(Fast) keine Brust-OP als Gewinn bei Disco-Event

Die Party in der Celler Disco muss ohne Verlosung einer Brustvergrösserung auskommen. Die Diskothek ist von der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg abgemahnt worden. Eine Abmahnung erhielt auch die vermittelnde Agentur, wie eine Sprecherin der Wettbewerbszentrale am Donnerstag in Bad Homburg sagte. Grund ist der Verstoss gegen das Heilmittelwerbegesetz.

Die Agentur “Du bist schön”, hat jedoch eine Hintertür gefunden. Statt der Operation will die Disko nun einen Schönheitsgutschein in Höhe von 3700 Euro verlosen, der laut Webseite des Veranstalters für “Wimpern-Verlängerungen” oder “Profi-Make-Ups” einsetzbar ist. Bei dem Betrag würde dies lebenslang lange Wimpern bedeuten. Gut, dass der Gutschein nur bei der Schönheitsagentur einlösbar ist, die sich laut ihrer Internetseite mit dem Ziel gegründet hat, “Schönheitsoperationen nach Polen zu günstigen Preisen zu vermitteln”.

Bleibt weiterhin die Frage, warum nebenberuflich betriebene Agenturen Patienten in ausländische Kliniken verfrachten können, deren Qualifikation der Betreiberinnen einzig in Werbung, Marketing und Promotion besteht? Die derzeitige gesetzliche Lage scheint Lücken im Verbraucherschutz aufzuweisen.

Was heißt eigentlich… IGeL?

IGeL steht für „Individuelle Gesundheitsleistungen“.
Hinter dem wohlklingenden Kürzel mit der ebenso wohlklingenden Langversion verbirgt sich nichts anderes als die Möglichkeit für Ärzte, Kassenpatienten private Leistungen zu berechnen. Die offizielle Erklärung dafür lautet folgendermaßen:
Mit „Individuelle Gesundheitsleistungen“ sind Leistungen der Vorsorge- und Service-Medizin gemeint, die von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht bezahlt werden, da sie nicht zum […]

Schwarzer Hautkrebs – Die gefährliche Zeit hat begonnen!

Der Titel ist natürlich ketzerisch. Gerade der Winter bringt uns weit weniger Kraft in der Sonneneinstrahlung als der Sommer. Trotzdem soll jetzt die gefährliche Zeit beginnen? Ja! Ich sage, diese Behauptung stimmt. Immermehr erweisen sich gerade die Zeiten eigentlich geringerer Sonneneinstrahlung als das Problem der modernen Zeit, was den schwarzen Hautkrebs betrifft. Holen wir ein […]

Patientenverfügung IV

Das Formular ist Nebensache
Im letzten Artikel wurde darauf eingegangen, welche Probleme im Zusammenhang mit einer Patientenverfügung zu bedenken sind, bevor wir uns Gedanken über das Formular machen. Hierbei geht es längst nicht nur um Fragen der Vernunft, sondern ebenso um Fragen des Gefühls. Das Fazit: Der Vordruck ist Nebensache! Die Hauptsache ist, zu wissen, was […]

Wer hat, der hat!

Dass es im deutschen Krankenversicherungswesen eine Zweiklassengesellschaft gibt lässt sich meines Erachtens nicht wegdiskutieren – und ja, ich bilde mir ein, dass ich das beurteilen kann, da ich 29 Jahre privatversichert war und erst durch die (kinderbedingte) Reduktion meiner Arbeitszeit ins Lager der gesetzlich Versicherten wechseln musste – leider. Und dieses “leider” müsste ich fast […]

Jetzt kommt AGnES!

AGnES 2.Teil (Die Gemeindeschwester kehrt zurück)
Bis Oktober 2008 hat es gedauert. Nun ist es endlich so weit. Das Modellprojekt “Gemeindeschwester AGnES” (AGnES = Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Health-gestützte, Systemische Intervention) ist beendet und geht in die letzte Runde. Mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz zu Begin diesen Jahres, wurde bereits die gesetzliche Grundlage und somit der Startschuss gegeben. Nun sollen bis zum […]

Alles Nachträgliche zum Hospiztag 08

Ich habe ihn nicht vergessen, den Welthospiztag, am 11.10., und den deutschen Hospiz‑ und Palliativtag, der war am 14.10. Nein, vergessen nicht. Ich habe es nicht gewusst, hinzu das die beiden Tage so nah aneinander liegen, ist vielleicht nicht gerade vom Vorteil in der Öffentlichkeitsarbeit.
Aber oder nicht desto trotz, es gibt für diese Tage zwei […]

