Wahnsinnswoche 2018:12

In dieser Woche 182 Patientenkontakte und 19 Terminausfälle. Vor Mitte Mai sind leider keine Termine mehr frei.


Big Data: die IT-Branche ist in Aufbruchsstimmung, Politiker wie Ökonomen wittern die Chance, dass Deutschland endlich digital Anschluss gewinnt.

Unser neuer Gesundheitsminister Spahn beispielsweise sieht eine Chance in der Nutzung von Big Data: “Wenn wir die Daten von Millionen Demenzkranken in Europa anonymisiert zusammenführen und auswerten könnten, würden wir bestimmt neue Erkenntnisse erlangen.”

Leider verbreiten sich Unwahrheiten schneller und weiter als eine wahre Nachricht…


How effective are antidepressants? Die 21 untersuchten Antidepressiva waren jedenfalls erheblich besser als Placebo. An der Spitze der ersten fünf steht Amitriptylin mit einer Odds Ratio von 2.13, gefolgt von Mirtazapin, Duloxetin, Venlafaxin und Paroxetin. Schlusslichter sind Citalopram, Trazodon, Clomipramin, Desvenlafaxin und Reboxetine (aber immer noch mit einer Odds Ratio von 1.4-1.5). Allerdings ist das Design der verwendeten Studien oft zu kritisieren, und es sind Langzeitstudien mit sehr großen Fallzahlen nötig, um die offenen Fragen zu untersuchen.


Nochmal Spahn: ich soll “zumindest nicht bestraft werden“, wenn ich neue Patienten annehme. Na, das klingt doch verlockend!


Derzeit werden am Forschungszentrum Depression onlinebasierte Selbstmanagementprogramme untersucht und weiterentwickelt. Diese richten sich insbesondere an Betroffene mit leichten bis moderaten Depressionen, die eine medikamentöse und/oder psychotherapeutische Behandlung ergänzen oder in Wartezeiten für einen Therapieplatz genutzt werden können.

Aktuell werden interessierte TeilnehmerInnen für die “GET.UP!”-Studie gesucht. Hier können Sie sich informieren und anmelden.

In dieser Studie soll überprüft werden, ob eine ambulant durchgeführte moderate Bettzeitverkürzung anti-depressiv wirksam ist. Unterstützt werden die Teilnehmer dabei durch eine Smartphone-App, die auch Informationen zum Zusammenhang von Schlaf und Stimmungsveränderungen rückmeldet.


Psychotherapy Is ‘The’ Biological Treatment.


Transdermal nicotine treatment can decrease depressive symptoms in patients with late-life depression.

P wie Psychosomatisch

Psychosomatisch. „Die Schmerzen sind psychosomatisch.“ Wenn diese Diagnose gestellt wird, löst das schon einmal Reaktionen aus wie: „Jetzt wird alles auf die Psyche geschoben, als ob mein Kind nichts hätte“ oder „Aha, das ist also nichts Schlimmes, dann soll sich mein Kind also nicht so anstellen?“. Oft wird das Wort „psychosomatisch“ schon nicht mehr verwendet, […]

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Bauchschmerzen – „Sind die echt, oder ist das nur die Psyche?“

– „Ich hab solche Bauchschmerzen!“ – „Wo denn?“ – „Hier, am Arm!“ Diesen Wortwechsel hatte ich ausnahmsweise nicht mit meinen Kindern, sondern vor über 25 Jahren mit meiner jüngsten Schwester. Die Aussage meiner Schwester fand ich damals natürlich sehr lustig und niedlich. Sie hat sie mir aber auch gezeigt, dass es erstens immer gut ist, […]

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O wie Obstipation (=Verstopfung)

Verstopfung (medizinisch: Obstipation) ist ein Problem, das ich häufig bei Kindergartenkindern sehe, die in der Kita nicht gerne zur Toilette gehen und immer „aufhalten“. Aber auch Kinder anderer Altersstufen leiden darunter. Es kann zu Bauchschmerzen führen, aber – war paradox erscheint – auch so aussehen, als hätte dein Kind immer wieder ein bisschen Durchfall. Ein […]

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Wahnsinnswoche 2018:11

In dieser Woche 157 Patientenkontakte und 13 Terminausfälle. Vor Mitte Mai sind leider keine Termine mehr frei.


