Elektronische Gesundheitskarte: Freie Ärzteschaft ruft zum Boykott der Online-Tests auf

Essen/Hamburg (ots) – Trotz Risiken und Nebenwirkungen läuft das Großprojekt elektronische Gesundheitskarte (eGK) munter weiter. Demnächst sollen Tests für die Online-Anwendungen der Karte starten. Die Freie Ärzteschaft (FÄ) fordert alle Ärzte auf, das eGK-Projekt nicht zu unterstützen. “Lassen Sie sich nicht für ein Extrasalär zum Büttel der Krankenkassen degradieren”, appellierte FÄ-Vorstandsvorsitzender Wieland Dietrich heute an die Ärzte. “Die Praxen sind keine Außenstellen der Kassen.” Der NSA-Skandal habe zudem gezeigt, dass sensible Daten im Netz nicht zu schützen seien. “Moderne Technik ja, aber nur datensparsam und dezentral. Wir sind die Ärzte und wir schützen die Daten unserer Patienten”, betonte Dietrich.

Freie Ärzteschaft e.V., 06.05.2014 (presseportal.de)

Keine weiteren Tests der elektronischen "Gesundheitskarte"

Die Delegierten der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) haben jetzt weitere Tests der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abgelehnt. In einem mehrheitlich verabschiedeten Beschluss heißt es wörtlich:

„Die Mitglieder der Vertreterversammlung der KVN sehen vor dem Hintergrund der einhelligen Ablehnung des Online-Versichertenstammdaten-Managements (Online-VSDM) durch die vertragsärztliche Selbstverwaltung auf Bundesebene und in den Ländern keine Grundlage für Tests mit dem Ziel einer Einführung in den Praxen und lehnen solche Tests deshalb im Bereich Niedersachsen als kontraproduktiv ab.“

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVN, Dr. Jörg Berling, sieht in dem Beschluss auch ein Signal an den Ärztenachwuchs.

„Um weiter engagierten Nachwuchs für den Beruf des niedergelassenen Arztes zu sichern, können wir keine weiteren unproduktiven Bürokratieelemente im Zentrum der Patientenversorgung dulden.“ Die Verlagerung von administrativen und hoheitlichen Aufgaben der Krankenkassen in die Praxen habe die KVN-Vertreterversammlung wegen der unerträglichen Behinderung der Patientenversorgung abgelehnt.