Traumberuf Medizinjournalist (VI)

Focus online bringt mal wieder sein Lieblingsthema “Abnehmen”. Neuer Wirkstoff hilft abnehmen. “… doppelt so effektiv wie die bereits zugelassenen Schlankpillen mit den Wirkstoffen Sibutramin oder Rimonabant”. Vor lauter Begeisterung kein Hinweis darauf, dass

  • es eine Phase II-Studie war und bis zur Zulassung noch ein langer Weg ist.
  • die Studie vom Hersteller “NeuroSearch” bezahlt worden ist.
  • die geringen Nebenwirkungen auch auf die Auswahl der Studienteilnehmer zurückzuführen sind (z.B. wurden Patienten mit psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes ausgeschlossen).
  • der Wirkungsmechanismus über den Noradrenalin-, Serotonin- und Dopamin-Haushalt kein Nebenwirkungsarmes Medikament erwarten lässt.
  • Sibutramin (Reductil®) in Deutschland aufgrund starker unerwünschter Nebenwirkungen als bedenklich im Sinne des Arzneimittelgesetzes eingestuft und nur in stark begrenzten Dosierungen als Arzneimittel zugelassen ist.
  • Rimonabant (Acomplia®) in den USA wegen des erhöhten Suizidrisikos nicht zugelassen ist.
  • in Europa die Zulassung von Rimonabant ohne eingehende Prüfung möglicher Risiken erfolgte und eine Warnung vor der Behandlung von depressiven Patienten ausgesprochen wurde und Patienten mit anderen unbehandelten psychiatrischen Erkrankungen die Einnahme nicht empfohlen wird.

Ein schönes Beispiel des Sensationsjournalismus bei Medizinthemen, der sachliche und vor allem fachlich korrekte Berichterstattung vermissen lässt. Unkritische Wissenschaftsgläubigkeit und grenzenlose Industriefreundlichkeit sind Paradedisziplinen der Branche.


Abstract der Veröffentlichung
Studie bei ClinicalTrials.gov

Ein Hund trotz Tierhaarallergie

Seit dem 17. Juli haben wir einen Mischlingshund. Es ist ein Mix aus Border-Collie und M??nsterl??nder.
Es fing alles im April an, als meine Freundin mir sagte, ihre H??ndin hat sechs Babys bekommen. Wir haben uns die Welpen gleich am n??chsten Tag angeschaut. Eines niedlicher und s????er wie das andere. Es waren 5 M??dchen und ein […]

Mangelhafte Beratung in Österreichs Apotheken

In Österreich sind die Apotheken auf ihre fachliche Beratung stolz und versuchen alle Änderungen im Apothekenwesen mit diesem Argument abzuwehren. Erfolgreicher als ihre deutschen Kollegen. Versandapotheken gibt es gar nicht und Filialapotheken sind nur sehr beschränkt möglich.

Dass es mit der viel gerühmten Beratung nicht weit her ist, hat das Magazin “Konsument” in der aktuellen Ausgabe gezeigt.

“Statt fachkundig zu beraten, greifen die Apotheker lieber schnell in die Medikamenten-Lade”, kritisiert “Konsument”-Gesundheitsexpertin Bärbel Klepp.

Ähnliche schlechte Bewertungen der Qualität von Beratungen in Apotheken kennt man von Deutschland.

Stellenkürzungen bei Merck & Co.

Merck & Co. (in Deutschland MSD Sharp & Dohme) hat heute weitere Stellenstreichungen verkündet. Nachdem gerade erst über 10000 Jobs eingespart worden sind, sollen nochmals 7200 Stellen, mehr als 10% der Mitarbeiter, reduziert werden. Betroffen sind 6800 Mitarbeiter (+ 400 Vakanzen, die nicht besetzt werden). 60% davon ausserhalb der USA. 25% der Managements auf Senior and Mid-Level sollen eingespart werden.

Damit würde Merck & Co, zwischen 2005 and 2011 rund 25% der Belegschaft verlieren.

