"Wienerin" liebt Pillenwerbung


Bei soviel Getöse um die neue “natürliche” Antibaby-Pille von Bayer in Österreichs Medien, wollen die Mitbewerber nicht zurückstehen. In der Frauenzeitschrift Wienerin wird über eine Doppelseite die Frage erörtert, wie eine Frau ihre monatliche Periode mit Hilfe einer Verhütungspille loswerden kann und nur noch alle 3 Monate vom “roten Indianer” – oder besser gar nicht mehr – belästigt wird. Empfohlen wird explizit das Produkt Cerazette® von essex Pharma (essex Pharma ist der Firmenname von Schering-Plough in Deutschland und Österreich).

Variante2: Sie nehmen ohne Pause die Minipille Cerazette – sie ist derzeit die einzige ihrer Art am österreichischen Markt.

Damit zielt essex klar auf Bayer. Zwar muss Bayers “Qlaira®” auch durchgängig ohne Pillenpause genommen werden, aber durch abgestufte Hormondosen und zwei Plazebo-Pillen am Ende des Einnahmezyklus können Frauen eine Entzugsblutung nicht “verschieben” oder ganz unterdrücken.

Zu der Sorge um die Wellness der Leserinnen gehört natürlich auch, dass Wienerin online über das Bayer-Produkt informiert: Frauen in Österreich haben ab sofort eine neue Option in Sachen Verhütung.

Pfizer plant Marketing-Kampagne für Champix

Pfizer will 6 Millionen Euro für eine Kampagne in Europa ausgeben und sucht hat einer Werbeagentur.

Pfizer offers prescription anti-smoking drugs including Champix, but the campaign will be generic and not mention brands.

Klar, und die Ärzte wissen schon, was sie dem Patienten verschreiben sollen, wenn er in die Praxis kommt – die Raucher-Entwöhnungspille Champix® (in den USA Chantix®) von Pfizer. Dies ist sicher Teil des Auftrags.

Auf der Bilanzpressekonferenz äusserte Pfizer-Chef Jeff Kindler seine Erwartung, das die Diskussion über die fatalen Nebenwirkungen von Champix mit der Boxed-Warning der FDA beendet ist, und wieder in “communications” mit Ärzten und Rauchern investiert werden kann. Ian Read, Pharmachef von Pfizer sprach von “education”. Nette Umschreibungen für PR und Marketing.

Leyen übt den Gesundheitsminister

Ulla Schmidt ist weg. Selbst im derzeit unwahrscheinlichen Fall einer neuerlichen SPD-Beteiligung an der Regierung wird es eine neue Gesundheitsministerin geben.

Aufmerksame Leser können bereits Hinweise auf die Ambitionen entdecken, Ulla Schmidt zu beerben.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat die Forderung der gesetzlichen Krankenkassen zurückgewiesen, Bund und Länder sollten sich an den Impfkosten gegen die Schweinegrippe beteiligen.

Das klingt doch schon mal sehr Gesundheitsminister-mässig. Schon vor der Wahl vor vier Jahren war aus gut informierten Kreisen zu hören, dass sich die gelernte Ärztin und “Master of Public Health” auf das Amt der Bundesgesundheitsministerin vorbereitet hatte. Das überraschend gute Abschneiden der SPD hat eine Gesundheitsministerin von der Leyen verhindert und die Tochter des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Albrecht ins Familienressort gebracht. Wo sie mehr durch Durchsetzungsfähigkeit als durch Kompetenz aufgefallen ist. Selbst die Gegner Ulla Schmidts werden möglicherweise irgendwann sich statt der Leyen-Show die begeisterte S-Klasse Fahrerin zurückwünschen.

Schweinegrippen-Partybusiness


Der Last-Minute-Reiseanbieter l’tur wirbt mit der Schweinegrippe. Während auf Mallorca die Angst vor der Epidemie wächst, spricht l’tur ein unbeschwertes Publikum an, dass sich auch vor einer möglicherweise folgenreichen Erkrankung keine Angst hat und lieber statt wie bisher schweinische Partys nun Schweinegrippenpartys feiert. Vollkasko-Gesellschaft, die 12 Euro für die Auslandskrankenversicherung sind im Reisepreis ja inbegriffen.

§ 116b SGB V: LSG weist Klagen der KBV gegen den…

Alles klar? Wer jetzt “sicher” sagt, outet sich als Experte in den Untiefen des deutschen Gesundheitswesens und sollte sich mal einen “Realitätscheck” – so nennt man das heute wohl – unterziehen. Diese Überschrift einer Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat es in der aktuellen Wirtschaftswoche auf die letzte Seite geschafft, wo Bemerkenswertes und Kurioses präsentiert wird.

