Diabetes-Apps: Wie kommen sie an, wie werden sie genutzt?

Es gibt viele Erwartungen, große Hoffnungen, wenig Gesichertes: Diabetes-Apps scheinen etwas zu bewirken, wengisten in der Kurzzeitanwendung gibt es Belege dafür. Sie können Diabetiker z. B. dazu bewegen, ihren Blutzucker häufiger zu messen (1). Wie lange der Effekt anhält, kann niemand sagen, Langzeitstudien fehlen.

Wie groß sind die Hürden in der Anwendung von Diabetes-Apps (Usability)?

  • Bieten Diabetes-Apps viele verschiedene Unterstützungsfunktionen, werden sie schnell kompliziert in der Anwendung und überfordern die Nutzer, können die Apps zu wenig, dann bezweifeln die Nutzer den Wert der Apps und verlieren ebenfalls das Interesse (2). Eine Crux

Wie lange und wofür werden Diabetes-Apps genutzt?

  • Nicht nur für Diabetes-Apps, sondern grundsätzlich scheint das Interesse der Nutzer an Apps schnell nachzulassen, insbesondere, wenn der Aufwand z. B. zum Führen eines Ernährungs- oder Diabetes-Tagebuch zu große wird. Mahlzeiten einfach abfotographieren, und die App analysiert die Kalorien und die Nährstoffe, das wäre eine feine Sache. Und tatsächlich wird daran mit Hochdruck gearbeitet.
  • Besseren Support für die App-Nutzer – ist das die Lösung für mehr Akzeptanz in der Langzeitnutzung? Auch wenn man sich z. B. bei Senioren sehr viel Mühe gibt, eine App intensiv erklärt und für die Studiendauer eine Hotline einrichtet, bleibt es schwierig. Die App-Nutzer legen die App wieder beiseite und organsisieren ihren Alltag nach der Studie – ganz ohne App, auch wenn sie in der Nachbefragung angeben, die App sei hilfreich (3).

Was halten Diabetiker von Apps?

Um besser zu verstehen, wie Diabetiker in Deutschland Apps nutzen, bzw. was sie an der Nutzung hindert, lässt die Initiative Präventionspartner, diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und die Pädagogische Hochschule Freiburg, Gesundheitspädagogik betroffene Typ 1 und Typ 2 Diabetiker zu Wort kommen.

In einer anoymen Online-Befragung (DiMAPP = Diabtes-Management mit APPs) können Diabetiker bis zum 15. Februar 2016 ihre Erfahrungen und Erwartungen einbringen, um Verbesserungspotentiale aufzuzeigen und Verantwortlichen in Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft wertvolle Handlungsimpulse zu geben.

Die Ergebnisse der DiMAPP-Online-Befragung werden wissenschaftlich ausgewertet und sollen beim Diabeteskongress 2016 vorgestellt werden.

Alle, die als Diabetiker (Typ1 und 2) an der Studie teilnehmen und alle, die bei der Gewinnung von Teilnehmern mithelfen, z. B. durch einen Hinweis auf die Studie und einen Link auf ihrer Website, erhalten den Abschlussbericht der Befragung. Als Dankeschön gibt es neben den Ergebnissen der Befragung auch eine Übersicht unabhängiger App-Tests, z. B. von Diabetes-Tagebuch-Apps, Blutdruck-Apps, Pollen-Apps, Entspannungs-Apps, die Studienteilnehmer anfordern können.

Weiter zum Online-Fragebogen: DiMAPP für Diabetiker Typ 1/2

Hintergrundinformationen zur Befragung

Quellen:

  1. Goyal S, Cafazzo J. (2013). Mobile pohne Health apps for diabetes management: Current evidence and future development. QJ Med 2013, 106: 1067-1069.
  2. Steinert et al. (2015). Nutzerverhalten einer Gesundheitsapplikation zum Selbstmonitoring von Senioren. Präv Gesundheitsinformation. DOI: 10.1007/s11553-015-0510-5
  3. Scheibe M et al. (2015). Acceptance Factors of Mobile Apps for Diabetes by Patients aged 50 or oder: A qualitative study. Medicine 2.0 2015;4(1):e1 doi:10.2196/med20.3912
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Mit Schmerz-Apps Schmerzen vorbeugen und bewältigen: Geht das?

Schmerzen, insbesondere Rückenschmerzen, gehören zu den volkswirtschaftlich teuersten Gesundheitsproblemen der westlichen Industrienationen (1). Vielfältige, auch lebensstilbedingte und berufliche Belastungen spielen bei der Entwicklung von chronischen Schmerzen eine Rolle. Häufig sind komplexe Therapieansätze erforderlich, um den Teufelkreis des chronischen Schmerzes zu durchbrechen. In jüngster Zeit wächst das Interesse an Smartphone-Apps und die Frage wird lauter, ob und wenn ja wie Schmerz-Apps die Situation von Menschen mit chronischen Schmerzen verbessern können.

Welche Unterstützungsansätze bieten Schmerz-Apps derzeit?

  • Digitales Schmerztagebuch: Betroffene können mit Hilfe von Schmerz-Apps die Qualität ihres Schmerzen dokumentieren. Das kann helfen, Zusammenhänge zu erkennen zwischen Schmerzstärke und den individuellen Belastungssitutationen bzw. schmerzlindernden oder schmerzverstärkenden Faktoren. Der Austausch darüber mit dem Arzt kann vereinfacht werden, wenn die Tagebucheinträge, z. B. geteilt werden können.
  • Videogestütze Anleitungen: Betroffene können mit Schmerz-Apps Hilfestellungen bekommen, wie sie Bewegungs- oder Entspannungsübungen richtig durchführen können.
  • Wissensvermittlung: Schmerz-Apps können aufklären z. B. über Schmerzursachen, die richtige Schmerzmessung, Therapien zu Schmerzbewältigung etc. Damit dies gelingen kann, sollten die gesundheitsbezogenen Informationen fundiert, vertrauenswürdig und unabhängig sein.
  • Unterstützung durch andere Betroffene: Schmerz-Apps können den Zugang zu Selbsthilfeforen erleichtern und helfen, Kontakte zu knüpfen und den Erfahrungsaustausch zu fördern.

