Yoga für Kinder – was bringt das? Meine Sicht als Kinderärztin.

„Wieso ich auch noch Yogalehrerin wurde“ – davon habe ich zuletzt an dieser Stelle berichtet. Und auch davon, welche – zum Teil lustigen –  Vorstellungen viele Menschen von Yoga haben. Die Frage, was Yoga aber eigentlich genau ist, blieb noch offen. Das ist nämlich nicht so einfach in einem Satz gesagt. An dieser Stelle möchte […]

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Wahnsinnswoche 2017:40

In dieser Woche 118 Patientenkontakte und 11 Terminausfälle.


Der Bund der Steuerzahler bezeichnet die elektronische “Gesundheitskarte” als “skandalöses Beispiel” für Geldverschwendung.


Seit Montag ist außerdem die erste Generation der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ungültig.


Donnerstag und Freitag war es erwartungsgemäß voll, einzelne Patienten mussten bis zu zwei Stunden warten. Nächste Woche ist die Praxis geschlossen, weil ich den DGPPN-Kongress besuche.

Haleskojohogoktaxel und einen Plan mitgeben

„Jo“, sagte der onkologische Oberarzt, „und vergessen sie nicht, wenn sie Herrn Florbirkenmüller entlassen einen Einnahmeplan für sein Haleskojohogoktaxel aufzuschreiben.“
Bei Haleskojohogoktaxel handelte es sich nun um eine neue Chemotherapie, die in Tablettenform eingenommen werden konnte und im Rahmen derer Benennung, die Pharmafirma, traditionsgemäß eine hohe Dosis LSD eingenommen hatten. Wie man das eben so macht, wenn man einen neuen Namen für ein Medikament erfindet. Wer würde das nicht genauso tun?
Da nun Haleskojohogoktaxel als Chemotherapeutikum nicht gerade ungefährlich war und ich das mit dem Plan nicht versauen wollte, fragte ich also nach wie ich das denn dosieren solle. „Grmpz“, sagte der onkologische Oberarzt, dessen Tag wie bei allen onkologischen Oberärzten ca. 10 Stunden zu kurz war, „das müssen sie halt ausrechnen und ihm den Plan mitgeben!“ Dann stolperte er über seine zwei Meter lange to do Liste, welche aus seinem Hemd hing und fegte um die Ecke woanders hin.
Ich studierte die Anleitung für Haleskojohogoktaxel genau und auch die Akte von Herrn Flobirkenmüller. Der Oberarzt lief nun schon wieder um die Ecke und Krankenschwester Elisa auch. Diese wollte Herrn Flobirkenmüller besonders schnell entlassen und haute den Oberarzt gleich noch mal wegen des Plans für die Chemotablette an. „Das müssen sie halt  ausrechnen und ihm den Plan mitgeben!“ rief dieser erneut mit einem ärgerlichen Blick in meine Richtung.
Ich rechnete also die genaue Dosis aus. Schwester Elisa überwachte den Rechenvorgang. Dann überprüfte ich alles zwei Mal und schrieb schließlich einen exakten Plan, wie die Einnahme des ominösen Haleskojohogoktaxels auszusehen hatte. Morgens, mittags und abends je eine Tablette für drei Wochen, zwischendurch hatte Herr Flobirkenmüller Termine in der onkologischen Tagesklinik und würde ggf. im Anschluss einen neuen Plan bekommen.
Herr Flobirkenmüller wollte möglichst schnell heim, riss mir den Plan und Schwester Elisa die Schachtel voller Haleskojohogoktaxel aus der Hand. Weg war er.
Zwei Stunden später tauchte unser glorreicher onkologischer Oberarzt wieder auf und bemerkte: „Der Herr Flobirkenmüller ist ja schon weg! Der hat doch den Plan für das Haleskojohogoktaxel gebraucht.“
„Ja“, sagte ich, „zu Befehl, wie angeordnet haben wir die Dosis ausgerechnet und ihm einen Plan mitgegeben.“
„WIE?“ rief besagter Oberarzt, „Sie haben das ausgerechnet und ihm einen Plan mitgeben?! Ah hm!“ Irgendwie schien das auch nicht recht gewesen zu sein.
Den Plan nachträglich umgeändert hat er jedenfalls nicht. 

