Privatarzt


Herr Binzel hatte eine billige Privatversicherung oder so etwas ähnliches. In der Notaufnahme hatte man ihm nun essentielle Fragen gestellt, wie: „Seit wann haben sie denn das Fieber?“, „Welche Farbe hat der Schleim, den sie aushusten?“ „Sind sie mit Chefarzt versichert?“
Herr Binzel war hiervon etwas verwirrt und als man ihm den wichtigsten Zettel von allen, den Privatversicherten-Zettel, hinlegte, kreuzte er zur Sicherheit überall ja an. Ja, natürlich wäre er privat versichert. Mit Chefarztarztbehandlung.
Am nächsten Tag wanderte also der Chefarzt mit Chefoberarzt, Chef-Privatassistenzarzt und diversem anderem Chefarztbegleitendem Personal durch Herrn Binzels Zimmer.
Herr Binzel freute sich, es fiel ihm im Anschluss jedoch ein, dass er am Vortag wohl ein Kreuz zu viel gesetzt hatte. Seine Privatversicherung war leider ohne Chefarztbeteiligung und nun drohte ihm eine hohe extra Rechnung. Die Klinikverwaltung hatte Verständnis, der Chefarzt Vertrag wurde storniert und man beorderte einen normalen 08/15 Assistenzarzt zur Betreuung des Patienten herbei.
Ich ging also hin und erzählte irgendetwas wie: „Ja hallo ich bin Frau Dr. Zorgcooperations und ab jetzt ihre zuständige Ärztin.“ Dann betreute ich Herrn Binzel täglich ausführlich. Ich machte Visiten, einen extra Ultraschall und nahm Blut ab. Herr Binzel schien zufrieden zu sein.
Nach drei Tagen sagte nun meine Krankenschwester zu mir: „Haha, vorhin hat sich der Herr Binzel beschwert. Er wäre jetzt schon so lange hier und seit drei Tagen sei kein Arzt mehr da gewesen. Da habe ich gesagt: Aber die Frau Dr. Zorgcooperations die war doch jeden Tag bei ihnen!“ Herr Binzel sei hierauf sehr erstaunt gewesen, dass die mitteljunge Frau, die täglich fragte, wie es ihm ginge, die Medikamente umstellte, das Blut abnahm, den Ultraschall machte und die Befunde mit ihm besprach ein Arzt sein solle. 
Was in aller Welt hatte er denn gedacht das ich sei?! Eine Art Spezial-Krankenschwester?
Grumpelig besuchte ich Herrn Binzel also und erklärte nochmals, dass ich der Arzt wäre. Herr Binzel schien jedoch das Zeremoniell der Chefarztvisite voller ernst schauender, grauhaariger Männer zu vermissen und fragte, ob denn nicht mal auch ein Oberarzt vorbei käme.
„Wir haben einmal in der Woche Oberarztvisite. Da treffen sie unseren Oberarzt morgen.“
„Nur einmal in der Woche?!“ Herr Binzel war enttäuscht und murmelte dann noch, dass es sich da ja überhaupt nicht lohne hier im Krankenhaus zu sein.
„Hmhm“, sagte ich 

Wahnsinnswoche 2017:51

In dieser Woche 175 Patientenkontakte und 20 Terminausfälle.


Es ist nicht die Aufgabe von Online-Plattformen, sondern der Politik, das Problem mit der Wartezeit (auf einen Therapieplatz) zu lösen. Aber selbst in der Hausarztpraxis der Zukunft müssen Patienten nicht mehr im Wartezimmer sitzen – stattdessen stellt der Arzt per Videochat eine Diagnose und empfiehlt ein Medikament oder verordnet Bettruhe.


Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachten!

Wahnsinnswoche 2017:50

In dieser Woche 172 Patientenkontakte und 19 Terminausfälle.


Antidepressiva (SSRI) wirken nicht nur über die direkte Serotoninwiederaufnahmehemmung, sondern unabhängig davon auch über die Regulation der Kalziumkanäle und der neuronalen Plastizität.


Ein neues Medikament soll den Krankheitsprozess bei Chorea Huntington verlangsamen.


Nach einer Studie des Robert-Koch Instituts nimmt nur etwa ein Drittel der Personen mit depressiver Symptomatik Kontakt zu Psychotherapeuten und Psychiatern auf. Das entspricht der langjährigen Erkenntnis, dass auch Personen mit klinisch relevanten depressiven Störungen mehrheitlich unbehandelt bleiben.

