Health-Bots kommen, Health-Apps gehen

Glaubt man den digitalen Visionären von Facebook und Microsoft könnten Health-Apps im heutigen Sinn bald schon überflüssig werden. An ihre Stelle rücken Health-Bots, die als Robots schneller und individueller auf die persönlichen Fragestellungen von Verbrauchern und Patienten eingehen. Als lernende Systeme, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten und Algorithmen anwenden, interpretieren sie Daten, bewerten sie Informationen, leiten sie Handlungsempfehlungen oder Suchstrategien ab. Die sprechenden Gesundheitsassistenten werden angefragt, um Ärzte oder Spezialisten zu suchen, eine Zweitmeinung einzuholen, das eigene Gesundheitskonto abzufragen oder verschiedene Therapiealternativen zu bewerten. Schnell, individuell und präzise.

Health-Apps haben nur wenige Jahre gebraucht, um die Herzen von Patienten zu erobern. Mit dem Prinzip „Health-Bots“ könnte die digitale Transformation der Gesundheitswirtschaft zum Quantensprung ansetzen. Gut vorstellbar, dass Health-Bots schon bald zu unersetzlichen Helfern avancieren und die Angebotslandschaft nachhaltig verändern werden. Öffentliche Diskussions- und Entscheidungsprozesse werden von diesem Innovationstempo schlichtweg überrannt. Wurden eben erst Marktstudien erstellt und Gutachten beauftragt, um Anforderungen an Qualität und Nutzen von Health-Apps zu definieren, beamt sich bereits die nächste Generation digitaler Gesundheitsassistenten in die gesundheitspolitische Wirklichkeit: In Zukunft stehen Pflege- oder Onko-Bots Betroffenen und ihren Angehörigen zur Seite, erleichtern Behördengänge, vermitteln Hilfeangebote, schaffen Zugang zu Expertennetzwerken. Gesundheitsrobots sind auf dem Sprung in die Gesundheitsversorgung.

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Smartwatches als wandelnde Notrufsäulen

Abrupte Lageveränderung (Sturz), drastisches Absinken der Herzfrequenz, längeres Verharren des Smartwatch-Nutzers an einer fixen Position: Das Zusammentreffen dieser Ereignisse könnte als Indiz dafür gewertet werden, dass sich ein Mensch in einer lebenbedrohlichen Situation befindet. Vorteile:

  • Ohne Zutun des Betroffenen könnte so bei Herzinfarkt oder Schlaganfall ein Notruf abgesetzt werden.
  • Mit den vom System erfassten GPS-Daten finden die Retter schnell zum Hilfesuchenden.
  • Geschulte Ersthelfer im Umkreis könnten ebenfalls alarmiert werden und mit Reanimationmaßnahmen die entscheidenden Minuten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken.

Was die Björn-Steiger-Stiftung in der digitalen Steinzeit durch das Aufstellen von Notrufsäulen an den Autobahnen geschafft hat, könnten Smartwatches als digitale, wandelnde Notrufsäulen in Zukunft viel wirkungsvoller erreichen: Menschenleben retten und schnell Hilfe anfordern, wenn der Nutzer selbst dazu nicht mehr in der Lage ist. Ein Beispiel, dass der Eingriff in die Privatsphäre des Nutzers auch segensreich sein kann.

Das in der Patentschrift bezeichnete System „Care event detection and alerts“ kann Notfälle verschiedener Ausprägungen erkennen und dann selbstständig Hilfe rufen – den Rettungsdienst, die Polizei oder die Feuerwehr. Bei dem in der Patenschrift beschriebenen System wird sehr wahrscheinlich die Smartwatch von Apple genutzt, auch wenn diese nicht explizit genannt wird.

Quelle: AppYGamer, 10.03.2016 Patent: Apple Watch könnte Notfälle erkennen und Hilfe rufen

 

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Gesundheits-, Medizin-Apps, Apps als Medizinprodukt? Definition & Relevanz

Was unterscheidet eine Gesundheits-App von einer Medizin-App? Wann ist eine Gesundheits-App ein Medizin-Produkt und was ist eine Medical App? Häufig werden die Begrifflichkeiten unscharf genutzt oder sogar synonym verwendet. Auch wenn es keine verbindliche Definition gibt (1), hat sich die folgende Systematik bewährt: Danach lassen sich die mittlerweile über 140.000 sogenannten „Gesundheits-Apps“ sinnvoll einteilen nach den Gesundheitszielen, die eine App verfolgt und den Nutzerzielgruppen, für die die App gemacht ist.

