PJ-Umfrage 2009: Nostalgische Gedanken

Elf Jahre liegt mein persönliches Praktisches Jahr mittlerweile zurück. So lange ist das her? Ich kann mich fast gar nicht mehr an diese Zeit erinnern, habe wohl vollkommen verdrängt, wie ärgerlich und erschöpft ich oft abends nach Hause kam – nicht etwa, nachdem ich von der Station kam.

Von Station aus, ging es erst einmal zur […]

Patientendetails ausplaudern

Passend zum Beitrag gestern über amerikanische Medizinstudenten, die in Communitys Patientendetails ausplauderten, fiel mir eine Situation aus meinem Medizinstudium ein: Ich absolvierte eine Famulatur in der Allgemeinarztpraxis bei mir zuhause um die Ecke, weit weg von meinem damaligen Studienort. Ich saß mit dem Arzt in der Sprechstunde, als plötzlich eine weitläufige Nachbarin eintrat.

Wir kannten uns […]

Strikte Bettruhe im Mehrfamilienhaus

Nach einem erfolgreichen, aber langen Arbeitstag fand ich heute, daheim angekommen, einen (anonymen) Brief meines Lieblings-Nachbarn in meinem Briefkasten. In seiner üblichen „freundlichen“ Art und Weise erlaubte er sich, mich auf unsere Hausordnung hinzuweisen, die besagt, dass von 22 bis 7 Uhr Ruhezeiten mit Zimmerlautstärke einzuhalten seien. Ich würde mit meinem „Geklappere“ empfindlich seinen Schlaf stören, […]

Warum bin ich eigentlich nicht Autohändler geworden?

So lautete der vielgeäußerte Satz meines gymnasialen Deutschlehrers.

Diese Frage stelle ich mir auch, allerdings in geringer Abwandlung und dies nicht nur, weil ich glaube, daß der Job eines Autoverkäufers (gerade in momentanen Zeiten) nicht unbedingt rosiger ist, als der meine.

Aber: Warum bin ich eigentlich nicht Anästhesist geworden???

Jetzt mag es bestimmt einige Anästhesisten geben, die diesen Blog hier mitlesen (würde mich freuen), deswegen möchte ich eines vorausschicken: Es geht hier nicht um eine verallgemeinerte Darstellung oder Verunglimpfung der Anästhesie, sondern um die Anästhesie, wie ich sie tagtäglich erleben kann/darf/muss.

Unsere Anästhesisten sind nämlich echte Freizeitkünstler. Immer ganz arg drauf bedacht, für die Pause ausgelöst zu werden und pünktlichst zu gehen. Da spricht der Neid aus mir, ganz klar, aber muss man das auf dem Rücken der anderen Abteilungen austragen?
Nur damit ein Anästhesistenteam pünktlich gehen kann, werden chirurgische Säle (trotz unsererseits vorhandenem Willen und äquiv. Personaldecke beiderseits) geschlossen, NUR damit dieser eine kleine 45 min. Punkt dann von einem Chirurgen in dessen Freizeit, ganze 4 (!!!) Stunden nach dessen regulärer Dienstzeit abgearbeitet werden kann. Wieso ist sowas erlaubt?
Da wäre es doch einfacher gewesen, ein einzelner Anästhesist wäre 45-60 Minuten länger geblieben. Als der Saal geschlossen wurde, war es noch 1,5 Stunden bis zu deren Dienstschluss.

Gestern im OP wollte ich, daß der Tisch höhergestellt wird. Anästhesie dreimal angesprochen und beim dritten Mal ohne Reaktion es mal zum Äußersten kommen lassen und hinters Tuch geguckt. Die hat geschlafen!! So richtig! Im Sitzen auf ihrem Stuhl. Da war ich echt baff. Andererseits, verständlich, wenn man soviel in seiner Freizeit unternehmen kann, da muss man ja bei der Arbeit müde sein.

Die Anästhesisten mosern sofort lauthals rum, wenn die Chirurgen nicht überpünktlich zum Lagern kommen, das wird alles genau dokumentiert. Aber wenn ein Chirurg über 30 Minuten auf den Sitz der Narkose warten muss, ist das was ganz anderes. Sowas muss man nicht erfassen. Hauptsache, ich habe holterdipolter alles auf Station liegen lassen, weil ich ja SOFORT in den OP zum Lagern kommen muss. Die Überstunden hänge ich im Dienst des Patienten gerne dran.
Von Anrufen, wenn es paßt zu kommen, haben die auch noch nix gehört. Verzeihung, doch haben sie, ist ihnen aber zuviel Arbeit.

Diese Liste könnte ich wahrscheinlich noch sehr lange fortsetzen, das waren immerhin nur die Vorkommnisse dieser Woche (und heute ist erst Donnerstag).

Aber ich bin ja auch noch die Antwort auf die Eingangsfrage bzw. deren abgewandelte Form schuldig:

Weil ich keinen Job haben möchte, bei dem ich weiß, daß alle anderen mich entweder hassen, über mich lachen oder als Freizeittäter beschimpfen. Außerdem will ich was bewirken, aktiv manuell tätig werden, und nicht nur danebensitzen und zusehen (wenn sie denn nicht schlafen, ich fasse es immer noch nicht), wie andere die spannende Arbeit machen. Das könnte ich gar nicht.
Das wäre mir ein 08/15 Job wohl doch nicht wert.

