Mumudübel und andere Damenhygieneartikel.

Manche Männer genieren sich anscheinend, Binden, Mumudübel oder solch Zeug zu erwerben. Glaubt jemand ernsthaft, da denkt jemand derart verquer drüber nach, daß man(n) sich den Krempel selbst irgendwo reinstopft? Und selbst wenn jemand glauben sollte, ich sei eine noch nicht fertig operierte Transe- na und? Ist das schlimm?

In Wirklichkeit denkt sich das Verkaufspersonal nichts, sondern zieht den Krempel einfach über den Scanner. Genau wie Kondome, Salatgurken und Haarspray. Das einzige Mal, wo es mir peinlich war, Präser zu erwerben, war in einer spanischen Apotheke. Nicht wegen der Pariser, sondern wegen meines schlechten Spanisch.

Ich habe schon alle Varianten von Monatshygiene erworben, auch für krank im Bett liegende Kolleginnen. Nie hat einer geguckt. Nur einmal hat eine Dame gegrinst, weil ich ratlos vorm Regal stehend telephonisch nach einem Alternativpräparat fragen mußte.

Und wenn ich Inkontinenzartikel für mich bräuchte- kann ich doch nicht dafür, also wäre es mir nicht peinlich. Außerdem: Einfach über den Scanner damit. Wie Binden, Tampons, Kondome, Gurken, Haarspray.

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Noch elf Tage, und dann scheiße ich mal wieder auf den Valentinstag.

Ich liebe mein Krokofantilein nicht nur am 14. Februar, sondern immerzu, und ich sage es ihr nicht nur am 14. Februar, sondern immerzu. Und ich brauche auch keinen Valentinstag, den irgendwelche Heinis gehyped haben, um allen möglichen Scheiß zu verticken. Ich kann auch so Blumen oder sonstwas kaufen, und zwar, wenn ICH das will und nicht irgendwelches Kapitalistengesocks.

Ich gedenke lieber Karl Valentin.

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Porno und ich.

Natürlich habe auch ich schon Pornos gesehen. So mit vierzehn besorgte ein Kumpel, der einen eigenen Videorekorder besitzte, einen solchen. Und natürlich fand ich ihn zuerst geil. Aber ziemlich bald auch nur noch ermüdend, denn wirklich spannend waren die Handlung und die Abläufe nicht, wir hatten bald alles gesehen, auch wenn der Film längst nicht zu Ende war.

Jahre später mit Mitte 20 wollte ich mit einer Freundin Mr. Bean schauen. Ich war Beschaffungsbeauftragter und dackelte in die Videothek. Allerdings wurde ich nicht wirklich fündig und bog auf der Suche arglos um die Ecke.

Ich fand mich in der Abteilung mit den gespreizten Beinen wieder. Es war mir zwar etwas peinlich, doch neugierig war ich auch und wo ich schonmal dort war, konnte ich mich auch gleich umsehen. Zunächst fiel mir ein älterer Herr mit Aktentasche auf, Typ Lateinlehrer (NEIN ich habe nichts gegen Lateinlehrer!). Er trug einen häßlichen braunen Hausmeisterhut und einen Trechcoat und rieb sich versonnen und unschlüssig das Kinn. Doch die Filme waren interessanter. Die Titelbilder glichen sich, aber die Titel! Der Lateinlehrer guckte verstört als ich mich kringelte vor Lachen:
Die Titten-Klinik
OP pervers
Arschgefickt und vollgespermt
Versaute Dreiloch-Stuten (WTF?)
Naturbesamung
Und am besten: Praxis Doktor Gnadenlos! Auf dem Titelbild wurde gerade einem Kerl ein Blasenkatheter gelegt. Das als Porno? Das habe ich ständig auf der Arbeit!

Später sah ich sogar selbst nochmal einen: Schneewittchen und die sieben Zwerge. Der war sogar ganz amüsant. Nur das Gerammel war mir etwas zuviel. Irgendwie ist Porno nichts für mich. Ermüdend eben.

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"Warum haben Sie keinen Rotwein? Ich bezahle mit Kreditkarte!"

Eine umwerfende Logik hatte das Ehepaar Großkotz, wie meine Tante und ich die beiden nannten, die mit unserer Studienreisegruppe Nordindien besuchten. Sie traten auf, als gehörte ihnen die Welt, weil sie Geld und eine Kreditkarte hatten. Der Typus Mensch, dessen Niveau nicht mit dem Vermögen mitgewachsen ist. Ein Weltmeister übrigens im Angeben mit seinen Reisen.

