Wahnsinnswoche 2018:23

In dieser Woche 158 Patientenkontakte und 11 Terminausfälle. Bis zum 10.8.2018 sind leider keine Termine mehr frei, und ich verabschiede mich bis zum 25.6. in den Urlaub.


Erstes Fazit der PsychKG-Novelle von 2017: Lange Verfahren bis zur Behandlung und fehlende ambulante Hilfe-Möglichkeiten.


“Wie sorgt man heute fürs Seelenheil? Psychische Erkrankungen als pastorale, medizinische und gesellschaftliche Herausforderung?”


In a review of 92 studies of the burnout/depression overlap, Bianchi and colleagues reported that “the distinction between burnout and depression is conceptually fragile.”


Die KBV hat ihre Servicebroschüre zur Reha-Verordnung aktualisiert und erweitert. Das Heft informiert über Möglichkeiten bei der Reha-Verordnung. Zudem bietet es zusätzliche Hinweise für Ärzte zur Verordnung zulasten der Rentenversicherung.


Zwischen Juni und September 2018 findet wieder die bundesweite MUT-TOUR statt. Bei der MUT-TOUR machen depressionserfahrene und -unerfahrene Menschen seit 2012 gemeinsam Sport und Öffentlichkeitsarbeit. Sie treffen Journalisten und setzen sich mit ihren persönlichen Geschichten für mehr Wissen und Mut im Umgang mit psychischen Erkrankungen ein.


Soulfood: Acid Arab – Stil

Wahnsinnswoche 2018:22

In dieser Woche 161 Patientenkontakte und 12 Terminausfälle. Bis zum 10.8.2018 sind leider keine Termine mehr frei.


Wie wirkt sich eigentlich die Datenschutzgrundverordnung bei einem telefonischen Erstkontakt bei der Terminvergabe bei einem Arzt aus?


Unsere Stimme verrät viel über uns – das zieht für Psychotherapie und Marketing ebenso nützliche wie erschreckende Anwendungen nach sich.


Gesundheitsminister Spahn liegt also richtig, wenn er das Smartphone als Schlüssel zu Gesundheitsdaten sieht? Machen Sie sich schonmal auf personalisierte Werbung gefasst: “Law firms are using geofencing in hospital emergency rooms to target advertisements to patients’ mobile devices as they seek medical care.”

Spahn will auch versuchen, die Blockchain zu verstehen, und dann nach Einsatzmöglichkeiten suchen. Prima, denn einmal gespeichert, lassen sich Nachrichten nie wieder aus der Chain entfernen.


Wissen Sie noch nicht, wo Sie diesen Sommer Urlaub machen sollen? Hier ein paar Tipps.


Hallo Versorgungsamt: du verstehst es wirklich, die Neugier auf die “Fragestellung des hiesigen Gutachters auf der Anlage” ins Unermessliche zu steigern, nachdem du meine Nachricht vom 13.4.2018, in der ich um Mitteilung eben dieser Fragestellung gebeten hatte, geflissentlich ignoriert und auch jetzt schon wieder vergessen hast, eine Frage zu formulieren. Ich sende dir die heute eingegangene Erinnerung vorsorglich vollständig zurück, damit du die Fragestellung, die ich offensichtlich übersehe, besonders kenntlich machen kannst. Da ich vom 6.-22.6. Urlaub machen werde, kann ich voraussichtlich erst Anfang Juli wieder auf diese spannende Angelegenheit zurückkommen. Dazu benötige ich jetzt allerdings auch zwingend die dir vorliegende Schweigepflichtentbindung. Mit freundlichen Grüßen, dein Facharzt für Formularwesen.


Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) darf aus der Sicht von Juristen nicht so weiterarbeiten wie bisher. Das ist drei Gutachten zu entnehmen, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) 2015 in Auftrag gegeben und diese Woche veröffentlicht hat (das BMG lud erst vollständig, nachdem ich meinen AdBlocker ausgeschaltet hatte – WTF?).


Erklärungen zum Wirkmechanismus von Cariprazin.

Wahnsinnswoche 2018:21

In dieser Woche 154 Patientenkontakte und 4 Terminausfälle. Bis zum 27.7.2018 sind leider keine Termine mehr frei.


Bestellen Sie Medikamente übers Internet? Da gab es diese Woche ein unschönes Datenleck: Angreifer hätten Name, Adresse und Bestelllisten auslesen und damit auf den Gesundheitszustand von Kunden der betroffenen Online-Apotheken schließen können.


