Für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Selbstmedikation
Das Blog “Stilstand” nimmt sich mit einer großartigen Analyse einer hanebüchenen Pressemeldung die PR-Texterin des Wort&Bild-Verlags (u.a. “Apotheken Umschau”) zur Brust.
(via)
Das Blog “Stilstand” nimmt sich mit einer großartigen Analyse einer hanebüchenen Pressemeldung die PR-Texterin des Wort&Bild-Verlags (u.a. “Apotheken Umschau”) zur Brust.
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Das Internetangebot der Tagesschau weist auf den Relaunch eines medizinischen Informationsportals hin, das sich ab sofort an Patienten richtet. Es soll insbesondere im Hinblick auf die finanzielle Interessenlage der Informationsanbieter eine neuartige Transparenz bieten:
Dass Gesundheitsportale pharmagesponsert sind, ist nicht unüblich. Gefährlich werde es aber laut Sylvia Sänger vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), wenn der Nutzer die Pharmasponsoren nicht erkennt. Denn: “Wer Geld gibt, hat auch Interessen.” […]
Das Internetangebot der Tagesschau weist auf den Relaunch eines medizinischen Informationsportals hin, das sich ab sofort an Patienten richtet. Es soll insbesondere im Hinblick auf die finanzielle Interessenlage der Informationsanbieter eine neuartige Transparenz bieten:
[…]
Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und das ÄZQ haben deshalb ihr Internetangebot www.patienten- information.de komplett neu gestaltet. […] Das überarbeitete Portal soll sich vor allem an Patienten richten und ihnen helfen, einfach und schnell an verlässliche Informationen zu allen wichtigen Gesundheitsthemen zu gelangen. “Wir wollen mit unserem transparenten Portal ein Gegengewicht zu allen unseriösen Seiten bilden”, sagt Sänger, die sich um die Betreuung des Portals kümmert.
Das klingt gut. Also schnell auf www.patienten-information.de gesurft und den beliebten Suchbegriff “Cholesterin” eingegeben. Unter den zuoberst gefundenen Informationsangeboten wie zu erwarten auch der folgende Treffer:
Inhalt der Information:
Die Publikation bietet ausführliche Informationen über Ursachen, Krankheitsverlauf, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten sowie Therapie bei Cholesterinstörungen.
Informationsanbieter:
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.
[…]
http:// www.lipid-liga.de/
Sponsoren:
Keine Sponsoren angegeben. Die Finanzierung erfolgt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Keine Sponsoren angegeben? Bereits ein Klick auf den Link “Förderer” auf der Lipid-Liga-Homepage hätte genügt, und es hätte sich ein anderes Bild ergeben:
Auch sonst ist die Interessenlage der Lipid-Liga kein großes Geheimnis:
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Update, 1.10.2008
Das für das Portal verantwortliche ÄZQ (Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin) teilt uns mit, dass die Lipid-Liga-Informationsseiten mittlerweile entsprechend angepasst wurden.
Zu recht weist das ÄZQ darauf hin, dass es keinen direkten Link von den (vor einigen Jahren entstandenen) durch patienten-information.de verlinkten Informationsseiten der Lipid-Liga zu der Liste der Förderer gibt, sondern dass der Umweg über die (vor wenigen Jahren neu gestaltete) Homepage der Lipid-Liga notwendig ist.
Das macht das Dilemma deutlich, das durch die Einbeziehung externer Informationsanbieter entsteht. Leser dieses Blogs wissen, dass die Wahrheit über die finanziellen Hintergründe solcher Informationsanbieter sehr häufig noch weit weniger offen präsentiert wird, als dies aktuell bei der Lipid-Liga der Fall ist. Sinnvoll erscheint es mir deswegen, Anbieter, die ihre Finanzierung nicht offenlegen, von vorneherein aus dem Angebot auszuschließen.
Packt da ein Pharma-Insider aus, wie das 800-Millionen-Dollar-Entwicklungskosten-Mantra entstanden ist?
Könnte sein, stimmt aber nicht. In Wahrheit erklärt eine Sprecherin des US-Finanzministeriums mit diesen Worten, warum das Volumen des Rettungspakets für die Wall Street ausgerechnet 700 Milliarden Dollar betragen soll.
Der Wettstreit um die bedeutendste, tödlichste und sich weltweit am stärksten ausbreitende Epidemie hat mittlerweile selbst epidemische Ausmaße erreicht. Kaum ein medizinischer Kongress, der nicht bereits von dem Virus infiziert ist. Österreich meldet heute wieder einen schweren Fall:
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Dieses Mal geht es um Schlaganfälle. Erneut weckt schon ein kurzer Blick auf die deutsche Todesursachenstatistik Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussage. Nicht, dass dieser im Kampf um die mediale Aufmerksamkeit eine Rolle spielen würde.