Sie tranken abends grundsätzlich Rotwein, was sie augenscheinlich für edel hielten. Was das genau für eine Plörre war, merkten sie hingegen nicht.

Taj MahalIn einem Hotel jedoch war der Rote ausgegangen. "Why don’t you have dry red wine? I’ll pay with credit card!" erboste sich Herr Großkotz lautstark, während der Ober vergebens versuchte, ihm zu erklären, daß wo nichts ist auch nichts verkauft werden kann.

Uns war peinlich, zur selben Gruppe zu gehören. Allerdings gab es in Kathmandu doch noch erfreuliches zu erleben mit ihm. Denn er hatte eine gewaltige und ungeheuer teure Videokamera, mit der er überwiegend unsere luxuriösen Hotels filmte und währenddessen kommentierte. Er stand im Hof des Nepalesischen Palastes und drehte sich langsam um die eigene Achse, um das Panorama zu filmen. Und dann guckte er in Zeitlupe an sich herunter auf seine Füße, die meine Tante und ich grinsend schon lange betrachteten.

Kuhfladen. Mittendrin.

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Die Schlampe, der Türke und ich.

Sie war häßlich. Fürchterlich häßlich. Derart häßlich, daß ich, wenn alle Frauen so aussehen würden, schwul werden und den Brutzler heiraten würde. Und donnerte sich derartig auf, wie sich noch nicht einmal eine Teeniegöre aus einem sozialen Brennpunkt in die Asi-Disko getraut hätte. Natürlich hatte sie auch ein Arschgeweih. Das war nicht zu übersehen, da sie immer so knapp bekleidet war, als wären wir nicht in der Osnabrücker Klapsmühle, sondern auf dem Straßenstrich für besonders verdorbene Freier. Unter dicken Lagen von Makeup schimmerte deutlich fiese, violette Akne durch. Das Intimpiercing konnten wir zwar nicht sehen, aber irgendwie wußte ziemlich bald jeder davon.

Wenn sie wenigstens nicht so doof gewesen wäre. Aber Sie war noch dümmer, als sie häßlich war. Beispielsweise hatte sie mal ernsthaft gehofft, von der Super-Nanny Hilfe zu bekommen. Und stellte wenigstens beim Dreh fest, daß das eine gewaltige Verarsche ist. Außerdem hatten wir mehrmals in der Woche Entspannungsübungen. Dort herrschte aus begreiflichen Gründen und nicht zu überlesen Mobiltelephonverbot. Na gut, kann ja mal passieren. Aber nicht ein zweites Mal. Und ein drittes schon gar nicht.

Mein nervtötender Zimmergenosse Ö. war auch nicht besonders helle. Jedenfalls brüllte er mir immer, wenn ich das Wohnzimmer verließ, hinterher: "ULF!!! Wo gehts Du hin?"

Äääääh, kacken?

Irgendwie schien seine Arbeit im Schlachthof, wo er Rinderleichen mit Kettensägen zerstückelte, seinem Geschmack nicht zuträglich gewesen zu sein, denn er war, obgleich er eine sehr hübsche Frau und zwei kleine Kinder hatte, ziemlich bald in diese Atomunfallsbarbie verschossen. Mit der Treue meinte er jedoch nichts falsch zu machen, das sei ja nur SO, und in Wirklichkeit liebe er seine Frau.

Jedenfalls schlurfte ich nach der Einnahme meiner Nachtmedikation gegen 22:30 auf mein Zimmer. Ö. lag schon in seinem Bett. Offensichtlich jedoch nicht alleine, sondern mit dieser Schlampe. Und schlafen taten sie da auch nicht.

Ich zog mich einfach aus und legte mich hin. Und die beiden verzogen sich dann schnell.

Untreue finde ich widerlich.

Naja. Ö. war nunmal Türke. Und als solcher ziemlich behaart. Also erzählte ich ihm zur Strafe, daß man vom Onanieren Haare auf den Fingern bekommt. Und irgendwann lief er tatsächlich mit rasierten Händen umher. Und wurde somit endgültig zum Gespött der Nation Station.

Hehehehehe.

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Und er lächelte zufrieden.

