BEHANDLUNG DES RAUCHENS

Da Tabakrauch auch in geringer Konzentration eindeutig gesundheitsschädigende Auswirkungen hat,besteht bei jedem Raucher die Indikation für eine Abstinenz.Bei Vorliegen einer Abhängigkeit besteht die medizinische Indikation für eine spezifische Behandlung.

Das Ziel einer Behandlung ist die dauerhafte Abstinenz des Rauchers,die oft erst im Wiederholungsfall erreicht wird.Eine besondere Abstinenznotwendigkeit ist auch dann gegeben,wenn körperliche Gesundheitsstörungen drohen oder schon eingetreten sind und die eigentliche Abhängigkeitserkrankung noch nicht entstanden ist.

Bei schwangeren und stillenden Raucherinnen ist aufgrund der schädlichen Auswirkungen des Rauchens auf das ungeborene bzw.neugeborene Kind eine Abstinenz dringend geboten.

Schwangere Frauen sollten so früh wie möglich in der Schwangerschaft aufgefordert werden,den Tabakkonsum einzustellen.Sie können hierdurch die tabakvermittelte Gefährdung des Kindes nahezu beseitigen.Der starke Tabakkonsum bei Rauchern mit einer psychischen Erkrankung und die daraus resultierende erhöhte Morbidität und Mortalität macht eine auf die psychische Begleiterkrankung zugeschnittene intensivierte Behandlung erforderlich.Ziel der Behandlung ist die Tabakabstinenz,wenigstens jedoch der reduzierte Tabakkonsum.

WIRKUNGEN DES TABAKKOSUMS

Rauchen ist die häufigste vermeidbare Ursache von Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen.Langzeitstudien belegen,dass schon das Rauchen von 1-4 Zigaretten pro Tag ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko bedingt.So ist bereits bei diesen Konsummengen das Risiko für Lungenkrebs bei Frauen 5-fach und bei Männern 3-fach erhöht.

Darüber hinaus gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl der gerauchten Zigaretten und dem Auftreten von Folgeerkrankungen.Vor allem steigt das Risiko von Krebserkrankungen der Atemwege mit der Dauer und Höhe des Tabakkonsums an.Die häufigsten Erkrankungen des Rauchens mit Todesfolge sind kardiovaskuläre Erkrankungen,chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs.Der Alterungsprozess von Körperzellen wird durch das Rauchen beschleunigt.

Das Rauchen einer Packung Zigaretten pro Tag über einen Zeitraum von 40 Jahren bewirkt eine zusätzliche Alterung von ca.7 Jahren.Weiterhin erhöht das Passivrauchen bei Kindern das Risiko für,Asthma,Allergien,Mittelohrentzündungen und den plötzlichen Kindstod.

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind gefährdet ist?

Bei Kindern und Jugendlichen sollte man mit dem Suchtbegriff vorsicht walten lassen,da zwar die körperliche Abhängigkeit eintreten kann,die psychische Abhängigkeit aufgrund des kürzeren Lebensalters jedoch noch nicht verfestigt sein muss.Die Ausstiegschancen stehen immer im Vordergrund.Wie kann der beschriebene Teufelskreis durchbrochen werden?

Dafür gibt es kein Patentrezept,denn letztlich muss die Beantwortung dieser Frage an der Motivation ansetzen.Der Jugendliche muss diesen Zustand verändern wollen,sei es auf Druck von außen,zum Beispiel durch die Justiz,oder auch aufgrund von neuen Lebensumständen und Zielen.Der oder die Abhängige muss sich eingestehen,abhängig zu sein,und alle Ausreden als solche erkennen – zum Beispiel sich eingestehen,dass man das Rauchen nicht kontrollieren kann;

– Er oder sie muss konkrete und realisierbare Schritte erkennen können,die geeignet sind,aus der Abhängigkeit herauszuführen – zum Beispiel in Erfahrung bringen,wo welche Entzugsprogramme angeboten werden und welche am besten geeignet scheinen;