Im Online-Angebot der österreichischen Zeitung “Der Standard” findet sich heute ein Artikel zu Schönheitsoperationen. Was ins Auge springt, ist ein gelb markierter link im Wort “Frauen”. Gelb gemarkert signalisiert gemeinhin Wichtigkeit.
Die Erklärung folgt unter der Seite.
Jetzt wird klar, warum er auf eine Seite der Partei “Liberales Forum” verweist. Wahlkampfwerbung in unserem Nachbarland.
Das ist ausbaufähig. Spätestens, wenn die Pharmaunternehmen die Patienten direkt informieren dürfen. Dann könnten Artikel zum Thema Gesundheit und Medizin sehr farbenfroh werden, weil alle Krankheitsbegriffe auf Informationsseiten der Pharmakonzerne linken.
Mal eine Empfehlung: Zahnfilm
Ein Zahnarzt beschäftigt sich dort pointiert und fachlich fundiert mit der Zahnbranche.
In einem lesenswerten und im Aufbau originellen Aufsatz widmen sich zwei amerikanische Wissenschaftler – ein Jurist und ein Statistiker – der Diskrepanz zwischen den Werbeaussagen Pfizers zum weltweit umsatzstärksten Medikament, dem Cholesterinsenker Lipitor® (in Deutschland Sortis®), und der ernüchternden Datenlage, die diesen Werbeaussagen gegenübersteht.
Zunächst führen die Autoren, die in Vioxx®-Prozessen die Klägerseite beraten haben, eine Metaanalyse zahlreicher Statin-Studien durch. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass für die Klasse der Statine bei Frauen ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung keinerlei Nutzen belegt ist.
Das Ergebnis deckt es sich mit dem früherer Publikationen, die sich bislang jedoch kaum auf das ärztliche Verschreibungsverhalten ausgewirkt haben. Schon in einer im Jahr 2004 im JAMA publizierten Metaanalyse hatte sich bei Frauen ohne Vorerkrankung des Herzens keinerlei Nutzen der millionenfach verschriebenen Cholesterinsenker gezeigt. Darüberhinaus ergab die damalige Analyse selbst bei Frauen mit bestehender Vorerkrankung des Herzens keinen lebensverlängernden Nutzen der Cholesterinsenkung.
In Pfizers Werbung zu Lipitor® spielt der fehlende Nutzen des Medikaments bei Frauen keine Rolle. Die Autoren bewerten die Werbung somit juristisch als irreführend, woraus sich Haftungsansprüche gegen Pfizer ableiten ließen.
Die FDA als Kontrollinstanz ist in den Augen der Autoren grundsätzlich überfordert, solche Fehlentwicklungen zu kontrollieren. Schadenersatzansprüche gegen die Hersteller von Medikamenten seien deshalb ein unverzichtbares Instrument, unlautere Marketingpraktiken wie diese zu bekämpfen. Das in der Diskussion befindliche Rechtsprinzip “Preemption”, mit dem sich Medikamentenhersteller in den USA vor Schadenersatzklagen schützen wollen, indem sie sich auf die erteilte Zulassung durch die FDA berufen, gelte es deshalb zu verhindern.
(Hat Tip: Pharmalot)
Die US Heimatschutzbehörde (Department of Homeland Security) hat einen Weg gefunden, dem Pharmakonzern Merck & Co. ein paar Millionen Extra-Dollar zukommen zu lassen. Mädchen und Frauen, zwischen 11 und 26 Jahren, die in die USA einwandern wollen, müssen die umstrittene Impfung gegen HPV mit dem Impfstoff Gardasil® vorweisen.
Entgegen den Zulassungsstudien und Empfehlungen langt jedoch der Behörde eine Dosis, anstatt der drei für einen effektiven Schutz notwendigen Dosen gegen die am meisten relevanten Genotypen des HP-Virus, die für die Entstehung eines Zervixkarzinoms verantwortlich gemacht werden. Hochgerechnet brachte diese fragwürdige Massnahme dem Hersteller seit dem Beginn der Verpflichtung 52 Millionen Dollar ein.
Wer kennt das nicht, ein Patient kommt in die Aufnahme und bei der Frage nach der Dauermedikation kommen Antworten wie “Also morgens drei und abends eine” oder “die große Weiße und noch so eine” oder auch gerne gehört “Sie sind der Arzt,sie müssen wissen was ich nehme“. Besitzer des iPhones können nun über den AppStore […]