Zyprexa®: Lilly zahlt 1,4 Milliarden Dollar Strafe

Der Pharmakonzern Eli Lilly hat sich nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen wegen illegalen Vermarktungsmethoden für das Psychopharmakum Zyprexa® mit den US-Behörden geeinigt. Lilly wird insgesamt 1,4 Milliarden Dollar zahlen. Diese Summe war schon im dritten Quartal 2008 in die Bilanzen verbucht worden und hatte Lilly rote Zahlen beschert.

Die Whistleblower, die den Fall bei den Behörden angezeigt hatten, partizipieren mit einem 18%-Anteil, der von der Strafe an sie ausgezahlt wird. Qui tam macht dies möglich.

FDA-Kritiker wird FDA-Ausschussmitglied

Der Albtraum für die Pharmaindustrie in den USA geht weiter. Der Pharmakritiker und Konsumentenschützer Sidney Wolfe ist für vier Jahre in den Ausschuss für Medikamentensicherheit und Risikomanagement der US-Arzneimittelbehörde FDA berufen worden. Wolfe, Leiter des Bereichs Gesundheit in der von Ralph Nader gegründeten Verbraucherorganisation Public Citizen, hat über drei Jahrzehnte dazu beigetragen, dass 16 Medikamente vom Markt genommen werden mussten. Die Party zum 100. Geburtstag der FDA nannte er 2006 “propaganda campaign to hide the agency’s unprecedented assault on the American public”.

Derweil haben neun Wissenschaftler der FDA einen Brief an Obamas Transition Team geschrieben, in denen sie weitreichende Reformen in der Behörde fordern. Darin wird Managern vorgeworfen, dass sie FDA-Wissenschaftler zur Manipulation von Daten gezwungen hätten. There is an atmosphere at FDA in which the honest employee fears the dishonest employee.

Die Blutuntersuchung Teil 4

Cholesterinwerte Teil B
In der Diskussion um den „richtigen“ Cholesterinwert wird niemand die absolute Wahrheit für sich beanspruchen können. Als Hausarzt mit langjähriger Erfahrung erscheint mir aber eine Taktik praktikabel, die nicht von pauschalen Grenzwerten ausgeht, sondern für unterschiedliche Patientengruppen angepasste Richtwerte ansetzt. In allererster Linie geht es mir als Hausarzt dabei um einen vernünftigen Umgang […]

Zum Scheißen ins Krankenhaus

…und da wir gerade bei deftigen Medizinersprüchen sind, folgt hier noch ein Beitrag zum Thema:
Es war einmal vor noch gar nicht allzulanger Zeit, als Medizynicus noch ganz grün hinter den Ohren war, da brachten die freundlichen Sanis eine junge Dame in die Notaufnahme. Diagnose: “Unklares Abdomen”. Oder: Bauchschmerzen und keiner weiß warum.
Na gut, sie war… sehr adipös. Vielleicht Anfang Dreißig und hatte sechs Kinder. “Und ich möchte noch mehr!” Der Ehemann war…

Frag' doch den Österreicher

Die Grenzen zwischen Werbung und redaktionellen Inhalt werden in Österreich nicht nur bei Medikamenten und Gesundheitsprodukten locker überwunden. Das Video zeigt einen Spot des Mobilfunkbetreiber telering, der mit “Frag’ doch den Inder” eine dämliche, aber ziemlich erfolgreiche Kampagne lanciert hat. Die Bekanntheit des “Inders” kann man in unserem Nachbarland schon nach 4 Monaten nur mit “Clementine” (Ariel), “Tilly” (Palmolive) oder “Frau Antje” (niederländischer Käse), den Werbeikonen der 70er Jahre, vergleichen. Im Dezember erschien zum Werbespot sogar ein knapp drei Minuten langer Song auf CD. Sein Erfolg ist bis nach Indien gedrungen.

