"Hast Du eigentlich keine Angst vor AIDS?"
Diese Frage bekomme ich manchmal zu hören. Immerhin komme ich mit unendlich vielen kranken Menschen in Kontakt, und ein gewisses Restrisiko, sich an einer bereits benutzten Spritze zu pieksen, besteht auch, obgleich ich mich, seit wir durchstich- und überhauptsichere Kanülenabwurfbehälter haben und jetzt auch noch Sicherheitskanülen keine Kanülenstichverletzung mehr hatte.
Vorab: Wenn hier jetzt die rechtsesoterische HIV/AIDS-gibt-es-gar-nicht-Verschwörungstheoretikerfront auftaucht: Macht Euch keine Mühe mit Kommentaren. Die werden schneller zensiert entfernt als Ihr PIEP sagen könnt. An die anderen: Darum gar nicht darauf eingehen.
Für mich hat das einen ganz einfachen Grund: Es gibt gefährlicheres. Nicht von der Krankheit her, sondern vom Ansteckungsrisiko.
In Deutschland laufen etwa 67.000 Menschen mit dem HI-Virus herum (Robert-Koch-Institut)
Mit einer Hepatitis C, die immerhin in bis zu 80% aller Fälle chronifiziert, rennen hingegen nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes 400.000-500.000 herum. DAS zu erwischen wäre also etwa 6,7 Mal wahrscheinlicher. Und da sie so oft chronifiziert, gibts nach etwa 20 Jahren in 25% der Fälle eine Leberzirrhose mit deutlich herabgesetzter Lebensqualität und -erwartung. Oder aber Leberkrebs. Da ist die Prognose auch nicht wirklich ermutigend.
Insofern ist die Hepatitis C für mich die weit größere Gefahr. Zumal Leberpatienten zu "meiner" Fachabteilung gehören. Patienten mit HIV haben wir höchstens einmal im Jahr. Mit HepC hingegen ständig.
Doch auch davor habe ich keine Angst. Vorsichtig sollte man schließlich immer sein.
tags: hiv aids leber leberentzündung hepatitis chronisch leberzirrhose leberkrebs leberzellkarzinom kanülenstichverletzung ansteckung infektion