Ausgeprägte Presbyakusis* oder auch WTF KUCHEN ?!?

Da wollte ich also diesen alten Herrn aufnehmen. Bei ausgeprägter Schwerhörigkeit fand meine Befragung in einer Lautstärke statt, die es vermutlich allen Anwesenden in der Aufnahme ermöglichte, die genaueren Details des Falles zu verfolgen. 
„SEIT WANN HABEN SIE DENN DIESE BAUCHSCHMERZEN!??!“ schrie ich nun zum dritten Mal. (Das erste Mal hatte der Patient mich nicht verstanden und beim zweiten Mal wies er mich darauf hin, er trage Hörgeräte (?!?).) 
Statt zu antworten griff sich der Mann nun in den Mund und begann sein Gebiss auszubauen. Der Grund hierfür war mir ehrlich gesagt völlig unklar. Etwas ratlos wartete ich ab, bis mein Patient das Gebiss in Händen hielt. „Was möchten sie denn nun mit ihrem Gebiss tun?“ fragte ich schließlich. „KUCHEN?!“ rief der Patient verwirrt. „Häh?“ dachte ich, „‘Kuchen‘ hört sich noch nicht mal so an wie ‚tun‘.“ „Was möchten sie mit den Zähnen den machen??“ schrie ich ebenso verwirrt zurück und hoffte irgendwie wieder einen Bogen zum eigentlichen Grund des Kommens schlagen zu können. „ICH TRAGE HÖRGERÄTE!“ brüllte mein Patient nochmals und starrte auf den Gebiss in seinen Händen. 
„Ok, ich hole ihnen mal einen Becher für die Zähne“, schlug ich seufzend vor und ging zur Tür. „BECHER?“ rief mit der Patient nach, „WAS SOLL ICH DENN MIT EINEM BECHER?!!!“
 

*Presbyakusis (=Altersschwerhörigkeit)

Nachts im Krankenhaus – warum Patienten nachts nicht schlafen können (Teil 4)

Und dann war ich also Patient in diesem Krankenhaus und ein übereifriger Arzt beschloss mich auf die Intensivstation zu verlegen.
Auf der Intensivstation ist es eigentlich unmöglich zu schlafen. Jeder Patient hat einen Monitor, der sofort laut piepsend Alarm schlägt, sollte man auch nur für den Bruchteil einer Sekunde eine Herzfrequenz, einen Blutdruck oder ein was auch immer außerhalb des Normbereichs haben. Natürlich ging der Alarm nicht von alleine aus. Auch nicht wenn sich die Herzfrequenz, der Blutdruck oder was auch immer normalisiert. Er musste von einer Schwester persönlich ausgeschaltet werden. Manche Schwestern nahmen es einem auch übel, sollte man den Alarm genervt selbst ausgeschaltet haben. So ein Überwachungsmonitor durfte ja bitte wohl nur von fachkundigem Personal persönlich bedient werden! Aufgrund des genialen Systems der offenen Türen, konnte man auf jeden Fall immer irgendjemandes Alarmpiepsen hören.
Mindestens einer der anwesenden  Patienten war in der Regel stockdement, in einem wahnhaften Delirzustand oder auch beides und brüllte die Nacht über Dinge wie: „ HALLO!! HALLOOO!!!“ „HIILFEEE“ „AHHHHH“ „SCHWEEEESTEEER“ „WOOO IST DIE TOILETTEEEEE“ Meistens schrie dann nach ein paar Stunden einer der anderen Patienten etwas in der Art zurück wie: „KLINGELN SIE DOCH DER SCHEISSSCHWESTER!!!“ oder auch „HALTEN SIE ENDLICH IHR BESCHISSENES MAUL!!!“ Aber das half auch nicht. 