Zentrales Ergebnis ist auch, dass ein Zusammenhang zwischen dem regionalen Angebot (Versorgungsdichte) und der Höhe der Inanspruchnahme besteht (Captain Obvious lässt grüßen), sodass die wohnortnahe Versorgung ausgebaut werden sollte.

Anderswo heißt sowas “angebotsinduzierte Nachfrage” und wird als als gesundheitspolitisches Problem bezeichnet: “Die Informationsasymmetrie zwischen Arzt und Patient gibt dem Arzt die Möglichkeit, auf den Umfang der „Nachfrage“ nach seinen Leistungen zu seinem ökonomischen Vorteil Einfluss zu nehmen. Bei entsprechender Information über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten hätte der Patient diese Leistungen nicht nachgefragt.” Kontext: [1]


Cannabidiol has beneficial effects in patients with schizophrenia. Kontext: [1]


Zwölf Jahren dauerte die Suche nach der Ursache für bipolare Störungen. Jetzt steht fest: es gibt mindestens sieben


Der Weihnachtsmann und Rudolph müssen mal reden.


Ich hatte letzte Woche schonmal was zu den Ursachen der Depression. Jetzt kam noch ein Nachschlag.

Ich kann dazu nur sagen: natürlich hat eine depressive Erkrankung nicht eine Ursache, und natürlich lassen sich die pathopysiologischen Prozesse nicht monokausal erklären. Immer spielen biologische, individuelle und soziale Faktoren zusammen eine Rolle. Es gibt zwar auch heute noch die früher als “endogen” bezeichneten Verläufe, die anscheinend oder tatsächlich unabhängig von äußeren Faktoren eigendynamisch ablaufen, aber meist bestehen Zusammenhänge zwischen akuten oder chronischen emotionalen oder Stressbelastungen und der daraus resultierenden depressiven Entwicklung.

Man kann das Ganze natürlich – wie in den beiden Artikeln – auf eine politische Diskussionsebene heben und von neoliberalen Schuldzuweisungen an das Individuum faseln. Im Alltag hat sich alternativ eine pragmatische Herangehensweise bewährt, bei der die verschiedenen Einflussfaktoren betrachtet und Bewältigungsstrategien erarbeitet werden müssen. So etwas ist zeitaufwendig und kompliziert und erfordert oft eine längere, auch psychotherapeutische Begleitung.

Unabhängig von den Entstehungsbedingungen führen depressive Entwicklungen aber erstaunlich reproduzierbar auch zu körperlich betonten Symptomen (wie zum Beispiel Schlafstörungen, Antriebs- und motivationale Störungen, Grübelneigung, Kraftlosigkeit, Unruhe und Anspannung, bis hin zu suizidalen Impulsen). Nachweislich bestehen dann auch Veränderungen der synaptischen Aktivitäten und der Neuroplastizität in mehreren funktionellen Systemen, die mehrere Neurotransmitter betreffen. Hier setzt dann die in vielen Fällen nötige Symptomreduktion mit Medikamenten an, die in ebenfalls vielen Fällen zu einer Linderung der Beschwerden und zu einer Stärkung der Selbsthilfefähigkeit beitragen.

Es hilft nicht, diese Zusammenhänge als rein soziales, durch neoliberale Ideologie induziertes Phänomen darzustellen. Oft ist es hilfreicher, sich nicht als – typisch depressiv -faul, nutzlos oder überflüssig zu erleben, sondern darüber aufgeklärt zu werden, dass man behandelbar krank ist. Das nimmt dem Einen oder Anderen schon eine gewaltige Last von den Schultern, und wir können dann gemeinsam über Veränderungen zum Positiven verhandeln.

Wahnsinnswoche 2017:49

In dieser Woche 151 Patientenkontakte und 23 Terminausfälle.


“Menschen können nie Handelsware werden – auch nicht ihre Gesundheit und – nach meinem Dafürhalten – auch nicht als „Arbeitskräfte“. Diese soziale Frage ist in gar keiner Weise gelöst und die durchgehende Ökonomisierung des Gesundheitswesens der falsche Weg.” Konrad Schily (FDP) (paywall)


“Die Politik setzt, von Splittermeinungen abgesehen, parteiübergreifend auf die „industrielle Gesundheitswirtschaft“ als Motor zukünftiger gesamtgesellschaftlich ökonomischer Prosperität. Da gelten nun einmal die Spielregeln industrieller Produktion, nicht aber die Maßgaben einer partikularen, ärztlichen Standesethik.” Paul Unschuld über die Ökonomisierung der Medizin.