Ähnliche Restrukturierungsprogramm laufen bei fast allen grossen Pharmakonzernen. “The industry is in trouble” hört man allerorts. Es bieten sich Vergleiche zur Bankenkrise an. Auch bei der Pharmaindustrie war schon seit einigen Jahren klar, dass das Businessmodell gegen die Wand fährt und die Unternehmen eine unglaubliche Bürokratie mit sich schleppen.

Über andere Gesundheitssysteme

Ich befinde mich ja immer noch im Urlaub, musste mich aber in letzter Zeit aus aktuellem Anlass auch wieder mit medizinischen Dingen beschäftigen. Kenne ja leider immer noch keinen Arzt hier, den ich über die hiesigen Gepflogenheiten genau ausquetschen könnte. Vielleicht morgen, wenn/falls ich mit ins Krankenhaus gehe.
Mein Onkel soll sich morgen einer von langer Hand geplanten elektiven Operation unterziehen. Im Gegensatz zu Deutschland wird diese kleine Sache sogar als ambulante Geschichte laufen (zumindest wüsste ich nicht, dass chirurg. Kliniken in D das ambulant machen würden).
Beim Abendessen heute kamen wir wieder auf dieses Thema zu sprechen. Einen Arzt hat er nur einmal ganz kurz zu Gesicht bekommen, als dieser die Indikation stellte. Ich fragte ihn dann nach seiner OP-Aufklärung und er meinte, ja die hätte er unterschrieben. Ja, schon klar, aber wurde er auch aufgeklärt? Ich frage das nur, weil meine Aufklärungen […]

Kaiserschnitt auf Wunsch

Befürworterinnen des Kaiserschnitts auf Wunsch werben in Deutschland nicht selten mit dem Slogen:
” Die Schwangere muss sich zwischen der natürlichen Ungewissheit und der planbaren Gewissheit entscheiden”.
Amerikanische Fürsprecher benutzen folgenden Spruch:
” Preserve your love channel – take a cesarean”  (”Bewahre deine Vagina – wähle den Kaiserschnitt”)
Beide scheinen Erfolg zu haben, denn
in Deutschland kommen immer mehr Kinder […]

Verhaltensauffällig und ruhig gestellt

Report Mainz hat mit Dr. Gerhard Libal einen bemerkenswert offenen Kinder- und Jugendpsychiater vor die Kamera bekommen. Nach eigener Aussage verschreibt er zahlreichen Kindern Neuroleptika außerhalb der zugelassenen Indikation, darunter auch Kindern im Kindergartenalter. Kein Einzelfall.

In Deutschland werden immer mehr Kinder und Jugendliche mit Neuroleptika […]

Behörden in den Niederlanden untersuchen Einflussnaheme…

Wegen Einflussnahme auf Experten, die an der Empfehlung zur HPV-Impfung beteiligt sind, sind in den Niederlanden die Büroräume von Sanofi Pasteur MSD (SP MSD) und GlaxoSmithKline (GSK) durchsucht worden. Die Mitglieder des “Gezondheidsraad” sollen, ähnlich wie die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland, als unabhängige Experten über die Empfehlung und Aufnahme von Schutzimpfungen in den Impfkatalog entscheiden. Das berichtet das niederländische Fernsehen im Magazin Zembla. Danach hätten die Inspektoren interne Dokumente beschlagnahmt (übersetzte Version), wie z. B. E-Mail-Austausch mit Ärzten, Informations-, Marketing-Pläne, Verträge mit Ärzten und Wissenschaftlern und Anweisungen für Ärzte beim Umgang mit Patienten.

So wie ich es verstanden habe, wird in den Niederlanden die HPV-Impfung von den Krankenkassen oder den Behörden nicht bezahlt und die beiden Impfstoffhersteller haben in den letzten Monaten das Lobbying und Marketing intensiviert, um eine positive Entscheidung zu beeinflussen.

GSK hat eine “Razzia” bestritten und verweist auf einen angemeldeten Besuch und die volle Zusammenarbeit des Unternehmens mit den Behörden.

In Deutschland sind nur fünf von 16 Mitgliedern der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) ganz oder weitgehend frei von finanziellen Verbindungen zu den Herstellern von Impfstoffen. Was niemanden bisher gestört hat.

[Hat tip: Pharmalot]