keinen Bock

Herrlich. Da bricht alles um uns zusammen und als erster unserer Politiker hat ausgerechnet der Wirtschaftsminister keinen Bock mehr.

Er bietet erst seinen Rücktritt an. Dann wird ihm klargemacht, dass er noch weitermachen solle. Und er antwortet eigentlich mit einem ziemlich unmissverständlichen “Ich hab aber eigentlich keinen Bocke mehr.”

Das ist doch mal ein Vorbild. Hatte ich erwähnt, dass ich mir schon lange das Kaiserreich zurückwünsche? Schlimmer kann’s kaum werden, aber man muss dann wenigstens nur einen Politiker/Kaiser durchfüttern statt einer ganzen Rotte davon.

Der andere Hausarzt feiert…

…seinen 5555. Besucher. Heute am Sonntag Mittag, den 8. Februar 2009 ist es soweit: Seit Mitte August 2008 haben 5555 Interessierte (und Zufallsbesucher) den Blog www.der-andere-hausarzt.de aufgerufen. Besucher aus 19 Ländern der Erde und 201 deutschen Städten wurden von der Statistik registriert.
Das ist ein schöner Erfolg, zumal ich diesen Blog bisher ohne große Werbung in meinem […]

Warum gerade ich?

Wieso habe ich auf meine Probleme nicht anders reagiert? Weshalb habe ich keine andere Antwort,als das Ausweichen in die Sucht? Warum…?

Indem eine Frau ihrem Schicksal und dessen lebensbestimmenden Eindrücken und Erfahrungen nachspürt,bekommt sie mit der Zeit eine immer klarere Vorstellung von sich und ihrer Geschichte.Wie bei einem Puzzlespiel ergeben die Einzelteile nach und nach ein Bild.

Bedeutungslos werden die Fragen: „Wer hat schuld?” und „Warum gerade ich?“ dort,wo die Versöhnung mit der eigenen Persönlichkeit gelingt.Die Vergangenheit wird nach und nach zu einer Erfahrung,die bei der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft hilft.

Junge-Pflege-Kongress in Duisburg

(NORDWEST) Im Mai ist es soweit – dann ist das Theater am Marientor der Treffpunkt für Auszubildende der Pflegeberufe.  Die Arbeitsgruppe Junger Pflegender im DBfK Nordwest bereitet derzeit den Junge-Pflege-Kongress 2009 vor. Mit einem Programm, das anspruchsvoll, unterhaltsam und vielseitig ist. Alle Infos zur Veranstaltung auf der Seite der Jungen-Pflegenden oder des DBfK-Nordwest. Mit dabei […]

Journalismus auf Österreichisch – eine Fallstudie

Am 19.1.2009 verbreitete die umtriebige Wiener Werbe- und PR-Agentur “Welldone”, deren Wirken schon mehrfach hier im Blog thematisiert wurde, im Auftrag von AstraZeneca die Einladung zu einer Pressekonferenz. Vorgestellt werden sollte die neue Kampagne “Liebe Dein Leben” – Eine Initiative von AstraZeneca zum Thema Cholesterinsenkung.

Hintergrund der Kampagne ist, dass AstraZeneca die Verschreibungszahlen seines hochpreisigen Cholesterinsenkers Crestor® (Rosuvastatin) in Österreich steigern möchte. AstraZeneca vermarktet das Medikament mit der Hinweis auf die angeblich stärkere Beeinflussung des Surrogatparameters “LDL-Spiegel”. Harte klinische Endpunktstudien, die einen Vorteil gegenüber Simvastatin belegen würden, kann AstraZeneca auch Jahre nach der Markteinführung von Crestor® in den USA, in Österreich und in vielen anderen Ländern noch nicht vorlegen. (In Deutschland ist Crestor®, anders als in Österreich, erst im Januar dieses Jahres auf den Markt gekommen.)

In der Einladung angekündigt wurde das übliche Aufgebot von Professoren und Funktionären, das man auf solchen Anlässen zu treffen gewohnt ist. Überraschend für Kenner der Szene vielleicht nur, dass das Wiener “Institut für Sozialmedizin” im angekündigten Panel nicht vertreten war.


Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss

Am Vormittag der großen Pressekonferenz drängen sich rund zwei Dutzend alpenländische Journalistendarsteller mitsamt Fernsehkamera und Radiomikrophon vor den vor selbstloser Sorge um den Cholesterinspiegel ihrer Mitmenschen zerfurchten Expertengesichtern. Die kurze Sorge um die Freundschaft zwischen Welldone und dem “Institut für Sozialmedizin” war natürlich unberechtigt; von dort hat Prof. Anita Rieder den Weg zur Pressekonferenz gefunden.


Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss

Gleich nach dem Experten-Gruppenbild mit Dame ist für die Schreiberlinge der gemütliche Teil vorbei. Jetzt muss der von Welldone/AstraZeneca vorgelegte Text rechtzeitig zum Redaktionsschluss in redaktionelle Artikel umgearbeitet werden.


Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss

Vier der resultierenden Artikel finden sich online: ORF,
Wiener Zeitung, der Standard und BKF Das Burgenland Fernsehen.

Interessant sind die Angaben der Quellen bzw. Autoren. Der ORF nennt überhaupt keinen Autor. Dafür belässt es der unbekannte Verfasser nicht wie die anderen bei der Wiedergabe des Inhalts der Pressemeldung, sondern zeigt sich besonders eifrig. Wo die anderen Autoren nur pflichtschuldig auf die jährlich 32.000 Herz-Kreislauf-Todesfälle in Österreich hinweisen, die in der Pressemeldung genannt werden, hat der ORF sogar eine “steigende Tendenz” ausgemacht. Das Gegenteil ist der Fall, die Zahlen sind auch in Österreich seit Jahrzehnten stark rückläufig.

Die Wiener Zeitung gibt schüchtern das Kürzel (a.g.) an, möglicherweise Alexandra Grass, deren journalistische Leistungen die Agentur Welldone in ihrer Hauspostille schon in einem lobenden Artikel hervorgehoben hat. Der Standard nennt als Quelle “(APA/red)”, was als Hinweis darauf zu lesen sein könnte, dass die AstraZeneca/Welldone-Pressemeldung, die die Grundlage für den Artikel darstellt, auf dem PR-Portal der Agentur APA publiziert wurde (“Die APA-OTS Originaltext-Service GmbH ist ein Unternehmen der APA – Austria Presse Agentur Gruppe. APA-OTS verbreitet Presseaussendungen im Originalwortlaut unter inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.”). Der mit dem Standard-Artikel dem Anschein nach identische Artikel des BKF-Fernsehens dagegen trägt selbstbewusst die Autorenangabe “(Redaktion)”.

In keinem der Artikel findet die Tatsache Erwähnung, dass die vorgestellte Initiative vom Pharmakonzern AstraZeneca ins Leben gerufen wurde und warum. Laut ORF war die Gründung offenbar ein inneres Bedürfnis der Ärzteschaft:

Deshalb haben die Ärzte jetzt die Initiative “Liebe dein Leben. Achte auf dein Risiko. Denk an LDL!” ins Leben gerufen.

Alle Artikel bringen dennoch erstaunlich präzise das Anliegen von AstraZeneca auf den Punkt: Ärzte sollen mehr teure, “stark wirksame” Statine verschreiben, welche dann auch bitteschön ohne Probleme von den Kassen erstattet werden sollen, damit mehr Menschen die “LDL-Zielwerte” erreichen.

Well done.

Journalismus auf Österreichisch – eine Fallstudie…

Am 19.1.2009 verbreitete die umtriebige Wiener Werbe- und PR-Agentur “Welldone”, deren Wirken schon mehrfach hier im Blog thematisiert wurde, im Auftrag von AstraZeneca die Einladung zu einer Pressekonferenz. Vorgestellt werden sollte die neue Kampagne “Liebe Dein Leben” – Eine Initiative von AstraZeneca zum Thema Cholesterinsenkung.

Hintergrund der Kampagne ist, dass AstraZeneca die Verschreibungszahlen seines hochpreisigen Cholesterinsenkers Crestor® (Rosuvastatin) in Österreich steigern möchte. AstraZeneca vermarktet das Medikament mit der Hinweis auf die angeblich stärkere Beeinflussung des Surrogatparameters “LDL-Spiegel”. Harte klinische Endpunktstudien, die einen Vorteil gegenüber Simvastatin belegen würden, kann AstraZeneca auch Jahre nach der Markteinführung von Crestor® in den USA, in Österreich und in vielen anderen Ländern noch nicht vorlegen. (In Deutschland ist Crestor®, anders als in Österreich, erst im Januar dieses Jahres auf den Markt gekommen.)

