit dem Journalisten Michael Lissek gibt unser Kollege, der Sexualpsychologe Christoph J. Ahlers, sein Statement über verschiedenste Facetten menschlicher Sexualität. Das Ergebnis ist ein “hochspannendes Buch über das überwältigende Glück, aber auch die Probleme und Abgründe der Sexualität” (dpa). Die Bucherscheinung wurde von nicht minder bemerkenswerten Presseinterviews begleitet. Einige davon haben wir hier zusammengestellt:

Die Welt: Männer wollen keinen Gnadensex

Zeit Online: Was wissen wir wirklich über Sex?

Brigitte: Was wollen wir uns eigentlich sagen, wenn wir Sex haben?

rbb Inforadio “Zwölfzweiundzwanzig”: Podcast: Himmelsglück und Höllenqual

Wünsch dir was: Freie Qual

Noch rechtzeitig vor Weihnachten berichten Clements Verkehrsnachrichten von zwei Links, über die man wunschweise sexuelle Vorlieben bestellen und wieder loswerden könne. Man will ja mit der Mode gehen 😉 Und modern ist es eben, sich seine sexuellen Präferenzen nach Belieben auszuwählen, heute so und morgen vielleicht ganz anders. Etliche Promis und Klatschmedien führen es uns vor, angeblich. Blöd nur, wenn es mit den Wunsch-Vorlieben dann doch nicht so läuft 🙁

Zum Beitrag: Verkehrsnachrichten “Freie Qual”

BZgA-Studie Jugendsexualität 2015

Jugendliche gehen verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität um. – Zum achten Mal legt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine groß angelegte repräsentative Studie zur Jugendsexualität vor. Sie knüpft an Vorläuferstudien aus den Jahren 1980 bis 2010 an. In umfangreichen Befragungen (5.750 Interviews mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen plus Elterninterviews) wurden Einstellungen und Verhalten von Jugendlichen und ihren Eltern in Fragen der Sexualität und Kontrazeption erfasst.

Die verbreitete Meinung, es würden immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, stimmt nicht. Das Verhütungsverhalten ist besser denn je. Sexuelle Erfahrungen unter 14 Jahren sind seltene Ausnahmen. Bis zum 17. Lebensjahr erlebt die Hälfte der Jugendlichen, Mädchen wie Jungs, den ersten Geschlechtsverkehr, und zwar überwiegend in einer festen Beziehung und fast nie ohne Verhütungsmittel. Für die meisten ist “das erste Mal” also eine bewusste Entscheidung, und wenn Jugendliche diese Entscheidung noch aufschieben, dann nicht aus Angst vor ungewollter Schwangerschaft, sondern weil ihnen eine feste Partnerschaft und das Gefühl, den Richtigen / die Richtige zu haben, wichtig sind.

Weitere Ergebnisse und Informationen:

– Zur BZgA-Seite
Jugendsexualität 2015

– Hintergrundpapier: Anhand von Grafiken werden wichtige Ergebnisse der Befragung dargestellt –
Download als PDF

– Die gedruckte Fassung der Studienergebnisse wird voraussichtlich Anfang 2016 erscheinen.

Vor 50 Jahren: DDR Wunschkindpille

Im November 1965 wurde in der DDR die hormonelle Verhütungspille “Ovosiston” eingeführt. Damit war die DDR das erste Ostblockland, in dem die revolutionäre Verhütungsmethode zur Verfügung stand. Jedoch wurde die Pille zunächst viel zögerlicher angenommen als erwartet. Ab 1968 durften alle Frauenärzte Ovosiston verschreiben, somit hatten von da an nahezu alle Frauen in der DDR Zugang zu diesem Mittel. Ab 1972 war die Pille kostenfrei und durfte ab dem 16. Lebensjahr verordnet werden.

Anders als zuvor im Westen musste die Pille nicht erstritten werden, im Gegenteil, sie war erwünscht und wurde von der Staatsführung wie von Ärzten und Beratungsstellen propagiert. Und auch die Bezeichnung als Wunschkindpille war eine deutliche Abgrenzung gegenüber der im Westen geläufigen Anti-Baby-Pille. Schließlich verstand sich der sozialistische Staat als kinderfreundlich, wurden Geburten – möglichst zwei, drei Kinder pro Familie – gefördert. Andererseits sollten Frauen berufstätig sein. Die Pille sollte also Schwangerschaft nicht verhindern, sondern planbar machen, um Beruf und Mutterschaft miteinander zu vereinbaren. Sogar der Name “Ovosiston” (Eistopp) widerspiegelt diese Idee.