Was wissen wir über die Wirksamkeit von Schmerz-Apps?

Ob die Nutzung von Schmerz-Apps zum erhofften Ergebnis führt, d. h. Patienten dabei hilft, den Alltag mit ihrer Schmerzerkrankung besser zu bewältigen, dazu gibt es bisher wenig Evidenz auf Basis kontrollierter Studien (2).
Aus der Perspektive von Schmerzpatienten betrachtet, liegt die Erwartunge auch auf Zerstreuung, positiver Motivation, Ablenkung vom Schmerz und Arbeitserleichterung bei der Therapie bzw. der Dokumentation des Schmerzes, z. B. durch ein einfach zu führendes Schmerztagebuch, durch Erinnerungshilfen etc.. Der chronische Schmerz selbst ist bereits eine große Belastung und kostet viel Kraft. Die Schmerz-App, die schwer zu bedienen ist, die den Aufwand in der Schmerzdokumentation noch erhöht, wird daher kaum auf Akzeptanz stoßen und dauerhaft genutzt werden (3).

FAZIT: Die “ideale Schmerz-App” baut auf Schmerzpatienten und ein interdisziplinäres Entwicklerteam

  • Werden von Anfang Schmerzpatienten einbezogen, können deren Erwartungen und Möglichkeiten berücksichtigt werden. Der Fokus kann auf Unterstützungsfunktionen gelegt werden, die Schmerzpatienten brauchen und die ihr Leben erleichtern können.
  • Wird die Schnittstelle zur Versorgung, d. h. die Einbindung von und der Informationsaustauch zu Therapeuten frühzeitig eingeplant, können Schmerz-Apps – als ein Baustein in einem Therapiekonzept –  den Weg in die Regelversorgung finden. In der Vergangenheit sind viele Apps ohne jede Einbindung von Schmerztherapeuten entwickelt worden, auch die Evaluation dieser Apps wurde nicht eingeplant (4).
  • Wenn interdisizplinäre Teams aus Usability-Profis, Programmierern, Schmerzexperten, Psychologen zusammenarbeiten, lassen sich auf der Basis evidenzbasierte Unterstützungskonzepte bedienbare (gute Usability) und ansprechende (gute User Experience) Schmerz-Apps entwickeln, die Schmerzpatienten gerne und dauerhaft anwenden, weil sie aus dieser Anwendung einen – auch wissenschaftlich überprüfbaren – Nutzen für sich ziehen können. 

Das derzeitige Angebot an Schmerz-Apps in Deutschland, das betroffenen Patienten in Google Play kostenlos zur Verfügung steht, hat die Initiative Präventionspartner im November 2015 untersucht. Was diese Schmerz-Apps können, wie sie im Hinblick auf die Qualität und Transparenz der gesundheitsbezogenen Informationen abschneiden, darüber informiert dieser Blog in Kürze.

Quellen:

(1) Raspe H. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2012. Raspe H. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2012. Heft 53: Rückenschmerzen. Berlin: Robert Koch-Institut; 2012
(2) Wallace LS, et al. J Opioid Manag. 2014 Jan-Feb. A systematic review of smartphone applications for chronic pain available for download in the United States.
(3) Ancker JS, et al. J Med Internet Res. 2015.You Get Reminded You’re a Sick Person”: Personal Data Tracking and Patients With Multiple Chronic Conditions
(4) Lalloo C, et al. Clin J Pain. 2015. There’s a Pain App for That”: Review of Patient-targeted Smartphone Applications for Pain Management

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Digitale Frauen-Tagebücher: Ganz ohne Schloss?

In Deutschland sind über 18 Millionen Frauen im geburtsfähigen Alter (1) – viele von ihnen sind jung und technikaffin und interessieren sich ganz offensichtlich für Apps, wie das aktuelle Screening der Pillen-, Regelkalender- und Frauenwunsch-Apps der Initiative Präventionspartner zeigt. Viele Frauen greifen zu Apps, um die fruchtbaren Tage zu berechnen, die Kurven der Basaltemperatur zu erfassen und auszuwerten und sich überall und rund um die Uhr an die Pilleneinnahme erinnern zu lassen. Millionenfach und in der Regel völlig kostenlos werden sog. „Frauen-Apps“ weltweit auf Smartphones installiert, alleine die untersuchten 56 kostenlosen, deutschsprachigen Apps in Google Play wurden millionenfach heruntergeladen.
Obwohl sich das Leistungsprofil der vielen Apps sehr ähnelt, gibt es doch erhebliche Unterschiede in der Gunst der Nutzerinnen. Die Spitzenreiter-App in dieser Gruppe bringt es auf über 50 Millionen Downloads, die Schlusslichter erreichen keine tausend Downloads. Was gibt den Ausschlag, das Design, der Anbieter?

Auch ein digitales Tagebuch birgt Geheimnisse

Die Wahl der „Frauen-App“ will wohlüberlegt sein, vertraut man ihr doch die intimsten Daten an: Die App weiß, wann die fruchtbaren Tage beginnen, ob die Frau verhütet oder die Pille vielleicht abgesetzt hat, sie hat vielleicht schon vor dem Partner die Information, dass Kinderplanung angedacht ist. Was, wenn dieses Wissen in die falschen Hände gelangt, wenn plötzlich Werbung für Schwangerschaftsvitamine im Email-Postfach landet, noch bevor die App-Nutzerin ihr stilles Geheimnis gelüftet hat? Was, wenn die App die fruchtbaren Tage falsch berechnet, und die Nutzerin ungewollt schwanger wird? Was wenn der Partner im Tagebuch den Eintrag „Geschlechtsverkehr“ sieht und definitiv weiß, dass er in dieser Zeit im Ausland war?

