Link 13: The Poison Review

Leon Gussow, MD aus Chicago mit Qualifikation in Emergency Medicine und Toxikologie bespricht in seinem Blog “The Poison Review” regelmässig unterschiedliche toxikologische Artikel der letzten
Tage und bewertet diese in einem System von 0 bis 5 Totenköpfen hinsichtlich ihrer Qualität und klinischen Relevanz.

 

http://www.thepoisonreview.com/

 

Überdies unterhält er den “Chicago Toxcast”, einen monatlichen Audio-Podcast, der mit ähnlichen Inhalten in monatlicher Frequenz aufwartet.

 

http://itunes.apple.com/ca/podcast/chicago-toxcast/id272474461

GNOM-Pocketcard (Gewichtsadaptierte NOtfallMedikamente bei Kindern)

Zunächst einmal herzlichen Dank an aka medica für die kostenfreie Zusendung eines Rezensionsexemplars der GNOM-Pocketcard, auf die ich durch meinen Kollegen Thomas Plappert aufmerksam
gemacht worden war. 

 

Konzept

Kindernotfälle sind glücklicherweise selten und für alle Beteiligten enorm belastend. Die meisten Notfallmediziner verfügen über wenig Erfahrung in der Behandlung mit Kindern, hinzu kommen
eine überproportionale psychische Belastung und komplexe Dosierungsschemata. Das Konzept von GNOM ist es, Dosierungsanleitungen so zu standardisieren, dass unabhängig vom verwendeten Medikament,
immer eine Verdünnung von 0,1 ml/ kgKG als sichere und effektive therapeutische Gabe für Kinder wählbar ist. Hierfür wurde eine auffächerbare Pocketcard hergestellt, die die gängigsten
Notfallmedikamente (gegebenenfalls auch für unterschiedliche Ampullengrößen) enthält und die empfohlene Verdünnung und Dosierung anzeigt. So kann in den beschriebenen Hochrisikosituationen die
fehleranfällige Medikamentengabe sicherer dargestellt werden. Soviel zur Theorie.

 

Produkt

Die GNOM Pocketcards sind 14 x 7,5 x 1,8 cm gross, aus mittelstarkem Papier und herstellerkonform in weiss-grün gehalten. Alle rechteckigen Karten sind sind abgerundet und in einer Ecke
durch eine Aluniete miteinander verbunden, was solide wirkt und eine Auffächerung der Karten ohne versehentliches Zufallen, wie bei einem Buch ermöglicht. Im Wesentlichen enthaltene Kategorien
sind ein Medikamenten-ABC, sowie die Sektionen Injektionen, Infusionen und Antidote.

Jede Seite enthält übersichtlich dargestellt neben dem Wirkstoffnamen, die gängigsten Handelsnamen, das Verdünnungsschema, Dosierung, Indikation, Hinweise, Altersgrenze und Alternativen.
Kontraindikationen und Dosisanpassungen z.B. für Niereninsuffizienz sind nicht abgebildet. Auf der letzten Seite befinden sich Aufkleber zur Spritzendokumentierung.

 

 

Im Alltag

Um das Konzept auf seine Alltagstauglichkeit zu überprüfen kann man als Rezensierender leider kaum auf die entsprechende Situation im klinischen Alltag warten, dies wäre ethisch wohl auch
nicht vertretbar, deswegen habe ich mir zunächst einmal eine Standardsituation überlegt und diese mit zwei unterschiedlichen Gewichtskonstellationen einmal durchgespielt. Um das Konzept auf seine
Einfachheit zu überprüfen habe ich zunächst einmal versucht diese Situation durchzuspielen ohne vorher die Anwendungshinweise gelesen zu haben.

Angenommen in unserer Situation kommen wir als Notarzt zu einem Kind mit einer schweren allergischen Reaktion und wir möchten den Standardcocktail aus Flüssigkeit in Form von NaCl 0.9%,
Adrenalin i.v. in Schockdosis, Prednisolon und H1-Blocker verabreichen. Kind A erfordert hierbei eine einfache (13 Monate, 10 Kilo), Kind B eine eher komplexe Rechnung (7,5 Jahre, 24
Kilo).