Apropos Ökonomisierung: Die US-Drogeriekette CVS will für rund 69 Milliarden Dollar den Versicherungskonzern Aetna kaufen.


Vorsicht beim Surfen im Netz: es besteht ein “immanentes Privatsphärerisiko“. Kritisch sind Tracker etwa auf Websites von Krankenhäusern. Auf einer HIV-Infoseite beispielsweise wurden “zahlreiche Tracker” entdeckt. Sie erfahren auch, wenn ein Nutzer den Button zur Terminvereinbarung anklickt und sich offenbar für eine HIV-Beratung interessiert.


In China wurde Anfang November der erste Roboter nach Bestehen einer schriftlichen Prüfung, die bisher Menschen vorbehalten war, als Medizinassistent mit Anamnese- und Diagnose-Berechtigung eingestuft.


Es ist verquer, falsch und auch politisch brisant, der Allgemeinheit weiszumachen, sie überschätze den Einfluss psychosozialer Einflüsse auf Depressionen gegenüber den biologischen.


Kaufen Sie sich ein Haus. Dann sinkt Ihr Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Scherz beiseite: die verbreitete Ansicht, dass Schizophrenien und andere Psychosen in allen Ländern gleich häufig auftreten, ist offenbar nicht korrekt. Eine Studie in JAMA Psychiatry ermittelt deutliche Schwankungen zwischen 17 Regionen, davon 16 in Europa, die auf starke soziale Einflüsse hinweisen.


Soulfood: Orkestra Obsolete play Blue Monday using 1930s instruments. Hier das Original.


KBV-Chef Gassen zur Bürgerversicherung: das Problem seien nicht verschiedene Versicherungsarten, sondern der Dauerzwangsrabatt der Ärzte an die Krankenkassen.

Hey ho die Post ist da!


Ausnahmsweise war es mitten am Tag und high life auf der Intensivstation. Gegen 13 Uhr oder so ähnlich häufte sich der Piepsalarm an Frau Bliebs Beatmungsgerät und die Pflegekräfte dachten sich etwas in der Art: „Öh da stimmt was nicht. Der Arzt muss her.“
„Hmhm“, sagte ich und starrte misstrauisch auf das Beatmungsgerät, welches außer eine Vielzahl an Knöpfen auch einen Touchscreen besaß, welcher lichtempfindlich war und die Helligkeit an seine Umgebung anpasste.
Die Intensivschwester hielt nun einen Monolog an Dingen, die sie selbst versucht hatte, aber von denen nichts funktioniere. Da die Intensivschwester schon ungefähr 30 Jahre auf dieser Station arbeitete und sämtlich Winkelzüge eines solchen Beatmungsgerät mit geschlossenen Augen und ohne Hände beherrschte, fiel mir jetzt auch nichts besseres ein
Ich zückte nun denn mein Super-Arzt-Stethoskop um die Patientin abzuhören und da sich das Atemgeräusch rechts deutlich leiser anhört, machte ich um hier noch etwas mehr Aktionismus zu versprühen einen Ultraschall und verordnete ein sofortiges Röntgen.
Im Anschluss rief ich meinen Oberarzt an (ein beliebter Internisten-Winkelzug), welcher sich nun auch zum piepsenden Gerät und der Patientin begab.
„Hmhm“, sagte der Oberarzt und die Schwester wiederholte o.g. Monolog.
„Ja“, sagte schließlich der Oberarzt, „sie habe ja dieses Röntgen gemacht und in Zusammenbetracht mit ihrem tollen, stethoskopisch erhobenen Befund, liegt vermutlich eine Schleimverlegung der rechten Lunge vor. Lasst uns eine Notfall-Bronchoskopie machen.“
Kurz darauf standen wir nun also im abgedunkelten Zimmer, es ertönten wilder Alarme vom Monitor und Beatmungsgerät und Frau Bliebs Herzkreislauf, der auch nicht der Beste der Welt war, begann nun deutlich zu schwächeln. Die Schwester rannte ein Katecholamin holen, der Oberarzt saugte schimpfend Schleim aus der Lunge ab und ich hing irgendwie halb über dem Patientenbett und assistierte dem Oberarzt in seinem Unterfangen.
Gerade schloss nun unserer Schwester das Kreislauf unterstützende Medikament an, der Oberarzt rief: „Urgh, ein mikrobiologisches Röhrchen für eine Schleimprobe bitte!“ und ich versuchte mit einer Hand den Alarm des Monitors zu bestätigen, da öffnete sich die Zimmertür und der Postbote betrat den Raum.
„Ist das Frau Blieb?“ fragte der Postbote und holte einen Brief aus der gelben Posttasche.
„Öh“, sagten der Oberarzt, die Intensivschwester und ich.
„Ich muss diesen Brief von Gericht persönlich zustellen!“ sagte der Postbote nun ungeduldig.
„Moment“, rief die Intensivschwester, „das ist eine Intensivstation! Wie sind sie hier überhaupt reingekommen!?“
Der Postbote wedelte ungeduldig mit dem Brief.
„Ding-Ding-Ding Superbeatmungs-Alarm!!!“ schrie das Beatmungsgerät.
„Also, jetzt ist gerade schlecht“, sagte ich zum Postboten und half dem Oberarzt einen großen Schleimklotz vom Bronchoskop zu entfernen.
„Aber ich muss diesen Brief persönlich übergeben“, rief der Postbote, entschied dann, dass die Frau im Koma vor ihm wohl die gewünschte Frau Blieb sein musste und er diese ja nun persönlich getroffen hätte. Daraufhin und vermutlich auch, weil die Intensivschwester sich gerade anschickte ihn persönlich zu erwürgen, überreichte er der Intensivschwester besagten Brief und verschwand wieder.
Nach dem Absaugen des Eiterschleims ging es Frau Blieb dann auch beatmungstechnisch wesentlich besser und wir drapierten ihr den Brief freundlich im Nachtkästchen.

