Suchttherapie

Von Sucht oder Abhängigkeit spricht man,wenn bestimmte Verhaltensweisen,meist der Konsum von Alkohol und anderen Drogen,aber auch die Einnahme von Medikamenten,das Essen oder Glücksspielen der Kontrolle des Individuums entglitten sind.Neben Gesundheitsproblemen durch die Substanzeinnahme,etwa Leberschäden durch Alkoholmissbrauch,kann es zu einer Vielzahl sozialer Folgeschäden kommen.

Nur wenige andere Erkrankungen führen bei Betroffenen und ihren Angehörigen zu so starken Schuld und Schamgefühlen wie Suchterkrankungen.So wird Suchtverhalten bagatellisiert oder totgeschwiegen,bis die Folgen so schwerwiegend sind,dass sie nicht mehr übersehen werden können.

Das Stigma,das einem Suchtkranken einst anhaftete,hat in den vergangenen Jahrzehnten an Schärfe verloren,ist aber immer noch vorhanden.Suchtkranke findet man in allen gesellschaftlichen Schichten und Berufen.Nur etwa 3-5% entsprechen dem Typ des heruntergekommen Pennbruders.Die Furcht vor Verurteilung und falsch verstandene Scham hält viele davon ab Hilfe zu suchen.

Sich endlich aussprechen zu können und Verständnis zu finden wirkt erleichternd.Die Erfahrung nach langem Zögern etwas unternommen zu haben,stärkt das Selbstwertgefühl und lässt wieder hoffen.Ist es erst mal gelungen,das Problem bei Namen zu nennen und eine Lösung ins Auge zu fassen,schwindet erfahrungsgemäß ein großer Teil der Angst vor weiteren Schritten.

„Wer mit dem Wagnis paktiert,hofft auf neue Wirklichkeit,ob aus Verzweiflung,Neugier oder Sehnsucht er ist bereit mit seinem Leben der Erstarrung zu trotzen,es sind meist die sensiblen und immer die suchenden,die sich der Droge anvertrauen.Mein Herz schlägt für die Süchtigen.Sie verschreiben sich dem Leben ohne es besitzen zu
müssen.Sie leben mit ihrer Schwäche”

Psychotherapie und Sport

Zahlreiche empirische Studien belegen,dass insbesondere Ausdauersportarten wie Laufen,Nordic Walking,Radfahren,Schwimmen,Rudern,Skaten etc.das körperliche und seelische Wohlbefinden steigern.Auf körperlicher Ebene finden sich vor allem positive Effekte hinsichtlich der Herz-Kreislauf-Situation,einer deutlichen Steigerung der Hirndurchblutung,sowie einer Stärkung der Immunabwehr,Stärkung der Muskulatur.

Dadurch wird häufig orthopädischen Beschwerden,und Osteoporose vorgebeugt;zudem erfolgt zumeist eine Gewichtsreduktion,sowie eine Verringerung körperlicher Allgemeinbeschwerden.Im seelischen Bereich reduzieren sich durch regelmäßige körperliche Aktivitäten die Stressbelastungen,die Ängstlichkeit und die Depressivität,während das Selbstbewusstsein gestärkt wird und die Stimmung aufhellt.

Gerade Menschen,die unter depressiven Erkrankungen leiden,fühlen sich seelisch oft wie erstarrt und unbeweglich und reduzieren unbewusst auch ihre körperliche Bewegung.Die seelische Erstarrung bildet sich so gewissermaßen auch körperlich ab.

Regelmäßiger Sport – insbesondere auch als Gruppenerfahrung – lockert die körperliche „Erstarrung“ und unterstützt die Wiedererlangung der seelischen Beweglichkeit und Schwingungsfähigkeit.Gemeinsame Sporterfahrungen fördern die soziale Integration.Dies erleben viele Menschen, die sich wegen Depressionen und Angsterkrankungen isoliert haben,als ausgesprochen unterstützend.

Gerade bei Sportarten,wie dem Joggen oder dem Nordic Walking haben Menschen sehr schnell Trainingserfolge,die ihnen deutlich machen,dass sie selbst in der Lage sind, ihre Ausdauer zu erweitern und ihre körperliche Fitness zu verbessern.