Zunächst einmal greife ich mir die GNOM Pocketcards, suche das jeweilige Medikament und bereite Infusion, sowie Medikamente nach Plan zu. Hierbei wird klar, dass im Gegensatz zum
herkömmlichen Vorgehen („mach mal eins auf zehn“) jede Zubereitung anders ist, im Resultat hierdurch aber die Medikamentengabe mengenmässig immer gleich bleibt. So bekommt Kind A von allen
Medikamenten (ausser natürlich der Infusionslösung) 1 ml (0,1 ml pro kg Körpergewicht), Kind B von allem Medikamenten 2,4 ml. Die Zubereitung ist bei unterschiedlichen Ampullengrößen jeweils
sicherheitshalber auf einem separaten Blatt dargestellt.

 

In meinem Versuch gelang es mir so 4 unterschiedliche Medikamentenmengen selbst bei der komplexeren Gewichtsangabe fehlerfrei innerhalb von 90 Sekunden auszurechnen.

 

Ich halte die Idee insgesamt für bahnbrechend und auch die Ausführung für gelungen. Besonders die Tatsache dass bei heterogener Ampullenbestückung separate Aufziehschemata für alle
Ampullengrößen vorhanden sind ist positiv zu erwähnen, das Design überzeugt ebenfalls vollständig. Einzige Kritikpunkte sind eine fehlende Standardgewichtstabelle die sich einfach noch einseitig
ergänzen liesse (man bedenke, dass nicht jede Mutter das Gewicht ihres Kindes kennt oder überhaupt anwesend ist), sowie das etwas dünne Papier der Einzelseiten, hier wünschte man sich Stärke und
Material der Titelseite. Fehlen einem mütterliche Gewichtsangaben, gibt es gewisse Probleme mit der Dosierung, die Kindernotfallmassbänder, wie das Broselowtape nicht haben, trotzdem gefällt mir
persönlich das Pocketcardkonzept besser. 

Eine weitere Idee wäre eine Ampelangabe für Nierentoxizität die sicher noch ergänzbar ist, ohne gross an Übersichtlichkeit zu verlieren.

 

Insgesamt halte ich den GNOM-Fächer für eine lohnenswerte Anschaffung für alle notfallmediziisch aktiven Ärzte und kann auf der Website von aka medica bestellt werden. Der Preis beträgt
sportliche 24,95 € ohne weitere Versandkosten.

 

Weitere Informationen:

http://www.akamedica.de/produkte/gnom-gewichtsadaptierte-medikamente/gnom.html

 

Positiv

bahnbrechende Idee

idiotensichere Berechnung

separate Berechnungen für unterschiedliche Ampullengrößen

übersichtliches Design

gute Zeitersparnis

 

Negativ

etwas dünnes Papier

fehlende Standardgewichtstabelle

keine Kontraindikationen, Nierenadaptation

hoher Preis

 

Still geworden um nofame4u?

Der Eine oder Andere mag sich etwas gewundert haben über etwas Stille, die bei nofame4u eingekehrt war. Dies ist allerdings lediglich der Tatsache geschuldet, dass ich mir eine kleine
Urlaubsauszeit von zwei Wochen genommen habe und meinen beiden grossen Leidenschaften nachgegangen bin: Südostasien und Tauchen. Nach einem kleinen Kurztrip durch Myanmar und einer Tauchwoche auf
den Similan Islands in Thailand bin ich nun frisch erholt zurück und mit der Stille bei nofame4u ist es wieder vorbei.

 

Also: Show must go on, we band of brothers!

Sonder-Link: ENLS-Course

Wären die Fachdisziplinen bei uns doch schon mal so weit…

 

Auf der Seite http://enlscourse.org/welcome/ zeigt sich was möglich ist, wenn die Widerstände der einzelnen, „etablierten“
Fachgesellschaften gegen die Notfallmedizin endlich einmal überwunden werden.

 

In einer kongenialen Zusammenarbeit aus Neuro-Intensivmedizin und Notfallmedizin wird auf dieser Beta-Versionsseite ein neues, cleveres Kurssystem zu neurologischen Notfällen und der
Versorgung in den ersten Stunden etabliert. Dieses reiht sich in die lange Serie der existierenden Kurse von ATLS über ACLS bis PHTLS usw. ein.

 

Mittels Log-In auf der derzeit kostenfreien Website bekommt der User Zugriff auf die in Flussdiagrammen demonstrierten Algorithmen für unterschiedliche Symptomkomplexe. Ich bin gespannt was
sich hieraus entwickeln wird, allein der Name Scott Weingart, der den Emergency Medicine- Teil des Kurskonzeptes kuratiert, spricht für ein ausgereiftes Konzept, Notfallmedizin- Interessierten
ist er als Kopf hinter EmCrit (www.emcrit.org/) bekannt.