 

Wahnsinnswoche 2017:39

In dieser Woche 199 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle. Am Montag war mein Quartalsbudget voll. Diese Woche habe ich also nur noch ehrenamtlich weitergearbeitet.


Demnächst muss ich mit irgendwelchen Ärzten in Bayern Daten austauschen, wenn ich die Pressemeldung richtig verstehe: die Telematikinfrastruktur ist der einzige Weg zu einer deutschlandweiten digitalen Versorgungsunterstützung. Ab dem 1. Oktober können aber eGK der Generation 1 (G1) leider nicht mehr ins Praxisverwaltungssystem eingelesen werden. In diesem Fall kann ich die Leistungen dem Patienten in Rechnung stellen, falls der nicht innerhalb von zehn Tagen eine gültige eGK oder einen anderen gültigen Anspruchsnachweis nachreicht. Oder ich schicke die Rechnung online nach Bayern.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet eben unaufhaltsam voran


Es gibt tatsächlich Menschen, die Fiktion und Realität nicht unterscheiden können.


Die im April eingeführte Terminvermittlung für die Psychotherapie hatte nicht den gewünschten Erfolg. Wider Erwarten haben sich die Therapieplätze nicht rasant vermehrt, sodass es weiter zu langen Wartezeiten kommt. Im Gegenteil. “Für Sprechstunde und Akutbehandlung müssen jetzt Stundenkontingente frei gehalten werden, die nicht mehr für die „Richtlinien-Psychotherapie” zur Verfügung stehen.” Wer hätte das nur ahnen können!

L wie Laktose

„LAKTOSEFREI!“ Groß und dick steht es auf der Lebensmittelverpackung. Warum sehen wir diesen Aufdruck eigentlich ständig? Was soll das mit der Laktose? In 10 Punkten findest du hier die wichtigsten Infos über Laktose: 1.Laktose ist ein Kohlenhydrat, also ein Zucker. Genauer: Milchzucker. 2. Laktose ist der einzige Zucker, der in der Muttermilch enthalten ist. Die […]

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Wahnsinnswoche 2017:38

In dieser Woche 144 Patientenkontakte und 13 Terminausfälle.


Die Vorstände der Kranken Kassen haben in den letzten Jahren pro Jahr etwa 3% mehr Jahresgehalt bekommen.

Die Angestellten der Kranken Kassen bekommen 2 bzw. 2,4% mehr, manche sogar 3%.

Medizinische Fachangestellte bekommen 2,5 Prozent mehr.

Die Kranken Kassen insgesamt horten derzeit knapp 24 Milliarden Euro.

In Deutschland haben wir eine Inflationsrate von 1,8 Prozent.

Der Orientierungswert für Ärzte steigt um 1,18 Prozent.


Radiofeature am Sonntag, den 08.10.2017 um 11.05 Uhr auf WDR 5: “Pharmafirmen versprachen psychische Krankheiten mit Medikamenten zu heilen – und sind gescheitert. Jetzt steigen sie aus der Forschung aus.” Hmm. Liest sich etwas tendenziös. Ob’s trotzdem hörenswert ist?


Bis vor kurzem hätte ich bei einer Marketingfirma noch positive Bewertungen für Ärztebewertungsportale einkaufen können. Jetzt kann ich nur noch für 139 Euro im Monat bei dem Portal selbst eine bevorzugte Platzierung auf der ersten Seite kaufen.

Kalt?