Definition Gesundheits-App, Medizin-App, App als Medizinprodukt

  • Gesundheits-App richten sich demnach an gesunde Nutzer, die sich mit der App bei einem gesundheitsförderlichen Lebensstil unterstützen wollen, die ihre Ressourcen – zur Entspannung, zum besseren Verständnis ihres Körpers, zu einer gesunden, bewegten Lebensführung – mit Hilfe einer App stärken wollen.
    Im englischen Sprachraum werden diese Apps auch als Health Apps bezeichnet
  • Medizin-Apps sind im Gegensatz dazu für Patienten oder deren Angehörige bestimmt, die nach einer Unterstützung suchen, um ihren Alltag, z. B. mit einer chronischen Krankheit, besser bewältigen zu können. Diese Apps sind darauf ausgerichtet, die „Selbstbefähigung“ von Betroffenen zum Krankheitsmanagement zu stärken.
    Auch Apps, die Angehörige von Heilberufsgruppen (Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten) z. B. mit Nachschlagewerken, Dosierungsrechnern, medizinischen Entscheidungshilfen in ihrem Praxis- oder Klinikalltag unterstützen, zählen zu den Medizin-Apps.
    Im englischen Sprachraum werden Medizin-Apps auch als Medical Apps bezeichnet.
  • Sowohl Gesundheits-Apps als auch Medizin-Apps können als Medizinprodukte (MPG § 3) in Verkehr gebracht werden, wenn der Anbieter sie mit einer sogenannten „primären medizinischen Zweckbestimmung“ anbieten will. Dies ist erforderlich, wenn die App die Vermeidung, Diagnose oder Therapie von Krankheiten unterstützen will. Diese Apps müssen – je nach Risikoklasse der App – in einem mehr oder weniger aufwändigen Prozess ein sogenanntes EU Konformitätsverfahren durchlaufen (Anhang IX der Richtlinie 93/42/EWG). Dann dürfen diese Apps ein CE-Kennzeichen tragen (2).

Gesundheits- und Medizin-Apps, die als Software ein Messgerät oder einen Sensor in einem Wearable steuern oder dessen Anwendung beeinflussen, werden automatisch derselben Risikoklasse zugerechnet wie das Produkt, das sie steuern. Medizin Apps auf Smartphones und Tablets können meistens der Risikoklasse I zugeordnet werden. Bei Medizinprodukte zur Diagnose oder Kontrolle von Vitalfunktionen (z. B. Herzfunktion) kann eine Einstufung in höhere Risikoklassen IIa oder IIb erforderlich sein.
Wichtig: Die inhaltliche Qualität, der Nutzen für den Anwender, die Bedienbarkeit der App oder auch der Umgang mit den Nutzerdaten und der Schutz der Privatsphäre des Nutzers sind nicht Gegenstand dieser Prüfung. CE gekennzeichnete Apps sind demnach nicht von vorneherein besser oder vertrauenswürdiger als andere Apps. Das sollten Verbraucher wissen.

Vermarktung als Medizin-App oder Gesundheits-App?

In den großen Stores (Google Play, Apple iTunes) werden über 2 Millionen Apps in derzeit 20 verschiedenen Kategorien angeboten, in den beiden Kategorien „Gesundheit & Fitness“ und „Medizin“ sind es derzeit ca. 140.000. Es liegt alleine im Ermessen des jeweiligen Anbieters, in welcher Kategorie er seine App veröffentlicht. Die Stores prüfen nicht, ob die Kategorie zum Inhalt der App passt. So gibt es Apps, die nach der Definition oben in der Kategorie „Gesundheit & Fitness“ zu finden sind, obwohl sie sich z. B. an Patienten richten. Umgekehrt finden sich in der Kategorie „Medizin“ Apps, die nach der Definition oben eher als Gesundheits-App einzuordnen sind.

Welche Rolle spielen derzeit Gesundheits-Apps, die als Medizinprodukte vermarktet werden?

Rein quantitativ keine große! Von den insgesamt 7.500 deutschsprachigen Apps, die in den beiden Kategorien „Gesundheit & Fitness“-und „Medizin“ in Google Play derzeit angeboten werden, sind 10 Apps als Medizinprodukt deklariert. Dass ein Verbraucher oder Patient bei der Suche nach einer Gesundheits-App im Store auf eine solche CE-zertifizierte App trifft, ist sehr unwahrscheinlich. In der Regel gelangen Gesundheits- und Medizin-Apps ohne Prüfung in die Stores. Ob die gesundheitsbezogenen Informationen korrekt sind, die Gesundheitsrechner richtige Ergebnisse ermitteln oder die Gesundheitstipps den Empfehlungen der aktuellen medizinischen Leitlinien entsprechen, prüft niemand, das ist Vertrauenssache.

Definition Gesundheits-Apps, Medizin-Apps, Apps als Medizinprodukt

Deshalb sollten Nutzer wachsam sein und selbst abschätzen, ob eine Gesundheits-App dieses Vertrauen verdient. Fehlen die dazu notwendigen Basisangaben (Impressum, Datenschutzvereinbarung, Autoren- und Quellenangaben, Angaben zu Finanzierungs- und Werbepolitik) haben Nutzer keine Chance zu erkennen, mit wem sie es zu tun haben, welche Motive der Anbieter verfolgt, der die App kostenlos zur Verfügung stellt oder wie dieser mit den Nutzerdaten umgeht.
In diesem Fall ist es ratsam, nach Alternativen zu suchen, insbesondere, wenn die App ernsthaft genutzt werden soll, um Gesundheitsziele zu erreichen, z. B. eine chronischen Krankheit besser zu bewältigen, und wenn die App viele persönliche Gesundheitsdaten des Nutzers sammelt.

  • Weiter zur Checkliste, die Verbraucher hilft, das Risiko einer Gesundheits-App abzuschätzen
  • Weiter zu größten Datenbank mit unabhängigen Testberichten von über 430 Gesundheits-Apps. Alle Apps überprüft nach den Qualitäts- und Transparenzkriterien des Healthon-Ehrenkodex zur Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit von Gesundheits-Apps.

