Marketing ist die beste Medizin

Die Boulevardzeitung “Berliner Kurier” vermeldet in ihrer morgigen Ausgabe endlich einen Durchbruch im Kampf gegen den Krebs.

Forschung ist die beste Medizin. Tatsächlich! Jetzt haben Mediziner der Charité ein Medikament entwickelt, das Krebspatienten neue Hoffnung gibt. Helmtrud Weber (71) aus Charlottenburg ist eine der Ersten, die mit dem Wirkstoff behandelt wird. Erfolgreich!

Auch den Namen des Wundermedikaments verschweigt der Artikel nicht:

Der Wirkstoff Sunitinib gilt als Tyrosinkinasehemmer. Das heißt, er blockt gezielt die Signalwege, über die Krebszellen zum Wachsen angeregt werden. „Bei manchen Patienten konnte sogar eine Rückbildung des Karzinoms beobachtet werden“, erklärt Prof. Miller. Helmtrud Webers Nierentumor hat sich schon halbiert.

Was Ärzte und Patienten auch sehr zufrieden macht: das Mittel hat kaum Nebenwirkungen

Dazu zeigt der Berliner Kurier ein Bild von Helmtrud Weber und ihrem Lebensretter: Prof. Kurt Miller von der Charité.

Was für eine Geschichte. Wenn sie auch in den Details nicht so ganz den Tatsachen entspricht.

Denn direkt entwickelt hat Miller das Medikament genau genommen nicht. Auch nicht die Charité. Sunitinib ist nämlich eigentlich vom weltgrößten Pharmakonzern Pfizer und unter dem Handelsnamen Sutent® käuflich zu erwerben.

Und ein echtes Wundermedikament ist Sutent® auch nicht. Zuletzt wurden auf der ASCO 2008 Ergebnisse einer Pfizer-finanzierten Studie vorgestellt, die bei metastasierendem Nierenzellkarzinom lediglich einen statistisch nicht signifikanten Trend (p=0.051) zu einer Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens zeigten (26 Monate gegenüber 22 Monaten unter Interferon-alfa).

Richtig ist aber, dass Miller am 22.2.2008 auf einer von der Pfizer GmbH veranstalteten Pressekonferenz zum Thema “Sunitinib: Überzeugend in der Anwendung, vielversprechend für die Zukunft” als Experte pdf-Dateiaufgetreten ist.

Sind Blogger doch Journalisten?

Das Internet ist für die US-Amerikaner einer vertrauenswürdigere Nachrichtenquelle als das Fernsehen. So hat es der Tagesanzeiger als Zürich auf seiner Internetseite gemeldet und als Quelle Bild-Online angegeben. Ein sehr dürftiger 7-Zeiler, deren Ursprung bei Bild-Online nicht mehrhier zu finden ist. Online-Journalismus eben.

Das hat trotzdem zwei Blogs, immerhin Platz 13 der schweizer und Platz 75 der deutschen Blogscharts, nicht davon abgehalten diese Neuigkeit aufzugreifen und zu verwursten.

Nur 5 Minuten Recherche hätten gelangt, um den Inhalt der Information ins richtige Licht zu rücken. Es wurden nicht 3000 US-Amerikaner befragt, sondern 3472. Die Umfrage wurde von einem Kabelkanal in Auftrag pdf-Dateigegeben, der damit PR für sein neues Projekt “The truth behind the news” machen wollte.

Moderatorin einer Podiumsdiskussion: Arianna Huffington, Gründerin der “Huffington Post” – des einflussreichsten Politblogs in den USA. [bytheway: interessante Diskussion, die online als video zu sehen ist]

Die Befragten gehörten einem Online-Panel an. Fast alle hatten bei der Präsidentschaftswahl ihre Stimme abgegeben, über 90% gaben an, schon vor der Finanzkrise sich darüber bewusst gewesen zu sein, dass diese sich abzeichnen würde. 52% nannten als Wohnsitz “Amerika”, 24% “Planet Erde”. 24% waren Mitglied der Streitkräfte, über 50% gehen nie oder höchstens 1-2 mal im Jahr zu Walmart einkaufen, über 50% besitzen einen Reispass. Nicht gerade der typische US-Amerikaner.

Es gäbe viele Gründe, die Ergebnisse mit Vorsicht zu bewerten.

Im Übrigen glauben 72,6% der Befragten, dass in den Nachrichten, die sie sehen und lesen, die Informationen verzerrt widergeben werden. Ob so ein Triumph der Internet-Medien aussieht? Und was haben die Online-Medien, die im deutschprachigen Raum darüber berichtet haben, vom grössten Nachrichtenportal, über die Qualitätspresse bis zu ambitionierten Bloggern, damit beigetragen, dieses Vertrauen ins Internet auch bei uns zu rechtfertigen?

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Fingerpieks

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