Nach Auffassung von “Medileaks” hat die durch den damaligen Gesundheitsminister Seehofer (CSU) 1992 partiell und durch die spätere Gesundheitsministerin Schmidt (SPD) 2002 generell etablierte Preisfinanzierung der Krankenhausbehandlung zunehmende Qualitätsdefizite und Gesundheitsrisiken für die Patientinnen und Patienten mit sich gebracht.


“Wir können experimentell zeigen, dass Leute den Zufällen, die sie selbst erleben, viel mehr Bedeutung zumessen als den zufälligen Erlebnissen anderer. Das heisst, dass das, was einem selbst widerfährt, wohl immer in seiner Bedeutung überschätzt wird.”


Der Erfolg eines lügenden Demagogen beruht darauf, dass seine Unterstützer ihn ernst, aber nicht wörtlich nehmen.


Soulfood: Jamie xx – Gosh

LungenCouch-Surfing zum Thema „Sauerstoff-Langzeittherapie und Beatmung“

  Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT) und nicht-invasive Beatmung (NIV) gehören für Patienten mit fortgeschrittenen Lungenerkrankungen zu den empfohlenen Behandlungsangeboten. Ihr klinischer Nutzen ist nachgewiesen. Dennoch stellen LTOT und NIV für viele Patienten eine „Horror-Vision“ dar.   Was macht LTOT und NIV so belastend? Die Vorteile von Langzeit-Sauerstofftherapie und nicht-invasiver Beatmung liegen für Patienten nicht sogleich auf der […]

Wahnsinnswoche 2018:20

In dieser Woche 186 Patientenkontakte und 15 Terminausfälle. Vor meinem Urlaub (6.-22.6.) und danach sind bis zum 20.7.2018 leider keine Termine mehr frei.


Auf Jobsuche? Hier ein schönes Karrierebeispiel: als Bundeswirtschaftsminister hatte sich Sigmar Gabriel für den Zusammenschluss von Siemens und Alstom stark gemacht. Nun soll er in den Verwaltungsrat des geplanten Konzerns berufen werden.


Nego il consenso! Vielleicht mache ich das genau so wie dieser Metzger. Die Datenschutz-Grundverordnung raubt mir zurzeit einen großen Teil meiner kognitiven Kapazitäten: alle möglichen Leute wollen von mir eine Zustimmung zum weiteren Empfang von Newslettern oder anderen Dienstleistungen, und ich darf mich damit auseinandersetzen, wie ich die speziellen Regeln in meiner speziellen Praxis kommuniziere. Details dazu später. Auf meiner Homepage habe ich das Nötige immerhin schon eingebaut


Ansonsten bin ich vollauf mit einer Flut von Anfragen, Ein- und Widersprüchen und anderem bürokratischem Irrsin beschäftigt und mutiere allmählich zum Facharzt für Formularwesen.

Deine Atemnot ist meine Atemnot: wie „Atemnot-Ansteckung“ funktioniert.

  Angehörige von Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen (wie COPD, Asthma, Lungenfibrose) schildern häufig Beschwerden, die denen der Patienten gleichen: Ängste, depressive Verstimmungen, soziale Isolation, Beziehungsprobleme. Als besonders belastend beschreiben die meisten Kümmerer das Miterleben von Atemnot. Drei aktuelle Studien liefern Hinweise, daß Atemnot „ansteckend“ sein kann.   Atemnot findet „im Kopf“ statt Verursacht wird Atemnot […]

Wahnsinnswoche 2018:19

In dieser Woche 118 Patientenkontakte und 11 Terminausfälle. Vor meinem Urlaub (6.-22.6.) und danach bis zum 20.7.2018 sind leider keine Termine mehr frei. Am 11.5. fällt die Notfallsprechstunde aus.


Die besten Teams für den Cyber-Krieg bestehen aus sozial Gestörten, die stumm auf ihren Bildschirm starren.


Kurze Ansage der Gesundheitswirtschaft: Datenschutz ist nur für Gesunde von Bedeutung. So so. Das Gegenteil ist der Fall: Gesunde hinterlassen keine Datenspuren, die sie irgendwie schützen müssten. Mit einer F-Diagnose beispielsweise würde ich da schon mehr aufpassen…


Although continued cannabis use may be associated with small reductions in cognitive functioning, results suggest that cognitive deficits are substantially diminished with abstinence.


