Patienten-Information.de jetzt mit "Qualitätssiegel"…

Das Internetportal Patienten-Information.de des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), wegen eines Qualitätsmangels kürzlich schon einmal Thema hier im Blog, hat das “Qualitätssiegel” der “Health On the Net Foundation (HON)” für “gute medizinische Internetangebote” erhalten.

Das ÄZQ, eine Einrichtung der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, feiert den Erhalt des HON-Siegels in einer Pressemitteilung:

Patienten brauchen seriöse und verlässliche Informationsangebote. Die ärztliche Selbstverwaltung sieht ihre Aufgabe deshalb auch darin, solche Informationen zugänglich zu machen. Das HON Siegel zeigt dem Ratsuchenden, dass er sich auf diese Seite verlassen kann.

Der letzte Satz hat es in sich. Zu befürchten ist nämlich, dass das ÄZQ das tatsächlich glaubt.

Denn nicht nur der Ratsuchende soll sich nach den Vorstellungen des ÄZQ auf das HON-Siegel verlassen können, auch das Informationsangebot der Seite Patienten-Information.de selbst stützt sich auf dieses Siegel. Wie uns das ÄZQ kürzlich mitteilte, basiert die “Link-Policy” von Patienten-Information.de darauf, dass “alle Seiten” aufgenommen werden, die “die HON-Anforderungen erfüllen”. Auch in den Bewertungen der Informationsangebote selbst nimmt Patienten-Information.de Bezug auf das HON-Siegel. Beispiel:

Aufgrund der HON-Zertifizierung, sowie der evidenzbasierten Vorgehensweise bei der Erstellung der Publikation hat diese eine sehr hohe Qualität als Informationsquelle über Behandlungsalternativen.

Wie ernstzunehmend das HON-Siegel tatsächlich ist, war hier im Blog kürzlich schon einmal Thema in den Kommentaren:

Selbst die Cialis-Seite von Lilly Helden der Liebe oder das Diabetes-Forum Diabetes Teens oder Gesundes Wasser bekommen das Siegel. Also Firmenseiten (“Werbeinhalt wird klar von redaktionellem Inhalt unterschieden”?), Foren (“Angabe der Qualifikationen der Verfasser”?) und esoterische Angebote (“Die Seite muss Behauptungen bezüglich Nutzen und Effizienz untermauern”?).

Überzeugende Aussagen zu den Ursachen von Krankheiten und deren Behandlungsmöglichkeiten bietet beispielsweise auch das HON-zertifizierte Angebot Sprechzimmer.ch:

Krankheit lässt sich nicht auf ein Symptom reduzieren. Vielmehr entsteht jede Erkrankung als Folge der Störung der inneren oder äusseren Harmonie des Menschen. […]
Je nach Krankheitsbild kann in der Behandlung auch der Einsatz des Orgonakkumulators angezeigt sein, eines Gerätes, das den Pegel der Lebensenergie im Körper erhöht und bei der Behandlung vieler Erkrankungen unterstützend wirkt.

Die HON-zertifizierte Seite adeba.de überzeugt dagegen gleichermaßen durch wissenschaftlich fundierte Informationen wie durch transparente Quellenangaben:

Bachblüten Wirkung und Übersicht

Es werden auf den folgenden Seiten alle Bachblütenarten und deren Wirkungsweisen beschrieben. Diese wohl fast einmalige Übersicht haben wir Uta zu verdanken, die auch aus unserem Forum bekannt ist. Sie ist eine der Mitautorinen dieses Werkes und hat schon oft bewiesen wie sehr sie sich mit der Thematik auseinandersetzt hat.

Für alle die sie noch nicht kennen und den Kontakt suchen: Uta [verlinkt auf eine Seite, die nur für angemeldete Forumsteilnehmer sichtbar ist]

Beruf: Pharmakantin / Aromatherapeutin


Update: Das ÄZQ teilt uns auf Anfrage mit:

Ihre Kritik am HON-Logo ist nachvollziehbar, aber die HON-Prinzipien ermöglichen dem Nutzer immerhin, selbstständig über Sinn und Unsinn des Inhaltes einer Seite zu urteilen.

Nun ja.