Quellen

  1. Scherenberg V, Kramer U (2013). Schöne neue Welt: Gesünder mit health-Apps? HealthCare Marketing. 2013, 115-119. New Business Verlag
  2. Orientierungshilfen Medical Apps, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 9.10.2015
  3. Studie Gesundheits- & Versorgungs-Apps: Hintergründe zu deren Entwicklung und Einsatz. 2015
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Diabetiker sind interessiert an und offen für Diabetes-App

Eine wichtige, erste Kernaussage der aktuellen Befragung von Diabetikern zu Apps zeigt deutlich: Menschen, die von Diabetes betroffen sind, sind grundsätzlich interessiert an digitalen Unterstützungshilfen, um ihren Alltag besser bewältigen zu können (85,8%). Die Mehrheit der befragten Diabetiker glaubt, dass eine App dabei helfen kann, besser mit Diabetes klarzukommen (78,2%). An der Befragung haben sich vor allem Typ 1 Diabetiker beteiligt (67,8%). Viele von ihnen nutzen bereits Apps, zurm großen Teil Diabetes-Apps. Aber auch die Typ 2 Diabetiker sind als App-Nutzer aktiv, jeder zweite (51,9%) gibt an, eine Diabetes-App zu nutzen. Die meisten App-Nutzer gehören zur Altersgruppe der 40 bis 50 Jährigen. Die Technik spielt als Hindernis für die Befragten kaum eine Rolle, nur wenige geben an, die Technik nicht bedienen zu können (5%). Nur jeder 10. Befragte (11,2%) lehnt Diabetes-Apps ab, weil er für sich keinen Nutzen in der Verwendung einer solchen App erkennt.

Die Ergebnisse der Online-Befraung DiMAPP (Diabetes-Management mit Apps), die die Initiative Präventionspartner in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg mit Unterstützung von diabetesDE Deutsche Diabetes-Hilfe durchgeführt hat, werden in Kürze beim Diabeteskongress der DDG in Berlin vorgestellt. Dort wird gezeigt, wie die verschiedenen Unterstützungsfunktionen von Diabetes-Apps von Betroffenen eingeschätzt werden, wie Diabetiker bei der Suche nach hilfreichen Angeboten vorgehen, welche Rolle dabei Ärzte, Apotheker, Diabetologen als Empfehler spielen. Interessant sind dabei die Unterschiede in der Einschätzung der Befragten abhängig von Alter, Art der Diabetes-Erkrankung, Erkrankungdauer sowie der Vorerfahrung mit Diabetes-Apps. Insgesamt haben sich 436 Diabetiker an der Online-Befragung DiMAPP (Diabetes-Management mit Apps) beteiligt,

Hintergrundinformationen zur DiMAPP-Befragung

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Gesundheits-Apps: Empfehlungen europäischer Selbsthilfeorganisationen

Die Idee ist gut: Patienten- und Selbsthilfeorganisationen, die Gesundheits-Apps aus eigener Erfahrung kennen, teilen ihr Wissen mit anderen Betroffenen: Dazu schlagen sie nützliche Health-Apps vor. Diese werden in eine Datenbank überführt. Zu jeder App wird dann in einem Kurzprofil dargestellt, wer sie entwickelt hat, wer sie finanziert und wer sie empfiehlt, was sie kostet und was die App kann. Auch welche Organisation den Review der App erstellt hat, wird ausgewiesen.
Mehr als 200 solcher Profile sind über die Plattform myhealthapps.net von PatientView derzeit einsehbar. Neben der Online-Plattform veröffentlicht PatientView das App-Verzeichnis auch als Broschüre, nach 2013 nun in der zweiten Auflage “The myhealthapps directory 2015-2016”. 255 der empfohlenen Apps laufen auf iOS, 194 mit Android, 20 mit Windows und 9 mit Blackberry-Betriebssystem. Bereits 184 Apps lassen sich als Web-App unabhängig vom Betriebssystem des Smartphones über den Browser anzeigen.

Auszug aus der Empfehlungsliste europäischer Selbsthilfeorganisationen: Die Top 10 der beliebtesten Gesundheits-Apps für deutschsprachige Verbraucher

Die Zahl der Empfehlungen im Directory von myhealthapps, die für deutschsprachige Verbraucher relevant sind, hat sich von 39 (European Directory 2013) auf aktuell 60 deutschsprachige Apps erhöht (myhealth App directory 2015/2016). Die Initiative Präventionspartner konnte im März 2016 tatsächlich 21 Apps als deutschsprachige und kostenlose Android-Apps identifizieren. Listet man diese Apps nach Beliebtheit (Durchschnittliche Nutzerbewertung multipliziert mit Anzahl der Nutzerbewertungen) so zeigt sich, welche Anwendungen in der Gunst der Nutzer ganz weit vorne liegen: Das sind zum einen Apps, mit denen sich Fitness & Körpergewicht steuern lassen – keine große Überraschung. Auch ein Regelkalender, eine App für das Medikamentenmanagement sowie digitale Tagebücher, die bei der Bewältigung von Bluthochdruck oder Diabetes helfen, zählen zu den 10 beliebtesten Gesundheits-Apps, die von Patienten bzw. Selbsthilfeorganisationen in Europa empfohlen wurden. Es zeigen sich sehr deutliche Unterschiede in der Zahl der Downloads. Medizin-Apps für Chroniker erreichen deutlich weniger Nutzer, als Apps, die sich an gesunde Zielgruppen richten.