Mit Cariprazin ist ein neues Medikament zugelassen, das ein etwas anderes Wirkprofil hat als bisherige Neuroleptika.


Der Hirnforscher Manfred Spitzer propagiert eine äußerst simple These: Das Internet zerstört unser Leben. Dabei soll er aber Korrelation mit Kausalität verwechseln.


A new study indicates that know-it-all people are especially prone to overestimating what they actually know.


Warum wir unsere Meinungen nicht ändern.


Im Wettbewerb der Kassen scheint die Gewinnung neuer Mitglieder wichtiger zu sein als die klare Trennung zwischen wissenschaftlich anerkannten Behandlungen und esoterisch angehauchten “Alternativ”-Angeboten.


Soulfood: Jain – Makeba

Wahnsinnswoche 2018:18

In dieser Woche 108 Patientenkontakte und 7 Terminausfälle. Am 11.5.2018 fällt die Notfallsprechstunde aus. Vor meinem Urlaub (6.-22.6.) sind leider keine Termine mehr frei.


Dem Krankenhaus-Zweckverband Rheinland sind womöglich sensible Daten gestohlen worden. Es soll sich um über ein Drittel aller §-21-Daten Deutschlands aus den letzten 10 Jahren: neben Finanz- und Personendaten der Kliniken auch sensible Patientendaten wie Alter, Geschlecht und Postleitzahl. Es soll sich aber nicht um einen Hackerangriff, sondern um einen Insiderdiebstahl handeln.


Soulfood: the Moby-Dick Big Read: an online version of Melville’s magisterial tome: each of its 135 chapters read out aloud, by a mixture of the celebrated and the unknown, to be broadcast online in a sequence of 135 downloads, publicly and freely accessible.


Ist der Gemeinsame Bundesausschuss ausreichend legitimiert? Antworten finden sich schon seit Dezember 2017 in einem Gutachten, zu dessen Inhalt das BMG (zurzeit noch) schweigt.


Der Eindruck, dass die Verbreitung von Verschwörungstheorien zugenommen hat, trügt. Das Internet macht Verschwörungstheorien lediglich sichtbarer als das früher der Fall war, und sie lassen sich kommerziell hervorragend ausschlachten.

Dabei dürfte verschwörungstheoretisches Denken eine Art kognitive Heuristik sein, um mit unwahrscheinlichen Ereignissen umzugehen.


Patienten in Rheinland-Pfalz müssen sich durchschnittlich 19,4 Wochen gedulden, bevor ihre Behandlung bei einem Psychotherapeuten beginnt.


Poverty can significantly harm people’s mental health


Internetkonzerne dürften sich schon bald einen Wettbewerb um die Nutzung menschlicher Hirndaten liefern.

Notarzteinsatz!