Er liegt nun auf seinem Bett, die Augen geschlossen, mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Die letzten Nächte hatte er eigentlich gar keine Miene gezeigt, er war komatös. Eine Ablaufsonde hing ihm aus der Nase, daß er nicht ständig erbreche, und Infusionen tröpfelten langsam in seinen ausgemergelten Körper. Nur bei Schmerzen zeigte er Unruhe, aber dank Morphin ließ sich das gut beheben.

Wir kannten ihn schon recht lange, denn er kam regelmäßig. Wie die meisten unserer PatientInnen. Nun lag er uf einem Einzelzimmer, und seine Frau war bei ihm.

Um 23:25 klingelte es dann dort. Ich wußte, was das bedeutete.

Mehr als fünfzig Jahre waren sie verheiratet. Haben mehr als fünfzig Jahre zusammengehalten und zueinander gestanden in guten wie in schlechten Zeiten.

Doch nun war sie allein.

"Die letzten Atemzüge hat er eben gemacht!" schluchtzte sie. Die Ärztin, die den Tod feststellen mußte, kam, und ich ließ ihr die Gattin einen Moment, um den Verstorbenen herzurichten. Kieferstütze, Sonde und Infusionen entfernen, richtig hinlegen… Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, denn er lächelte sichtlich zufrieden.

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"So freundlich war noch nie jemand zu mir."

So freundlich wie wir alle sei in ihrem ganzen Leben noch niemand zu ihr gewesen, sagte sie gestern dem Tagdienst. Ein Kompliment für uns, das runtergeht wie Öl. Und das noch mehr als über uns etwas über ihr bisheriges Leben aussagt. Offenbar hat sie mit Menschen bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Ob dies nun ein Grund für ihre Drogen- und Alkoholkarriere war oder umgekehrt, daß Verachtung und Abscheu vor ihr ausgespuckt wurden, das ist nicht so wichtig.

Ulf in IsoliermonturSie fühlt sich bei uns, wie fast alle PatientInnen im übrigen, sehr gut aufgehoben. Gelobt zu werden tut immer gut. Und es entschädigt. Entschädigt für so vieles:

  • Für das ständige Aufstehen, obwohl sie gar nicht konnte, zu schwach und zu benommen
  • Für die Riesensauerei, die entstand, als sie sich entzügig, schlaftrunken und vollgepumpt mit gewaltigen Mengen an Distraneurin, umdrehte und dabei den venösen Zugang, an dem ausgerechnet eine Blutkonserve hing, herausriß, so daß sich ihr Hepatitis-C-verseuchtes Blut und das der Konserve mit dem Urin des ebenfalls nicht mehr an Bestimmungsort verweilenden Blasenkatheters vermischt gut überall verteilt hatte
  • Für die Mühen, das angetrocknete und geronnene Blut irgendwie wieder zu entfernen (sehr schwierig so etwas!)
  • Dafür, daß das Bett, welches ich komplett beziehen mußte, sofort wieder schmutzig war, wie auch immer das kommen konnte nach der mühsamen Grundreinigung der benommenen und verwirrten Patientin

Warum bin ich, sind wir, nicht genervt von solchen Ereignissen?
Es kann uns alle treffen. Verwirrtheit, Demenz, Delirium. Mich hat es sogar mal erwischt: Im berühmten Sommer 2007, als ich nach meinem ersten Suizidversuch mit großen Mengen an Medikamenten abgeschossen wurde, besonders mit Tavor (für die SchweizerInnen: Temesta, für die Pharmafreaks: Lorazepam). Ich wollte die gnze Nacht duschen gehen, und irgendwann versuchte ich auf dem Stationsflur der Geschlossenen Sandburgen zu bauen. Ich sah den Sand! Doch er war nicht da. Und man war auch mit mir geduldig, denn ich konnte nicht anders.

Der kategorische Imperativ für die Pflege: Pflege Deine PatientInnen so, wie Du selbst mal gepflegt werden möchtest. Ohne Dich dabe so unprofessionell aufzuopfern wie meine Lieblingshaßfigur der Krankenhausserien, Schwester Stefanie.

Mir geht es nicht in erster Linie darum, zu helfen. Mir macht meine Arbeit einfach nur Spaß. Und ich möchte meine Arbeit einfach nur gut machen. Wie ein Tischler auch mit seinen Möbeln zufrieden sein will. Und wenn jemand diesem sagt: Das haben Sie aber gut hinbekommen, dann freut er sich. Genauso wie ich.

Und deshalb werde ich diese Patientin auch bei der nächsten Katastrophe noch anlächeln.

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