In der Einladung angekündigt wurde das übliche Aufgebot von Professoren und Funktionären, das man auf solchen Anlässen zu treffen gewohnt ist. Überraschend für Kenner der Szene vielleicht nur, dass das Wiener “Institut für Sozialmedizin” im angekündigten Panel nicht vertreten war.


Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss

Am Vormittag der großen Pressekonferenz drängen sich rund zwei Dutzend alpenländische Journalistendarsteller mitsamt Fernsehkamera und Radiomikrophon vor den vor selbstloser Sorge um den Cholesterinspiegel ihrer Mitmenschen zerfurchten Expertengesichtern. Die kurze Sorge um die Freundschaft zwischen Welldone und dem “Institut für Sozialmedizin” war natürlich unberechtigt; von dort hat Prof. Anita Rieder den Weg zur Pressekonferenz gefunden.


Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss

Gleich nach dem Experten-Gruppenbild mit Dame ist für die Schreiberlinge der gemütliche Teil vorbei. Jetzt muss der von Welldone/AstraZeneca vorgelegte Text rechtzeitig zum Redaktionsschluss in redaktionelle Artikel umgearbeitet werden.


Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss

Vier der resultierenden Artikel finden sich online: ORF,
Wiener Zeitung, der Standard und BKF Das Burgenland Fernsehen.

Interessant sind die Angaben der Quellen bzw. Autoren. Der ORF nennt überhaupt keinen Autor. Dafür belässt es der unbekannte Verfasser nicht wie die anderen bei der Wiedergabe des Inhalts der Pressemeldung, sondern zeigt sich besonders eifrig. Wo die anderen Autoren nur pflichtschuldig auf die jährlich 32.000 Herz-Kreislauf-Todesfälle in Österreich hinweisen, die in der Pressemeldung genannt werden, hat der ORF sogar eine “steigende Tendenz” ausgemacht. Das Gegenteil ist der Fall, die Zahlen sind auch in Österreich seit Jahrzehnten stark rückläufig.

Die Wiener Zeitung gibt schüchtern das Kürzel (a.g.) an, möglicherweise Alexandra Grass, deren journalistische Leistungen die Agentur Welldone in ihrer Hauspostille schon in einem lobenden Artikel hervorgehoben hat. Der Standard nennt als Quelle “(APA/red)”, was als Hinweis darauf zu lesen sein könnte, dass die AstraZeneca/Welldone-Pressemeldung, die die Grundlage für den Artikel darstellt, auf dem PR-Portal der Agentur APA publiziert wurde (“Die APA-OTS Originaltext-Service GmbH ist ein Unternehmen der APA – Austria Presse Agentur Gruppe. APA-OTS verbreitet Presseaussendungen im Originalwortlaut unter inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.”). Der mit dem Standard-Artikel dem Anschein nach identische Artikel des BKF-Fernsehens dagegen trägt selbstbewusst die Autorenangabe “(Redaktion)”.

In keinem der Artikel findet die Tatsache Erwähnung, dass die vorgestellte Initiative vom Pharmakonzern AstraZeneca ins Leben gerufen wurde und warum. Laut ORF war die Gründung offenbar ein inneres Bedürfnis der Ärzteschaft:

Deshalb haben die Ärzte jetzt die Initiative “Liebe dein Leben. Achte auf dein Risiko. Denk an LDL!” ins Leben gerufen.

Alle Artikel bringen dennoch erstaunlich präzise das Anliegen von AstraZeneca auf den Punkt: Ärzte sollen mehr teure, “stark wirksame” Statine verschreiben, welche dann auch bitteschön ohne Probleme von den Kassen erstattet werden sollen, damit mehr Menschen die “LDL-Zielwerte” erreichen.

Well done.