Dies kann den Patientinnen und Patienten Erfolgserlebnisse,sowie Selbstwirksamkeits und Kontrollerfahrungen vermitteln,die ihnen im Rahmen der Depression oder der Angsterkrankung oft verloren gegangen sind oder deren Verlust Auslöser der Erkrankungen waren.Das Körperbewusstsein kann positiv beeinflusst werden in dem Sinne,dass der eigene Körper besser gespürt und subjektiv attraktiver erlebt wird.Dies trägt ganz erheblich zur Steigerung des Selbstbewusstseins bei.

Besonders Frauen profitieren von dem regelmäßigen Sportprogramm,da viele seit der Pubertät allgemein mit ihrem Körper und mit ihrem Körpergefühl unzufrieden sind und diesbezüglich wenig positive Einflussmöglichkeiten im Sinne von Selbstwirksamkeit erleben.Besonders über das Laufen können Frauen relativ schnell Fortschritte und damit Selbstwirksamkeitseffekte mit eigenen Kontrollüberzeugungen erzielen

Kognitive Therapie der Sucht

Kognitionen sind Gedanken bzw.Überzeugungen und Einstellungen,die das Verhalten, also auch in Hinblick auf Suchtmittel,bestimmen.Die kognitive Therapie wird dabei von Therapeuten durchgeführt,die eine spezielle Ausbildung in diesem Verfahren haben.Dabei wird dieses Therapieverfahren sowohl in Gruppen und Einzeltherapien durchgeführt.Die einzelnen Therapiestunden dauern in der Regel 45-50 Minuten,in Gruppentherapien werden aber auch häufig 2 Behandlungseinheiten zusammengelegt.

Grundlage der Kognitiven Therapie (als ein Bestandteil der Verhaltenstherapie) ist die Erkenntnis,dass bestimmte immer wieder auftretende Gedanken und Überzeugungen (Schemata) wie ein immer wieder auftretendes Muster unser Verhalten im Alltag prägen.Bei psychischen Störungen lasssen sich somit auch sehr typische Gedanken und Einstellungen erkennen und zusammen mit einem Therapeuten schrittweise verändern.

Hierbei handelt es sich häufig um Gedanken,die die Abhängigkeit aufrechterhalten oder sogar noch verstärken und die Betroffenen davon abhalten,eine Änderung in ihrem Verhalten und Leben wirklich in Angriff zu nehmen.Typisch ist dabei,dass man zunächst davon überzeugt ist,dass diese Gedanken allgemeingültig und zutreffend sind.Sie werden aber nicht (mehr) auf ihren wirklichen Wahrheitsgehalt und konkrete Berechtigung im Einzelfall überprüft,sondern automatisch als richtig angesehen.Sie werden aber nicht (mehr) auf ihren wirklichen Wahrheitsgehalt und konkrete Berechtigung im Einzelfall überprüft,sondern automatisch als richtig angesehen.

Beispiele dieser Gedanken sind:

1.Meine Abhängigkeit ist stärker als ich; Ich habe keine Kontrolle über meine Sucht.

2.Leute denken, daß ich ein Versager bin, weil ich abhängig bin.

3.Ich finde keine neuen Freunde,wenn ich mein Suchtverhalten ändere.

4.Ich bin halt einfach eine schwache Person.

Im Verlauf der Therapie werden diese Gedanken zunächst identifiziert und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.Dann werden nach und nach sinnvollere (konstruktive) und positivere Gedanken aufgebaut.Beispiele für entsprechende positive Gedanken wären:

1.Ich weiss nicht,ob meine Abhängigkeit stärker als ich ist.Ich kann dies nur herausfinden,wenn ich mich voll und ganz auf eine Therapie einlasse.

2.Ich weiss nicht,was die Leute so über mich denken.

3.Ich weiss für mich selbst,dass ich kein kompletter Versager bin und durchaus auch Stärken habe.Die Sucht ist nur ein Teil von mir.

