Heile Dopingwelt im American Football

Die ARD hatte im Oktober 2008 den Ausstieg aus der Live-Übertragung der Tour de France erklärt. Begründet wurde dies mit den Dopingvorfällen:

Der sportliche Wert der Tour de France hat sich aufgrund der gehäuften Dopingfälle und der daraus gewonnenen Erkenntnisse erheblich reduziert. Damit ist auch der programmliche Wert stark gesunken.

Vielleicht wäre es den Programmverantwortlichen lieber, wenn gar nicht auf Doping getestet werden würde. Dann hätten sie auch kein Problem mit der Übertragung, so wie beim American Football. Der “Superbowl”, das Finale lief Ende Januar live zur nächtlicher Stunde. Obwohl der WDR in einer Dokumentation die deutlichen Anzeichen, dass in der NFL flächendeckend zu verbotenen Mitteln gegriffen wird, offen gelegt hat, was seit Jahren für Interessierte bekannt war, folgte keine Diskussion um die Übertragung des Spektakels.

Kein Wunder, zwar gibt es Urin- aber keine Bluttests in der NFL. Noch dazu darf die Spielergewerkschaft mitbestimmen, worauf überhaupt getestet wird. Vom WADA-Code ist das weit entfernt. Fans und Medien stört es nicht, die Ligaverantwortlichen noch weniger.

Auch kein Thema in der NFL: Das gehäufte Auftreten von Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) bei ehemaligen Spielern. Die degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems wird in den USA auch “Lou Gehrig’s disease” genannt, nach einem Baseball-Profi, und tritt 40-fach häufiger als in der Bevölkerung bei Profi-Footballspielern auf. Aktueller Fall: Im September 2008 war der ehemalige Linebacker der Minnesota Vikings, Wally Hilgenberg, an ALS gestorben. Die von Ex-Football-Profi und ALS-Betroffenen O.J. Brigance gegründete Stiftung Brigance Brigade setzt sich für die Erforschung der Erkrankung ein.

Der kritische WDR-Bericht zum Thema Doping in der NFL, den der Westdeutsche Rundfunk angeboten hatte, wurde nicht in der „Sportschau“ am Sonntag ausgestrahlt, sondern es lief vor knapp zwei Millionen Zuschauern ein Vorbericht zum „Super Bowl“, der in erster Linie für das Ereignis warb. Stattdessen wurde er in stark gekürzter Version kurz vor Beginn der Live-Übertragung erst nach Mitternacht gesendet, wobei sich laut Kölner Stadtanzeiger, der HR-Sportchef Ralf Scholt, alle Mühe gab, das Thema mit seinen Gästen nicht allzu sehr zu vertiefen.

Genutzt hat Scholt der ganze Aufwand freilich nichts. Im Schnitt wollten nur 370 000 Zuschauer im Ersten das Spektakel aus Florida live sehen, die Marktanteile blieben einstellig. Der ARD-Sport hat sich freilich mit dieser Art der Berichterstattung ein Glaubwürdigkeitsproblem eingehandelt.


Selbst sonst kritische Blogger wäre dies alles keine Zeile wert, steht American Football doch in der Gunst in der deutschen Bloggosphäre hoch im Kurs. So hat etwa Thomas Knüwer ein Problem mit dem Radsport:

Wer jetzt noch zuschaut, ist entweder so dumm, dass er Doping nicht begreift – oder es ist ihm völlig egal.

Jedoch keines mit dem Super Bowl:

Morgen, in aller Frühe, werde ich gen Phoenix, Arizona, fliegen. Dort steigt am kommenden Sonntag das größte eintägige Sportereignis der Welt, der Super Bowl, für den ich akkreditiert bin.

Viagra-Kartell

In der Schweiz wirft die Wettbewerbskommission den Pharmakonzernen Bayer, Pfizer und Lilly illegale Preisabsprachen bei Potenzmitteln vor. Die Unternehmen sollen bei den Preisempfehlungen für ihre Medikamente gegen erektile Dysfunktion (Levitra®, Viagra®, Cialis®) den Wettbewerb ausgeschaltet haben. Die Behörde hatte seit 2006 ermittelt. Nun haben die Hersteller einen Monat Zeit für eine Stellungnahme. Die drei Unternehmen setzen mit ihren Potenz-Pillen über 3,5 Milliarden Dollar im Jahr um.

Es ist damit zu rechnen, dass bei Erfolg der Klage, die Wettbewerbshüter in der EU und den USA nachziehen werden. Beispielsweise kosten 4 Tabletten Viagra® in der geringsten Dosierung in Deutschland 44,11 Euro (Apothekenverkaufspreis) und der Konkurrent Levitra® 46,16 Euro. Nur Lilly ruft mit 54,99 Euro für Cialis® einen höheren Preis auf. Der Wirkstoff hat jedoch mit 17,5 Stunden eine deutlich grössere Halbwertszeit und soll bis zu 36 Stunden nach der Einnahme wirksam sein. Ein Preiswettwettwerb bei diesen, in der Regel vom Patienten voll zu zahlenden Medikamenten, ist nicht so recht erkennbar.

AstraZeneca will Patienten vor Informationen über…

Die Prozesse rund um die Verschleierung von Nebenwirkungen und die illegale Vermarktung des “atypischen” Neuroleptikums Zyprexa® durch den Pharmakonzern Eli Lilly sind mit den bislang geleisteten Milliarden-Entschädigungs- und Bußgeldzahlungen noch nicht vollständig abgeschlossen, da gerät AstraZeneca, der Hersteller des Konkurrenzpräparats Seroquel®, zunehmend unter Druck. Seroquel® hat zwischenzeitlich von den zurückgehenden Zyprexa®-Verschreibungszahlen profitiert.

