Lexikon der Psychopneumologie – B wie BODE-Index

  COPD-Patienten stellen – im Gegensatz zu Patienten mit Lungenkrebs – seltener ausdrücklich die Frage, wie lange sie mit der Krankheit überleben können. Genaue Aussagen zur Prognose sind schwierig, da sie von vielen Faktoren abhängt. Der BODE-Index ist derzeit eine der zuverlässigsten Formeln für die Lebenserwartung eines COPD-Patienten.   Wie lassen sich Überlebenswahrscheinlichkeiten bei COPD […]

Nur auf so Festen.


Herr Stefan, 35 Jahre, trug eine Art Schlumpfkostüm und war offensichtlicherweise beim Besuch einer Schlumpfparty oder so etwas ähnlichem von zu hohem Alkoholkonsum übermannt worden.
Deswegen brachte man Herrn Stefan in die örtliche Notaufnahme, wo er erfreut wieder aufwachte und nachfragte, ob er, nun da er schon wach war, auch gleich wieder gehen könnte.
„Öh, moment“, sagte ich zu Herrn Stefan, der plötzlich im Schlumpfkostüm vor mir stand, „können sie nochmal zurück in ihre Kabine gehen, sie waren ja wohl bewusstlos auf dieser Schlumpfparty und äh außerdem habe ich nicht wirklich den Plan wer sie sind und was da genau war. Bitte etwas Geduld und so.“
Geduld war jetzt nicht so unbedingt eine Tugend des Herrn Stefan. Durch die offene Tür der Kabine rief er nun in einer Art Dauerschleife, was denn nun so gehe und ob er endlich auch gehen könne.
„Jop, äh nicht so gern“, sagte ich, nun nach einer Weile, das frisch ausgedruckte Laborblatt herumwedelnd. Sie haben 2,5 Promille. Trinken sie denn regelmäßig Alkohol?“
Herr Stefan meinte hieraufhin eigentlich nur auf Festen und ähnlichem, gab aber zu Feste und Ähnliches kämen in seinem Leben recht häufig vor. An sich ja nichts Schlechtes, doch so schien er höheren Alkoholkonsum wohl gewohnt zu sein, hüpfte er ja nun orientiert, wenn auch leicht albern und sehr ungeduldig durch unsere Notaufnahme. Heim wolle er endlich.
Nach Rücksprache mit meinem Oberarzt entschlossen wir, dass heim vermutlich die bessere Lösung wäre, da der ange – naja eher betrunkene Herr Stefan, auf Station nur viel Randale und niemand eine Freude machen würde.
„Also Herr Stefan“, sagte ich, „sie dürfen heim, ABER NUR wenn sie jemand abholt, der auch zuhause nach ihnen schaut!“
Herr Stefan überlegte kurz und bestellte sich per Telefon die Abholung. Ungeduldig lief er dann in unserer Aufnahme herum und sagte ich wäre ja kein sehr netter Arzt, wenn ich solche Vorschriften aufstellen würde.
Eine halbe Stunde später betrat dann ein älteres, adrettes Paar die Aufnahme. Anzug, Kostüm. Höflich fragte man nach dem Sohn, den Herrn Stefan, welchen sie annehmlich begrüßten, als träfe man den Sohn nicht im Schlumpfkostüm auf der Notaufnahme eines beliebten Krankenhauses sondern auf einer exklusiven Abendgala. Im Anschluss bugsierten sie Herrn Stefan gelassen und unauffällig aus der Aufnahme.
Niemand hat es jemals wieder geschafft den erwachsenen Sohn so stilvoll abzuholen. Eltern von Stefan, ihr habt meinen Tag echt besser gemacht.