Noch mehr Transparenz für Verbraucher & Patienten: Optimierungsansätze

  • Informationen, wie die App mit den Daten des Nutzers umgeht (Datenschutz, Sicherheit) und wie aktuell die gesundheitsbezogenen Informationen sind (Stand der Information), wären als Bestandteil der Reviews hilfreich.
  • Angaben zur Finanzierung der Plattform myhealthapp könnten ergänzt werden, um potentielle Interessenskonflikte erkennbar zu machen. In der Liste der Kooperationspartner finden sich Marktforschungsunternehmen, Initiativen von Health-App Entwicklern, Pharmaunternehmen etc.
  • Empfehlungsprozess: Über ein Formular können Organisationen eine Gesundheits-App empfehlen. Sie geben dazu den Namen ihrer Organisation, den Namen der App sowie Weblinks mit Informationen über die App, eine Beschreibung der Vorteile und Stärken sowie Nachteile und Schwächen der App ein. Es wird außerdem abgefragt, in welchen Betriebssystemen die App verfügbar ist und welcher Anteil der Menschen oder Patienten, diese App nutzen, ein Angabe, die schwierig zu quantifizieren ist und daher meistens fehlt. Wie myhealthapp mit diesen Informationen umgeht, ist unklar. Es gibt eine Liste von Reviewern. Teilweise führen die “Funder” oder “Medical Advisor” einer App auch den Review der App durch, was problematisch sein könnte.
    Über den Reviewprozess selbst, d. h. ob und wenn ja nach welchen Qualitätskriterien dieser durchgeführt wird, und wann eine App als “empfehlenswert” eingestuft wird, sind keine Informationen ersichtlich. “The reviews on this site are independent, and volunteered by patient groups, patients and carers”, informiert der Anbieter. Die Liste der Reviewer weist über 600 Organisationen aus.

Das Beispiel einer eigenen App – myImpf-Uhr – die wir im Verzeichnis als “empfohlene App” entdeckt haben, zeigt, dass Einträge fehlerhaft sein können: Sowohl Finanzierungsquelle als auch medizinischer Berater wurden falsch angegeben. Positiv: Die von uns gemeldeten Fehler wurden innerhalb einer Woche in der Online-Datenbank korrigiert.

Fazit: Das Angebot von myhealthapps ist grundsätzlich zu begrüßen. Anders als in den großen App-Stores können Suchende auf der Online-Plattform über verschiedene Kriterien die Auswahl eingrenzen, z. B. über

  • Kategorien, die den Anwendungskontext beschreiben, derzeit sind dies 21 verschiedene, z. B. Knochen & Muskeln, Herz- und Kreislauf, Mentale Gesundheit, HIV, Sexuelle Gesundheit, Haut, Nervensystem und Gehirn etc.
  • Plattform bzw. Betriebssystem, auf der die App funktionieren soll, d. h. Google Play, iTunes, Windows, Blackberry
  • Sprache, in der die App nutzbar sein soll. Rund 50 verschiedenen Sprachen stehen derzeit zur Auswahl.
  • grundsätzliche Einsatzgebiete, z. B. Apps zur Gesundheitsförderung (health & fitness), Apps zur Krankheitsbewältigung (Medical) oder Apps für Menschen mit Einschränkungen des Hörens, Sehens oder der Mobilität (disability)

Wünschenswert wären Informationen, die erklären, warum eine App in der Liste der empfohlenen Apps aufgenommen wurde. So könnten Verbraucher bei der Suche nach einer App besser einschätzen, ob diese Vorteile für sie relevant sind, oder nicht.

Gesundheits-Apps gesetzlicher Kassen: Wie beliebt sind sie?

Das weltweite Angebot von Gesundheits- und Medizin-Apps von derzeit knapp 100.000 alleine in Google Play, reduziert sich für deutschsprachige Verbraucher deutlich, nur jede 12. App (8,3 %) und damit etwa 7.500 Apps gibt es als deutschsprachige Version in den beiden Kategorien Gesundheit & Fitness und Medizin in Google Play (1). Krankenkassen haben den gesetzlichen Auftrag (§ 20 SGB V), die Versicherten mit Maßnahmen der Gesundheitsprävention zu unterstützen. Gesundheits-Apps stoßen bei Verbrauchern und Patienten auf großes Interesse: Jeder fünfte gibt an sie zu nutzen, um Bewegungs- oder Ernährungdaten aufzueichnen (2), sieben Prozent tun dies bereits mit einem Fitnessarmband oder einer Smartwatch auf (3). Welche Rolle spielen derzeit die gesetzlichen Krankenkassen als Anbieter von Gesundheits-Apps? Wie gut erreichen sie Verbraucher, wie werden diese Apps von den Nutzern bewertet?
Die Initiative Präventionspartner hat diese Fragen im Screening Krankenkassen-Apps 2/2016 beleuchtet. Hier einige Ergebnisse:

  • Die 118 gesetzlichen Krankenkassen sind mit insgesamt 67 Apps in Google Play vertreten, 60 davon werden in den Kategorien “Gesundheit & Fitness” und “Medizin” angeboten.
  • Diese 60 Gesundheits-Apps von gesetzlichen Krankenkassen erreichen maximal 2,9 Millionen bzw. mindestens 529.350 Downloads. Google Play weist im Gegensatz zu iTunes sog. Downloadkategorien aus (z. B. 10.000 bis 50.000 Downloads). Legt man den unteren Wert zu Grunde, ergibt sich der Mindestwert der Downloads, brignt man den oberen Wert in Anrechnung, ergibt sicht der Maximalwert.
  • Nur jede 10. App erreicht mit über 50.000 Downloads relevante Nutzerzielgruppen.
  • Jede vierte Kassen-App wird von den Nutzern sehr gut bewertet, d. h. mit mittleren Nutzerbewertungen, die auf der fünfstufigen Skala über 4 liegen.