Zugegeben, der Wahnwitz dieser Sammlung von Akronymen ist mir auch erst auf den zweiten Blick aufgefallen. Von der WiWo in eine Reihe gestellt mit Sätzen wie Obamas Gesundbeten der Wirtschaftlage: “Ich denke, wir haben den Brand gelöscht” oder Carstensens gespielte Betroffenheit bei der Entlassung seiner SPD-Minister: “Dieser Schritt ist mir persönlich ausserordendlich schwer gefallen”, wird die Absurdität offenbar. Und dies vom G-BA, einem Organ der Selbstverwaltung an dem auch beratend Patientenvertreter beteiligt sind, und dessen Entscheidungen direkte Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung haben. Ich stelle mir einen Patienten vor, der seinem Hausarzt sagt:

Nach Paragraf 116b, Absatz 2, 3 und 4, des Sozialgesetzbuch V möchte ich gerne eine Überweisung in ein Krankenhaus, das zur ambulanten Erbringung hochspezialisierter Leistungen sowie zur Behandlung seltener Erkrankungen und Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen, zu denen gemäss dem Katalog des Gemeinsamen Bundesausschuss mein von ihnen diagnostizierter Verdacht auf Lungenhochdruck gehört, und das vom zuständigen Landesministerium zugelassen ist. Keine Angst, Sie als Hausarzt dürfen das auch. Gerade ist die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit einer Klage vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg gescheitert, die eine Überweisung von einer fachärtzlich gesicherten Diagnose abhängig machen wollte.

Qlaira ist ein nettes kleines Mini Cabrio

Eine Gynäkologin erklärt im Auftrag von Bayer die Vorteile von Qlaira®.

Wissen Sie, Sie müssen sich das so vorstellen wie mit Autos. Also das Ethinylestradiol das ist so wie sagen wir mal ein ganz grosser dicker fetter Porsche. Schick, schnell. Sie kommen kommen superschick ganz schnell von A nach B, aber ist auch ein bisschen kapriziös und man muss echt aufpassen mit der Steuerung, man kann auch mal schnell wogegen fahren, ja. Und das Estradiolvalerat, das ist jetzt nicht etwa die kleine langweilige Schwester vom Ethinylestradiol, ja. Sondern stellen Sie sich das vor als netten, kleinen Mini, zum Beispiel. Mit dem kommen Sie auch schick von A nach B, ja. Und der hat sogar noch ein paar Vorteile, wenn Sie vielleicht ein Cabrio haben. Das ist einfach der Unterschied.

Auch sonst gibt das Interview einen unbeabsichtigten Einblick in die Praxis der Gynäkologen. Nach diesen Aussagen “basteln” die Kollegen schon mal Off-Label mit Hormonen herum und sie habe Qlaira® schon vor dem Launch am 15. Mai 2009 verschrieben: “dann gehen sie gleich am 15. in die Apotheke und holen sich das”.

Übrigens die interviewte Frauenärztin mit der, dem Interview nach zu schliessen, Erfahrung beim Porschefahren kennen wir bereits. Sie hat in den letzten beiden Jahren für die Bayer Verhütungspillen pdf-DateiYaz® und pdf-DateiYasmin® als Expertin die Produkte gelobt.

Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz bei Qlaira

Mit der Anmeldung zum Newsletter zur “neuen Pille mit Q” qualifiziert man sich bei Bayer wohl automatisch als Heilberuflerin. Wie sonst ist es zu erklären, dass Bayer als “Gewinn” nach Anmeldung Päckchen verschickt, deren Inhalt mit dem Namen ihres neuen “Öko”-Verhütungsmittels verziert ist?

Absender ist Mitvertreiber Jenapharm:

Sehr geehrte Frau ***,

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Website www. pille-mit-Q.de und dem dazugehörigen Gewinnspiel. Sie wurden als eine der Gewinnerinnen ausgelost. Wir freuen uns, Ihnen den Loofah-Schwamm mit Seife überreichen zu können.

Loofah ist ein natürlicher, pflanzlicher Schwamm für ein sanftes Peeling. Eine Loofah Massage kann Blutzirkulation und Muskeltonus anregen und darüber hinaus straffend auf die Haut wirken. Das Zusammenspiel mit der Seife ergibt bei der täglichen Dusche ein anregendes Gefühl. Selbstverständlich ist diese Kombination auch bestens als natürlicher Duftspender für Schränke und Räume geeignet.

Seien Sie gespannt auf weitere neue Inhalte auf www. pille-mit-Q.de. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns bald wieder online besuchen.

Mit freundlichen Grüßen

Jenapharm GmbH & Co. KG

Laienwerbung mit dem Namen des Produktes bei verschreibungspflichtigen Medikamenten ist illegal. Bayer – auf de Internetseite als verantwortlich für den Newsletter zu identifizieren – bzw. Jenapharm – Mitherausgeber und Absender des “Gewinns” – verstossen hier klar gegen geltendes Recht. Oder hofft man einfach, dass man erst auf die Finger bekommt, wenn schon genug Konsumentinnen gewonnen wurden?

Bleibt noch die Frage nach dem Daten. In der Datenschutzerklärung sichert Bayer zu:

Bayer ist sich darüber bewusst, dass Ihnen der Schutz Ihrer Privatsphäre bei der Benutzung unserer Websites ein wichtiges Anliegen ist. Wir nehmen den Schutz Ihrer persönlichen Daten sehr ernst. Deshalb möchten wir, dass Sie wissen, wann wir welche Daten speichern und wie wir sie verwenden.

Die Datenbank und ihre Inhalte bleiben bei unserem Unternehmen und unserem Provider. Ihre persönlichen Daten werden in keiner Form von uns oder von uns beauftragten Personen Dritten zur Verfügung gestellt, es sei denn, dass hierzu Ihr Einverständnis oder eine behördliche Anordnung vorliegt.

Wie gelangen dann die Daten zu Jenapharm? Jenapharm wird als Mitherausgeber des Internetangebots angegeben, jedoch muss die Nutzerin aufgrund der Datenschutzerklärung und des Logos auf der Seite davon ausgehen, dass Bayer ihre Daten verarbeitet.