Warum Deutschland?

»Deutschland? Aber wo liegt es?« Viele würden diese Frage, dieser schillersche Vers in dessen historischem Kontext verstehen wollen, doch mir erscheint sie auch und gerade heute genauso aktuell wie damals. »Deutschland«: Was verbirgt sich in diesem Wort, in dieser Reihe von Buchstaben? Es stellt sich zunächst die Frage, warum ein Jude und Israeli sich mit dieser Frage beschäftigen soll. Aber ist es wirklich unverständlich? Gerade deswegen, weil ich das bin, was ich bin; weil mein Schicksal so stark betroffen istweiter

Deutschlands inneres und äußeres Spiegelbild

Oft habe ich hier aus jüdischer oder aus österreichischer Perspektive das Deutsche beleuchtet, doch kaum habe ich über das Jüdische und das Österreichische zugleich gesprochen. Dies möchte ich nun nachholen: Was sollen diese beiden Bezugspunkte? »Jeder wissenschaftlichen Erkenntnis liegt der Vergleich zugrunde«, habe ich von meinem Mentor Moshe Zimmermann gelernt. Bedeutung entsteht nur in der Relation. Will ich das Deutsche verstehen, so muss es in Vergleiche ziehen. Je tragfähiger, mannigfaltiger, tiefer der Vergleich bzw. das Verhältnis, umso aufschlussreicher die Erkenntnisse.weiter

Die politische Kugel: Über Links- und Rechtsextremismus

Inwiefern hängen Links- und Rechtsextremismus miteinander zusammen? Diese Frage wird oft gestellt, meistens (wie mir scheint) eher von linker Seite, mit der Motivation, mögliche Zusammenhänge quasi von vornherein auszuschließen. So etwa in Augsteins “Freitag”, wo die Frage in einer anderen Formulierung auf den Punkt gebracht wird (von hier): Haben linke Aktivisten mit ihren Utopien einer gerechteren Welt denn wirklich so viele Gemeinsamkeiten mit Nazis und ihrer menschenverachtenden Ideologie? Diese Frage wurde hier im Blog früher schon mal besprochen, aber diesmalweiter

Ernst Nolte, das Menschliche und Auschwitz

Vor kurzem habe ich hier die Historiker Timothy Snyder und Ernst Nolte in einen Vergleich gezogen und vermutet, dass dem Ersteren wegen dessen amerikanischer Siegerposition (unter anderem) ein ähnlich relativierender Ansatz weit besser gelungen ist als dem Letzteren. Diese Vermutung wird wohl nicht ganz abwegig sein und dennoch greift sie eindeutig zu kurz. Denn neben den Umständen wie dem zeitlichen und generationellen Abstand, der nationalen Identität etc. gibt es auch einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden, den ich nun darlegen möchte.weiter

Meine Jahre an der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg (besser spät als nie)

Eine junge Dame fragt mich per Mail, warum ich in einem früheren Text, in dem ich meine Jahre an der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg beschreibe,von “Korruption” spreche. Sie überlegt sich nämlich, an dieser Hochschule zu studieren, und fragt mich, ob ich ihr denn davon abraten würde. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, aber ich versuche es trotzdem. Fangen wir erst mal mit dem Absatz an, auf den sie sich bezieht (aus »Hommage für Paul Auster – eineweiter

»Hannas Reise« und worauf es wirklich, aber nicht nur ankommt

Im letzten Text habe ich unter anderem die Unmöglichkeit eines wahrhaft deutsch-jüdischen Daseins seit 1945 bzw. 1933 erwähnt, die schließlich auf den Holocaust zurückgeht, welcher uns voneinander trennt, aber “auf eine paradox-dialektische Weise” auch eint. Zufälligerweise ist mir dieses Thema heute wieder begegnet, und zwar in Gestalt eines neuen Films namens “Hannas Reise”, den ich noch nicht gesehen habe, dessen Trailer jedoch viel zu versprechen scheint. In den ersten beiden Sekunden bekommen wir die einzige Straße Berlins bzw. “Germanias” zuweiter

Der Holocaust und sein Platz im Deutschen wie im Jüdischen

Wie soll der Holocaust ins Deutsche eingeordnet werden? Wie lässt es sich integrieren, ohne alles andere in den Schatten zu stellen bzw. zu verschlingen, zu banalisieren? Vor knapp fünf Jahren habe ich mich hier dieser Frage gewidmet und ein Deutschland jenseits von Auschwitz gesucht. Meine damalige, im Jakob-Kaiser-Haus des Bundestages verfasste und somit irgendwie auf Kosten des Steuerzahlers entstandene “Zeitreise durch Deutschland” möchte ich nun durch neuere Gedanken ergänzen. Wenn ich vom Deutschen und dem Jüdischen als theoretischen Geschwistern spreche,weiter

Das Jiddische als Gotisches

Zufälligerweise habe ich gestern ein kleines Blog entdeckt, nämlich dieses (auf Englisch). Es geht darum, inwiefern das Jiddische nicht, wie gemeinhin angenommen, vom Deutschen stammte, sondern vom Gotischen, also quasi keine mittelalterliche Abspaltung vom (west)germanischen Mittelhochdeutschen war, sondern eine noch weiter zurückreichende Parallelentwicklung dazu, die sich von der Antike bis zum 2. Weltkrieg innerhalb des (ost)germanischen Zweiges der indogermanischen Sprachfamilie entfaltete. Auch wer die hebräischen und slawischen Komponenten im Jiddischen nicht zu entziffern weiß, wird mit seinen Deutschkenntnissen die Argumentationweiter

Mein Deutschland (ein weiterer Versuch)

Zusammen liegt mein eigenes, leises Deutschland In Judas Wiege miteinander In Straßburg, Prag und Wien Königsberg, Speyer und Berlin Verschachtelt, untrennbar voneinander Flüstert beides in mein Ohr gewaltsam An alten Hausfassaden, vor Zäunen und aus Brunnen Auf Brachen und im geistigen Dunkeln Verborgen in der Schrift, die einst gemeinsam Für ein schönes Ideal mit Herz und Kopf stand  

Worum es hier (oft) geht

In den letzten Jahren habe ich hier viele Themen besprochen, am meisten aber Deutschland. Da mir anhand der Kommentare klar wird, dass meine »Deutschlandphilisophie« oder »Germanologie« oft rätselhaft wirkt und unverständlich bleibt, möchte ich hier das Grundlegende erklären, nämlich meine Fragestellung.