Welche Apps führen das Ranking der 10 beliebtesten Krankenkassen-Gesundheits-Apps derzeit an? Legt man die Anzahl der Nutzerbewertungen und die durchschnittliche Nutzerbewertung einer App als Maß für deren Beliebtheit zu Grunde, so landen in der Gunst der Nutzer Kassen-Apps ganz weit vorne, die

  • ICD 10-Codes entschlüsseln
  • Hilfe bei der Ärzte- und Kliniksuche bieten
  • Schwangere unterstützen
  • Nutzern helfen, sich gesund zu ernähren oder sich mehr zu bewegen.

 

 

Fazit: In Deutschland gibt es über 70 Millionen gesetzlich Versicherte (4). Die Krankenkassen erreichen derzeit mit ihrem Angebot nur wenige Verbraucher. Gesundheits-Apps bieten grundsätzlich das Potential, Nutzer rund um die Uhr und überall, d. h. in ihren Lebenswelten zu erreichen, dort, wo Menschen mit ihrem Verhalten (z. B. Ernährung, Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum) maßgeblich selbst über Gesundheit oder Krankheit entscheiden.

Während die klassischen, verhaltensbezogenen Präventionsmaßnahmen, z. B. Präventionskurse, nur von einem kleinen Teil (16,6 %) und überproportional von Frauen und älteren Versicherten genutzt werden (5), könnten Gesundheits-Apps der Gesundheitsprävention sowohl im Punkto Zielgruppenerreichbarkeit als auch Effizienz und Nachhaltigkeit neue Impulse verleihen. Mit der weiten Verbreitung von Smartphones über Alters-, Bildungsschichten hinweg, sind die Voraussetzungen dafür günstig (6).
Die Nutzungszahlen von Gesundheits-Apps der Krankenkassen zeigen, dass diese Apps derzeit offensichtlich noch nicht im gewünschten Maße die Erwartungen der Nutzer treffen, noch nicht die geforderten Hilfen bieten oder noch nicht so einfach zu bedienen sind, dass sie gerne und nachhaltig von vielen Nutzern angewendet werden.

Noch ist die Evidenzlage für Gesundheits-Apps insgesamt schwach (7). Mit der zunehmenden Erfahrung von App-Anbietern und dem Wissen, welche Kriterien die Wirksamkeit und Akzeptanz von Health-Apps bestimmen, wird sich das Qualitätsniveau und die Nutzerorientierung dieser neuen digitalen Präventionstools weiter verbessern.

Viele Nutzer empfinden die Vielfalt der Angebote derzeit als belastend und wünschen sich Orientierung bei der Suche nach “guten” Gesundheits-Apps (8). Zwischenergebnisse einer Befragung von Diabetikern zeigen, dass selbst diese Chronikergruppe nicht Diabetologen oder Hausärzte nach einer Diabetes-App fragt, sondern auf eigene Faust in den Stores (9) sucht.

Um Apps selbstbestimmt zum eigenen Wohl nutzen zu können, brauchen Verbraucher Medienkompetenz. Und das heißt mehr, als nur eine Gesundheits-App technisch bedienen zu können. Um die Spreu von Weizen zu trennen und Apps gezielt auszuwählen, müssen sie Fragen stellen: Sind die Gesundheitsinformationen oder Berechnungen, die eine App liefert, verlässlich und frei von Produkt- und Unternehmensinteressen des Anbieters? Sind die eingegebenen Gesundheitsdaten sicher?
Checklisten und Online-Tests, wie sie die Initiative Präventionspartner entwickelt und über Healthon kostenlos zur Verfügung stellt, können Verbrauchern dabei helfen, sich diesen Fragen selbst zu nähern.

Methodik des Screenings Krankenkassen-Apps 2/2016:

  • Stichtag der Untersuchung: 29.01.2016.
  • Berücksichtigte Krankenkassen: 118 (gesetzliche)
  • Suche der Apps: Die Namen der Krankenkassen wurden über die Stichwortsuche von Google Play eingegeben. Die angezeigten Treffer wurden gescreent.
  • Insgesamt konnten 67 Apps von gesetzlichen Krankenkassen identifiziert werden, 60 davon in der Kategorie “Gesundheit & Fitness” und “Medizin”. Die Namen, durchschnittlichen Nutzerbewertungen sowie die Download-Kategorien dieser 60 Gesundheits-Apps wurden erfasst und ausgewertet und ein Ranking nach “Beliebtheit” erstellt, aus dem Produkt “Anzahl der Nutzerbewertungen” und “Durchschnittliche Nutzerbewertung – auf der Skala 1 bis 5”. 