Gegen ein Uhr nachts kam dann ein neuer Patient ins Bett neben mir. Damit man das Bett auch fand, musste man natürlich das Licht anmachen.
„SCHWEEESTER! ICH MUSS AUF’S KLO!!“
In halbdelirantem Zustand starrte ich der Tochter des Neuzugangs auf den extra knappen, knallroten Rock und wunderte mich, wo die bitte so schnell hergekommen war.
„HIIIIIIIIILFEEEEE“
Auf jeden Fall machten sie das Licht dann wieder aus und vielleicht habe ich auch geschlafen. Aber dann schalteten sich plötzlich so gegen 3 Uhr nachts alle exklusiven Flachbildfernseher an, welche man für jeden Intensivpatienten über dem Bett zur Unterhaltung angeschraubt hatte. Hier konnte ich auf drei flackernden Bildschirmen gleichzeitig eine Dokumentation über Dinosaurier auf Discovery Channel verfolgen. Anschließend stellte ich jedoch befriedigt fest, dass ich mit meiner Fernbedienung alle drei Geräte auf einmal ausschalten konnte und diese Geschichte habe ich nicht mal geträumt.

Meinungsverschiedenheiten

Und dann lief ich so unauffällig durch die Stationsküche um zu sehen ob zufälligerweise ein Kuchen oder ähnliches rumstand. Traf aber nur auf meinen Oberarzt, der sich am Telefon ein Battle mit den Chirurgen lieferte. „Uhhhh“, dachte ich und verschwand um ein Langzeit-EKG auszuwerten.
Der Oberarzt erklärte dann später, dass die Chirurgen unbedingt einen sehr alten, klapprigen und kranken Patienten noch einer großen Operation unterziehen wollten, er dies aber für nicht sonderlich sinnvoll hielt. Der Patient war alt, er war schon sehr lange schwer krank und die Operation würde das Sterben nur um einige wenige Wochen hinauszögern. WENN der Patient diese große OP überhaupt überstehen würde.
Nachher würde der  chirurgische Oberarzt zusammen mit dem Patienten, den Angehörigen und ihm ein freundliches Gespräch führen und so zu einer vernünftigen Lösung kommen. „Hmhm, sehr schön“, dachte ich und ging noch ein Langzeit-EKG auswerten.

„Piep, piep, piep“, machte mein Piepser. Die Station piepste mich an. Ich solle doch sofort kommen. Mein Oberarzt wäre jetzt in einer wichtigen Besprechung und könne nicht weg. Aber der Chirurg wäre halt da und ich solle doch schnell herbeieilen für das wichtige Gespräch. 
„Uhhhh“, dachte ich zum zweiten Mal an diesem Tag und eilte.
Im Patientenzimmer traf ich auf die besorgten Angehörigen und den blass im Bett hängenden Patienten, der es vorzog dieses Gespräch zu verschlafen. Daneben stand ein großer, aggressiver chirurgischer Oberarzt, der mich grimmig anstarrte. „Grmbl grmbl und hier die internistische Stationsärztin“, murmelte er missmutig um anschließend einen wütenden lauten Monolog zu halten. Diese Operation sei essentiell wichtig. Man müsse operieren. Egal was die zimperlichen Internisten raten würden. Irgendwie fühlte ich mich hier etwas unwohl. Wie sollte ich da würdig den internistischen Oberarzt vertreten?! Der Patient sah währenddessen so aus, als würde er möglicherweise auch jetzt gleich einfach so sterben. Nach 10 min musste der Chirurg Luft holen und ich sagte freundlich einen Satz, der die Wörter „palliativ“ und „Schmerztherapie“ enthielt.
Daraufhin explodierte der Chirurg. Man müsse ja wohl auf jeden Fall operieren. Sofort. Jede Stunde zählte. Die Angehörigen starrten erschrocken aus dem Fenster. Der Patient schlief. Ich hatte Angst, gleich in eine schwere Schlägerei mit dem Chirurgen verwickelt zu werden. Irgendwie konnte ich noch anbringen, ich würde die internistische Sicht der Dinge dann darlegen, wenn der Chirurg wieder weg wäre. Nach einem weiteren 10-minütigen Monolog und dem Hinweis innerhalb der nächsten Stunde müsse eine Entscheidung her, stürmte der schließlich aus dem Zimmer.
Glücklicherweise ließ sich der Patient dann doch wecken und erklärte, dass er nicht vorhabe sich operieren zu lassen und zwei Tage später verstarb er in Ruhe.