Wahnsinnswoche 2017:48

In dieser Woche 125 Patientenkontakte und 6 Terminausfälle. Nein, vor Weihnachten habe ich definitiv keine Termine mehr frei. Im Januar ist es auch schon eng. Im Februar könnte es wieder klappen…


Lauterbach (SPD) will die Bürgerversicherung (die Grünen, die Linke und Teile der AfD übrigens auch).

Warum?

Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung soll der Staat dadurch in den nächsten 15 Jahren rund 60 Milliarden Euro einsparen. Nix mit Gerechtigkeit oder so.

“Jeder Mensch braucht im Winter eine dicke Jacke. Die gibt es nun aber für 50 Euro, für 500 Euro und sicher auch für 5.000 Euro. Ein Gesetz, das jeden verpflichten würde, künftig nur noch die 50-Euro-Jacke zu tragen, wäre nicht links, sondern ballaballa.” (Aus einem gutgemeinten  Plädoyer für ein steuerfinanziertes Gesundheitswesen. Das dort angeführte Argument mit “Straßen, Schulen oder Feuerwehr” zieht aber in meinen Augen nicht so richtig…)


WTF der Woche: ein Fünftel der Deutschen glaubt doch tatsächlich, Menschen mit Depression müssten sich einfach nur zusammenreißen und als Therapie Schokolade essen.


Feelings are real but they aren’t reality.


Vitamin D soll – gerade in der dunklen Jahreszeit – bei verschiedenen psychischen Erkrankungen hilfreich sein. Aber Vorsicht: zwei Fallberichte zeigen, dass die Einnahme von vermeintlich harmlosen Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln oder Präparaten schädlich sein kann. Beide entwickelten ein akutes Nierenversagen bei ausgeprägter Hyperkalzämie. Nehmen Sie nicht mehr als 800 IE pro Tag!


Soulfood: First Techno (Kraftwerk 1970). Und: “Tanzmusik” (1973).


Und noch ein Video. Es geht um die Machenschaften der Pharmaindustrie: Die Impfgegner-Lüge. (Witzig. Nehmen Sie das bloß nicht ernst…)


Nulla placere diu nec vivere carmina possunt quae scribuntur aquae potoribus. Machen Drogen womöglich kreativ? Hint: Nein. Aber die Vermutung liegt nahe, dass diejenigen Eigenschaften, die einen Menschen neugierig, offen und kreativ machen, ihn auch gerne zu Rauschmitteln greifen lassen.


Fühlen Sie sich manchmal beobachtet? Sie könnten Recht haben: ein Team von Computerwissenschaftlern der Stanford University hat vorgeführt, wie sich aus Bildern von Google Street Views für Orte, Stadtteile und Straßen ableiten lassen soll, welches Einkommen und welchen Bildungsgrad die dort lebenden Menschen haben, welcher Ethnie sie angehören und wie sie wählen.

