Volle Kanne Bankhofer (Update 6)

Auch nach dem unfreiwilligen Abgang Hademar Bankhofers beim ARD-Morgenmagazin wegen “Verdachts auf Schleichwerbung” finden sich zahlreiche Spuren seines einschlägigen Wirkens auf den Internetseiten der ARD.

Zu den Produkten, die Bankhofer seit Jahren besonders am Herzen liegen, gehört der “Brottrunk”. Seit’ an Seit’ mit der “Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V.”, der “Qualimedic.com AG” und dem alten Bankhofer-Getreuen Sven David Müller-Nothmann setzt sich Bankhofer leidenschaftlich für den verstärkten Konsum von “Brottrunk” ein.

Sogar gegen die Folgen eines übermäßigen Konsums von Klosterfrau Melissengeist ist “Brottrunk” – offenbar ein eher übelschmeckendes Gebräu – nach den Worten Bankhofers ideal:

Die Brotsäure-Bakterien im Brottrunk, sozusagen eine besonders aktive und starke Truppe von Milchsäure-Bakterien, transportieren den Alkohol rasch aus der Leber ab und machen sie damit stark.

Mehr noch:

ARD-Gesundheitsexperte Professor Hademar Bankhofer bezeichnet die Brotmilchsäurebakterien als Elitetruppe der probiotisch wirksamen Mikroorganismen.

Wer Bankhofer kennt, ahnt, wie die Geschichte weitergeht.

“Brottrunk” ist eine beim DPMA unter der Registernummer 2910145 eingetragene Marke der Kanne Brottrunk GmbH & Co. Betriebsgesellschaft KG. Die Firma Kanne ist “Partner” von Bankhofers Internetauftritt gesundheitswelten.com (http://www.gesundheitswelten.com/partner/kanne.asp).

Und “Brottrunk” war in den vergangenen Jahren überraschend häufig ein Thema in den Bankhofer-Sendungen der ARD, zumindest ergibt sich dieses Bild aus den sendungsbegleitenden Internetseiten. Beispiele:

ARD Morgenmagazin – Servicethema vom 03.04.2008
ARD Morgenmagazin – Servicethema vom 07.02.2008
ARD Morgenmagazin – Servicethema vom 04.10.2007
ARD Morgenmagazin – Servicethema vom 24.08.2006
ARD Morgenmagazin – Servicethema vom 12.01.2006

Auf den Internetseiten zu den Bankhofer-Sendungen des Hessischen Rundfunks hat sich Bankhofer noch nicht einmal Mühe gegeben, den Hersteller des Wunderdrinks zu verschleiern. Wiederholt taucht dort der Name “Kanne Brottrunk” ganz ungeniert in voller Länge auf.

Update, 9.9.: Eine erste Reaktion der ARD-Zuschauerredaktion liegt mittlerweile vor:

Ihre Kritik an den Beiträgen von Hademar Bankhofer im Internet-Angebot des Ersten und der ARD habe ich an die zuständigen Koordinatorinnen weiter geleitet. Die zuständigen Redaktionen werden die entsprechenden Seiten prüfen und eventuell aus dem Netz nehmen.

Update 2: Der “Brottrunk” wurde mittlerweile von den Internetseiten des ARD-Morgenmagazins getilgt. Beim HR arbeitet man noch dran, der MDR ahnt noch nichts.

Update 3: Das e-comm-Blog weist zu recht darauf hin, dass aus dem breit gefächerten PR-Arsenal von Bankhofer natürlich auch TW1 wieder mit von der Partie ist. Bankhofer wäre jedoch nicht Bankhofer, wenn das Thema “Brottrunk” nicht auch in seiner Sendung “Spektrum Gesundheit” (u.a. RTL Bayern) gründliche Beachtung gefunden hätte. Belegt wird das durch verschiedene Bilder aus der Sendung in den diversen “Brottrunk”-Broschüren zu unterschiedlichen Krankheitsbildern auf seinem Internetportal. Einen erneuten Hinweis auf das Verbot der krankheitsbezogenen Werbung für Lebensmittel gemäß Heilmittelwerbegesetz bzw. LFGB erspare ich mir an dieser Stelle.