Unter anderem in Orlando, Florida klagen einige tausend Patienten gegen AstraZeneca, weil der Konzern von den Nebenwirkungen des Präparats (auch hier besonders Diabetes und extreme Gewichtszunahme) bereits seit dem Jahr 2000 gewusst, diese Informationen aber nicht in angemessener Weise an Ärzte und Patienten weitergeleitet haben soll.

Aktuell kämpft AstraZeneca in Orlando gegen die Veröffentlichung interner Dokumente und bislang unveröffentlichter Studiendaten. Begründung: Patienten könnten durch die Kenntnis dieser Informationen so sehr verunsichert werden, dass sie das Präparat ohne Rücksprache mit ihrem Arzt absetzen würden. In einem vor Gericht eingebrachten Antrag der AstraZeneca-Anwälte heißt es:

This (disclosure) could jeopardize public safety by causing confusion and alarm in patients, who may then discontinue their medication without seeking the guidance of a medical professional.

Glaubensbekenntnis

I do not believe that there was a second gunman on that grassy knoll in Dallas in 1963; I do not believe that UFOs have been hidden by the US government; I do not believe in Father Christmas nor the Easter Bunny.

I do believe, however, that the medical professions are being misled by Big Pharma to the detriment of society.
Des Spence

Der Glasgower Allgemeinmediziner Des Spence ist Sprecher der Initiative NO FREE LUNCH – UK, wo es dieses Bekenntnis als Desktop-Wallpaper runterzuladen gibt.

Deutsches Gesundheitsfernsehen moribund

Das im April 2007 gestartete Deutsche Gesundheitsfernsehen (DGF) ist nur noch im Internet zu empfangen. Der Sender hat seine Verbreitung über Satellit gestoppt. Täglich neu produziert werden nur noch die Gesundheitsnews, die in Kooperation mit der Ärztezeitung entstehen, und in eine Endlosschleife eingebettet werden.

Die Presseerklärung des Betreibers klingt nach den Hoffnungen, die gerne Angehörige von unheilbar erkrankten Patienten hören.

Diese Entscheidung dient der Konsolidierung und Weiterentwicklung der anerkannten Marke, der weiteren Verbreitung der vielfältigen Sendungen rund um das Thema Gesundheit und dem wachsenden Interesse der Zuschauer an ständig abrufbaren Informationen.

Sicherheit der HPV-Impfung wieder in der Diskussion


Durch zwei Verdachtsfälle von Impfkomplikationen in Zusammenhang mit der HPV-Impfung in Spanien ist der Impfstoff Gardasil® wieder in die Diskussion gekommen. Während die deutsche Aufsichtsbehörde, das Paul-Ehrlich Institut (PEI) heute noch verlauten lässt, dass es keinen Hinweis auf ursächlichen Zusammenhang geben würde, haben die spanischen Behörden die betreffende Produktionscharge mit 75.582 Impfstoffdosen vorerst vom Markt nehmen lassen. Das PEI sieht derzeit keinen Handlungsbedarf im Hinblick auf den Einsatz des Impfstoffs Gardasil® in Deutschland.

Die Aufmerksamkeit nutzt die frauenpolitische Sprecherin der niedersächsischen Landtagsgrünen, Elke Twesten, um auf die massive Werbekampagne der Hersteller für die Impfung hinzuweisen. Twesten hat die für Schule und Gesundheit zuständigen Ministerinnen aufgefordert, sich für eine Beendigung des “Werbefeldzuges für HPV-Impfungen” einzusetzen. In öffentlichen Einrichtungen und Institutionen in Niedersachsen sollten keine Werbemassnahmen von Pharmakonzernen für entsprechende Impfstoffe durchgeführt werden dürfen.

Die neuerliche Debatte kommt für den Hersteller Merck & Co. (in Deutschland: SP MSD) zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Nach den jüngst vorgelegten Unternehmenszahlen hat Merck & Co. mit Gardasil® im 4. Quartal nur 286 Millionen Dollar eingenommen, was einen Rückgang um 16% gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Um so mehr hängt der weitere Erfolg von der Zulassung des Impfstoffes auch für Jungen ab. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen vor einer Woche bei der FDA eingereicht. Der Nutzen einer Impfung ist durch die überwiegende Symptomlosigkeit der HPV-Infektion beim männlichen Geschlecht nicht evident. Hier fallen Sicherheitsbedenken noch stärker ins Gewicht, als bei der Bewertung des Einsatzes für junge Frauen.

Guttenberg mit Gesundheitssachverstand

Überraschendes Detail am Rande: Dem neuen Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg liegt auch die Gesundheitswirtschaft nicht fern. Von 1996 bis 2002 gehörte er dem Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG an. Im zarten Alter von 25 Jahren – nicht schlecht. Da hat das Rhön-Klinikum AG neben dem SPD-Gesundheitsexperten und aktuellen Aufsichtsratmitglied Karl Lauterbach ein weiteres heisses Eisen im Berliner Lobby-Feuer.

Traumberuf Medizinjournalist (XI)

Hademar Bankhofer wird demnächst andere Medizinjournalisten an seinem Wissen als medizinischer Kommunikationsexperte teilhaben lassen.

Das neue Internationale Bankhofer-Zentrum Bad Füssing soll zu einer Plattform des Informationsaustausches zwischen Experten und medizinischen Laien werden. Die in das Zentrum integrierte Akademie für medizinische Kommunikation sieht ihr Ziel unter anderem in der Fortbildung von Medizinjournalisten.
[…]
Fortbildungsveranstaltungen insbesondere in Richtung medizinische Publizistik sollen überdies zur Verbesserung der Qualität medizinischer Berichterstattung in den Medien beitragen.