Es war Sommer. Die Sonne tauchte gewisse Teile der Erdoberfläche in gleisendes Licht und das Klinikum Beteigeuze City stand direkt darunter.
Ein guter, ach was der beste Aufenthaltsort war hier die Intensivstation, denn dort gab es eine funktionierende Klimaanlage. Während der Rest des Krankenhauses sich schwitzend bei 30°C im Schatten durch den Tag quälte, arbeitete ich nun tatsächlich welche Freude glückseelig im Drift jener Klimaanlage.

Gerade veranstaltete ich zum Beispiel ein Arztgespräch mit Familie Klompmaier, deren Familienoberhaupt mit schwerem Herzinfarkt bei uns weilte.
„Also“, sagte Frau Klompmaier nachdem wir die Herzinfarktbefunde von allen Seiten beleuchtet hatten, „hier ist es ganz schön kalt, auf dieser Intensivstation!“
„Oh, öh, wir haben eine gute Klimaanlage“, sagte ich, „da haben wir normale Raumtemperatur. So 20 bis 21°C. Im restlichen Krankenhaus ist es sehr viel wärmer. Ihr Mann hat also zumindest diesbezüglich Glück, hier zu sein.“
„Hmhm, ich weiss‘ nicht!“ Frau Klompmaier schien dies nicht zu überzeugen, „ich finde es zu kalt Frau Dr. äh Dings. Vielleicht bringen sie meinem Mann lieber eine Extradecke. Da sollten sie mal lieber aufpassen“, schloss sie dann noch mit einem wichtigen Tipp, „nicht dass ihre Patienten hier alle eine Lungenentzündung bekommen, bei dieser Kälte!“

Wahnsinnswoche 2017:37

In dieser Woche 151 Patientenkontakte und 17 Terminausfälle.


Bei der Tagung “Digitales Gesundheitswesen 2021” soll ein Herr Pieper vom Verband Digitale Gesundheit gesagt haben: “Wir leben im digitalen Auenland” (hippokranet 12.9.2017; paywall). Er plädierte außerdem für weniger Patientenautonomie.

Dem wäre wohl ein Kontrollsystem wie in Mordor lieber.


Was hilft gegen Grübeln?


Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung wünscht, dass die Krankenkassen die gesetzlichen Vorgaben umgehend wieder einhalten. Die lehnen nämlich Leistungen für ihre Zwangsmitglieder im Vorsorge und Rehabilitationsbereich unterschiedlich oft ohne sachliche Erklärung ab. Das lege den Schluss nahe, dass die Krankenkassen diesen Bereich zur Kosteneinsparung nutzten.


Wahnsinn der Woche: Ein “Friedenskomitee” ruft in einer Erklärung dazu auf, Japan mit einer Atombombe im Pazifik zu versenken. WTF? Müssten die sich nicht in “Angriffskriegskomitee” umbenennen?


Lernen Sie Ihr Problem kennen, verdrängen Sie es nicht, umarmen Sie es, akzeptieren Sie es, fragen Sie sich, was Sie damit anfangen. Jim van Os über Psychosen, Schizophrenie und Sinngebung.