Der erste gestorbene Patient

Dann lief ich an der Schwester vorbei und die sagte: „Zrrrhhggrrhhzz“ „Hmhm“, sagte ich und ging weiter. Dann dreht ich mich um und kam zurück: „Moment, wer ist tot?“
„Jop. Die Frau Brunhild ist gestorben. Musst du hingehen und den Tod bestätigen“, murmelte die Schwester und grub zwischen einem Berg Formularen herum.
Da war es also. Mein erster toter Patient. Und das sollte ich auch gleich mal bestätigen. Vermutlich hatten die Schwestern hier mehr Erfahrung
Ich ging also die Patientin suchen um professionell den Tod festzustellen.
„Im Abschiedszimmer“, brüllte mir die Schwester hinterher. „Abschiedszimmer?!“ dachte ich. Die Station war voller Patientenzimmer, wo in aller Welt sollte da das Abschiedszimmer sein? „Rechts“, schrie die Schwester jetzt. Ähnlich wie bei Harry Potter tat sich eine Tür neben dem Lagerraum auf, die ich irgendwie noch nie gesehen hatte.
Ich klopfte vorsichtshalber und betrat ein winziges, fensterloses Zimmer. Es herrschte gedämpftes Abschiedslicht und eine Abschiedslaterne stand auch da. Außerdem war noch das Bett reingequetscht. Jemand hatte eine Decke schwungvoll drübergeworfen, so dass man nicht erkennen konnte ob überhaupt eine Person darunter lag. 

„Wehe es springt gleich jemand aus diesem Bett“, dachte ich und dass ich dann vielleicht schreiend rausrennen könnte.
Unter der Decke lag aber nur die freundliche Frau Brunhild, die sehr tot war. Dies bestätigte ich nochmals mit meiner brillianten Arztuntersuchung, welche ich viermal wiederholte um wirklich sicher zu sein, die Patientin nicht aus Versehen fälschlicherweise als verstorben zu bezeichnen.
Am Ende deckte ich Frau Brunhild wieder ordentlich zu.
„Hier“, sagte die Schwester und drückte mir einen riesen Stapel an Todes-Formularen in die Hand, „musst du alles ausfüllen.“

Wie ich die Morgenbesprechung komplett verkackte.

Dann saßen wir also alle im in diesem abgedunkelten Besprechungsraum und die offizielle morgendliche Besprechung begann. Der Radiologe warf im Sekundentakt Röntgenbilder an die Wand und fällte ebenso schnell sein radiologisches Urteil. Dann rief der gastroenterologische Oberarzt die geplanten Untersuchungen in den Raum und rief außerdem: „Frau zum Hum –  Leberpunktion! Moment. Das haben wir doch schon letzten Monat gemacht!“ „Jaaaa“, sagte ich, denn für Frau zum Hum war natürlich ich zuständig, „letztes Mal war die Patientin ja noch in Behandlung mit Cortison. Da hat man nicht so viel gesehen in der Biopsie. Gerade steigen die Leberlaborwerte wieder und deshalb haben wir eine neue Biopsie angeordnet.“ „Aber das ist doch nicht unbedingt nötig. Sie sollten erst mal den Langzeitverlauf abwarten“, sagte der Chefarzt jetzt missbilligend. „Eigentlich hatte ich das mit Herrn Dr. Grumhz schon so besprochen“, wies ich nun auf den anderen gastroenterologischen Oberarzt hin, der heute natürlich krank war. „NEIN! Das machen wir jetzt nicht!“ erklärte der anwesende Gastroenterologe erbost und strich die Punktion vom Programm.