Dazu passend: De Maizière (CDU) will, dass die Industrie dem Staat exklusive Zugriffsrechte einräumen soll, etwa bei privaten Tablets und Computern, Schließanlagen von Fahrzeugen, Smart-TVs oder digitalisierten Küchengeräten. Wenn Sie also zufällig in einer Gegend wohnen, wo die CDU keine Stimmen holt, müssen Sie sich künftig über nichts mehr wundern …


Suchen Sie noch ein Weihnachtsgeschenk für Katzenfreunde?

Wahnsinnswoche 2017:47

In dieser Woche 153 Patientenkontakte und 20 Terminausfälle. Nein, vor Weihnachten habe ich auch jetzt keine Termine mehr frei. Im Januar wird’s auch schon eng…


Melancholie kann durchaus ein energievoller und zufriedener Zustand sein. (audio)


Hallo debeka: wenn ich einen eurer Kunden wegen einer schweren Depression mit Handlungsunfähigkeit als Notfall ins Krankenhaus schicke, dann ist die auf der Einweisung angegebene Diagnose eigentlich schon selbsterklärend. Natürlich beantworte ich euch trotzdem gern die fünfzehn Fragen, die ihr dazu noch habt, muss dafür aber auch bezahlt werden. Es ist schon eine Unverschämtheit von euch, dann zu behaupten, ihr hättet keine ausführliche Stellungnahme (die einem Gutachten entspricht) angefordert und euch zu weigern, die Rechnung dafür zu bezahlen. In Zukunft geht sowas nur noch nach Vorkasse, klar?


Hallo DHL: danke für eure Mail, in der ihr schreibt, mein Paket käme Freitag zwischen 9:30 und 12:30. Kam es aber nicht. Dafür um 12:45 eine neue Mail: ihr hättet mich nicht angetroffen und das Paket könne Samstag in einer Filiale abgeholt werden. War wohl nicht der Stammfahrer. Der weiß nämlich, wo man Pakete hier abgeben kann…


Animierte Avatare sprechen jetzt mit schizophrenen Patienten. So sollen diese lernen, sich gegen ihre innere Stimme zur Wehr zu setzen. Oder wir schaffen die Schizophrenie Cannabis, Katzen und Traumata können Auslöser sein – gleich ganz ab.


Die Erde dreht sich immer langsamer. Was hat Frau Merkel damit zu tun? Oder welche fatalen Folgen hat sie davon zu befürchten?


Seit fast 17 Jahren wird an der Entwicklung der elektronischen Krankheitskarte herumgedoktert (Kosten: 1,7 Milliarden Euro). Nein, mehrere Milliarden Euro und keine Verbesserungen. Nein, anderthalb Milliarden Euro. Oder doch 1,9 Milliarden Euro? Oder gar 2,818 Milliarden Euro allein in den ersten fünf Jahren? Man weiß es nicht.

Vigilanzstörungen

„Also“, sagte der frischgebackene Neurologe, dessen Oberen ihn am Abend in der Notaufnahme alleine zurückgelassen hatten, „ich habe jetzt diesen Patienten so neurologisch untersucht. Und ich finde aber keine neurologische Ursache für seine allgemeine Verlangsamung und Müdigkeit. Vielleicht hat er ja ein internistisches Problem?“

„Uh“, sagte ich und blätterte durch die 20 seitigen Unterlagen, welche der Patient vom Pflegeheim mitbekommen hatte und die genaustens auflisteten, wann der Hausarzt in den letzten 10 Jahren welche Medikamente an- und wiederabgesetzt hatte, wie sich der Patient seinen Sterbetage vorstellte und in welchem Rhythmus der Blutdruck gemessen werden sollte.
 „Öh, hier steht der Patient hat einen 50-fach erhöhten Entzündungswerte und 39°C Fieber. Vielleicht ist das ja das Problem?“
„Hmhm“, sagte der Neurologe, er habe da auch schon geschaut verschiedene Untersuchungen angeordnet. Der Patient habe aber im Röntgen keinen Infekt und im Urin keinen Infekt und im Magen/Darmbereich auch nicht.
An diesem Punkt stellte ich fest, dass ich vermutlich doch von meinem Stuhl aufstehen musste. Dies tat ich dann selbstverständlich voller Energie und trat zu Herr Gimbitz in die Kabine. Herr Gimbitz, ein etwas dementer älterer Herr, döste friedlich vor sich hin.
Kluge Internistenfragen beantworte er nicht und ließ sich allenfalls zu einem grummeligen „Meh.“ hinreißen. Ich konnte nachvollziehen, dass der Neurologe sich irgendwie schwer tat und schritt nun zur super Internistenuntersuchung. Lunge, Herz und Bauch präsentierten sich unauffällig. Ich entschloss mich noch zu einem Routineblick auf Herrn Gimbitz Beine, auch wenn ich da jetzt keine Wassereinlagerungen erwartete, denn das ist der Hauptgrund, warum Internisten Beine zu vehement betrachten und energisch versuchen Dellen in die Unterschenkel zu drücken.
Herr Gimbitz Beine warum allerdings wie erwartet recht Wassereinlagerungs-Los, also bis auf das rechte an dem ein großer, roter Fleck prangte, welcher auch weh zu tun schien.
Erysipel oder Wundrose nennt man das. Deswegen auch der Infekt mit Fieber und erhöhten Entzündungswerten und deswegen war Herr Gimbitz auch so müde und verlangsamt.
Ich stelle mir jetzt vor, dass der Neurologe von dieser intelligenten Internistenleistung hochbeeindruckt war. Vermutlich aber nicht. Die restliche Nacht musste er nämlich helfen banale, aber neurologische Probleme internistischer Patienten zu lösen.
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Wahnsinnswoche 2017:46