– Er oder sie muss sich diesen Willen zur Veränderung zutrauen – zum Beispiel indem man mit einem Freund eine Wette abschließt,dass man es schafft,oder sich andere Unterstützung holt;

– Er oder sie muss sich konkrete und kurzfristige Ziele setzen,wozu dieser Aufwand gut sein soll – zum Beispiel um Geld für einen lang gehegten Wunsch zu sparen,oder um nicht mehr von unangenehmen Gerüchen umgeben zu sein usw.Aus diesem Programm ergeben sich auch Hinweise zur Unterstützung,die Eltern geben können:Überprüfen Sie selbstkritisch Ihren eigenen Umgang mit Suchtmitteln und schließen Sie sich gegebenenfalls diesem Programm zusammen mit Ihrem Kind an!

Überprüfen Sie Ihre Einstellungen und Gefühle Ihrem Kind gegenüber;zeigen Sie ihm Ihre positiven Gefühle und zeigen Sie ihm,was Sie an ihm schätzen.Aber grenzen Sie sich gegenüber dem Drogenkonsum klar ab und stellen Sie Regeln im Zusammenleben auf,auf deren Einhaltung Sie bestehen sollten.

Es gibt keinen Grund für Schuldgefühle.Egal welche Fehler oder Versäumnisse Sie sich vorwerfen,Ihr Kind hat sich allein für die Droge entschieden und kann sich nur allein dagegen entscheiden.

Gehen Sie die Probleme offen an,vertuschen Sie nichts.Geben Sie keine finanzielle Unterstützung,solange Sie nicht sicher sind,dass sie nicht dem Drogenkonsum dient.Lassen Sie Ihr Leben nicht vom Konsum Ihres Kindes dominieren;führen Sie Ihr eigenes Leben und tun Sie viel Gutes für sich selbst.

Geben Sie Unterstützung für alles,was von den Drogen wegführt.Sie können viel für Ihr Kind tun,aber ihm nicht alles abnehmen.Dazu ist es meistens notwendig,dass Sie sich,und gegebenenfalls die gesamte Familie,Hilfe holen.

Diese finden Sie in Beratungsstellen und Elterngruppen,die sich speziell mit diesen Problemen auskennen.Für den Ausstieg ist oft auch eine stationäre oder ambulante Therapie notwendig,die über die psychosozialen Beratungsstellen oder auch Jugendämter eingeleitet werden.

Liegt die Sucht in der Familie?

Eine in sich geschlossene,allgemein gültige Theorie zur Suchtentstehung gibt es nicht.Verschiedene wissenschaftliche Ansätze beschäftigen sich jeweils mit Teilaspekten des Suchtphänomens.Die Sucht entpuppt sich als ein vielschichtiges Phänomen,das alle Ebenen unseres Daseins durchzieht – von den molekularen Abläufen im Körper bis hin zu gesellschaftlichen Prozessen.Die Entstehung der Sucht lässt sich daher nicht auf einen einzigen Faktor – etwa der Vererbbarkeit – reduzieren.

Vielmehr entstehen Abhängigkeiten in einem Gefüge,in dem Einflüsse und Mechanismen aller Ebenen auf ganz unterschiedliche Art wirken.Erbfaktoren,das ergaben schon recht früh Hinweise aus der Zwillingsforschung,spielen in diesem Geflecht aus Wechselwirkungen innerhalb und zwischen diesen Ebenen durchaus eine Rolle.

So tritt beispielsweise der Alkoholismus familiär gehäuft auf.Mit Hilfe der modernen Molekulargenetik ist es sogar möglich,einzelne Faktoren im Erbgut des Menschen zu erkennen und deren Einfluss auf das Suchtgeschehen zu verstehen.

Schrittweise zur Abstinenz

Zu ende die Zeiten,da man glaubte,Alkoholiker und andere Süchtige müssten erst ganz unten sein,bevor sie genug Eigeninitiative für einen Erfolg versprechenden Ausstieg aufbringen.Sucht ist eine Krankheit der Rückfälle,und so verständigt man sich heute zunehmend auf eine Reihe von Zwischenzielen,statt von Beginn an strikte Abstinenz einzufordern.