Viele gute Gründe, warum sich Frauen Apps genau anschauen sollten und besser folgende Fragen bereits vor der Nutzung einer App abklären sollten:

  • Schützt die App die Daten vor dem unbefugten Zugriff Dritter? Wo und wie speichert sie die Tagebucheinträge ab, hat die App einen Passwortschutz, werden die Tagebucheinträge beim Versenden verschlüsselt?

Das Problem: Nur jede zehnte untersuchte Frauen-App hat überhaupt eine Datenschutzerklärung oder verfügt über das gesetzlich vorgeschriebene Impressum. Ohne diese Angaben können Nutzerinnen nicht erkennen, ob der  Anbieter in Deutschland oder im Ausland sitzt und eventuell andere Datenschutzrichtlinien gelten.

Jede dritte untersuchte Frauen-App bietet gesundheitsbezogene Informationen, informiert z. B. über Verhütungsmethoden, klärt auf, was beim Vergessen der Pille oder bei Zeitverschiebung auf Reisen zu tun ist.

  • Wer hat diese Informationen verfasst? Wer ist für die fachliche Richtigkeit verantwortlich, z. B. ein Gynäkologe oder vielleicht doch ein Informatiker, der die Formeln abgeschrieben und diese nicht auf ihre fachliche Richtigkeit hin überprüft hat?

Die allermeisten der untersuchten Apps machen keine Angaben zu Autoren oder den Quellen, auf die sich diese Tipps beziehen. Auch für die Berechnungen übernehmen sie keine Haftung, im Kleingedruckten der allermeisten Apps findet sich dazu ein entsprechender Hinweis.

FAZIT: Weil sich die über 50 untersuchten Frauen-Apps in ihren Unterstützungsleistungen kaum unterscheiden, könnten Anbieter sich mit einer transparenten Information abheben. Apps, die das berechtigte Informations- und Sicherheitsbedürfnis ihrer Nutzerinnen ernstnehmen, könnten gerade bei selbstbestimmten Frauen punkten, die ihre Geheimnisse lieber einer verschwiegenen Quelle anvertrauen.

Informationen zur freiwilligen Selbstverpflichtung für Anbieter von Gesundheits-Apps?

Quellen:

Ernährungs-Apps: große Nachfrage, noch schwache Evidenzlage

In der Kategorie „Gesundheit & Fitness“ dominieren unter den sog. „Top Apps“ die Angebote zur Unterstützung des Bewegungs- (67%) und Ernährungsverhaltens (44%), die helfen, Bewegungs- oder Ernährungsdaten aufzuzeichnen. Jede dritte App erlaubt es, die erfassten Daten mit anderen (Freunden, Angehörigen, behandelnden Therapeuten) auszutauschen oder unterstützt die Nutzer durch Suchefunktionen dabei Angebote (Präventionskurse, Fitnessclubs etc.) bzw. Ansprechpartner (Apotheken, Ärzte) leichter aufzufinden (1). Das Interesse der Nutzer an diesen Unterstützungshilfen ist groß. Welchen Nutzen diese neuen Ernährungs-Apps für den einzelnen und die Gesellschaft tatsächlich bieten, wird derzeit intensiv erforscht.
Greifen diese Apps die psychologischen Modelle zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens auf? Berücksichtigen sie das in Leitlinien definierte, evidenzbasierte Wissen und lassen sie sich vergleichen mit bereits etablierten, qualitätsgesicherten Präventionsprogrammen oder sind diesen sogar überlegen? Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich gerade durch Apps, um Verhaltensveränderungen nachhaltig positiv zu beeinflussen? Viele Fragen, auf die die wenigen kontrollierten Studien bisher kaum konkrete Antworten liefern.
Aus Studien wissen wir, dass

  • das Interesse der Nutzer an digitalen Ernährungstagebüchern nach kurzer Zeit nachlässt
  • Apps bisher den Beweis noch schuldig bleiben, dass sich mit ihrer Hilfe z. B. Gewicht oder Blutdruckwerte besser kontrollieren lassen (2).

Auch im Hinblick auf die Qualität der gesundheitsbezogenen Inhalte und die Ansprache der avisierten Nutzerzielgruppen zeigen Gesundheits-Apps erheblichen Optimierungsbedarf:

  • So werden Apps zur gesunden Säuglingsernährung zwar in großer Zahl angeboten, aber nur wenige dieser Apps fußen bei näherer Betrachtung auf einem ganzheitlichen, leitlinienkonformen Unterstützungskonzept und wenige sind so abefasst, dass sie junge Mütter auch ohne höheren Bildungsabschluss verstehen können (3).
  • Ob Apps in der Lage sein können, die Gesundheitskompetenz im Bereich gesunder Ernährung durch bessere Wissensvermittlung zu fördern, ist wissenschaftlich kaum untersucht (4).
  • Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Apps beim Abnehmen Vorteile bieten könnten, indem sie z. B. die Anwender beim Durchhalten unterstützen.

FAZIT: Das Angebot an Ernährungs-Apps ist riesig, die Nachfrage von Verbrauchern groß und das gesicherte Wissen zur Wirksamkeit dieser Unterstützungshilfen noch sehr dünn.
Junge Mütter, die Unterstützung suchen, um ihre Neugeborenen von Anfang an gesund zu ernähren, Menschen, die mit Apps ihr Gewicht besser kontrollieren wollen, stoßen auf ein großes Angebot und die noch größere Herausforderung, in dieser Vielfalt vertrauenswürdige und sichere Angebote zu identifizieren. Eine Checkliste, entwickelt von den Experten der HealthOn Redaktion, will Verbrauchern dabei helfen, Gesundheits-Apps selbstbestimmt auszuwählen und deren Risikopotential besser einzuschätzen.