In dieser Woche 144 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle. Vor Weihnachten habe ich jetzt keine Termine mehr frei.


Die Justiz ermittelt bei der AOK wegen des Verdachts auf Betrug zu Lasten des Gesundheitsfonds und damit zu Lasten der Beitragszahler.


Praxen in NRW sollen Materialien der modernen Wundversorgung aus eigener Tasche bezahlen. Im Einzelfall belaufen sich die Summen in den 1.300 Prüfanträgen der Kranken Kassen für das vierte Quartal 2016 auf bis zu 20.500 Euro.


Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung mal wieder. Bei einem Gutachten fand ich eine auffallende Diskrepanz zwischen dem von Versicherer A beauftragten Gutachter A (der volle Berufsunfähigkeit attestierte) und dem von Versicherung B beauftragten Gutachter B (der volle Leistungsfähigkeit attestierte). Es ist nicht so, dass ich den anderen Gutachtern Voreingenommenheit in Abhängigkeit vom Auftraggeber unterstelle, aber ich finde es schon erstaunlich, wenn zwei psychiatrische Gutachter innerhalb von nur wenigen Monaten zu diametral entgegengesetzten Beurteilungen kommen. Da muss ich doch die Validität, Sensitivität und Spezifität der Untersuchungsmedthoden (auch meiner eigenen) sehr infrage stellen. Ich habe versucht, das durch eine kombinierte Betrachtung der quantitativen und der quantitativen Leistungsfähigkeit zumindest etwas verlässlicher darzustellen. Kontext: [1] [2] [3] [4] [5]


Ein Blick auf die Depression: Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (OPS) fordert, dass die Depression von den öffentlichen Gesundheitsämtern behandelt wird. Mit Ketamin soll man Depressionen knacken können. Die lustigen Seiten der Depression. Zurückgelassener Hund stirbt an Depression. Depression – darf oder will man darüber schreiben? We’re going to lose too many people if we don’t do something about it.


Schizophrene, keine Angst vor dem Spion im Bauch! Es gibt eine neue Tablette für euch: “Die Tablette enthält einen winzigen Sensor. Kommt dieser in Kontakt mit Magensäure, sendet er einen elektrischen Impuls aus. Ein spezielles Pflaster, das der Patient trägt, registriert das Signal, leitet die Information an eine App weiter und von dort wandert sie in eine Cloud. So kann der Betroffene dokumentieren und verfolgen, wann er seine Tabletten genommen hat.” Patienten mit Diabetes oder Bluthochdruck sind als nächste dran…


Zum Schluss noch ein paar Paradebeispiele der automobilen Schizophrenie, die fleischgewordene Schizophrenie der Smartphonebranche, und der Hinweis, dass das Gehirn von Menschen, die in der Familie Fälle von Schizophrenie haben, stärker auf THC reagiert.

M wie Myopie (=Kurzsichtigkeit)

„Lies nicht im Dunkeln, du verdirbst dir ja die Augen!“ Kennst du diesen Satz auch? Ich hab das ja früher nicht geglaubt. Aber es ist wirklich etwas dran. Tatsächlich gibt es die Möglichkeit, dass du das Risiko vermindern kannst, dass dein Kind kurzsichtig wird, bzw. dass du das weitere Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit verringerst. Da manch […]

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