Kanzelrede am Berliner Dom: Die Religion als Gefahr und Chance für die Eine Welt

Religionswissenschaftler werden auf Manches vorbereitet – aber nicht aufs Predigen. Und so sehr ich mich also über die Einladung freute, am Berliner Dom am 14.2.2016 die Kanzelrede zum Thema “Die Religion als Gefahr und Chance für die Eine Welt” zu halten, so vermag ich doch Lampenfieber nicht zu verschweigen… Nun begegne ich Aufregung aber am liebsten mit Arbeit – und auf Anfrage auch von Verwandten und Freunden, die heute nicht in Berlin sein können, habe ich daher den Text derweiter

Burqa, Niqab und Shal – Sorge, wenn Frauen das Gesicht verlieren

Als vor vielen Jahren die ersten “Kopftuchverbote” in Deutschland beschlossen wurden, war ich (auch als Christdemokrat) dagegen: Meines Erachtens gehört es zu den Grundwerten unseres Grundgesetzes und unserer Gesellschaft, dass niemand aufgrund seiner Herkunft oder seines Glaubens diskriminiert werden darf. Einem Rechtsstaat auf Basis der Menschenrechte stünde es daher meines Erachtens zwar frei, generell religiöse Kleidung etwa bei staatlichen Lehrerinnen und Lehrern zu verbieten – aber nicht, dabei Religionen unterschiedlich zu behandeln. Ich kenne als Religionswissenschaftler auch keinen Fall, in dem die dauerhafte Diskriminierung bestimmter Religionen irgendwelche Gräben überwunden hätte – normalerweise hat sie sie verschärft. In Kenntnis meiner Haltung haben mich nun einige Leute gefragt, was ich denn von der religiösen Gesichtsverschleierung wie der Burqa oder Niqab halten würde. Und einige sind dann überrascht, wenn ich klar sage – die Gesichtsverschleierung sehe ich mit Sorge – und zwar nicht nur im Islam. Lassen Sie mich begründen, warum…

Fundamentalismus & Extremismus – Die gefährlichen Seiten des Glaubens

Schon vor über 5 Jahren schrieb ich im Fazit meiner ersten Titelgeschichte “Homo religiosus”, dass das enorme Potential von Religiosität auch gefährliche Seiten habe. Zu beobachten sei eben auch, “dass in besonders engen Gemeinschaften nicht nur Vertrauen und Kooperation zunehmen, son­dern genauso die Abgrenzung gegenüber An­dersgläubigen und Atheisten, die Ablehnung von Toleranz und Humor und teilweise sogar die Bereitschaft, eigene Interessen gewaltsam durchzusetzen. Auch extremistische und kriminelle Gemein­schaften nutzen religiöse Lehren und Rituale, um den inneren Zusammenhalt gegen die Au­ßenweltweiter