Quellen:

(1) Die 100 Top-Gesundheits-Apps: Einsatzgebiete, Unterstützungsfunktionen und Qualität. 16.07.2015. 2015. https://www.healthon.de/de/2015/07/16/die-100-top-gesundheits-apps-einsatzgebiete-unterst%C3%BCtzungsfunktionen-qualit%C3%A4t

(2) Laing et al. (2014). Effectiveness of Smartphone Applications for Weight Loss Compared with Usual Care in Overweight Primary Care Patients: A Randomized, Controlled Trial. Ann Intern Med. 2014;161(10_Supplement):S5-S12. doi:10.7326/M13-3005

(3) Taki et al. 2015. Infant Feeding Websites and Apps: A Systematic Assessment of Quality and Content. Interact J Med Res. 2015 Sep 29;4(3):e18. doi: 10.2196/ijmr.4323.

(4) DiFilippo et al..(2015). The use of mobile apps to improve nutrition outcomes: A systematic literature review. J Telemed Telecare. 2015 Jul;21(5):243-53. doi: 10.1177/1357633X15572203.

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Diabetes-Apps: Bezahlen Nutzer mit ihren Daten?

Die meisten Gesundheits- und Medizin-Apps werden Nutzern kostenlos angeboten. Was ist dran an der Skepsis von Verbraucherschützern, die davor warnen, dass Nutzer möglichweise für kostenlose Apps mit ihren Daten zur Kasse gebeten werden könnten?

Um dieser Frage nachzugehen, hat die Initiative Präventionspartner in ihrem aktuellen Screening das derzeitige Angebot an kostenlosen, deutschsprachigen Diabetes-Apps geprüft. Untersucht wurden dabei u. a. die Berechtigungen, die Apps von ihren Nutzern vor dem Download einfordern. Werden diese tatsächlich ausschließlich dafür gebraucht, dass die Unterstützungsfunktionen der App technisch funktionieren? Welche lassen sich aus dem Funktionsumfang der App ableiten, welche nicht? Hier die Ergebnisse aus dem Screening Diabetes-Apps 10/2015:

  • Die Diabetes-Apps bieten mehrheitlich sehr umfassende Unterstützungsfunktionen: Sie bieten die Möglichkeit, gesundheitsbezogene Daten in Form von Tagbucheinträgen zu dokumentieren (70,8%), diese Einträge auszuwerten (50,0%) oder mit anderen zu teilen (56,6%).
  • 80 Prozent (35 von 44) der untersuchten Diabetes-Apps benötigten spezielle Berechtigungen..
  • Berechtigungen für die Hard- und Softwaresteuerung des Smartphones (z. B. Zugriff auf Kamera, Mirkophone, Sensoren, Dateien, Speicher etc. ) dominieren (97%).
  • Die Hälfte (51%) der eingeforderten Berechtigungen erlaubt den Zugriff auf Nutzer- bzw. Nutzungsdaten (z. B. Identität, Telefonstatus, Kontakte, Meine Apps etc.).
  • Jeder dritte Berechtigung (31%) erlaubt den Apps, kostenpflichtige Dienste durchzuführen (z. B. SMS, Anrufe, In-App Käufe).

Berechtigungen, die sich nicht unmittelbar aus dem Funktionsumfang ableiten, holen sich drei von vier (74%, n=26) Diabetes-Apps ein. Insbesondere Berechtigungen für den Zugriff auf Nutzer- und Nutzungsdaten werden von App-Anbietern sehr großzügig eingefordert, und sind ganz überwiegend nicht erforderlich (83,3%), um die vom Nutzer erwarteten Funktionen bereitstellen zu können. Auch für die kostenpflichtigen Dienste ist jede zweite Berechtigung, die eingefodert wird, nicht aus dem primären Funktionsumfang der Apps erklärbar. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass nur jede siebte (untersuchte App eine Datenschutzerklärung bietet (13,6%), liegt der Schluss nahe, dass die Skepsis von Verbraucherschützern nicht unbereichtigt ist und Nutzer- bzw. Nutzungsdaten zweckentfremdet genutzt werden.

Diabetes-Apps: Screening 10/2015

Fazit: Diabetes-Apps haben das Potential, Betroffene im Selbstmanagement ihrer Krankheit zu unterstützen. Da Nutzer mit Tagebucheinträgen viele gesundheitsbezogene Daten von sich Preis geben, sollten sie Apps vor ihrer Nutzung sehr genau prüfen. Von einer App ohne Datenschutzerklärung sollten Nutzer besser Abstand halten. Der Hinweis, dass die Daten nur auf dem Smartphone lokal abgespeichert werden, entbindet Anbieter nicht von der Pflicht, über den Schutz dieser Daten aufzuklären: Wie werden sie vor dem unberechtigten Zugriff Dritter geschützt? Sind sie verschlüsselt abgelegt, werden sie mit einem Passwort geschützt, damit Unbefugte bei Verlust oder Diebstahl des Smartphones nicht darauf zugreifen können? Wie geht der App-Anbieter mit Nutzungs- und Nutzerdaten um, d. h. werden diese möglicherweise zu Marktforschungszwecken genutzt oder gar verkauft etc.?

Die Checkliste Gesundheits-Apps der Initiative Präventionspartner soll Verbrauchern dabei helfen, die Risiken von Gesundheits-Apps besser einschätzen und die Angaben der Hersteller zu Qualtiät und Transparenz überprüfen zu können. Um die Potentiale von Diabetes-Apps individuell für sich nutzbar machen zu können, brauchen Verbraucher zunehmend Medien- und Entscheidungskompetenz. Die Checkliste will die selbstbestimmte, verantwortliche Nutzung von Gesundheits-Apps fördern.

