Sufferance is the badge

Dass Juden bis zurück in antike, polytheistische Gesellschaften verfolgt wurden, sollte nicht mehr zur Debatte stehen. Die Belege sind vielfältig, die alten Denunziationen werden immer wieder eingesetzt. Selbst die Kennzeichnung, die der nationalsozialistische Staat Juden aufzwang, war keine neue Erfindung, er geht zurück auf das 12. Jahrhundert – bereits damals mussten Juden gelbe Erkennungszeichen auf der Kleidung befestigt tragen, damit jeder sofort erkannte, mit wem er es zu tun hatte.[foot]Das hätte den Stürmer-Lesern in den 1930ern und 1940ern zu denkenweiter

Zum österreichischen Scheinwerfer auf »Deutschland«

Irgendwann habe ich das RSS-Feed von www.geschichtsforum.de abonniert, da tauchen ab und an interessante Diskussionen auf, so etwa heute mit dieser Diskussion um den ganzen deutschösterreichischen Komplex, der hier ja öfter thematisiert wurde. Der Initiator schreibt: Wenn ich nach Österreich komme, dann fühle ich mich nicht wirklich “im Ausland”. Dem kann ich mich anschließen: In Wien fühle ich mich erst recht in Deutschland, wesentlich mehr als etwa in Berlin. Nun sollte man mir aber erwidern: “Das ist ja deine subjektiveweiter

Wegmarken für erfolgreiche HIV-Prävention bei Schwulen

Vor 25 Jahren verabschiedete die Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe das bis heute richtungsweisende und gültige Positionspapier „Schwule und Aids“. Ein Kalenderblatt von Axel Schock Äußerst effizient und wenig streitlustig scheint es auf den Mitgliederversammlungen der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) damals zugegangen sein. Mit zehn Gegenstimmen wurde 1989 in Mainz das „Positionspapier Schwule und Aids“ von den […]

Politikferne Staatsgründer – Die Quäker und Pennsylvania (Part 2)

Es gehört zu den seltsamen Ironien der Geschichte, dass ausgerechnet den politik- und staatsfernen Quäkern (vorgestellt in Part 1 dieser kleinen Blogserie) ein Staatswesen zufiel. Auslöser dafür war der evangelische Theologe und Jurist William Penn (1644 – 1718), benannt nach seinem Vater Admiral Sir William Penn (1621 – 1670). Dieser hatte sich in der Marine einen Namen gemacht und König Charles II. nach einem Umsturz wieder ins Amt geholt. Für seine Verdienste war er zum Ritter und Admiral erhoben worden. Dass sich ausgerechnet sein Sohn diesen vermeintlich aufrührerischen, schwärmerischen Quäkern anschloss, erschütterte den alternden Kriegshelden sehr – und dennoch holte er William zweimal aus dem Gefängnis. Kurz vor seinem Tod versöhnten sich die beiden; William senior begann zu akzeptieren, dass sein Sohn seinen eigenen Weg zu Heldentaten des Friedens eingeschlagen hatte. Als der Admiral verstorben war, stand der König bei ihm dennoch in einer großen, finanziellen Schuld. Doch statt Geld erbat William junior Land in den neuen Kolonien, um dort (s)ein Ideal eines friedlichen, freien und naturnahen Staates mit dem Namen „Sylvania“ (etwa: Land der Baumlichtungen) zu ermöglichen. König Charles II. sprach ihm daraufhin 1681 ein enormes Gebiet – deutlich größer als Portugal – in Nordamerika zu und fügte den Namen des geschätzten Admirals hinzu: Pennsylvania war geboren!

Umbruch, Aufbruch, Absturz

In seinem neuen Roman „Manchmal ist das Leben“ schildert Matthias Frings das Lebensgefühl im Berlin Mitte der 90er-Jahre – und wie eine Männerfreundschaft durch eine HIV-Infektion auf die Probe gestellt wird. Von Axel Schock Kaum eine andere Sentenz über die Spreemetropole wurde so häufig zitiert wie das 1910 vom Kunstkritiker Karl Scheffler gefällte Diktum, Berlin sei […]

Zum historischen Wahrheitsbegriff

Im letzten Text über die “seinerzeitige Wahrheit” habe ich versucht, mir die geistige Situation des Soldaten vorzustellen, der in Russland einen, eigentlich mehrere, ja viele Juden erschießen soll. Da die Wahrheit im Sinne des für wahr Gehaltenen immer relativ und höchst suggestiv ist, gilt es (aus historischer Perspektive), diese verlorene Wahrheit zu rekonstruieren. Allerdings habe ich im letzten Text den historischen Wahrheitsbegriff an sich nicht erklärt, was zu einigen Missverständnissen geführt hat. Dies will jetzt nachholen. Es geht also darum,weiter

“Seinerzeitige Wahrheit” und die Relativität der Moral

Mein Text zur Schreibmaschine als Mordmaschine hat mich auf weitere Gedanken zum Völkermord als Verwaltungsakt gebracht. Diese Gedanken drehen sich um die Frage der Ethik unter solch widersprüchlichen Umständen, wo das Verbrechen nicht als Vorfall ungeplant geschieht, sondern eben als Gesetz ganz bewusst vollzogen wird. Zu dieser Frage liegen bekanntermaßen viele gute Bücher vor, also will ich hier natürlich nicht bei Null anfangen, sondern nur einen Aspekt beleuchten, den ich, da mir nichts Besseres einfällt, die “seinerzeitige Wahrheit” nennen möchte.weiter

Umschalter + 3: die wohl wichtigste Tastenkombination des 20. Jahrhunderts?

Vor kurzem besuchten wir, also die Verlobte und ich, eine ganz gute Ausstellung in der Schwartzschen Villa in Berlin-Steglitz. Thema war diesmal das Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS, welches unweit davon residierte, in einem (wie auch sonst) arisierten Gebäudekomplex in Berlin-Lichterfelde. Ausgestellt war auch eine Original-NS-Schreibmaschine aus dem Jahre 1944, “G. F. Grosser – Fabrik für Büromaschinen”. Fotos von solchen Schreibmaschinen hatte ich schon mal gesehen, aber bis dahin eben noch nicht das Ding an sich. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, derweiter