Doc Blog

Der Morgen wieder bis utze im OP stehen wird, vielleicht drüber jammern wird, aber im Grunde doch froh ist, den coolsten aller medizinischen Jobs gewählt zu haben.

Einzig bleibt die Frage, ob ein nichtmedizinischer Job (nicht à la Autohändler) allerdings nicht die schlauere Wahl gewesen wäre.

Grüne Welle?? Von wegen.

Übers WE habe ich meinen Freund in einer der größten deutschen Städte besucht. Und weil sich so ein WE ja lohnen muss und ich frühmorgens/spätnachts eh nichts besseres zu tun habe, bin ich noch zu nachtschlafender Zeit am Montag Morgen aufgebrochen, um quer durchs Land zu gurken und pünktlich zum Dienst zu erscheinen.

Die Straßen der Stadt waren fast leer und ich hatte theoretisch freie Fahrt. Aber nur ganz theoretisch. Auf dem Weg zur BAB gab es geschätzte 10-12 Ampeln. Z. T. konnte ich die nächsten Ampeln schon bei der Anfahrt an die direkt vor mir liegende sehen, lagen also wirklich nicht weit auseinander.

Obwohl es sich definitv angeboten hätte, war keine einzige der Ampeln komplementär geschaltet. Will heißen, jedesmal, wenn ich gemütlich bis 50 km/h beschleunigt hatte, und in Rufweite der nächsten Ampel kam, schaltete die auf rot. Jedes Mal! Wirklich! Jedes Mal!
Fand ich ganz unglaublich, wer läßt sich denn so eine Ampelschaltung einfallen? Und viel schlimmer. Wer erlaubt die Umsetzung dieser? Da wird man ja ganz kirre im Kopf. Musste also jedes Mal wieder abbremsen, warten, beschleunigen und zack, wieder rot. Das Spiel hat sich 12 Mal wiederholt.

Die eigentlich kurze Fahrt hat somit nicht nur ewig gedauert, sondern auch mein Nervenkostüm aufs erheblichste strapaziert. Bin ich froh, daß es wo ich wohne keine Ampeln gibt. Zumindest nicht solche idiotischen.

Was hat das mit meiner Klinik zu tun?
Nunja, in den letzten Tagen und Wochen (oder schon Jahren vielleicht) kommt es mir auch so vor, als würde ich nach jedem zaghaften Beschleunigungsvorgang wieder abrupt und unsanft auf Null zurückgesetzt, von wo ich mich dann mühsam wieder nach vorne kämpfen kann, um dann wieder eins auf den Deckel zu kriegen. Nicht schön das.

Habe das Gefühl, alle Bemühungen meinerseits und “Investitionen” in die Klinik/Abteilung sind fruchtlos, keinen interessiert was ich mache (und ob ich’s mache) und irgendwie bin ich motivationsmäßig in einem kleinen Loch. Die Ampeln haben mir das gezeigt.

Anders als Steve Martin bei L. A. Story spreche ich also nicht mit einer Werbetafel, sondern die Ampeln der Großstadt mit mir. Auch nicht unbedenklich.

Doc Blog

Was wird aus dir, PJler?

700 PJler haben an der PJ-Umfrage teilgenommen. Das freut uns außerordentlich!  Jetzt ist es unser Job, die Daten auszuwerten und die Ergebnisse anschließend überall, wo es wichtig ist, zu kommunizieren. Die bisherigen Ergebnisse der PJ-Umfragen sind vielfach zitiert worden: In wissenschaftlichen Veröffentlichungen, in Antrittsvorlesungen, in Mitteilungsblättern von Fachgesellschaften. Dieses Mal haben wir von den Teilnehmern auch die e-mail-Adresse erbeten, um sie in […]

Warum sollte man nicht Arzt werden?

Wer Monsterdoc kennt, weiss, dass es zu jedem Artikel (Warum sollte man Arzt werden?) einen Gegenartikel geben muss. So auch hier. Gestern erklärte ich, warum man unbedingt Mediziner sein sollte. Heute kommt genau das Gegenteil. Raus damit.

Das Medizinstudium ist langatmig und sehr theoretisch. Mittlerweile kommt man nur noch mit einem 1.0er Abitur rein.

Im Studium haben […]

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Warum sollte man Arzt werden?

Der Mediziner Nachwuchs steckt in einer tiefen Sinnkrise. Ärzte gehen in Rente, Praxen stehen leer, Kliniken wirken zunehmend aufgeräumter, eine riesige Auswanderungswelle steht kurz bevor. Villa, Sportwagen, Ferienhaus in der Schweiz bleiben heutzutage oftmals aussen vor. Doch gibt es denn noch tiefere Gründe, den Arztberuf auch heute noch zu erlernen? Ich meine ja, denn Geld […]

Post from: Monsterdoc

So so: “Dr. med. Dünnbrettbohrer”.

Fast hämisch zitiert Süddeutsche online die Biochemikerin (!) und Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates Ulrike Beisiegel folgendermaßen: “Die Promotion in der Medizin ist das, was in anderen Fächern eine Master- oder Diplomarbeit ist – nicht mehr.”

Hilfe, wir brauchen einen Arzt!

Heute Abend kam es in den Tagesthemen: Deutschland gehen so langsam aber sicher die Hausärzte aus – zunächst ist der Mangel vor allem in den östlichen Bundesgebieten und auf dem flachen Land zu spüren. Es wird eine ganz neue Strukturierung des Gesundheitswesens verlangt, wie, das wurde nicht gesagt. Bestimmt gibt es Pläne, doch bis diese […]