 

Hungrige Gesundheits-Apps: Android verordnet Appetitzügler

Viele Apps fordern ein mehr oder weniger umfangreiches Bündel von Berechtigungen für den Zugriff auf Daten des Nutzers, auf Gerätefunktionen oder Sensoren des Smartphones. Ob sich diese tatsächlich aus dem Funktionsumfang der jeweiligen App erklären lassen, bleibt dabei häufig unklar. Das schafft Unbehagen bei Verbrauchern und politische Verantwortlichen. Bisher mussten Android-Nutzer die Berechtigungen einer App immer als ganzes Paket akzeptieren und im Zweifel unliebsame Berechtigungen als „Kröte“ schlucken, wenn sie eine App unbedingt nutzen wollten. Alternativ stand nur der Weg offen, eine App komplett vom Smartphone zu entfernen.

Mit Android 6.0, das unter dem Namen Marshmallow vermarktet wird, soll sich das nun grundlegend ändern. Google integriert dazu eine „On-The-Fly“-Zugriffsverwaltung: Was heißt das?
Nutzer können einer App beim Installieren Berechtigungen einzeln erteilen oder auch nach der Installation wieder entziehen.
Insgesamt lassen sich zukünftig acht Berechtigungsarten steuern:

  • Telefonfunktion
  • SMS
  • Kalender
  • Kamera
  • Mikrofon
  • Kontakte
  • Standort
  • Sensoren

Das neue System kann dazu beitragen, die Transparenz für Verbraucher zu verbessern: Entzieht der Nutzer einer App eine bestimmte Berechtigung, sieht er direkt, welche Funktionen nicht mehr nutzbar sind. Sind diese Funktionen dem Nutzer wichtig, kann er die erforderlichen Berechtigungen wieder erteilen. Braucht er sie ohnehin nicht, kann er darauf verzichten und damit seine Privatsphäre besser schützen.

Wie relevant das Thema insbesondere für Nutzer von Gesundheits-Apps ist, zeigen die Ergebnisse des aktuellen Screenings von Diabetes-Apps 10/2015: Von den 44 deutschsprachigen, kostenlosen Diabetes-Apps in Google Play kommen lediglich 20 Prozent ohne spezielle Berechtigungen aus. Beim Großteil der untersuchten Diabetes-Apps muss der Anwender weitreichende Zugriffsrechte einräumen, um diese Apps nutzen zu können. Ob der App-Anbieter verantwortungsvoll mit diesem Vertrauensvorschuss umgeht, bleibt weitgehend im Dunkeln, denn lediglich 14 Prozent dieser Apps informieren den Nutzer darüber mit einer Datenschutzerklärung.

Quelle:

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Immer mehr Diabetes-Apps, weiterhin große Defizite im Verbraucherschutz

Das Angebot an deutschsprachigen Diabetes-Apps, die in Google Play kostenlos verfügbar sind, ist deutlich angewachsen, so das Ergebnis des aktuellen Marktscreenings “Diabetes-Apps 2015” der Initiaitve Präventionspartner.

  • Waren es 2013 noch 15 Diabetes-Apps, die als Ergebnis eines strukturierten Marktscreenings als relevante Treffer identifziert werden konnten, so ist die Zahl in 2014 bzw. 2015 auf 24 bzw. 44 Diabetes-Apps angestiegen.
  • Auch die Häufigkeit, mit der diese Apps in den Stores heruntergeladen und auf Smartphones installiert worden sind, hat sich fast verdoppelt auf 4,42 Millionen (2.284 Mio. in 2014; +94%).
    80 Prozent dieser Downloads gehen dabei auf lediglich 5 Diabetes-Apps zurück, die Hälfte der Diabetes-Apps (22 von 44) erreicht lediglich Downloadzahlen von unter 5.000, und schafft es somit nicht, das Interesse einer breiten Nutzerbasis zu wecken.

Auch beim dritten Screening “Diabetes-Apps” werden große Lücken im Verbraucherschutz deutlich, das Informations- und Sicherheitsbedürfnis müdiger App-Nutzer nehmen die Anbieter nicht ernst:

  • Nur jede siebte (6/44; 14%) Diabetes-Apps verfügt über eine Datenschutzerklärung, obwohl 70 Prozent der Apps die Möglichkeit bieten, gesundheitsbezogene Daten zu dokumentieren.
  • Nur sieben Apps informieren mit einem Impressum innerhalb der App über ihren Anbieter. Wie soll ein Verbraucher die Seriosität des Anbieters einschätzen oder im Beschwerdefall Rechte oder Haftungsansprüche durchsetzen?
  • Die Finanzierung lässt sich bei drei von vier Apps erklären, ein expliziter Hinweis fehlt hedoch bei fast allen Apps, was problematisch ist, weil alle untersuchten Apps vermeintlich kostenlos zur Verfügung gestellt werden: Jede Dritte nutzt Werbeeinblendungen von Google (13/44), oder finanziert sich offensichtlich durch den Anbieter der App (6/44), den Verkauf von Messgeräten (4/44), durch In-App Verkäufe (n=2), die kostenpflichtige Vollversion der App (n=2), Sponsoren (n=2), eine kostenpflichtige Mitgliedschaft (n=1), Spenden (n=1) oder öffentliche Fördermittel (n=1). Bei jeder vierten App ist nicht erkennbar, wie sich die App finanziert. Ein expliziter Finanzierungshinweis.
  • Über Quellen oder Autoren informieren nur wenige Apps (5/44). Wie soll der Nutzer die Aktualität und fachliche Richtigkeit der gesundheitsbezogenen Informationen einschätzen können oder sicher sein, dass das methodische Unterstützungskonzept der App fundiert und wissenschaftlich belegt ist. Die Hälfte aller untersuchten Apps wertet Daten aus. Woher weiß der Nutzer, dass die Berechnungen korrekt sind?