Testberichte von 56 Krankenkassen-Apps: Weiter zur HealthOn Datenbank

Den ausführlichen Bericht zum Screening können Mitglieder von Healthon e. V. anfordern.

Quellen:

(1) Healthon App-Dashboard 01/2016

(2) Nutzung von Gesundheits-Apps & Wearables. Deloitte Global Mobile Consumer Survey 2015

(3) Nutzung von Fitnessarmbändern & Smartwatches. Ofcom consumer research Sept-Oct 2015.

(4) vdek Verband der Ersatzkassen, 2014

(5) Teilnahme an verhaltenspräventiven Maßnahmen. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Jordan S, von der Lippe E (2013) Bundesgesundheitsblatt · 56(5/6):878-884 · DOI 10.1007/s00103-013-1664-y

(6) Verbreitung von Smartphones. Bitkom 2014. Smartphones stärker verbreitet als Handys. Pressmeldung 14.06.2014

(7) Eigene Analyse zu Gesundheits- und Versorgungs-Apps im Auftrag von TK & Studienzentrum der Universität Freiburg. Evidenzlage von Gesundheits-Apps. Teil 1, 16-19.

(8) GAPP 2014. Gesundheits-Apps in der Aufklärung, Prävention und Patientenführug: Chancen, Risiken und Zukunftspotentiale aus der Perspektive von App-Nutzern und -Anbietern,

(9) DiMAPP 2016. Diabetes-Management mit Apps. Derzeitige & zukünftige Nutzung, Einstellungen, Erfahrungen und Erwartungen von Betroffenen.

 

24 Schmerz-Apps für 23 Millionen Schmerzpatienten in Deutschland

Millionenfaches Leid erleben Schmerzpatienten täglich, weil sie viel zu spät qualifizierte Schmerzmediziner finden, weil ihnen bei akuten Verschlechterungen aufgrund langer Wartezeiten kompetente und rasche Hilfe verwehrt bleibt, weil sie es aus eigener Kraft häufig nicht schaffen, die erforderlichen Bewegungs- oder Entspannungsübungen zur besseren Schmerzbewältigung im Alltag konsequent einzubauen. Die Versorgung in Deutschland ist defizitär (1). Können Schmerz-Apps Hilfe bieten für diese Probleme von Schmerzpatienten? Die Initiative Präventionspartner hat im November 2015 das derzeitige App-Angebot analysiert.
Hier die Ergebnisse (2):

  • Für die 23 Millionen Menschen, die in Deutschland an chronischen Schmerzen leiden und Hilfe brauchen, stehen derzeit 24 Schmerz-Apps (kostenlos, deutschsprachig, Google Play) zur Verfügung.
  • Innerhalb eines Jahres ist das Angebot von 22 auf 24 Schmerz-Apps angestiegen, 3 Apps sind weggefallen, fünf neue Apps sind hinzugekommen.
  • Die Zahl der Downloads dieser 24 Apps beläuft sich derzeit auf ca. 1 Million (min 373.00, max. 1.5 Mio)
  • Die untersuchten Schmerz-Apps richten sich an Betroffene mit Kopfschmerz/Migräne (34%), Rückschmerzen (25%), Rheuma und Arthrose. Jede dritte Schmerz-App (29%) bietet Unterstützung beim Schmerzmanagement, ohne einen speziellen Anwendungsschwerpunkt zu benennen.   

Schmerz-Apps geben vor, den Alltag der Betroffenen zu unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Was können diese Apps tatsächlich (2)?

  • Knapp die Hälfte der Apps bietet die Möglichkeit, Schmerzstärke und -lokalisation in einem Schmerztagebuch festzuhalten (11 von 24; 46%).
  • Mit jeder zweiten App (13 von 24; 54%) lassen sich Tagebucheinträge oder die Auswertung von Schmerztests graphisch auswerten sowie mit Dritten teilen, z. B. auch mit dem behandelnden Arzt.
  • Knapp die Hälfte aller Apps (42%) arbeiten mit Videos, um z. B. die Durchführung von Übungen zu unterstützen.
  • Mit vielen Schmerz-Apps können sich Nutzer erinnern lassen (42%), z. B. an das Führen des Schmerztagebuchs oder die Durchführung von Übungen.
  • Mehr als jede dritte App (38%) generiert interaktiv nutzerbezogene Informationen, z. B. die Auswertung von Schmerztests, die durchschnittliche Schmerzstärke oder -dauer, sowie Statistiken zur Anzahl der Tagebucheinträge

Schmerz-Apps Screening 11/2015: AnwendungsschwerpunkteSchmerz-Apps Screening 11/2015: DownloadkategorienSchmerz-Apps Screening 11/2015: UnterstützungmethodenSchmerz-Apps Screening 11/2015: Transparenz- und Qualtiätskriterien

Qualität & Transparenz der gesundheitsbezogenen Inforamtionen in Schmerz-Apps, Schutz der Nutzerdaten:

  • Obwohl die Hälfte aller Schmerz-Apps die Aufzeichnung von personenbezogenen Gesundheitsdaten in einem digitalen Schmerztagebuch ermöglichen, informieren lediglich 3 Apps (13%) in einer Datenschutzerklärung, wie diese Daten geschützt werden.
  • Der Großteil der Schmerz-Apps ist offensichtlich werbefrei (71%)
  • Keine der untersuchten Schmerz-Apps macht explizit Angaben zur Finanzierung. Bei den meisten Apps (67%) lassen sich durch Sponsorenhinweise oder Werbeeinblendungen Rückschlüsse auf die Finanzierung ziehen.
  • Quellen- oder Autorenangaben, anhand derer die Fundiertheit und Sachverständigkeit der Inforamtionen oder Berechnungen eingeschätzt werden könnten, fehlen in den allermeisten Schmerz-Apps.
  • Im Zeitraum von einem Jahr hat sich an den Basisangaben der Hersteller (Healthon Ehrenkodex Kriterien), die Verbrauchern die Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit ermöglichen, nur wenig verbessert.