Update 4: Ich habe den “MDR-Fernseharzt” Dr. Thomas Höhn (und die MDR-Zuschauerredaktion) per E-Mail gebeten, u.a. zu einem weiteren möglichen Schleichwerbeproblem in der MDR-Sendung “Natürlich Gesund” Stellung zu nehmen.

Update 5: Keine Antwort, aber auf der MDR-Website sind hektische Aktivitäten zu beobachten.

Update 6: Die ARD meldet klar Schiff:

Sehr geehrter Zuschauerin,

die Nachforschungen von ARD.de und DasErste.de haben ergeben, dass es im Internetangebot des Ersten keine Inhalte mehr von Hademar Bankhofer gibt.

Beim HR sucht man offenbar noch.

"ZyprexaKills-Memos" müssen veröffentlicht…

Die als ZyprexaKills-Memos bekannt gewordenen internen Dokumente des Pharmakonzerns Eli Lilly müssen veröffentlicht werden. Bundesrichter Weinstein hat am Freitag in New York entschieden, dass die Interessen des Zyprexa®-Herstellers Eli Lilly nach Vertraulichkeit nicht die Interessen der Öffentlichkeit übersteigen.

Damit wird ein vorläufiger Schlussstrich unter die Affäre gezogen. Die Ende 2006 vom NY Times Journalist Alex Berenson veröffentlichten Dokumente belegen, dass Lilly schon vor 2002 von dem erhöhten Risiko der Gewichtszunahme, Hyperglykämie und Diabetes bei der Einnahme von Zyprexa® wusste und off-label-Marketing betrieben hat. Die Dateien kursierten rasch im Internet und die damals von Weinstein angeordnete Rückgabe war eher symbolisch und hatte keine juristischen Folgen für Berenson. Die Illegalität der Verbreitung durch Berenson stellt der Richter jedoch auch in der Begründung zu der aktuellen Entscheidung nicht in Frage.

Jetzt wird sich endlich klären, ob die vor 2 Jahren “geleakten” Dateien wie es Lilly angeführt hat, einseitig ausgewählt wurden, um dem Unternehmen zu schaden oder in den restlichen Dokumenten womöglich weitere Informationen stecken, die Lilly belasten.

Personalabrieb auf dem Weg nach Berlin

Ende September wird Pfizer Deutschland das seine neue Zentrale am Potsdamer Platz beziehen. Nach Bekanntwerden der Umzugspläne vor einem Jahr ist immer wieder angeführt worden, dass Pfizer den Umzug von Karlsruhe zum Personalabbau nutzt.
Nun hat Pfizer-Chef Andreas Penk in einem Interview Zahlen genannt. 60% der 645 Mitarbeiter sollen den Weg nach Berlin antreten. Das wären gut 380 Köpfe. Damit wäre die Umzugsbreitschaft erheblich höher als die 15-20%, die in einem internen Papier von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group prognostiziert worden waren, aus dem die Stuttgarter Zeitung zitiert hatte. Trotzdem kann festgestellt werden: Ziel erreicht. Platz sollte es in Berlin für 300 “permanente” Festangestellte und 100 “flexible” Mitarbeiter geben. Nach den Sparplänen von Januar 2007 hätten 190 Mitarbeiter im Innendienst in Karlsruhe gehen sollen. Nun sind insgesamt 250 Stellen eingespart worden.

Der “Abrieb” beim Umzug nach Berlin ist beliebt, um die Organisation zu verschlanken. Bedarf auch bei

Von den Weight Watchers zur Welthungerhilfe

Mit viel Fingerspitzengefühl bereitet das ZDF offenbar das Comeback von Andrea Kiewel vor. Die Moderatorin, die wegen Schleichwerbung für das Schlankheitsprogramm “Weight Watchers” gefeuert worden war, wird nach Informationen der “Bild”-Zeitung zunächst im Rahmen der Übertragung einer Gala der Welthungerhilfe zu sehen sein.

Noch nicht bestätigt wurden bislang Gerüchte, denen zufolge Prof. Hademar Bankhofer im kommenden Frühjahr sein Comeback im Rahmen einer Gastrolle als wissenschaftlicher Leiter einer Phase-III-Studie in der ARD-Krankenhausserie “In aller Freundschaft” feiern würde.

