Der "gute Onkel" mit dem grünen Hut.

Damals, in den Siebzigern, konnte man noch auf der Straße spielen in unserem mittelhessischen Provinzstädchen. Erst recht in unserem noch ruhigeren Vorort. Wir mußten nicht immer und überall hin begleitet werden. Wir waren im nahegelegenen Wald zu Hause.

Ich war etwa vier, fünf Jahre alt und auf dem Weg zu meiner Babysitterin Susanne, die einmal um die Ecke und dann ein paar Minuten die Straße rauf wohnte. Selbstverständlich allein, so selbständig war ich schon, hier war schließlich schon ein Taschendiebstahl genug für eine Schlagzeile.

Ich war gerade um die Ecke gebogen, als mich der böse Wolf ein Mann ansprach. Das einzige, was ich noch erinnere, war der dunkelgrüner Hut, den er trug, und daß er mir sein Kasperletheater zeigen wollte.

Richtig durchschaut habe ich das zwar nicht, aber erstens war ich zuverlässig und hielt mich an Abmachungen. Zudem mochte ich Susanne und ging sehr gern zu ihr. Und ein echtes Bedürfnis nach Schimpfe hatte ich auch nicht.

Zum Glück.

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Die Wiederkäuer.

Mir graust bekanntlich vor nichts. Kotze, Kacke, Eiter und sonstige Sekrete und üble Gerüche berühren mich wenig. Ich stehe selbst dann noch aufrecht, wenn alle anderen schon ohnmächtig geworden sind.

Doch eines graust mir arg:
Kaugummi kauende Menschen. Zumindest die Sorte der Extremkauer, die wie wiederkäuende Rindviecher am liebsten noch den Mund dabei mit einem mehr oder minder lauten Schmatzen öffnen. Vielleicht bin ich auch ein Spießer, aber das finde ich wahrlich unästhetisch. Abgesehen davon kann ich nicht verstehen, daß jemand nur so herumkaut, ohne daß dabei etwas herumkommt. Außerdem ist da immer PFEFFERMINZE drin! Igitt!

Aber schlimmer finde ich, weil ich ja glücklicherweise nicht mitschmecken muß, diese ausladenden Kaubewegungungen. Beim richtigen Essen, also beim Kauen, wo etwas dabei herumkommt, würde sich niemand solche Kaubewegungen erlauben, schon gar nicht mit offener Fresse.

Dezentes Kauen hingegen stört mich kaum.

Obwohl- wer im Steinhaus sitzt, soll nicht mit Gläsern werfen. Schließlich rülpse und furze ich auch, wann und wo es mir paßt.

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Energetische Bildschirmreinigung über das Internet.

In einem Forum stieß ich auf den "energetischen Bildschirmreiniger". Hat was. Kannte ich zwar schon, doch diesmal wollte ich mal sehen, was da "technisch" hinterstecken sollte. Richtig- eine stinknormale Eiteruhr, gebastelt aus JavaScript. Und ein ulkiger Quelltextkommentar:
ACHTUNG an alle Quellcodegucker:

Ja, hier findet Ihr nur einen Timer. Die Reinigerfunktion ist energetisch, also diese besteht im immateriellen Bereich.
Für alle "Kopf-Menschen" sicherlich schwer begreifbar. Ging mir auch nicht anderes. Ich beschäftige mich jetzt schon über
zehn Jahre mit dem Computer und hauptsächlich mit logischem Denken. Auch ich war am Anfang sehr nachdenklich über die
Energieprodukte und deren Funktion. Aber die zahlreichen Erfahrungen, die daraufhin folgten, haben mich überzeugt, dass
es mehr gibt als wir mit dem Verstand begreifen kann.

Ja nu. Die Dame bekommt nicht mal ein Signal vom Rechner, daß sie für ihn beten oder sonstwas soll. Der PC zählt herunter, und auch wenn eine bestehende Internetverbindung als zwingend nötig angegeben wird- über diese passiert nichts. Kein Datenaustausch. Nichts. Die Seite ist geladen, der Kontakt zur Website besteht nicht mehr, der Zähler läuft allein im "zu reinigenden" Computer. Das ist lächerlich. Außerordentlich lächerlich.

Und jetzt nehme ich erstmal meine total unergetischen Monitorputztücher. Die hat er wirklich nötig.

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