Am 17. November sendet der MDR eine TV-Dokumentation über die Wunschkindpille aus Jena. Die Autorin und Regisseurin Ute Gebhardt befragt Pharmazeuten, Ärzte und SexualaufklärerInnen, die Ovosiston & Co. auf den Weg brachten. Sie fragt Frauen und Männer nach dem persönlichen Umgang mit dem staatlichen Angebot und stellt die ethischen Fragen zur Familienplanung und zur Verantwortung für das ungeborene Leben.

Link: Zur MDR-Programmseite

Weitere Links: Zeitzeugnisse
Deutsches Rundfunkarchiv 
Die Zeit vom 28. Januar 1972 
Internationale Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie 
Buch: Annette Leo, Christian König: Die “Wunschkindpille”

Magdeburger Familien-Infotag "Aktiv gegen Krebs"

Expertenforum Krebs und Sexualität – Das Tumorzentrum Magdeburg/Sachsen-Anhalt e.V. veranstaltet nunmehr zum 16. Mal den Familien-Infotag unter dem Motto “Aktiv gegen Krebs – Sie fragen, Ärzte beraten”. Es werden Möglichkeiten der Krebsprävention und Früherkennung ebenso vorgestellt wie der aktuelle Stand der modernen Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen. Das Themenspektrum enthält Vorträge und Gespräche über die Auswirkungen von Krebserkrankungen auf das Sexualleben von Mann und Frau und darüber, was die Sexualmedizin hier leisten kann. Interessierte Besucher und Betroffene können im Forum mit Experten diskutieren und sich an zahlreichen Ständen informieren.

Wann: Sonnabend, 24. Oktober 2015, 10 bis 15 Uhr

Wo: In der Johanniskirche in Magdeburg

Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenfrei.

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Programmflyer als PDF

Westdeutsches Zentrum für Sexuelle Gesundheit

Die Uniklinik Essen bündelt die sexualmedizinischen Kompetenzen und Experten aus ihren Instituten und eröffnet im September ein interdisziplinäres Zentrum für Sexuelle Gesundheit. Dies wird ein offenes Netzwerk unter Einbeziehung aller beteiligten medizinischen Fachgebiete, zu denen unter anderem die Gynäkologie, die Urologie, die Dermatologie, die Geriatrie und die Psychiatrie des LVR-Klinikums gehören. Ab Mitte September wird eine zentrale Telefonnummer geschaltet, bei der Ratsuchende sich melden können und an den entsprechenden Experten vermittelt werden.

Pressebericht

Vaginismus: Neue Selbsthilfegruppe in Berlin

In Berlin befindet sich eine Selbsthilfegruppe in Gründung, in der sich Frauen, die mit Vaginismus leben, über ihre Erfahrungen, Probleme und Sorgen austauschen können. Die Gruppe wird unterstützt von der Selbsthilfekontaktstelle SEKIS, deren Mitarbeiter_innen viele positive Erfahrung mit Selbsthilfegruppen gesammelt haben und die Gruppe am Anfang mit begleiten werden.
Selbsthilfeinitiativen zum Thema Vaginismus haben ja eine gute Tradition, aber sind nach unserem Eindruck in den letzten Jahren wieder weitgehend eingeschlafen. Umso mehr wünschen wir der neuen Gruppe alles Gute! Sobald genug Interessentinnen Kontakt aufgenommen haben, kann bei einem ersten Treffen zum Kennenlernen das weitere Vorgehen besprochen werden.

Weitere Informationen und Kontaktdaten

Sexuelle Bildung ist mehr als Gefahrenabwehr-Pädogogik

Kolumne: “Freitags Lust & Liebe”

Sexualerziehung wird häufig auch heute noch reduziert auf eine „Gefahrenabwehrpädagogik“: Verhütung von AIDS, Verhütung von Schwangerschaft, Verhütung von Missbrauch. Das sind wichtige Themen, aber der einseitige Blick vermittelt, Sexualität sei etwas Problematisches. Sexualität ist sinnlich, spannend, lebensbejahend. Sexuelle Bildung bedeutet nicht, intime Details im Unterricht ausbreiten zu müssen. Heranwachsende haben ein Anrecht, Sexualität ganz privat zu entdecken und auszuprobieren. Sie haben auch das Anrecht, nicht jegliche Spielart kennenlernen zu müssen. Zu einer gesunden Sexualentwicklung gehört die Achtung von Privatsphäre und von Schamgrenzen. Um sexuelle Vielfalt anzuerkennen, braucht es keine speziellen Sexthemen im Unterricht, sondern eine respektvolle Haltung. Und die braucht vor allem gute Vorbilder.