Full-Service Mietmaulagentur

Das arznei-telegramm weist in seiner aktuellen Ausgabe auf den Service einer Firma hin, die weiß, was Pharmaunternehmen wünschen:

Auf den Internetseiten des Anbieters, des KOL (Key Opinion Leader)-Teams, finden wir unter der Überschrift “Opinion Leader Development” eine prägnante Funktionsbeschreibung von Meinungsbildern, die auch “thought leader” genannt werden: Sie “mögen nicht viele Rezepte ausstellen, beeinflussen aber tausende Verordner und damit Verordnungen durch ihre Forschung, Vorträge, Publikationen und ihre Teilnahme an Sachverständigensitzungen, Komitees, Herausgebergremien, Fachgesellschaften und bei der Entwicklung von Leitlinien und Konsensuspapieren”

Weiter heißt es auf den Internetseiten des Anbieters:

It is imperative that you know the OLs [Opinion Leaders, d. Verf.] in your market at a national, regional and local influence level as well as those ‘rising stars’. We can help you understand the needs and interests of your OLs, and hence align your strategy. We can identify, validate and segment the OLs in your therapeutic area. We can write a strategic development plan for your opinion leader initiative. We can also provide a part-time, contract medical science liaison (MSL) service until you build your own MSL group or to help facilitate introductions and relationships.

We can help you by providing the following services:

* OL Identification
* OL Validation
* OL Segmentation
* OL Strategic Development Plans
* Identification of ‘rising stars’
* Part-time, contract MSLs

Die Redaktion des arznei-telegramms schreckt angesichts dieser Offerte nicht davor zurück, erstmals in der Geschichte des Blattes das böse M-Wort zu Papier zu bringen:

Besonders folgenreich – und für Firmen erfolgreich – sind Meinungsbildner mit Mehrfachengagement, die beispielsweise den Vorsitz in Fachgesellschaften haben oder für diese sprechen. Die saloppe Bezeichnung “Mietmaul” oder “habilitierter Pharmareferent” bezeichnet ihre Rolle sehr treffend.

Aufgespritzt

Kurz notiert:

(1) Außerhalb der Fachkreise darf für Arzneimittel, Verfahren, Behandlungen, Gegenstände oder andere Mittel nicht geworben werden

5. mit der bildlichen Darstellung

b) der Wirkung eines Arzneimittels, eines Verfahrens, einer Behandlung, eines Gegenstandes oder eines anderen Mittels durch vergleichende Darstellung des Körperzustandes oder des Aussehens vor und nach der Anwendung,

§ 11 Heilmittelwerbegesetz.

Wie werde ich nach der Behandlung aussehen? Welche Ergebnisse kann ich erwarten? Hier finden Sie einige Fotos von Personen, die mit Restylane® behandelt wurden, aufgenommen vor und nach der Behandlung.

Ausbildung zum Mietmaul

Der Erfolg des implantologischen Fachvortrags hängt nicht allein vom Inhalt ab, sondern maßgeblich von den rhetorischen Fähigkeiten und der persönlichen Kompetenz des Referenten. Mit dem in der Branche einzigartigen Personal Performance Program (p3) bereitete DENTSPLY Friadent zehn junge Implantologen aus dem eigenen Kundenkreis in den vergangenen zwei Jahren so erfolgreich auf die Referententätigkeit vor, dass sich das Unternehmen für die Wiederauflage des p3-Programms in diesem Jahr mit neuen Teilnehmern entschieden hat.

Pressemitteilung DENTSPLY Friadent, 13.11.2008.

was ich eltern zu weihnachten wünsche III

… vor allem auch gelassenheit. ich bin immer wieder in der praxis überrascht, mit welchen panischen sorgenvollen blicken kleine pickelchen oder eine laufende nase demonstriert werden, wie man notfallmäßig termine einfordert wegen einer warze am fuss oder einem kratzer an der backe.

nicht dass ich das verharmlosen will, und oft genug gibt es auch kinder, die man zu spät sieht – auch hier kann man manche eltern verfluchen – aber die regel ist eine andere: eltern trauen sich nicht mehr, leichte infekte geschehen zu lassen, geringe hautveränderungen mal über nacht abzuwarten oder einen einmalig dünnen stuhl auszusitzen.

gelassenheit. geduld. viele dinge geben sich von alleine. das vertrauen auf den eigenen instinkt, sich nicht zu viel von anderen einreden lassen, und dann läuft es am besten.

eltern haben keine kinderarztausbildung, da sind wir alle froh drüber, das verlangt aber auch niemand, aber ein quantum trost coolness braucht es nun einmal, wenn man eltern ist. 