Diabetes-Apps Screening 10/2015: Erfüllung der Qualitäts- und Transparenzkriterien

Fazit: Weil die Basisangaben der Anbieter sehr lückenhaft sind, sind Verbraucher kaum in der Lage, die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit der Angebote zu überprüfen.
Eine neue Checkliste für Gesundheits-Apps unterstützt soll Verbrauchern bei der selbstbestimmten Auswahl vertrauenswürdiger Gesundheits-Apps zu helfen. Mit dieser Checkliste kann der Nutzer das Risikopotential einer App auf einer vierstufigen Vertrauensskala einschätzen. Zum anderen führt sie den Nutzer Schritt für Schritt durch die strukturierte Überprüfung der Herstellerangaben zu Qualität und Transparenz der jeweiligen Gesundheits-App. Denn eine “gute” Diabetes-Apps bietet nicht nur hilfreiche Unterstützungsfunktionen, sondern klärt umfassend über die Qualität der Informationen und den Schutz der Nutzerdaten auf.

Quelle: Screening Diabetes-Apps 10/2015, Initiative Präventionspartner. Testberichte der 44 Diabetes-Apps in HealthOn Datenank

Diabetes-Apps finden: App-Stores wenig nutzerfreundlich

Immer mehr Diabetiker suchen zur Unterstützung ihres Selbstmanagements auch nach Diabetes-Apps. Sie stoßen dort auf eine Fülle von Angeboten. Eine passende App zu finden, erweist sich als schwierig, denn das Suchsystem der Stores ist nicht wirklich nutzerfreundlich.
Die Stichwortsuche nach „Diabetes“ oder „Zucker“ führt zu einer langen Trefferliste, diese einzugrenzen ist mühsam:
1.    Nicht alle Suchtreffer sind wirklich relevant: Viele Apps haben thematisch gar nichts mit der Erkrankung Diabetes zu tun, sind nicht in einer deutschsprachigen Version verfügbar oder kosten Geld und fallen aus diesem Grund zunächst nicht in die engere Wahl.
2.    Mit den entscheidenden Fragen bleibt der Suchende sich selbst überlassen: Mit welcher App kann ich ein Tagebuch führen, welche hilft mir, meinen Blutdruck in den Griff zu bekommen, welche bietet mir die Möglichkeit, meine Messdaten direkt aus dem Blutzuckermessgerät ohne lästige Eingabe zu übertragen? Mit welcher App kann ich die Broteinheiten meiner Mahlzeiten berechnen, welche schlägt mir die empfohlen Anzahl der Insulineinheiten vor etc.
3.    Um die Suche einzugrenzen, muss sich der Nutzer jede App einzeln anschauen. Er orientiert sich an den App-Beschreibungen der Anbieter und den Bewertungen anderer Nutzer. Danach trifft er seine Wahl, lädt die vermeintlich interessanten Diabetes-Apps auf sein Smartphone und probiert sie aus.
4.    Usabilty & User Experience schnell einschätzbar: Ob die App gefällt, ob er die App bedienen kann und die gewünschten Unterstützungen nutzen kann, wird dem Nutzer schnell klar.
5.    Vertrauenswürdigkeit & Sicherheit schwer überprüfbar: Ob der Nutzer den Informationen der App vertrauen kann, ob die eingegeben Daten sicher sind vor unerlaubten Zugriff Dritter, das alles ist schwieriger einzuschätzen, es sei denn, der Nutzer kennt den Anbieter der App- und vertraut diesem blind.

Die Initiative Präventionspartner hat stellvertretend für die rund 7 Millionen Diabetiker in Deutschland im dritten Jahr in Folge das Angebot an Diabetes-Apps gesichtet und die relevanten Apps analysiert: Das Angebot ist weiter stark gewachsen. Es sind derzeit 44 deutschsprachige Diabetes-Apps, die als Android-App in Google Play kostenlos verfügbar sind. Die Testberichte diese Diabetes-Apps können jetzt über die HealthOn-Datenbank eingesehen werden.

Anders als in den App-Stores können interessierte Diabetiker in der HealthOn-Datenbank

  • gezielt nach den Unterstützungsfunktionen suchen, die ihre Wunsch-App bieten sollte.
  • erkennen, ob die jeweilige App über den Schutz der Nutzerdaten oder über die Qualität der gesundheitsbezogenen Informationen Auskunft gibt (HealthOn Ehrenkodex Kriterien)

Die Testberichte sollen Diabetikern dabei helfen, eine selbstbestimmte Wahl zu treffen und die „richtige“ Diabetes-App zu finden.

Im Rahmen des Screenings Diabetes-Apps 10/2015 wurde untersucht, wie sich das Angebot im Vergleich zum Vorjahr qualitativ und quantitativ verändert hat. Haben sich die für Verbraucher erkennbaren Angaben zu Qualität und Transparenz der gesundheitsbezogenen Informationen verbessert? Gibt es ein Trend zu Versorungs-Apps? Was wissen wir über die Nutzerbasis und das Risikopotential der Apps, wie passen die erforderlichen Berechtigungen zum Funktionsumfang der Diabetes-Apps?

Bewertungsplattform für Health-Apps: Ja, bitte!

Das Angebot an Gesundheits-Apps wächst seit Jahren sehr dynamisch (1). Drei Viertel dieser Apps bleiben ohne Bewertungen oder Nutzerkommentare, ein Indiz dafür, dass sie kaum oder gar nicht genutzt werden (2).  Auf der Suche nach einer hilfreichen Health-App stehen Verbraucher daher vor der großen Herausforderung, die Spreu vom Weizen zu trennen und das Dickicht des App-Dschungels auf eigene Faust zu durchkämpfen (3). Die Vertrauenswürdigkeit und die Sicherheit der Angebote selbst einzuschätzen, ist schwierig.