Patientenverfügung I

Auftakt zu einer Artikelserie zum Thema Vorausverfügungen.
Allgemeines
Als Hausarzt stelle ich immer wieder fest, wieviel Verwirrung, Unsicherheit und Unwissenheit zum Thema Patientenverfügung und verwandte Erklärungen unter allen Beteiligten bestehen. Dazu kommt häufig eine gehörige Portion Oberflächlichkeit, ebenso auf allen Seiten. Genau daraus resultiert meines Erachtens, der unstete und unsichere Umgang mit derlei Verfügungen auf Seiten von Verwandten, […]

Gesundheitsfonds belohnt "kranke" Krankenkassen

Ich werde Ende der Woche noch etwas zum Gesundheitsfonds schreiben. Aber eine Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen. Die erste Krankenkasse hat angekündigt, den Versicherten 2009 Prämien zurückzuzahlen. Was verwundern könnte: Es ist die Knappschaft. Eine Krankenkasse, die erst seit dem 1. April 2007 für alle gesetzlich Versicherten frei wählbar ist und die vorher jahrelang durch Bundeszuschüsse am Leben erhalten wurde. Eine Kasse, die 2006 noch einen Rentneranteil von 75% und ein Durchschnittsalter der Versicherten von 72 Jahren gehabt hat.

Besser kann man nicht verdeutlichen, dass der morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) tendenziell Kassen mit Versicherten belohnt, die an den vom Morbi-RSA berücksichtigten Erkrankungen leiden. Überspitzt: Prävention lohnt für die Krankenkassen sich nur, wenn es die Patienten mit dem Morbi-RSA-Krankheiten vom Arztbesuch oder Klinikaufenthalt abhält.


Natürlich ist bei der Ankündigung ein gutes Stück Marketing dabei. Eine derart überalterte Kankenkasse ist auf neue Mitglieder angewiesen.

Verträge und Kosten – ohne Blick auf den Patienten

Ein paar Splitter aus dem deutschen Gesundheitswesen.

Die FAZ berichtet über den “im Moment kreativsten Pharmamarkt der Welt” und wie die Pharmaunternehmen versuchen trotz Kostendruck die Preise hoch zu halten. Ein interessanter Blick auf die Komplexität unseres Gesundheitssystems. In dem Artikel geht es nur um die Versorgung mit Medikamenten, mit 3596 Rabattvertägen zwischen einzelnen Krankenkassen und Herstellern, mit Cost-Sharing- und Risk-Sharing-Verträgen. Was die Rabattverträge an Einsparungen bringen ist unbekannt, da es an Transparenz fehlt. Dem Patienten bleibt nur die Verunsicherung.

Neben den Rabattverträgen gibt es 5500 Pojekte der Integrierten Versorgung. Die gesonderte finanzielle Förderung dieser Verträge läuft 2008 aus. Wie es weiter geht, ist offen. Nach einer kürzlich pdf-Dateiveröffentlichten Kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion von der Grünen erwartet das Bundesgesundheitsministerium bestenfalls Kostensenkungen.

Entscheidungen über die Weiterführung oder Beendigung von Verträgen werden u. a. davon abhängen, ob Verträge die Wirtschaftlichkeit erhöht, die Qualität gesteigert und/oder die Versichertenbindung an die jeweilige Krankenkasse gefestigt haben bzw. zu erwarten ist, dass solche positiven Effekte in einer vertretbaren Laufzeit der Verträge eintreten.

Der Nutzen für die Patienten, womöglich sogar wissenschaftlich evaluiert, – Begründung für die Einführung – spielt keine Rolle mehr.

Für die stationäre Versorgung haben die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) den Fallpauschalen-Katalog für 2009 verabschiedet. Er enthält nun 1192 Fallpauschalen (DRGs) nach denen die Patienten anhand der Diagnosen und der durchgeführten Behandlungen in Fallgruppen klassifiziert werden. 55 mehr als 2008. Der Trend ist ungebrochen.

Viel Arbeit für die Krankenhäuser und für die Regressfahnder in den Krankenkassen, die nach Verkodungsfehler suchen. Der Patient profitiert von der immer ausgefeilteren Klassifizierung nicht.

Noch im Programm: Eine dreistellige Anzahl von Disease Management Programmen (DMPs), die von den Patienten gut angenommen worden sind. Für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, Koronare Herzkrankheiten, Asthma bronchiale, COPD und Brustkrebs erhielten die Krankenkassen Zuschläge aus dem Risikostrukturausgleich, wenn diese chronisch Kranken an einem DMP teilnehmen. Mit dem Gesundheitsfonds und der Änderung des Risikostrukturausgleichs fallen die besonderen finanziellen Anreize bis auf eine Programmpauschale von 180 Euro pro Patient weg. Die 5 Millionen teilnehmenden Patienten werden sich auf eine Verschlechterung der Versorgung einstellen müssen.