Schmerz-Apps Ehrenkodexkriterien:Vergleich Screening 2014/2015

Fazit: Keine der untersuchten Schmerz-Apps unterstützt die Nutzer bisher durch ein umfassendes, individualisiertes Hilfeangebot, das eingebettet ist in ein therapeutisches Gesamtkonzept. Das mag die Zurückhaltung von Seiten der Nutzer und damit die vergleichsweise niedrige Anzahl der Downloads erklären. Schmerzpatienten brauchen offensichtlich mehr als ein digitales Schmerztagebuch, sondern umfassende Unterstützung, z. B. bei der Suche nach qualifizierten Schmerztherapeuten, bei der Überbrückung langer Wartzeiten für einen Arzttermin, bei der Stärkung ihrer Selbstbefähigung zur dauerhaften Bewältigung ihrer Schmerzen. Eine Schmerz-App, die dieses Leistungsprofil abdecken kann, stößt sehr wahrscheinlich auf größere Akzeptanz bei Schmerzpatienten.

(1) Nationales Versorgungsforum Schmerz “Schmerzmedizinische Versorgung ambulant und wohnortnah”, 12.11.2015, Berlin. Deutsche Schmerzliga e. V. (DSL), Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e. V. (BVSD), Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS)

(2) Schmerz-Apps für Patienten zum Management chronischer Schmerzen: Screening 11/2015. Initiative Präventionspartner

MS-Apps: Digitale Helfer für eine Krankheit mit 1000 Gesichtern

Anders als bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Rückenschmerzen spielen Lebensstil und Ernährung in der Entstehung der Multiplen Sklerose keine Schlüsselrolle (1). Warum die Erkrankung häufig schon im jungen Erwachsenenalter auftritt und welche Einflussfaktoren die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten in so unterschiedlicher Ausprägung einschränken, ist weitgehend unklar.
Wie sinnvoll kann da eine MS-App sein? Auf welche Weise soll sie den Betroffenen Hilfe bieten können?
Im Novemer 2015 hat die Initiative Präventionspartner das derzeitige Angebot für betroffene MS Patienten in Deutschland analysiert und untersucht, was diese Apps können und wie sie in Punkto Transparenz, Qualität und Vertrauenswürdigkeit abschneiden.

Hier die Ergebnisse:

  • den rund 120.000 Betroffenen MS-Patienten in Deutschland (1) steht ein Angebot vonderzeit 8 MS-Apps zur Verfügung, die deutschsprachig und kostenlos über Google Play installiert werden können
  • die Nutzerbasis der MS-Apps kann anhand der erreichten Downloads abgeschätzt werden. Nur eine App findet sich in der Kategorie bis zu 50.000 Downloads, die meisten Apps (n=6) erreichen max. bis zu 5.000 Downloads, eine App lediglich bis 500 Downloads
  • Anbieter der Apps sind Selbsthilfeorganisationen bzw. medizinische Fachgesellschaften (n=3) sowie Anbieter von Arzneimittel zur Behandlung von MS (n=3).

Welche Unterstützungsfunktionen bieten MS-Apps?

  • Informieren und aufklären über das Krankheitsbild (n=5; 63%)
  • Krankheitssymptome der MS in einem Tagebuch aufzeichnen (n=5; 63%) und die Einträge graphisch auswerten (50%)
  • Erinnern an die Einnahme bzw. Verabreichung von Medikamenten (n=4; 50%)
  • Motivationsanreize setzen, um Tagebuchaufzeichungen regelmäßig einzutragen (n=4)
  • Training der kognitiven Funktion (n=1)

Wie transparent informieren MS-Apps über den Schutz der Nutzerdaten bzw. die Quellen und Autoren der gesundheitsbezogenen Informationen?

  • Die Mehrheit der MS-Apps informiert mit einer Datenschutzerklärung über den Schutz der personenbezogen Daten (n=5; 63%). Zum Vergleich: Betrachtet man alle bisher untersuchten Health-Apps unserer Datenbank so verfügt nur ca. jede vierte App (23%) über eine Datenschutzerklärung (2).
  • Alle untersuchten Apps sind offensichtlich frei von Werbeeinblendungen.
  • Angaben zu Autoren machen nur zwei der acht untersuchten Apps, Quellen nennt lediglich eine MS-App

MS-Apps: UnterstützungsmethodenMS-Apps: Transparenz- und Qualitätskriterien des Ehrenkodex

Fazit: Die Multiple Sklerose ist eine Krankheit, die sich mit vielen verschiedenen Gesichtern zeigt. Eine App zu konzipieren, die für alle Betroffenen eine hilfreiche Unterstützung bietet, ist daher eine unlösbare Herausforderung. Deshalb bietet die DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) zusammen mit der AMSEL (Aktion Multiple Sklerose Erkrankter) drei verschiedene MS-Apps an: Eine App zur Information über das Krankheitsbild, zur Dokumentation der Krankheitssymptome sowie eine App mit Übungen speziell zur Stärkung der Kognition.