(via)

Hidden Agenda

In einem Marktbericht der FAZ bezeichnet der Bonner Kardiologe Sven Waßmann die Ergebisse der SEAS-Studie zum Cholesterinsenker Inegy® als enttäuschend
Die Studie stellt nach Einschätzung von Wassmann die vollständige Erstattung des Medikamentes durch die Gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland in Frage.
Bis zu diesem Punkt würde ihm kaum ein unabhängiger Experte widersprechen.

Besser untersuchte, hoch dosierte Statine mit potenten Einzelwirkstoffen – die besonders bei der Behandlung von Risikopatienten wichtig seien – würden nicht vollständig erstattet, das einer anderen Wirkstoffklasse zugeordnete und umstrittene

Pharmawerbung reines Plazebo

Ein Spot für Nasonex®, einem Nasenspray gegen allergischen Schnupfen vom Hersteller Schering-Plough. Schön bunt, nett anzusehen, aber möglicherweise wertlos. Das legt eine Studie nahe, die die Wirkung von Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente (DTC-Werbung) in Kanada untersucht hat.

Die Wissenschaftler gingen nach Kanada, da US-Pharmawerbung auch jenseits der Grenze zu empfangen ist und mit dem französisch-sprachigen Landesteil eine ideale Kontrollgruppe existiert. Ausser dem Produkt von Schering-Plough (in Deutschland essex pharma) schauten die Forscher sich die Verkaufszahlen über 5 Jahre von Enbrel® (Amgen, in Deutschland von Wyeth) und Zelnorm® von Novartis an, das letztes Jahr wegen Sicherheitsbedenken vom Markt genommen worden war und die EU nie erreichte.

Bei zwei der untersuchten Medikamente fanden die Autoren der im BMJ veröffentlichten Studie keine Wirkung der Werbekampagne auf die kanadischen Verschreibungsraten. Lediglich bei Zelnorm®, gab es einen kurzzeitigen Effekt. Wobei Zelnorm® das einzige Medikament für die Indikation “Reizdarmsyndrom” auf dem Markt war. Enbrel® und Nasonex® müssen sich gegen Konkurrenten aus der gleichen Wirkstoffklasse behaupten.

Der durchschnittliche US-Konsument sieht täglich neun Werbespots für Medikamente. Information overload?

Der Leiter der Studie weist auf einen Aspekt hin, der die Pharmawerbung nicht nur für die Unternehmen kostspielig macht.

The good news is that doctors aren’t caving into patient demand,” says Stephen Soumerai, principal investigator on the study. “The bad news is that the opportunity costs are huge. When you think about the 15 minutes doctors have to spend with their patients, they now have to spend more time talking people out of these drugs.”

Diese indirekten Kosten sollten nach der geplanten Lockerung des Werbeverbots in der EU im Auge behalten werden.

Soumerai bringt es auf den Punkt:

Direct consumer advertising is really a lousy way to influence prescribing.”

Möglicherweise ahnen dies die Pharmaunternehmen auch in Europa und haben bei der anstehenden Liberalisierung des Werbeverbots auf die Freigabe der Werbung verzichtet. Stattdessen setzt die EU-Kommission mit Unterstützung der Pharmaindustrie auf die subtilere Information des Patienten.

Inegy® und Krebs: Statistik für Fortgeschrittene

Die pdf-DateiArgumentation des unabhängigen und weltbesten Statistikers Richard Peto, der im Auftrag der Hersteller von Inegy® (in den USA: Vytorin®) dem Verdacht auf ein durch das Medikament erhöhtes Krebsrisiko nachgegangen ist, lässt sich kurz zusammenfassen.

In der SEAS-Studie entwickelte sich die Anzahl der Krebstodesfälle in der Tat beunruhigend und war um fast 70 Prozent erhöht:

Daraufhin wurde die Hypothese aufgestellt:

“Inegy® erhöht das Risiko von Krebstodesfällen”

und gegen die Nullhypothese

“Inegy® erhöht das Risiko von Krebstodesfällen nicht”

getestet. Mangels besserer Daten zum Test der Hypothese wurden zwei laufende Studien zu diesem Zweck entblindet.