Extra-Schweigepflicht


Zu den Dingen, mit denen man Arzt Angehörige verärgert, gehört es am Telefon Leuten, die man noch nie gesehen hat, keine Auskunft zu geben.
„Aber ich bin der Sohn und wir wohnen in Australien!“ „Ja äh tut mir Leid. Aber wir können das aktuell nicht nachprüfen und Schweigepflicht und so.“ „Gaahahhrgghlll! ICH BIN ABER DER SOHN!!“ „Hmhm.“
Natürlich haben wir dann ein schlechtes Gefühl, denn wer will schon Vater und Sohn so trennen und mit etwas Glück kann man dann meist eine Lösung finden.
Aber bevor die Versuchung zu groß wird am Telefon unbekannten Angehörigen etwas zu erzählen, nun auch dies:
„Ja hallo ich bin Frau Zogumbi. Ich bin die Verlobte von Herr Britzl. Wie geht es ihm denn?“
„Äh, das tut uns Leid Frau Zogumbi. Wir können am Telefon nicht so einfach Auskunft geben. Am Besten sie rufen ihren Verlobten selber an.“
„Er schläft aber die ganze Zeit, wegen der vielen Untersuchungen, und geht nicht ran!“
 „Können sie denn vorbeikommen?“
„NEIN!“
„Hm. Da fällt mir ein, vorhin war ja erst die Freundin von Herrn Britzl da? Das waren dann sie?“
„Nein ich war NICHT da und ICH BIN AUF JEDEN FALL DIE VERLOBTE!“
Inzwischen hatte ich die Befürchtung, Herrn Britzls geheimes Privatleben unvorsichtigerweise zerstört zu haben. Frau Zogumbi forderte weiter vehement Auskunft. Was für ein blödes Krankenhaus das hier eigentlich wäre
Ich wanderte nun zu Herrn Britzl ins Zimmer – ein Glück, der Patient durchstörte wach eine Tageszeitung – und schaltete die Verlobte in die Warteschleife: „Herr Britzl, da ist ihre Verlobte Frau Zogumbi am Telefon und möchte Auskunft?“
„GAAH!“ rief Herr Britzl, „ich habe gar keine Verlobte! Das ist meine Ex-Verlobte! Geben sie der bloß keine Auskunft!“
„Ah“, sagte ich und erklärte Frau Zogumbi freundlich, dass eine Auskunft leider nicht möglich wäre.

Wahnsinnswoche 2017:36

In dieser Woche 110 Patientenkontakte und 12 Terminausfälle.


Diese Woche war deutlich entspannter als die davor. Langweilig war’s trotzdem nicht.


Termin beim Amtsgericht. Ich sollte mein Gutachten erläutern. Die Grundsatzfrage, ob überhaupt eine psychische Erkrankung vorliegt, hatte ich offenbar zweifelsfrei beantwortet, denn danach wurde gar nicht mehr gefragt.

Wir haben dann eine Stunde über das Leistungsvermögen diskutiert, und ich musste die Abgrenzung zwischen Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit bzw. -minderung nochmal erläutern. Naturgemäß wichen die Einschätzungen der Parteien diametral voneinander ab, und letztlich habe ich mich auf ein – für eine chronische Double-Depression immer noch erstaunliches – Restleistungsvermögen von 38 Wochenstunden festgelegt. Bis dahin lief die Diskussion relativ spannungsfrei, aber als es um die Frage ging, ob man – hypothetisch – durch frühzeitige Behandlung (etwa ab 2000) das heutige Leistungsvermögen hätte günstig beeinflussen können, wurde es etwas hitziger, weil ich nur ebenfalls hypothetisch antworten konnte.

Im Zuge der Diskussion musste ich aber deutlich darauf hinweisen, dass es für ein Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse den unterstellten Anspruch auf eine “optimale” Behandlung leider nicht gibt, sondern dass sich die Behandlung im GKV-Bereich nach §12 SGB 5 auf eine wirtschaftliche, ausreichende, notwendige und zweckmäßige Behandlung beschränkt. Und dass seit Jahren unverändert bzw. tendenziell zunehmend erhebliche Wartezeiten bei der Suche nach fachärztlicher (3 Monate) und psychotherapeutischer (6-9 Monate) Behandlung einzukalkulieren sind. Und dass die hausärztliche Behandlung nicht automatisch eine schlechtere Behandlung sein muss.


Antidepressiva (SSRI) wirken tatsächlich! Nicht bei allen Patienten, aber bei vielen.

Hieronymus F et al: Efficacy of selective serotonin reuptake inhibitors in the absence of side effects: a mega-analysis of citalopram and paroxetine in adult depression. Molecular Psychiatry advance online publication 25 July 2017


Die FDA hat Deutetrabenazin zur Behandlung der Spätdyskinesie zugelassen. In Deutschland werden wir darauf noch etwas warten müssen.