Ob die dauerhafte Aufzeichnung der Symptome und Defizite Betroffenen bei der Alltagsbewältigung helfen kann, und ob sich auf diese Weise Faktoren identifizieren lassen, die den Krankeheitsverlauf verschlechtern oder im anderen Fall eine Linderung herbeiführen können, bleibt fraglich. Das Führenn eines MS-Tagebuchs kann ein Versuch sein, durch eine bessere Informationsbasis eine solidere Grundlage zu bekommen, um z. B. in Abstimmung mit dem Neurologen Therapieanpassungen vorzunehmen oder bestimmte Stör- und Stressfaktoren zu erkennen und meiden zu können. Anleitung zu Kognitionsübungen lassen sich gerade per App videogestüzt und spielerisch sehr gut umsetzen. Die grundsätzliche Frage bleibt, ob man neurodegenerative Prozesse durch Übung kompensieren oder aufhalten kann oder ob die Defizit-Erfahrungen Betroffene nicht eher frustrieren und sich daher negativ auf die Gemütslage auswirken.

Ausführliche Testberichte aller 8 MS-Apps mit Link zu App-Stores in der HealthOn-Datenbank

Quellen:

Heute Fitnesstracker, morgen digitale Gesundheits-Fußfessel

Eine wachsende Zahl von Verbrauchern ist offensichtlich bereit, die gesundheitsbezogenen Daten zu ihrem Lebensstil mit ihrer Krankenkasse zu teilen. Sie geben die Daten, die mit Hilfe von Fitness-Armbändern oder Gesundheits-Trackern, sog. Wearables, aufgezeichnet werden, bereitwillig weiter, wenn damit finanzielle Vorteile in Form von Tarifvergünstigungen oder Bonuszahlungen verbunden sind.

Waren es vor einem Jahr noch etwa ein Drittel (YouGov 1/2015), so sind es bei jüngsten Befragungen schon mehr als die Hälfte, die ihre Daten mit ihrer Krankenkasse teilen würden.
Insbesondere viele junge GKV-Versicherter (66 Prozent) halten es demnach nicht mehr für zeitgemäß, dass es einen Tarif für alle Versicherten gibt, ohne dabei Unterschiede im individuellen Lebensstil zu berücksichtigen. Sie fordern vielmehr Bonuszahlungen für gesundheitsbewußtes Verhalten, das sich z. B. mit den Daten aus den Gesundheits-Trackern belegen lasse. Der Bumerang, der aufgrund dieser Forderungen in zwanzig oder dreißig Jahren auf sie zukommen könnte, ist offensichtlich noch in weiter Ferne. Dann könnten Fitnesstracker leicht zu unliebsamen, digitalen Fußfesseln mutieren, wenn Bewegungsverhalten durch alters- oder krankheitsbedingte Einschränkungen nicht mehr belohnt, sondern bestraft werden wird.

Quellen:

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Diabetiker: Wollen sie digital durchstarten?

Vom digitalen Wandel sollen in erster Linie die profitieren, die in ihrem Alltag täglich selbst in hohem Maße gefordert sind, besser mit ihrer Krankheit zu besser: Die Chroniker. Die größte Gruppe stellen dabei die Diabetiker, über 7 Millionen Menschen sind alleine in Deutschland betroffen. Wie groß wäre der Nutzen des digitalen Wandels alleine für diese Patientengruppe, wenn sich nur ein Bruchteil der hohen Erwartungen in den kommenden Jahren realisieren ließen – z. B. durch bessere Selbstbefähigung, positive Impulse für die Eigenmotivation, Verbesserung des Krankheitsverständnisses durch einfachere Wissensvermittlung, leichterer Zugang zu qualitätsgesicherten Therapie- und schulungsangeboten speziell für Diabetiker?

Wie optimistisch und offen die Betroffenen selbst die Chancen des digitalen Wandels für sich einschätzen, was sie sich erwarten von digitalen Helfern (Diabetes-Apps) oder was sie daran hindert, diese zu nutzen und selbst aktiv teilnzunehmen am digitalen Wandel, das sind die zentralen Fragen der Online-Befragung DiMAPP.

Alle Diabetiker können an diese anonymen Befragung teilnehmen.

Als Dankeschön erhalten alle Teilnehmer eine Auswahl mit den 10 beliebtesten Diabetes-Apps, die die Initiative Präventionspartner im Oktober 2015 getestet hat.

Die Befragung läuft noch bis zum 15. Februar 2016 in Zusammenarbeit mit diabetesDE – Deutsche Diabets-Hilfe und der größten unabhängigen Informations- und Bewertungsplattform für Health-Apps in Deutschland.

Hier geht es weiter zum Online-Fragebogen und Hintergrundinformationen zur DiMAPP Befragung (Diabetes-Management mit Apps: Chancen, Risiken, Erwartungen von Betroffenen Diabetikern Typ 1 und 2) http://dimapp.healthon.de

Pressemeldung Initiative Präventionspartner

Diabetes-Management mit Apps: DiMAPP-Umfrage für Diabetiker

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