Kurz darauf ratterte auch schon der Chefkardiologe das kardiologische Untersuchungsprogramm herunter: „Frau Zimml, Herzkatheter. Hm? Warum bei Frau Zimml Herzkatheter?“ Frau Zimml war natürlich auch meine Patientin und ehrlich gesagt konnte ich mich nicht wirklich daran erinnern WARUM Frau Zimml einen Herzkatheter haben sollte. Am Abend zuvor hatte mein zuständiger kardiologischer Oberarzt zwar noch gesagt: „Und bei der Frau Zimml da machen wir ein Herzkatheter.“ Aber dann war er weggelaufen ohne dies genauer zu erläutern und  ich hatte noch nicht mal eine Anforderung dafür ausgefüllt. Irgendeine freundliche Schwester hatte alles trotzdem gleich angemeldet. Was prinzipiell ja sehr nett war. Dummerweise hatte Frau Zimml  keine passenden Vorerkrankungen oder Beschwerden, an die ich mich erinnern konnte, die einen Herzkatheter rechtfertigen würden und die ich auf gut Glück dem Chefkardiologen vorn mit der Liste und dem fragendem Blick zuwerfen hätte können. „Hmmm, das weiss ich auch nicht“, sagte ich also etwas diffus.  Mein zuständiger kardiologischer Oberarzt war zwar nicht krank und tatsächlich anwesend, sah aber unauffällig in eine andere Richtung und schien sich ebenfalls nicht mehr daran zu erinnern, WARUM er am Vorabend in aller Welt noch diese Herzkatheteruntersuchung bei Frau Zimml haben hatte wollen. „Äh ja“, sagte der Chefkardiologe, „dann streichen wir das mal aus dem Programm.“

So habe ich an einem einzigen Morgen mal wieder einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Am  nächsten Tag war dann mein ursprünglicher, gastroenterologischer Oberarzt wieder da und fragte mich WARUM wir denn die Leberpunktion bei Frau zum Hum bitte nicht gemacht hätten?!

Nachts im Krankenhaus – warum Patienten nachts nicht schlafen können (Teil3)

Und dann war ich also schon wieder Patient in diesem Krankenhaus und meine Zimmernachbarin schnarchte auch gar nicht. Ok fast nicht. Ein bisschen. Manchmal zumindest war es ganz ruhig.
Das dritte Bett des Zimmers war sogar ganz leer und nicht belegt. Erfreut legte ich mich zur Ruhe. Mein Kopf war etwas wirr vom vorangegangenen Tag. Aus Langeweile hatte ich sämtliche Klatschblätter im Aufenthaltsraum der Station gelesen und wusste nun welche Prinzen noch zu haben waren, sowie welches das Parfüm war, das Jake Gyllenhaal bewirbt. (Moment WER ist Jake Gyllenhaal?)
Auf jeden Fall befand ich mich mitten in der süßesten Einschlafphase als  ein lautes und langgezogenes „Kloooooook“ ertönte. AHHHH! Komisch. Aber dann war es wieder ruhig und ich beschloss zu schlafen. „Klook kloooook kloook“ machte es dann nochmal laut. Meine Bettnachbarin tat so als ob sie schlafen würde. Ein paar Minuten später klookte es wieder und ich versuchte mit weiten Pupillen im Dunkeln das freistehende dritte Bett anzuvisieren. Stille. Dann machte es nochmals „Klick, klick klooooook“ und das freie Bett fuhr selbsttätig sein Kopfteil in eine unnatürliche (für ein Bett) senkrechte Position. Anschließend klookte es nochmal und ich dachte mir: „Gleich fährt es von allein rüber zu meiner Nachbarin und frisst uns beide auf. Vielleicht renne ich einfach schreiend aus dem Zimmer.“ Aber dann kam die Nachtschwester und zog den Stecker des Monsterbetts.