4.Ich kann durchaus neue Kontakte und Freunde finden.Ich muss mir dafür nur ausreichend Zeit und Gelegenheiten geben.

5.Ich arbeite an meiner Abhängikeitsproblematik und versuche,mein Leben wieder selber in den Griff zu bekommen.Schon allein deshalb bin ich kein Versager sondern stelle mich einer Herausforderung.

Diese neuen Gedanken werden nicht innerhalb eines Tages entwickelt und umgesetzt.Es dauert längere Zeit bis man diese Gedanken in seine Überzeugungen,Handeln und Verhalten umgesetzt hat.

Wie verläuft eine Suchtbehandlung

Es gibt natürlich ganz unterschiedliche Menschen und Problemstellungen bei Abhängigkeitsproblemen,so dass man keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage geben kann.Generell verläuft aber eine Suchtbehandlung wie folgt:Zunächst wird ein Gespräch zu Beginn der Behandlung bzw.bei Einlieferung in eine Klinik durchgeführt.

In diesem Gespräch versucht der Therapeut herauszufinden,was eigentlich vorgeht und ob überhaupt eine Abhängigkeitserkrankung vorliegt.Ein solches Gespräch dauert in der Regel etwa eine Stunde.Manchmal müssen aber mehrere solche Gespräche durchgeführt werden,um eine klareres Bild von den Problemen und der dahinter stehenden Person mit allen Stärker und Problemstellungen zu entwickeln.

Zusätzliche Untersuchungen (ggf. auch mit weiteren Fragebögen) werden dann eventuell nach diesen Gesprächen zur Komplettierung der Diagnostik eingesetzt.Ein Beispiel für einen solchen Fragebogen wäre der EuropASI,der eine Aussage über den derzeitigen Schweregrad der Suchtproblematik ermöglicht.In Abhängigkeit vom klinischen Eindruck des Untersuchers und den Wünschen und Vorstellungen des Patienten wird dann gemeinsam ein Behandlungsplan entworfen.Dieser Behandlungsplan enthält die Daten bzw.Angaben des Patienten,Therapieziele und eine erste Übersicht mit welchen Therapiebestandteilen dieses Ziel erreicht werden soll.

In aller Regel wird der erste Schritt der Therapie auf die Entgiftung und Behandlung etwaiger Entzugssymptome hinauslaufen,also voraussetzen das keine weiteres Suchtmittel mehr genommen wird.Dies kann,je nach Substanz entweder in einer Klinik oder aber auch zu Hause stattfinden.

In Deutschland wird aber in aller Regel eine kurzzeitige stationäre Behandlung (10-14 Tagen) bei den meisten Suchtstoffen (z.B. Alkohol) durchgeführt.Die behandelnden Ärzte werden evtl eine medikamentöse Unterstützung des Entgiftungsprozesses (z.B. bei Alkoholabhängigkeit mit Distraneurin,Carbamazepin oder auch Benzodiazepinen) durchführen,um den Entgiftungsprozess sicherer und weniger belastend zu gestalten.

Die Behandlung selber kann unterschiedliche Ziele haben. Bei den meisten Suchtstoffen wird die vollständige Entgiftung das Ziel sein.In selteneren Fällen,bei Polytoxikomanie,kann es aber auch darum gehen,den Drogenkonsum oder mix zu reduzieren.

Der Patient hat eine ganz wesentliche Rolle in der Behandlung.Wird sie oder er sich nicht mit den Zielen und Massnahmen der Therapie anfreunden und zustimmen können,wird man keine Erfolge erreichen können.Nach der eigentlichen Entgiftung werden weitere Zielsetzungen für die Entwöhnung festgelegt.Hier geht es u.a. darum,eine Schutz vor etwaigen Rückfällen zu erzielen und auf die eigentlichen emotionalen oder sozialen Probleme des Patienten einzugehen.

Je nach der Art der Probleme wird dies entweder stationär in einer Rehaklinik (Therapieeinrichtung für Suchtkranke) durchgeführt oder aber im ambulanten oder tageklinischen Bereich.Hier würde der Patient zu Hause schlafen und tagsüber zu einer entsprechenden Therapiemassnahme gehen.