Jens Spahn (CDU), der neue Gesundheitsminister, hat sein Einfühlungsvermögen und seine Fähigkeit zur Anteilnahme schon eindrucksvoll unter Beweis stellen können: “Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe.” Auch, wenn er faktisch in Teilbereichen Recht hat – die gesetzliche Grundsicherung wird tatsächlich mit großem Aufwand genau bemessen und regelmäßig angepasst (alle fünf Jahre) – erscheint sein Auftritt in seiner neuen Position ein wenig geschmacklos.

Jetzt hat der Gesundheitsminister in einem Berliner Restaurant den Beweis geliefert, dass eine Person von einem Hartz-IV-Regelsatz für Alleinstehende sehr wohl ohne Probleme satt werden kann.


CDU-Politiker Erwin Rüddel wirbt auf Twitter für mehr positive Berichte aus der Pflege. Die Pfleger antworten mit erschütternden Anekdoten aus ihrem Arbeitsalltag.


In einer App zur Dokumentation von Rettungsdiensteinsätzen wurde ein fatales Datenleck entdeckt, durch das unter anderem der Zugriff auf sensible Patientendaten möglich war.


Eine US-Firma plant für die kommenden Jahre eine ganz besondere Dienstleistung: Sie verspricht, Hirne so genau konservieren zu können, dass sie sich eines Tages auf einem Computer simulieren lassen.


Ein wegen Krankheit arbeitsunfähiger Beschäftigter hat in der Regel auch dann einen Anspruch auf Zahlung von Krankengeld durch seinen gesetzlichen Krankenversicherer, wenn er mit Duldung seines Arztes ins Ausland reist, um einen Erholungsurlaub anzutreten.

FAQ zum Krankengeld.


Soulfood: Lusine – Just A Cloud

Seltene Lungenerkrankungen: wie Ungewissheit die Psyche belastet

  Seltene Lungenerkrankungen (wie Alpha1-Antitrypsin-Mangel, Lungenfibrose, Pulmonale Hypertonie, LAM, Cystische Fibrose) stellen Patienten und Angehörige vor zahlreiche Herausforderungen. Ungewißheit ist ein durchgängiges Thema bei Diagnose, Behandlung und Prognose. Da Ungewißheit unausweichlich ist, kann sie einerseits zu Streß, Ängsten oder Depressionen führen – andererseits bei guter Unterstützung Hoffnung und Motivation stärken.   Seltenen Lungenerkrankungen: „Stochern im […]

22.3.2018: Info-Abend zum Thema Depressionen und Ängste

Am 22.3.18 findet um 19.00 Uhr in der

STADTTEILBIBLIOTHEK RONSDORF
MARKTSTRASSE 21
42369 WUPPERTAL

ein Info-Abend zum Thema Depressionen und Ängste statt. Er wird von einer Betroffenen in Kooperation mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle der Stadt Wuppertal durchgeführt. In der anschließenden Diskussion geht es unter anderem auch darum, Betroffene und Angehörige zu finden, die sich künftig gemeinsam regelmäßig in der Gruppe austauschen wollen.

Flyer und Plakat als Download

Diagnostik extreme


Nachdem ich glorreich gleichzeitig fünf Patienten meiner Station entlassen hatte, bekam ich sofort sechs Neue.  