Das Ziegengespräch


Bis zu diesem Tage hatte ich eigentlich nicht an Herrn Binzis Gehirnaktivitäten gezweifelt. Zugegeben, initial war Herr Binzi etwas verwirrt gewesen, aber das hatten wir auf einen interessanten, aber insgesamt blöd zusammengestellten Medikamentenplan geschoben.
Nach einigen Planänderungen ging es Herrn Binzi schon wieder viel besser, die Blutwerte auf dem Papier bewegten sich auch wieder in Richtung Normbereich und meine klassischen Orientierungsfragen: „Wer sind sie und was machen sie hier so?“, all das konnte Herr Binzi super beantworten.
Gerade wollte ich meinen Visitenbesuch beenden, da fügte Herr Binzi noch an: „Joa und heute Mittag werde ich dann noch Ziegenkäse einkaufen.“
Auf meine verwirrte Pause fügte Herr Binzi an: „Ja, da fahre ich immer zur Binzwanger Ziegenfarm in Outer Beteigeuze. Die machen so Ziegenkäse. Und Joghurt.“
„Öh, warum verschieben sie den Einkauf nicht auf nach ihrem Aufenthalt hier?“ schlug ich nach einer längeren Pause diplomatisch vor.
„Nein, nein Frau Zorgcooperations, das geht nicht. Später haben die vielleicht keinen Käse mehr.“
„Aber Herr Binzi, sie sind gerade nicht ohne Grund noch im Krankenhaus. Da können sie nicht einfach zwischendurch Einkaufen gehen.“
Herr Binzi verwickelte mich hier in eine längere Diskussion über die Vorteile von Ziegenkäse und auch Joghurt, sowie dass ein Kauf am heutigen Tage essentiell wäre. Die weitere Lagerung im Krankenhaus schien ihm keine Sorgen zu bereiten, aber selbstverständlich würde er das alles aufessen. Bevorzugt mit einem leckeren Vollkornbrot.
Ich beschloss schließlich die Strategie des Abwartens und ha, Herr Binzi ging dann tatsächlich nicht einkaufen.
Nachdem einige Tage später auch unsere Neurologie das „To go“ gegeben hatte, durfte Herr Binzi endlich nachhause. Der Ziegenkäse kam nie wieder zur Sprache und wir waren uns nie ganz sicher ob Herr Binzi hier einen Anfall akuter Verwirrtheit gezeigt hatte oder ob er vielleicht tatsächlich ein großer Käseliebhaber war und das Thema einfach nicht mehr in Gegenwart der Käsebanausen aka der Schwester und mir angeschnitten hatte.

Erster Eintrag im „Lexikon der Psychopneumologie“

  Mit dem Relaunch startet ein neues Angebot von „Sauerstoff und Sinn“ – das „Lexikon der Psychopneumologie“. In loser Folge erscheinen Einträge zu wichtigen Schlüsselbegriffen der Pneumologie und ihren Bezügen zum Thema „Lunge und Psyche“. Nach und nach soll eine allgemeinverständliche Einführung für Interessierte entstehen, die eine alphabetische Suche nach häufig benutzten Fachausdrücken und Abkürzungen […]

"Arbeitsteilung"


Der Sonntagsdienstoberarzt hatte keinen Bock. Missmutig hatte er alle Privatpatienten visitiert und sich nun in die Untiefen des Klinikums Beteigeuze zurückgezogen, vermutlich um weiteren sonntäglichen Oberarzttätigkeiten nachzugehen.

„Arghh“, rief hier die Privatstation bei mir an. Denn an diesem Sonntag war ich auch da. Dumm gelaufen. „Der Frau Zingbosch geht es schlecht!“

„Ah“, sagte ich, „aber war nicht vor wenigen Minuten der Oberarzt zur Visite da und hat sich auch Frau Zingboschs Problemen angenommen?“

„Doch schon. Er hat die Dosis von ‚beliebtem kardiologischem Medikament‘ erhöht. Aber das hilft nicht. Du musst JETZT kommen.“

Weil die Privatstationsschwester nun sehr aufgeregt war, ging ich also weg aus der übervollen Notaufnahme um den oberärztlichen Plan und die Patientin zu begutachten.

Frau Zingbosch war todkrank. Ein Tumor hatte sich großzügig in Lungen, Knochen und Bauchraum verteilt. Zugegeben, die kardiale Medikation entsprach nun den aktuellen Leitlinien, aber gegen Schmerzen und Luftnot half das jetzt auch nicht so richtig. Ich ergänzte die Oberarzttherapie um viel Schmerzmittel mit sedierender Wirkung, so dass Frau Zingbosch zumindest nicht unter Schrecken und Schmerzen versterben musste, dann wanderte ich grummelnd in die Notaufnahme zurück, in der Hoffnung meinem Oberarzt nicht mehr hinterherräumen zu müssen.

Kurz darauf tauchte genannter Oberarzt wieder auf, mäkelte etwas an meiner palliativen Therapieänderung herum, fand nun aber auch keine bessere Lösung.