Ganz schnell.

Und dann rief ich in der Sonographie an, weil ich einen Ultraschall machen wollte. Nicht dass ich das wirklich dazu fähig wäre einen wirklich tollen Ultraschall zu produzieren. Es reicht in der Regel zu: „Ah und hier ist ja auch ihr Herz. Schlägt. Super. Ok, Leber: Vorhanden. Linke Niere: Check. Milz: Check. Rechte Niere… hmmm rechte Niere? Sind sie sicher, dass sie rechts… oh ja da. Ok, rechte Niere: Check. Aorta: Auch da.“
Auf jeden Fall brauchte ich trotzdem ganz unbedingt mein Ultraschall und die Sonoanmeldefrau sagte: „Nö. Ist gerade kein Gerät frei. Rufen sie später nochmal an. Oh Moment, Sonoraum vier wird jetzt frei. Wenn sie SOFORT kommen, können sie da rein.“ „Yay!“
Ich eilte also meinen Patienten einzusammeln, nennen wir ihn Herrn Strobbolz. Natürlich war Herr Strobbolz nicht im Zimmer. Außerdem war Herr Strobbolz auch nicht im Bad, auf dem Klo oder im Flur.
Ich sah ihn schon dahinschwinden meinen freien Sonoraum.
„Rauchen“, rief die Schwester, „der ist Rauchen gegangen.“ 

Missmutig lies ich mich  über den beliebtesten Rauchertreffpunkt des Hauses informieren, wanderte einmal quer durch die Klinik weiter durch den Hinterhof zum exklusiven überdachten (!) Raucherstützpunkt, wo haha tatsächlich Herrn Strobbolz saß und genüßlich seine Zigarette angezündet hatte.
„Jetzt schon?!“ rief er missmutig und löschte grimmig die Zigarette in überdimensionierten Aschenbecher. Anschließend lief er extra langsam hinter mir her zum Sonoraum. Der war aber glücklicherweise trotzdem noch frei.
„Jetzt muss ich mich erst mal erholen“, seufzte Herr Strobbolz und sank erschöpft auf die Liege.

Und dann wollte ich noch kurz diese Aufklärung kopieren.

Und dann wollte ich nur noch die Aufklärungsinformation für die Patientin kopieren, welche aus vier Seiten bestand. Eine, die den Ablauf der Untersuchung beschrieb, eine mit verwirrendem Fragebogen und zwei, die ausführlich sämtliche nur erdenklichen Gefahren der Untersuchung aufzählten. Hier hatte man der Phantasie freien Lauf gelassen und listete wirklich ALLES auf, was dem kreativen Autor einfiel. Juristische Absicherung. So können wir später dem Patienten sagen: „Aaaber wir haben Ihnen doch gesagt, dass in sehr seltenen Fällen das Gehirn abgesaugt wird/ das Endoskop manchmal einen herzförmigen Zylinder in den Magen stanzt/ der Herzschrittmacher als Landesignal von Aliens missverstanden werden kann.“

Also habe ich alle Blätter in den automatischen Kopiereinzug gestopft, damit die Patientin für immer alles nachlesen kann. Dann drückte ich auf kopieren und dann dachte ich „huä, warum kopiert dieser Kopierer so lange?! Ich kopiere doch nur 4 Blätter und keine 30.“ Aber da erkannte ich, dass mein Vorkopierer als gewünschte Kopienzahl 42 angegeben hatte und der Kopierer meine 4 Blätter auch 42 Mal kopierte.
Ich starrte misstrauisch auf die vielen Knöpfe, die der Kopierer so anbot und drückte dann erfreut auf „Abbruch“. „Piep“,  machte der Kopierer und kopierte weiter. Piep. Piep. Anschließend versuchte ich es über den Menübutton, der ebenfalls ein piependes Geräusch auslöste, sonst aber auch nichts weiter.
Verzweifelt schaltete ich das wild Kopien ausspuckende Gerät aus und hoffte inständig, dass es meinen Kopierauftrag danach vergessen hätte.
Der Kopierer war dann auch sehr verärgert und weigerte sich nach dem Einschalten irgendetwas zu tun. Immerhin kopierte er nichts mehr!
Am Ende kam die Oberärztin der Station vorbei, baute den Toner des Geräts aus und wieder ein, was das Gerät wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzte. 
Außerdem hatte ich dann ca. 20 Kopien meiner Aufklärung.