Abhilfe könnte eine Informations- und Bewertungsplattform leisten, auf der z. B. geprüfte Gesundheits-Apps gesucht werden können, oder auf der eine Checkliste bereit gestellt wird, mit der jeder Verbraucher Gesundheits-App selbst in Punkto Risikopotential und Vertrauenswürdigkeit einschätzen kann. Ob das die Nutzer, Anbieter und Entwickler von Health-Apps ebenso sehen, d. h. ob sie eine unabhängige Informations- und Bewertungsplattform als wichtig erachten und welche Informationen oder Angebote sie sich wünschen, darauf wollte die Initiative Präventionspartner, die mit HealthOn die derzeit größte Datenbank mit getesten, deutschsprachingen Gesundheits-Apps bietet, Anworten finden. In der Online-Studie „QUO VAKIS Health-Apps“ wurden die Teilnehmer auch dazu befragt, welches Finanzierungsmodell und welche Kooperationspartner sie für geeignet halten, damit die Plattform unabhängig arbeiten kann und eine breite Akzeptanz bei Verbrauchern und Patienten sowie bei allen relevanten Akteuren der Gesundheitswirtschaft findet.

An der Online-Befragung „QUO VAKIS Health-Apps?“ – Akronym für „Qualität in Health-Apps optimieren, validieren, kommunizieren, initiieren und Nutzer und Anbieter sensibilisieren“, haben sich im Zeitraum von Mai 2015 bis Ende Oktober 2015 Verbraucher und Patienten (VP), Vertreter von Krankenkassen (KK) und Arzneimittelhersteller (AM) sowie App-Entwickler (AE) beteiligt. Hier vorab die wesentlichen Ergebnisse aus dem Abschlussbericht:

  • Notwendigkeit: Alle befragten Teilnehmer (n= 262) erachten eine unabhängige Info-, Bewertungs- und Wissensplattform für Health-Apps als wichtig (Skala von 1= unwichtig, bis 5= sehr wichtig).
    • Pharmaunternehmen (4,5), Krankenkassen (3,9) und App-Entwickler (3,9) schätzen die Wichtigkeit tendenziell höher ein, als die Subgruppe der Verbraucher, die Gesundheits-Apps bereits nutzt (3,5) bzw. die Gesamtgruppe aller Verbraucher (3,2).
  • Leistungsangebot der Plattform: Folgenden Angebote geben die Befragten einen hohen Stellenwert:
    • frei zugängliche Datenbank mit getesteten Health-Apps
    • regelmäßige, vergleichende Übersichten getesteter Health-Apps
    • regelmäßige Marktanalysen zur Qualität von Health-Apps
  • Als bevorzugte Förderpartner einer Plattform für die Testung bzw. Marktanalyse von Health-Apps sehen alle befragten Gruppen mehrheitlich die Universitäten.
    • Die Mehrheit der Befragten mit Ausnahme der Pharmavertreter, sieht an zweiter Stelle die Krankenkassen.
    • Im Gegensatz dazu werden nach der Einschätzung der Befragten weder die Pharma- und Medizintechnik-Industrie, noch die Health-Startups als Förderpartner präferiert. Auch ärztliche Selbstverwaltungsorgane werden lediglich von den App-Entwicklern als bevorzugte Förderpartner gesehen.
  • Bevorzugte Finanzierungsform: Die Mehrheit aller befragten Gruppen (VP 68%; KK 78%; AH 67%; AE 57%) sieht primär öffentliche Fördermittel als geeignete Finanzierung.
    • Arzneimittelhersteller können sich ebenso eine Finanzierung über Jahresbeiträge von Fördermitgliedern vorstellen (67%).
    • über die Hälfte der Nutzer von Gesundheits-Apps (56%) sehen auch die Umsatzerlöse aus dem Verkauf eines Qualitätssiegels als mögliche Finanzierungsquelle.

Zwei Drittel der befragten Verbraucher nutzen Gesundheits-Apps (63%), die meisten von ihnen (69%) haben zwischen 1 bis 3 Gesundheits-Apps auf ihrem Smartphone installiert. Etwa ein Drittel der Verbraucher hat einen Bezug zur Gesundheitswirtschaft durch Studium oder Arbeitsplatz.
Zwei Drittel der befragten Krankenkassen (67%) bzw. ein Fünftel der Arzneimittelhersteller (22%) bietet bereits Gesundheits-Apps an.

Fazit:

Sowohl für den Großteil der befragten Verbraucher (63%) als auch für die befragten Krankenkassen (67%) und Arzneimittelhersteller (22%) haben Gesundheits-Apps einen beachtlichen Stellenwert erlangt, d. h. sie werden genutzt bzw. ergänzen als neue Bausteine das Angebotsspektrum von Krankenkassen und Pharmaunternehmen. Eine unabhängige Informations-, Bewertungs- und Wissensplattform für Health-Apps in Deutschland wird sowohl von Nutzern als auch von Anbietern von Health-Apps als notwendig eingeschätzt. Als Partner einer solchen unabhängigen Plattform sehen die Befragten in erster Linie Universitäten und Krankenkassen. Öffentliche Finanzmittel, Fördergelder von Krankenkassen und Pharmaunternehmen sowie Umsatzerlöse aus dem Verkauf eines Qualitätssiegels an App-Anbieter werden als akzeptable Formen der Finanzierung einer unabhängigen Informations- und Bewertungsplattform für Health-Apps eingeschätzt.