In diesem Augenblick eilte nun auch der unfallchirurgische Oberarzt herbei. Er bräuchte einen Bauchultraschall für einen seiner unfallchirurgischen Patienten. Ob wir internistischen Ärzte das heute vielleicht noch erledigen könnten?
„Aber selbstverständlich“, sagte mein Oberarzt und wandte sich zu gehen, „das macht die Frau Zorgcooperations nachher.“

Atempause auf der LungenCouch

Zur Begrüßung auf der neugestalteten Website gibt es im Blog eine Achtsamkeits-Übung. Achtsamkeitsbasierte Ansätze werden bei chronischen Lungenerkrankungen empfohlen, da sie sich günstig bei hohen Streß-und Angst-Werten auswirken. Sie bieten ein einheitliches Modell für Verhaltensänderungen bei Patienten mit vielfältigen körperlichen und psychischen Problemen – und sind alltagstauglich. Die folgende Übung ist eine Kostprobe aus der […]

Schlechter Service


„Da habe ich diesen Husten, aber nicht so viel. Viel schlimmer ist, dass meine Nase zu ist. Da kann ich überhaupt nicht schlafen. Und Halsschmerzen habe ich auch!“
„Hmhm“, sagte ich und dachte mir als Arbeitsdiagnose mal das Schlagwort „Erkältung“ aus.
An dieser Stelle lugte Schwester Margarita, sorry Fach- und Gesundheitskrankenpflegerarbeiterin Margarita in die Aufnahmekabine und reichte mir eine lose Blattsammlung.
Irritiert blätterte ich das Bündel durch und wandte mich wieder meiner Patientin zu:
„Öh Frau Mahnziff. Hier lese ich gerade sie waren gestern schon da. Und vor drei Tagen ebenfalls. Man sie beides Mal gründlich untersucht und Blut abgenommen. Meine Kollegen vermuten eine Erkältung und haben ihnen geraten sich erst Mal eine Woche zu schonen, viel Tee zu trinken und etwas im Bett rumzuliegen. Warum sind sie denn heute wieder gekommen?“
„Na der Schnupfen und die Halsschmerzen sind IMMER noch da!“
„Aber Frau Mahnziff sie haben das Problem ja auch erst 4 Tage, wenn ich das richtig lese. So eine Erkältung dauert oft eine Woche und manchmal auch etwas länger.“
„ABER ICH HABE IMMER NOCH HALSSCHMERZEN!“
„Sie müssen Geduld haben Frau Mahnziff. Ihr Rachen ist im Augenblick etwas gerötet, aber man sieht nichts Schlimmes.“
„Morgen haben wir auch einen Termin beim HNO Arzt“, fügte Frau Mahnziffs Ehemann nun an.
„Ah. Hmhm. Und sie sind trotzdem heute hergekommen. Äh. Ja. Bitte probieren sie es doch nochmals mit Tee, Ruhe und Geduld Frau Mahnziff. Es gibt keinen Grund sie im Krankenhaus zu behalten. … Nein, ein Antibiotikum macht hier keinen Sinn. Das ist eine virale Erkrankung. Da hilft leider kein Antibiotikum.“ Ich gab dann noch einige Hausmittelerkältungstipps und den Hinweis auf den Hausarzt, der eine Erkältungserkrankung ebenso gut betreuen könne.
Frau Mahnziff verließ enttäuscht über diesen schlechten Service unsere Notaufnahme, kam zum Glück aber in den folgenden Tagen nicht mehr wieder.

Wahnsinnswoche 2017:21

In dieser Woche 141 Patientenkontakte und 10 Terminausfälle in nur drei Tagen. Jetzt bin ich urlaubsreif – Pause bis zum 19.6.


Krankheitskarte: nach Ansicht von Frontal 21 muss man kein Hacker sein, um an hochsensible Patientendaten, wie Arztbesuche oder verschriebene Medikamente, zu gelangen. Der diesjährige Deutsche Ärztetag hält es ebenfalls für zu riskant, Patientendaten zentral in der Cloud zu speichern.


The Conceptual Penis as a Social Construct. Irgendwie erinnert mich das an die “Folter Königin” …


Versäumnisse eines Arztes bei der Bescheinigung andauernder Arbeitsunfähigkeit dürfen nicht zum Verlust des Anspruchs auf Krankengeld führen.


Neueste Erkenntnisse zu Epidemiologie, Neurobiologie und Therapie von Angsterkrankungen.


Buch über Psychopharmaka (Wirkfaktoren, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zwischen Medikamenten).