Der Inder macht Karriere und wird Kandidat bei der ORF-Tanzshow “Dancing Stars”, in der Semi-Prominente holprig ihre Beine sortieren. Der ORF betont angesichts der Kritik, der Einsatz von Ramesh Nair auf dem Parkett könnte als Product-Placement für den Mobilfunkbetreiber gewertet werden, dass er als “Musicaldarsteller und Choreograph” gecastet worden wäre. Er werde “selbstverständlich als Person Ramesh Nair und in keiner anderen Rolle und Funktion auftreten”. Vielleicht sollte er vor jeder Show sagen: “Ich bin der Pfälzer”, denn Nair hat 1975 in Landau in der Pfalz das Licht der Welt erblickt.

Wenn er seine Sache gut macht, freut sich nicht nur telering. Auch der Wiener Volksoper kommt der Nairs Einsatz, in dem Musical „Guys and Dolls“ als Choreograph mitwirkt, das am 1. März Premiere hat, sicher nicht ungelegen. Das ist Österreich.


Übrigens ist der Chef der Werbeagentur, die den Inder kreiert hat, “stolz darauf, einen Migranten in Österreichs Werbung vorkommen zu lassen”. Nair spricht nach eigenen Bekunden mit seinen Geschwistern pfälzisch und versteht kaum Malayalam, die Sprache seiner Eltern, die an der Südwestküste Indiens gesprochen wird.

Stahlkäfig schützt Patientendaten nur scheinbar…

Der Höhepunkt der Faschingssaison rückt unaufhaltsam näher:

In Anwesenheit von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wurde in Bottrop das Pilotprojekt einer sektorübergreifenden Patientenakte (ProspeGKT) gestartet. Unter Federführung von T-Systems können 10.000 Versicherte der Knappschaft und DAK Erfahrungen mit einer zentral geführten Patientenakte sammeln, auf die mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und dem elektronischen Heilberufsausweis (HBA) zugegriffen wird. […] Der Server selbst ist beschlagnahmesicher in einem massiven Stahlkäfig untergebracht – selbst das BKA soll nicht an die Daten kommen können, die es im Zuge des BKA-Gesetzes bei Arztpraxen abfragen darf.

(via)

Unerhört verdienen

Die FTD hat unerhörte Geschäfte aufgedeckt: Gibst du mir Geld, schicke ich dir Patienten” – nach diesem Motto schanzen sich Ärzte und Hörgeräteakustiker illegal Kundschaft zu. Sehr detailliert wird beschrieben, wie bei der Hörgeräteversorgung Abhängigkeiten ausgenutzt werden und Kickback-Zahlungen fliessen.

Das kommt ein wenig spät. Das war seit Jahren bekannt für jeden, der sich ein wenig mit der Versorgung von Hörgeschädigten beschäftigt hat. So offensichtlich, dass, wie von der FTD am Ende des Artikels beschrieben, das Bundesgesundheitsministerium mit einer Gesetzesänderung ab 1. April 2009 dem Treiben ein Ende setzen will. Die Gewährung von finanziellen Vorteilen wird verboten und HNO-Ärzte, die selber Hörgeräte im “verkürzten Versorgungsweg” anbieten, müssen Einzelverträge mit den Kassen abschliessen.

Ob das langt, bleibt offen. Denn es gibt viel zu verdienen. Das eigentliche Problem wird nicht angegangen. Die Versorgung von Patienten mit Höreinschränkungen ist in Deutschland teuer und qualitativ schlecht. Selbst Verantwortliche in der Innung bestätigen im persönlichen Gespräch, dass es zu vielen Hörgeräteakustikern nur ums Geld ginge und nicht um die optimale Versorgung des Kunden. Auf der anderen Seite beklagen Funktionäre von Facharztverbänden, dass niedergelassene HNO-Ärzte und Akustiker gleichermassen nur das Interesse hätten, Hörgeräte dem Patienten zu verpassen und Behandlungsalternativen, z.B. Oto-Chirurgie-Implantate, gar nicht erst in Erwägung zögen.