3. Türchen: Mütter schützen mit Folsäure

LifeSensor Weblog Adventskalender
Allgemein bekannt ist, dass eine ausreichende Versorgung mit Folsäure während der Schwangerschaft das Fehlbildungsrisiko von Neugeborenen erheblich reduziert. Dass die Ernährung den Bedarf nicht decken kann, auch. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 400µg, Schwangere sollten 600µg aufnehmen. Kurzzeitig können sogar 800µg angeraten sein.
Schwangere sollten die Folsäurezufuhr also […]

Weihnachtsbäckerei 08

Diese Jahr habe ich mal Zeit zum Backen, da ich krank geschrieben bin und unendlich viele Termine absagen mußte. Ich hoffe das ich ab Dienstag wieder arbeiten darf, ich möchte nämlich auf den Weihnachtsmarkt gehen oder mich einfach nur mal wieder beim Sport auspowern.
Zurück zur Weihnachtsbäckerei. Ich habe immer mit meiner Mutter die Kekse gebacken, […]

Homöopathika Hersteller sponsort Uni-Studiengang

Ab April 2009 wird die Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder einen neuen Masterstudiengang “Komplementäre Medizin – Kulturwissenschaften – Heilkunde” anbieten. Komplementäre Medizin – also Alternativheilkunde – ist per se nichts böses. In Deutschland haben drei medizinische Fakultäten entsprechende Lehrstühle, meist Stiftungslehrstühle, eingerichtet, die sich auch der Fragen zum Nutzen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von alternativen Therapiemethoden widmen. Das mag Wissenschaftverfechtern nicht gefallen, aber über 60 Prozent der Bevölkerung nehmen Angebote der Komplementärmedizin in Anspruch. Dennoch ist nur wenig über deren Wirksamkeit, aber auch deren mögliche Nebenwirkungen bekannt.

Auf dieser Welle versucht auch die Europa Universität Viadrina zu surfen, deren Präsidentin von Oktober 1999 bis Oktober 2008 die SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten Gesine Schwan war. Ein Postgraduiertenstudiengang “Komplementäre Medizin – Kulturwissenschaften – Heilkunde” am “Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften” soll Ärzte und Apotheker für 10.000 Euro beibringen, die Wünsche der Patienten zu befriedigen.

Der Studiengang verbindet die fundierte Weiterbildung auf dem Gebiet der über die Schulmedizin hinaus gehenden Verfahren (= komplementäre Medizin) mit Methoden und Fragestellungen der Kulturwissenschaften. Dabei sind mehr als die Hälfte der Module des Masterstudiengangs explizit kulturwissenschaftlich ausgerichtet, und kulturwissenschaftliche Aspekte werden auch in den eher medizinisch ausgerichteten Modulen thematisiert.

Auf der einen Seite versteht sich der Studiengang als kulturwissenschaftliches Angebot. Wirbt aber mit der von Ärztekammern anerkannten Weiterbildung im Bereich der komplementären Medizin und Heilkunde. Also die Lizenz, die Studiengebühren wieder zu erwirtschaften.

Zu den Pflicht-Modulen gehört “Biologische Medizin” – eine gängige Umschreibung für die teils esoterischen Heilverfahren, von Homoöpathie über Eigenblutbehandlung, bis Airnergy. Der Studiengangs wird in Kooperation mit der “Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin e.V.” in Baden-Baden veranstaltet. Hört sich gut an und soll aber verstecken, dass Mitsponsor des Studienangebots das Unternehmen “Heel” aus Baden-Baden ist, einer der weltweit grössten Homöopathika Hersteller. So durfte etwa der Leiter Öffentlichkeitsarbeit Biologische Heilmittel Heel den Journalistenpreis der Gesellschaft überreichen. Der Präsident ist für Heel auf Weiterbildungstour. Das Unternehmen und die “Internationale Gesellschaft” spielten auch bei dem Leipziger Uni-Skandal um wisenschaftliches Fehlverhalten in Zusammenhang mit wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit von Homöopathie eine Rolle.

Heel wird eine Professur über 5 Jahre für den Masterstudiengang finanzieren.