Stephen Hawking, das Gottesteilchen und der Weltuntergang

Nachdem im März schon fälschlich behauptet wurde, dass die NASA das Ende der Zivilisation berechnet habe, kursiert seit einigen Tagen wieder eine apokalyptische Warnung, die sich auf eine anerkannt seriöse Quelle beruft. Diesmal geht es sogar um mehr: Um die Vernichtung des gesamten Universums. Die Warnung stammt angeblich von Stephen Hawking, einem der besten Physiker unserer Zeit. Steht also diesmal wirklich das Ende der Welt bevor? Auch wenn es in den Zeitungen anders steht: Der Weltuntergang ist genauso weit entferntweiter

Eine Analyse der russischen Weltsicht

Welche Sicht hat Russland auf den Westen und sich selbst? In meinem Beitrag zum Ukraine-Konflikt hatte ich versprochen, den russischen Blickwinkel nachzuliefern. Hier ist er, und er ist allerdings fremder, als man meinen sollte. In der Sicht vieler europäischer Intellektueller (Beispiele: Leon de Winter oder Alice Schwarzer) entstammen die Probleme mit Russland und der Ukraine zum großen Teil dem Handeln westlicher Staaten. Das ist falsch, aber verständlich: Menschen neigen dazu, ihre eigene Gruppe zu überschätzen (Eigengruppenpräferenz), und anderen Gruppen stereotypeweiter

Mehr Zivilisation durch weniger Testosteron?

Eine Gruppe von Anthropologen um Robert Cieri von der Utah University in Salt Lake City haben Anfang August eine interessante Hypothese zur Entstehung der menschlichen Zivilisation vorgelegt1. Sie vermuten, dass vor etwa 50 000 Jahren ein verringerter Testosteronspiegel bei Männern zu einer besseren sozialen Verträglichkeit führten. Irgendwann hörten unsere entfernten Vorfahren damit auf, sich wie hirnlose Muskelprotze aufzuführen und bei jeder Gelegenheit den Schädel einzuschlagen. Stattdessen begannen sie zu lernen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Dadurch konnte sich eine immer komplexereweiter

Ukraine-Konflikt: Von Meinungsblasen und europäischer Arroganz

Die aktuelle Debatte um den Konflikt in der Ukraine verrät erstaunlich viel über Gruppenprozesse und über die menschliche Psyche. Genauer gesagt: Über die unangenehmen Bereiche der Psyche und die gefährlichen Aspekte von Gruppenprozessen. Was in dieser Debatte übel aufstößt, ist der wütende, oft hasserfüllte Ton. Man hatte eigentlich gehofft, dass in den vergangenen Jahrzehnten die vielen Appelle an die Vernunft etwas geholfen hätten, aber offenbar vergeblich. Christian Neef, Moskau-Korrespondent des Spiegel, weiß ein Lied davon zu singen. Wie viele andereweiter

Wer darf über Wissenschaft berichten?

Mitte Juni haben in Deutschland drei Wissenschaftsakademien1 eine Stellungnahme unter dem Titel Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien vorgelegt. Die Schrift offenbart ein seltsames Selbstverständnis, ein veraltetes Bild der Öffentlichkeitsarbeit und erstaunliche Ideen zur Pressefreiheit. Die Akademien möchten die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Journalisten und Öffentlichkeit strengen Regeln unterwerfen. Nach eigenen Worten halten sie es für notwendig, „dass die Wissenschaft und die Medien selbst, aber auch die politischen Entscheidungsträger und die Gesellschaft einen aktiveren Beitrag leisten, umweiter

Wie bekämpft man Populisten?

In meinem letzten Blogbeitrag ging es darum, ob Populisten gefährlich sind. Das Ergebnis war: ja, sie sind möglicherweise eine Gefahr für die Demokratie. Ihre Stärke ziehen sie meist aus der Schwäche der anderen Parteien, und es gibt Wege, sie zu bekämpfen. Dazu muss man aber erst einmal ihr Erfolgsrezept analysieren. Populisten argumentieren nicht sachlich, sie sprechen nicht die Vernunft, sondern das Gefühl an. Ihre Botschaft an die Wähler lautet: „Ihr habt Feinde und wir wollen sie bekämpfen. Dann verschwinden eureweiter

Wie gefährlich sind Populisten?

„Ein Schock für die Welt“ sei das Ergebnis der Europawahl in Frankreich, fand die französische Umweltministerin Ségolène Royal. Die rechtsextreme Nationale Front hatte dort 25% der Stimmen gewonnen, mehr als jede andere Partei. In Österreich gewann die FPÖ 20%, ebenso die „Bewegung 5 Sterne“ in Italien. In Großbritannien wurde die United Kingdom Independence Party (UKIP) stärkste Partei, in Dänemark die Dänische Volkspartei. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie eine Schwächung oder gar eine Zerschlagung der EU anstreben. Sie wollen nationaleweiter

Der überflüssige Skandal

Wie macht man aus einer Peinlichkeit einen Skandal? Zum Beispiel, indem man möglichst ungeschickt versucht, alles still zu bereinigen. So etwas kommt auch in der Wissenschaft vor, wie der aktuelle Fall um die zurückgezogene Publikation des englischen Psychologen Stephan Lewandowski zeigt. Die Online-Zeitschrift Frontiers in Psychology zog das Paper „Recursive fury: Conspiracist ideation in the blogosphere in response to research on conspiracist ideation“ im März 2014 zurück, obwohl die Autoren damit keineswegs einverstanden waren. Die dann folgende Groteske machte ausweiter

Warum die NASA nicht sagt, dass die Welt untergeht

Die Zivilisation wird untergehen. Ganz sicher. So steht es in vielen Zeitungen und Websites. Die NASA soll das nachgewiesen haben. Wer könnte da noch Zweifel haben? „Studie der NASA: Die Menschheit ist am Ende“, titelte beispielsweise N24. Nicht schon wieder, werden jetzt viele Zeitgenossen stöhnen. Haben wir nicht gerade erst den Weltuntergang überlebt, den esoterische Autoren in den Maya-Kalender hineingelesen haben? In der NASA forschen aber in der Mehrzahl nüchterne Wissenschaftler, und das macht die Sache schon etwas glaubwürdiger. Andererseitsweiter

Argumente des Kreationismus und ihre Widerlegung

Hier ist jetzt der zweite Teil des Kreationismus-Beitrags – hat leider etwas länger gebraucht, als ich erwartet hatte. Die biblische Schöpfungsgeschichte kann nicht wörtlich genommen werden (siehe letzter Blogpost), aber trotzdem halten gerade in den USA religiöse Gruppen daran fest, dass der Mensch nicht auf natürlichem Weg entstanden sein. Sie haben in den letzten Jahrzehnten ein erstaunlich großes Netzwerk von Institutionen und Stiftungen aufgebaut, um ihre Auffassung zu propagieren. Sehen wir uns die einzelnen Argumente etwas näher an.   1.weiter