  1. Bredenkamp, Lucht, Boeker, Kramer. Gesundheits- und Versorungs-Apps. Hintergründe zur deren Entwicklung und Einsatz. Universitätsklinikum Freiburg, April 2015.  https://www.healthon.de/de/tag/tk-app-studie
  2. Dehling T, Gao F, Schneider S, Sunyaev A. Exploring the Far Side of Mobile Health: Information Security and Privacy of Mobile Health Apps on iOS and Android. JMIR mHealth uHealth 2015;3(1):e8 DOI: 10.2196/mhealth.3672
  3. Kramer U. et al (2015). GAPP study: Health Apps for information, prevention and patient support. Assessment of perceived risks, chances, hurdles and effective measures to realize future potential for healthcare system. European Commission. Summary report Consultation Green Paper on Mobile Health. Contributions from Organizations F to M. p 255-276. https://ec.europa.eu/digital-agenda/en/news/summary-report-public-consultation-green-paper-mobile-health

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Social Media: Die Gesundheitswirtschaft hebt den Daten-Schatz

Posts auf Twitter und Facebook nutzen, um den Ausbruch von Krankheiten frühzeitig zu erkennen, um das Wissen über Nutzen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln zu verbessern und Arzneimittelmissbrauch und illegalen Schwarzmarkt einzudämmen, das ist längst nicht mehr Zukunftsmusik. Denn nicht nur auf Plattformen wie “Patients like me”, sondern auch auf Facebook und Twitter tauschen Nutzer ihre Erfahrungen mit Arzneimitteln und ihre Sorgen und Probleme als Betroffene von Krankheiten täglich weltweit millionenfach aus. Die folgenden Beispiele zeigen, wie neue Dienstleistungsunternehmen im Auftrag von Pharmaunternehmen und Gesundheitsinstitutionen aktiv werden und gesundheitsbezogene Daten aus Sozialen Medien analysieren und interpretieren, um die Arzneimittelsicherheit zu verbessern und neue Präventionskonzepte zu entwickeln.

  • Epidemico, ist ein Unternehmen der Booz Gruppe, das die Informationen aus Facebook und Twitter filtert, anonymisiert und z. B. produktbezogen für die Arzneimittelsicherheit von Pharmaunternehmen aufarbeitet. Wie groß der Datenschatz ist, zeigt das Beispiel des Pharmaunternehmens GSK. Über 6 Millionen Posts auf Twitter und 15 Millionen auf Facebook beziehen sich auf die ca. 1.000 Arzneimittel des Unternehmens. Somit lassen sich aus diesen Datenquellen für GSK in einem Jahr mehr Daten ableiten, als aus der FDA Datenbank seit 1968.
  • MedWatcherSocial geht in Sachen Arzneimittelsicherzeit noch einen Schritt weiter. Das Partnerprojekt von Epidemica und der FDA identifiziert jeden Tweet mit potentiellen Nebenwirkungsmeldungen und beantwortet diesen mit einem Back Tweet. Nutzer werden darin aufgefordert, einen vollständigen FDA-Report auszufüllen, der hilft, die Datenqualität der Nebenwirkungsmeldungen zu verbessern.

Die Epidemico Daten lassen sich auch als wertvolle Marktforschungsquelle nutzen. So hat Merck diesen Dienst im Pre-Marketing des verschreibungspflichtigen Schlafmittels Belsomra genutzt, um die Erwartungen und Probleme Betroffener zu identifizieren und daraus Argumente für die Vermarktung des Produktes abzuleiten. Auch Patienteninformationen der Unternehmen lassen sich optimieren, wenn die Datenanalyse z. B. Informationsdefizite der Nutzer aufzeigt.

  • StreetRX analysiert Social Media Daten, um Informationen zum Schwarzmarkt von Arzneimitteln und Drogen sichtbar zu machen. Dazu werden ebenfalls die Meldungen auf Twitter und Facebook ausgewertet. Daneben gibt es eine Plattform, auf der sich Nutzer anonym anmelden und die Schwarzmarktpreise für verschreibungspflichtige Arzneimittel einsehen und selbst melden können. Pharmaunternehmen nutzen diesen Service z. B. um zu prüfen, wie gut ihre Maßnahmen zur Verhinderung des Missbrauchs ihrer Arzneimittel greifen. Kann durch die Kombination eines Opioids (Oxycontin) mit einem Opioid-Antagonisten (Naloxon) der Missbrauch tatsächlich eingedämmt werden?
  • Der ebenfalls auf  Crowd Sourcing basierende Service „Flu Near You“ liefert eine Echtzeitkarte zur Grippeaktivität in einer Region und bezieht dazu, anders als die Meldungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC (Denter of Disease Control and Prevention), auch die Daten von Nutzern ein, die nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen.
  • Thermia ist eine Entscheidungshilfe für Eltern, die ebenfalls auf den Crowdsourcing Ansatz setzt. Eltern melden die Fieberverläufe ihrer Kinder in einer Datenbank, die Daten vieler werden analysiert, um daraus Handlungsempfehlung abzuleiten. Gekoppelt mit einem Fiebermessgerät und einer App können Eltern frühzeitig eine Warnmeldung erhalten, wann zur Abklärung ein Arztbesuch angezeigt ist.

FAZIT: Anhand der Auswertung meteorologischer Daten lassen sich oft erstaunlich präzise Wettervorhersagen treffen. Auch die Analyse gesundheitsrelevanter Informationen, die Nutzer täglich millionenfach über Soziale Medien kommunizieren, können das Verständnis über Krankheitsursachen, über die Sicherheit und den Nutzen von Therapiemöglichkeiten verbessern und neue Präventionskonzepte hervorbringen.

Quellen:

GSK, Merck use social media to learn how patients use drugs outside the lab, October 2015

Five ways a Boston Children’s Hospital spin-off is using social media for public health. April 2015
 

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