So geht es bei Schwerstabhängigen zunächst ums nackte Überleben und ums Behandeln von Begleit und Folgeerkrankungen der Sucht wie Aids und Hepatitis bei Fixern,die Korsakoff Amnesie bei Alkoholabhängigen oder Psychosen und Krampfanfälle unter Haschisch,Kokain und verschiedenen Halluzinogenen.Ist dieses Ziel erreicht oder die Sucht noch in einem Frühstadium,rückt die Förderung der Krankheitseinsicht und Motivation in den Vordergrund.Dann erst folgen der Aufbau drogenfreier Phasen und die Verbesserung der psychosozialen Situation,bevor Abstinenz und – oft mit Hilfe einer Langzeitrehabilitation – angemessene Lebensqualität angestrebt werden.

Süchtige einfach zu willensschwach?

Bis heute zögern viele Menschen,die Drogenabhängigkeit als Krankheit zu begreifen und den Abhängigen als Kranken,der – wie jeder andere Kranke auch – ärztlicher Hilfe und der Hilfe seines Umfeldes bedarf.Wichtigste Aufgabe für Freunde und Familie der Betroffenen ist es,dem Abhängigen seine Sucht – mithin seinen Freiheitsverlust – zu verdeutlichen und seine Motivation zu stärken,einen Weg aus der Abhängigkeit suchen.

Schuldzuweisungen sind am wenigsten geeignet,zugleich belasten sie den Abhängigen und erschweren somit den schwierigen Prozess der Entwöhnung.

Wesentlich hilfreicher ist es in dieser Situation,die Persönlichkeit des Abhängigen und seine Kompetenzen zum Bewältigen des Alltags zu stärken,ihn also in seinem Bemühen zu unterstützen, ein Leben ohne Drogen zu führen.

Welches ist die gefährlichste Droge?

Dieses unrühmliche Prädikat können verschiedene Substanzen für sich beanspruchen,je nachdem,wie man Gefährlichkeit definiert.

Gemessen an der Zahl der Betroffenen belegen Alkohol und Nikotin mit weitem Abstand zu allen anderen Drogen die Spitzenpositionen.Heroin wiederum gehört zu den Drogen,die am stärksten und am schnellsten abhängig machen.Bereits der Konsum weniger Einzeldosen vermag eine Abhängigkeit hervorzurufen.Betrachtet man den Anteil der Menschen,die nach einem Probierkonsum später abhängig werden,weisen erneut Opioide wie Heroin und Schmerzmittel wie Codein sehr hohe Werte auf:

Bis zu einem Viertel aller Personen,die Heroin probieren,werden eine Abhängigkeit entwickeln.Doch die legalen Drogen Alkohol und Tabak ziehen nach:Beinahe ein Drittel aller Personen,die jemals geraucht haben,wurden später nikotinabhängig,jeder zehnte Alkoholkonsument wird von dieser Droge abhängig.Man kann es drehen und wenden,wie man will:Jede Droge birgt eine ihr eigene Gefahr.

Clearingstationen für Abhängige

Eine sehr intensive Form der schnellen und zugleich qualifizierten Entgiftung für Abhängige von illegalen Drogen kann in sogenannten Clearingstationen stattfinden.

Nach Aufnahme in eine Clearingstation erfolgt zunächst eine medizinische Behandlung der Entzugssymptomatik.Diese kann – unter Berücksichtigung der individuell stark variierenden Entwicklung von Abhängigkeiten – durch Medikamente unterstützt werden.

In dem Maße,wie sich der Allgemeinzustand der Patienten verbessert,soll in einem geschützten Rahmen der Clearingstation versucht werden,die Ausstiegs und Motivation zu klären und hin zu einem drogenunabhängigen Leben zu entwickeln bzw.zu verstärken.

Die Clearingstation leistet dazu neben der medizinischen Behandlung Orientierungs und Klärungshilfen und bereitet die Patienten und Patientinnen auf eine ambulante, stationäre oder teilstationäre Behandlung oder auf den Anschluß an eine SHG vor.