Die Eigenprobe

Und dann war es Freitag 16 Uhr und ich dachte so: „Jetzt schreibe ich diesen Arztbrief fertig, dann schaue ich die restlichen, eingetrudelten Befunde von heute durch und dann gehe ich glorreich heim. Ha!
Der Plan funktionierte sehr gut, bis ich den ersten Befund in Händen hielt. Laborwerteausdruck von Frau Sribzel: Hämoglobinwert 7,3 g/dl, vor sich hinsinkend. „Uuuhh“, dachte ich, „Naja zum Glück haben wir Blutkonserven angefordert.“

In diesem Augenblick sagte die Krankenschwester neben mir: „Duuu, Frau Zorgcooperations, das Labor hat gerade angerufen. Das Kreuzblut (= Patientenblut zum Testen, ob die Blutkonserven mit dem Patientenblut kompatibel sind) von Frau Sribzel ist geronnen, du musst das irgendwie zur Uniklinik schicken.“ „Huä?!“ dachte ich und rief gleich nochmal persönlich im Labor an. Eine grimmige Labortechnikerin rief schnippisch: „Die Eigenprobe ist positiv! Das müssen sie zur Uniklinik schicken! Aber schnell, sonst ist Wochenende!“ „Ahh Eigenprobe“, dachte ich, „Super, muss ich wissen was das ist? Und Moment, wie mache ich das genau mit – zur Uniklinik schicken?!?“
„Das steht in unseren Leitlinien im Intranet“, fauchte die Labordame und legte auf. Zehn Minuten später stellte ich fest, dass die Leitlinien zur Bluttransfusion im Intranet nicht existierten oder zumindest sehr, sehr gut versteckt waren.

Meine freundliche Krankenschwester hatte inzwischen ein komplexes Formular aufgetrieben, das so aussah als könne man damit eine genauere Abklärung einer missglückten Eigenprobe anfordern. Verwirrt starrte ich auf eine große Auswahl an Kästchen, die mir diverse Antikörper, Sonderfaktoren und sonstig abgefahrene Tests anboten. Verzweifelt rief ich meinen Oberarzt an, aber der war schon ins Wochenende verschwunden. Die Ärztin der Nachbarstation hatte auch keine Ahnung, was man jetzt tun solle, nahm mir aber schon mal Extrablut von Frau Sribzel ab, das man laut Formular brauchte. Das Wochenende nahte weiter mit großen Schritten.