Und dann hatte ich plötzlich so einen Notarztschein. Man drückte mir einen klotzförmigen Piepser in die Hand und ich dachte: Vielleich wird das nett ab und an dem Klinikalltag zu entkommen. Anderseits erleben Notärzte bekanntermaßen viele superaufregende Dinge. Wer weiß ob ich dem gewachsen bin!
Nun denn, dass mit dem superaufregend ist so eine Sache und hier ein beispielhafter Einsatzbericht.
Es war morgens. So 08.30 Uhr. Ich war schon in der Internisten-Morgenbesprechung gewesen und nun lief ich langsam auf meine Station, denn es war zu früh am Tag. Als Super NICHT Morgenmensch, fühlte ich mich superunmorgendlich und insgesamt schlecht.
Der Morgenplan: Erst mal irgendwo hinsitzen und zum Beispiel die Akten der neu angekommenen Patienten studieren. Oder übrig gebliebene Befunde vom Vortag. Vielleicht würde ich mir ein paar Notizen machen.
In diesem Augenblick PIEPSTE es wild (zumindest war ich nicht auf dem Klo) und ich sah mich gezwungen meine Schrittgeschwindigkeit dramatisch zu erhöhen, denn das war der Notarztpiepser.
Kurz darauf stand ich in einer roten Jacke im Kalten vor der Klinik am Abholplatz für Notärzte herum. Also prinzipiell am Eingang. Schon schwenkten Fritzi und Klaus in einem riesigen Rettungswagen in die Einfahrt um mich abzuholen.
Fritzi und Klaus waren beides Rettungsassistenten oder auch Notfallsanitäter und auf jeden Fall, einer von beiden war ungefähr 19 Jahre alt und hatte erst gerade den Führerschein erworben. Der durfte fahren. Klaus öffnete mir erfreute grinsend die Rettungswagentür.
Dann drückte Fritzi glücklich auf’s Gaspedal und zwang das auf 3,5 Tonnen optimierte Auto mit ca. 80 Stundenkilometer durch die nicht hierfür ausgelegten Straßen der Stadt.
Erfreut schaute ich auf meinen Piepser, der mir anzeigte, dass wir nur ins nächste Stadtviertel mussten. Die Chancen standen gut, so schnell anzukommen, dass ich mich vorher nicht erbrechen würde.
Fritzi erreicht in Rekordzeit den nahegelegenen Supermarkt, wo uns laut Einsatzmeldung eine Frau mit möglichem Herzinfarkt erwartete.
In der Notarztschule hatte man mir beigebracht schon auf der Fahrt über den potentiellen Einsatz und mögliche Therapiestrategien nachzudenken. Leider hatte ich auf der Fahrt eher Dinge gedacht wie: „Wenn wir jetzt gegen diese Laterne fahren, wer rettet uns dann?“ oder auch „Erstaunlich, dass die Sauerstoffflasche nicht von der Wand fällt.“ und auch „Ich sollte so eine Spucktüte in meiner Notarztjacke haben!“
Also ich stieg jetzt aus dem Rettungswagen und freute mich, dass mir bestimmt gleich weniger übel werden würde und ich auf dem Weg in den Supermarkt hinein, über die Einsatzstrategie nachdenken konnte.
In diesem Augenblick spazierte eine Frau über den Parkplatz auf uns zu.
„Haha, hier ist ja schon die Patientin!“ rief Klaus, der als energiereicher Morgenmensch, in Lichtgeschwindigkeit aus dem Auto gebeamt war und wir nahmen die Frau und stiegen sofort wieder ein. Jetzt stieg Fritzi auch hinten zu uns zu, um in dem von mir geleitenten Notarztpatientenassessment zu assistieren.
„Hmhm“, sagte ich. Dann bat ich Fritzi und Klaus um die Feststellung der Vitalparameter und die Frau mit dem vielleicht Herzinfarkt um einen Ereignisbericht.
Dies ermöglichte es mir erst mal möglichst wenig zu tun und außerdem nicht zu erbrechen.
Superplan.
„Ah“, sagte ich dann, „Frau Hommel, ihr Blutdruck ist 220/120 mmHg. Möglicherweise ein Grund für ihr Problem.“
„Oh“, sagte Frau Hommel und dann einiges mehr, aber daran kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern, weil mir immer noch wirklich schlecht war.
„Also“, erklärte ich, „ich höre sie jetzt noch kurz mit diesem Stethoskop ab, das ich glücklicherweise in der Klinik beim Anziehen dieser Notarztjacke nicht verloren habe. Dann legen wir so einen Venenzugang für die Blutdrucktherapie und ein ausführlicheres 12 Kanal EKG machen wir.“
Fritzi zog erfreut 10 verschieden EKG Kabel aus der EKG Kiste und Klaus, vermutlich ein uneheliches Kind von Flash, knallte mir instant Zubehör für die Kanüle hin.
Ich baute die Kanüle ein und gab Frau Hommel das Lieblings-Blutdruck-Senkende Medikament aller Internisten. Hierfür musste ich nicht mal aufstehen. Dies war gut für meinen Kopf und weil ich große Sehnsucht nach meiner Station hatte, wo meine Schwestern gleich Frühstückspause machen würden und ich in Ruhe grumpelige Arztdinge tun konnte, gab ich Fritzi nach ca. 5 min Aufenthalt auf diesem Parkplatz das Signal zum Aufbruch.
Wir erreichten die Klinik superschnell, Frau Hommel fühlte sich mit niedrigerem Blutdruck schon viel besser ging und mein Notaufnahme Kollege nahm die Patientin unbeeindruckt von meinen glorreichen Notarztleistungen an sich. Ich fühlte mich jetzt diffus zittrig. Mittags wird alles besser.
Fritzi und Klaus verabschiedeten sich fröhlich und ich bin mir nicht sicher ob das jetzt ein realistischer Bericht über das ist, was Notärzte so tun.
Urgh, ich hasse Morgenstunden.