Update 11.2.:

Der schon am Tag der Pressekonferenz besonders eifrige ORF setzt die Kampagne fort und fabuliert erneut von einer steigenden Tendenz bei den Herz-Kreislauf-Todesfällen. Die Überschrift “Unsichtbare Gefahr Cholesterin” stimmt fast wörtlich mit der Überschrift der Welldone/Astrazeneca-Pressemeldung überein (“Cholesterin: Die unsichtbare Gefahr”).

Hausarztmangel – ein gewolltes Problem?

Zur Zeit ist die Grippewelle in deutschen Hausarztpraxen angesagt. Die Wartezimmer quellen mit Patienten über, Überstunden und Hausbesuche werden geleistet. Termine sind schwer zu bekommen. Schwierig zu glauben, dass es jedoch politisch gewollt ist, Ärzte, speziell die Hausärzte zu dezimieren.

Die Altersstatistiken bei Hausärzten in Deutschland sprechen ein klares Bild. In manchen Bundesländern beträgt das Durchschnittsalter […]

heilpraktiker-lohn

… und wieder aus der reihe "da bleibt einem nur der mund offenstehen".

neunmonatiger knirps, "normale" erkältung, kein drama, nase läuft, sonst alles wirklich ok. also untersuchung wie üblich, nasentropfen, warme worte, verabschiedung, händeschütteln und beim hinausgehen:

mutter: "naja, ich war dann mal noch gestern beim heilpraktiker."
ich: "aha. ok."
mutter: "na, weil die erkältung doch schon ein bisschen geht seit letzter woche, und da wollte ich nicht gleich irgendwelche hammer aus der apotheke geben."
(und warum kommen sie da nicht zuerst zu mir, bei mir gibts nie hammer, aber das stört die leute ja immer so)
ich:
"und welche ausbildung hat der heilpraktiker?"
mutter: "äh. naja, der ist eben heilpraktiker."
ich: "ok. was hat der denn gefunden beim justinmariotom?"
mutter kramt in ihrer handtasche. "…. hat das verschrieben."

schicker weißer zettel mit esoterischem logo, marke ´privatrezept´ für arme. drei mittel mit xyz-verdünnung, globuli, und … handschriftlich ergänzt: babix.

mutter: "er hat gesagt, justinmariotom habe eine leber und nieren schwäche."
ich: " oh. hat er ihn so genau untersucht?"
mutter: "neinnein. er hat ihm nur in die augen geschaut."
ich: (prima irisdiagnostik – ganz grosses kino) "aber sonst nicht untersucht?"
mutter: "neinnein. soviel zeit war ja gar nicht, nach zehn minuten war ich wieder draußen."
kurze sammlungspause meinerseits.
ich: "ganz ehrlich? ich halte das für schindluder sondergleichen. leber und nierenschwäche? so ein quatsch. das schürt nur ihre angst und investiert in den nächsten besuch."
mutter: "ja, genau, ich soll nächste woche nochmal kommen."
ich: "alles klar." – nochmals kurze sammlungspause. – "… sparen sie sich besser das geld mit den globuli, übers babix haben wir ja schon mal gesprochen – und beschränken sie sich zunächst mal auf die nasentropfen."
mutter: "naja, sparen ist gut."
ich: "wieso? was hat er denn berechnet?"
mutter: "vierzig euro für die zehn minuten."

da … blieb mir der mund offenstehen.

aber mein großhirn begann zu rechnen – vierzig euro pro zehn minuten, macht einen stundenlohn von zweihundertvierzig euro, macht einen tagesverdienst von – sind wir brav – tausendvierhundertvierzig euro bei sechs stunden arbeitszeit – macht einen monatsverdienst von achtundzwanzigtausendachthundert euro. klar kann man so nicht rechnen, aber irgendwo schon. irgendetwas mache ich wohl falsch.

Dr. Kunze hört (nicht) auf 8

Februar 2009
Ärztefortbildung
Hausarzt Dr. med. Anselm Kunze schlenderte durchs Foyer auf der Suche nach einer Tasse Kaffee. Weiter hinten erkannte er die Vertreterin der Firma rondopharm, die ihn seit Jahren in der Praxis besuchte. Sie winkte aufgeregt und stand inmitten der Tische mit dem üppigen Buffet.
„Nun, wie hat Ihnen der Vortrag gefallen, Herr Doktor?“
„Ganz ausgezeichnet. Sehr interessant […]