Ich rief das Sekretariat an, da diese laut Labordame, meine Anforderungen zur Blutabklärung verschicken würden. Die missmutige Sekretärin erklärte, ich hätte GROßES GLÜCK sie JETZT NOCH zu erreichen. Eigentlich sei sie nämlich schon fast im Wochenende. Was würde ich wollen? Zur Uniklinik schicken?! Ich wäre wohl nicht ganz bei Trost. Die inkompetente Laborbesatzung würde zwar behauten das Sekretariat würde das machen, dem sei aber nicht so!!! Aha, und jetzt? Die Sekretärin verfiel nun in eine wütende Schimpftirade und ob ich jetzt Blutkonserven benötigte, das müsse ich ja wohl selbst entscheiden. „Natürlich“, erklärte ich, „ich wollte ja nur wissen WIE ich denn nun die Eigenprobenabklärung nach Ulm schicke.“ Die Sekretärin ignorierte dies und rief einfach weiter, dass ich die Sache mit den Blutkonserven selber entscheiden müsse, dass dies außerdem am Wochenende sehr teuer wäre und unverschämtes Laborpersonal, das! Verzweifelt versuchte ich irgendeine nützliche Information zu extrahieren und gleichzeitig die aufgebrachte Sekretärin zu beruhigen.
Irgendwann stand plötzlich aus dem nichts der Oberarzt der Nachbarstation hinter mir und schaute interessiert was für komische Telefonate ich eigentlich führte. Innerhalb Sekunden würgte ich die schimpfende Sekretärin ab, schnappte mir mein komplexes Formular und hechtete dem Oberarzt hinterher.
Oh Glückseeligkeit, der Oberarzt verstand als erster das Problem, kreuzte mir diverse Antikörper auf dem Formular an und erklärte alles persönlich abzuschicken. Wir nahmen dann noch mehr Blut von Frau Sribzel ab, die vermutlich so langsam das Gefühl hatte von Idioten umgeben zu sein (zu recht) und sogar die zuvor noch überaus aufgebrachte Sekretärin kam besorgt auf der Station vorbei ,ob denn nun alles geklappt hätte.

Ich ging dann schnell heim und schaute im Internet nach, was eine Eigenprobe ist.

Nachts im Krankenhaus – warum Patienten nachts nicht schlafen können (Teil2)

Und dann war ich also Patient in diesem Krankenhaus und es war wieder ein unglaublich langweiliger Tag an dem eigentlich nichts passiert war, außer das bei der Visite ein Arzt etwas in die Richtung sagte: „Hallo. Ah da sind sie. Ja. Ich erinnere wieder wie sie aussehen ok wir nehmen übermorgen nochmal Blut ab. Tschüss. Wie, sie wollen gern nach Hause? Geht nicht wir müssen übermorgen Blut abnehmen und vielleicht fällt uns zwischendurch noch was anderes komisches ein und dann können sie sogar noch länger bleiben. Jetzt muss ich aber unbedingt gehen. Tschüss!!“

 

Auf jeden Fall schlief ich missmutig ein, aber nur kurz. Denn die freundliche Dame im mittleren Bett des Zimmers musste auf’s Klo. Oft. Da sie leider nicht mehr so gut zu Fuß war hangelte sie sich an meinem Bett entlang, welches mit jedem Griff rhythmisch erbebte. „Zorrr“ „Zorrr“ „Zorrr“ hin auf Klo. „Zorrr“ „Zorrr“ „Zorrr“ wieder zurück.

Irgendwann an die kleinen, sich wiederholenden Bettbeben gewöhnt, schlief ich wieder ein. Gegen 1 Uhr nachts musste dann die dritte im Bunde, nennen wir sie mal Fräulein Maierle, auf Toilette. Fräulein Maierle konnte noch viel schlechter laufen, als die Dame in der Mitte und eine Nachtschwester kam zur Klowegsbegleitung hinzu. Vermutlich wäre ich hier gleich wieder eingeschlafen, aber dann kollabierte Fräulein Maierle dramatisch im Klo. Die Nachtschwester rief verzweifelt um Hilfe. Grummelig stieg ich also aus dem Bett und warf einen Blick ins Bad. Fräulein Maierle hing schlaff in den Armen der Nachtschwester und starrte an die Decke. Ich ließ mir die komplizierte Zimmeralarmschaltung für solche Notfälle erklären und löste im Auftrag der Schwester den Kollektivalarm aus. Weitere Nachtschwestern wurden angelockt. Lautstark wurde das Licht angemacht und Fräulein Maierle zurück ins Bett gezerrt. Dann musste ein Toilettenstuhl für die Frau her und nach einer halben Stunde kehrte schließlich Ruhe ein. Haha, aber da war ich dann endgültig wach.