Ich klaute also in einem unbeobachteten Moment dem Krankenpflegepersonal die neuen Akten, um herauszufinden WER da so bei mir gelandet war und WAS ich überhaupt tun sollte.
Herr Blomzopf war zu Beispiel mit dem Verdacht auf eine Lungenembolie gekommen. Seit drei Tagen bekäme er keine Luft mehr und habe ein unangenehmes Gefühl im Brustkorb. Weil Herr Blomzopf schon mal eine Lungenembolie gehabt hatte, war er sofort vom Aufnahmearzt voller Energie durch einen Computertomographen geschoben worden, mit dem Resultat: Nope, keine Lungenembolie.
Nun verdächtigte man eine Verengung der Herzkranzgefäße, da Herrn Blomzopfs Vater das auch schon gehabt hatte. Ich veranlasste diverse Blutuntersuchungen und Ultraschalluntersuchungen und Visite machte ich auch. Das war alles nicht so ergiebig. Herr Blomzopf berichtete weiter über die Luftnot und Schmerzen und am Ende meldeten wir eine tolle Herzkatheteruntersuchung an zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Ein erfreuter Kardiologe popelte daraufhin mehrere Herzkatheterdrähte und ähnliches in Richtung Herrn Blomzopf Herzens. Danach schrieb er mir auf einen Schmierzettel einen vorläufigen Befund: „Normale Herzkranzgefäße, alles normal, supernormal“, stand da drauf.
Ich ging also zu meinem Patienten hin und erklärte, dass unsere Untersuchungen bis jetzt unauffällig gewesen wären. Das CT, die Blutwerte, der Ultraschall, die Herzkatheteruntersuchung. „Aber ich habe immer noch das Gefühl nicht so gut atmen zu können und manchmal sticht es im Brustkorb!“ wandte Herr Blomzopf ein und hustete und ich fragte, ob er denn viel huste.
Ja, ja. Husten habe er seit einigen Tagen. Und jedes Mal beim Husten schmerze es in der Brust.
„Habe sie vielleicht eine Erkältung? Läuft denn auch die Nase etwas?“
„Öh ja, die ist gerade immer zu.“
„Wäre es möglich, dass sie deswegen schlechter Luft bekommen?“
„Ja, tatsächlich.“
‚Viraler Erkältungsinfekt‘ haben wir später auf die Entlasspapiere geschrieben. Schmerzen durch das viele Husten und Luftnot durch die verstopfte Nase. 
Hmhm. 

Wahnsinnswoche 2018:10

In dieser Woche 194 Patientenkontakte und 16 Terminausfälle. Vor Mitte Mai sind leider keine Termine mehr frei.


Der Einfluss psychischer Faktoren auf die Entstehung und den Verlauf kardialer Erkrankungen wird oftmals übersehen.

Patientinnen, die allgemein unter Ängsten leiden, nehmen Symptome eines Herzinfarkts aber früher ernst und lassen sich schneller behandeln. Das verbessert ihre Überlebenschance.


Die Wuppertaler Behandlungserklärung.


Der Dokumentarfilm “Wenn die Seele erschüttert ist” über die Folgen von Psychotraumata ist jetzt auf DVD und als Stream beim Medienprojekt Wuppertal erhältlich.


“Tagtäglich werden wir mit paradoxen Botschaften torpediert: Wir sollen uns gleichzeitig mit unseren begrenzten Möglichkeiten abfinden und unsere Potentiale ganz entfalten. Wir sollen gleichzeitig achtsam mit uns umgehen und ständig leistungsbereit sein. (…) Wenn ich unterstelle, dass das Problem in einem mangelhaften Selbst seine Ursache hat, kommt das Individuum gar nicht mehr aus der permanenten Selbstumkreisung heraus. Hinaus führt nur ein Weg: andere Menschen. Wir brauchen Menschen – keine Computerprogramme -, die uns herausfordern und beanspruchen.” Zitat aus einem Beitrag “über die Digitalisierung der Psychotherapie, die wandernde Grenze zwischen seelischer Gesundheit und Krankheit und medizinisch erzeugte Hilfsbedürftigkeit”.


Robbie Williams has revealed the true extent of his mental health problems — saying he’s battling a “disease in my head” which wants to “kill him”.


Leben ohne Psychopharmaka – geht das? Und wenn ja, wie? Buchtipp: Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen (Veröffentlichung im Juni).


Und noch ein Buchtipp: Wieder besser drauf! Ein Ratgeber für Jugendliche mit Stimmungstiefs und Depressionen.


Das Medienprojekt Wuppertal sucht Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen mit psychiatrischen Einrichtungen gemacht haben und darüber in einem Film berichten möchten.


Soulfood: Fischerspooner – Emerge

Bruchpiloten? Was wir Ärzte von der Luftfahrt lernen können

Piloten schulen Ärzte und Pflegepersonal. Die Einblicke in die Luftfahrt sollen helfen, Fehler zu vermeiden und Krankenhäuser sicherer zu machen. Bei der Lufthansa wurde in den 80er Jahren erkannt, dass Technik und Fertigkeiten allein nicht die gewünschte Sicherheit bringen. Der Faktor Mensch muss genauso gestärkt werden – Stichwort „Interpersonelle Kompetenz“. Eine offene Kultur mit flachen […]

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