Die Clearingstation arbeitet und wirkt auf die Hilfesuchenden weniger klinisch als ein Krankenhaus,in dem Entgiftungsbehandlungen mit psycho und sozialtherapeutischen Anteilen durchgeführt werden. Der Übergang von der Szene in Hilfeeinrichtungen soll erleichtert werden.

Nicht die Akutbehandlung steht im Vordergrund,sondern eine Art „Besinnungspause“ und erste Ansätze der Wiedereingliederung.Gegenwärtig übernehmen Krankenkassen und eine Landesversicherungsanstalt Teile der Behandlungskosten.Es werden zur Zeit Gespräche mit dem Ziel einer Vereinbarung geführt,mit der seitens der Sozialhilfe ein weiterer Beitrag zur Finanzierung dieses Angebots realisiert werden kann.

Entgiftungsbehandlung

Die heute noch sehr oft durchgeführten Entgiftungsbehandlungen reduzieren sich im Wesentlichen auf die Behandlung der körperlichen Abhängigkeit und die Folgen der damit verbundenen Begleiterkrankungen.Sie zielen damit auf eine medizinische Betreuung der somatischen Störungen der Patienten.Dies ist immer dann der Fall,wenn die Behandlung nicht in Psychiatrien bzw.psychiatrischen Abteilungen,sondern in internistischen Abteilungen ohne ausreichenden psychiatrischen Konsiliardienst durchgeführt wird.

Es macht so gut wie keinen Sinn,immer neue Entgiftungsmaßnahmen durchzuführen und zu finanzieren,ohne zu versuchen,die einer Sucht vielfach zugrundeliegenden Ursachen zu erkennen und die Patienten zu motivieren,anschließend eine Entzugsbehandlung aufzunehmen.

Es ist deshalb geboten,die Entgiftungsbehandlungen weiter zu qualifizieren.Im Rahmen der Akutbehandlung muss neben der somatischen Behandlung auch eine Motivationsarbeit für weiterführende Maßnahmen durchgeführt werden.Dabei ist eine Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte und die Anwendung unterschiedlicher Therapien und Techniken erforderlich.

Orientierungshilfen für die Zeit nach der Entgiftung sind zu erarbeiten bzw.die Motivation für eine weiterführende Entwöhnungsbehandlung zu entwickeln.Eine so verstandene Entgiftungsbehandlung bildet eine entscheidende Schnittstelle zwischen den Patienten und der Gesamtheit des Behandlungssystems.

Sinnvolle Suchtvorbeugung

Zu einer sinnvollen Suchtvorbeugung sollte eine gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern in einer möglichst angst und vorwurfsfreien Atmosphäre angestrebt werden.

Auf Hemmungen und Berührungsängste der Erziehungsberechtigten sollte sensibel eingegangen werden.Eltern haben den ersten und wichtigsten Einfluss auf Kinder.Auch sie müssen lernen,den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Kinder offen zu begegnen und sich zu interessieren,was in ihnen vorgeht.Oftmals fehlen ihnen aber kompetente Ansprechpartner,wenn sie im Umgang mit ihren Kindern Rat oder Unterstützung benötigen.Suchtpräventive Aktivitäten – wie z.B. themenbezogene Elternabende – sollten in allen Kindertagesstätten und Schulstufen angeboten werden und nicht nur der Informationsvermittlung dienen,sondern auch der Sensibilisierung der Eltern für das eigene Konsumverhalten und das der Kinder.

Im Rahmen solcher Angebote haben Eltern die Möglichkeit,sich auszutauschen und fachlich Kompetente Unterstützung zu erhalten.Neben Empfehlungen für die praktische Suchtvorbeugung in der Familie können spezifische Aktivitäten dazu beitragen,die Handlungskompetenzen von Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu erweitern.Weil den Möglichkeiten der Schule strukturell und aktuell Grenzen gesetzt sind,können und müssen gerade auf diesem Gebiet außerschulische Fachleute hinzugezogen werden;dies gilt besonders bei akuter Suchtgefährdung oder bereits eingetretener Abhängigkeit.