TV-Tipp: Hart aber fair

Dammbruch bei den Kassenkosten? – Bahn frei für die Klassenmedizin?
Praxisgebühr, Zuzahlungen und dreimal so lange Wartezeiten für einen Termin beim Facharzt. Klassenmedizin als politisches Schlagwort oder bittere Realität in deutschen Arztpraxen? Frank Plasberg geht der Frage auf den Grund, wie die Regierung mit dieser Entwicklung umgeht und ob gute Medizin nur noch für Besserverdiener […]

Sie müssen röntgen, röntgen, röntgen!

Bad Dingenskirchen, morgens um acht. Frühbesprechung in der Notaufnahme. Kalle hat Dienst gehabt und betet die Erlebnisse der letzten Nacht herunter.
Müde klappt er die Kladde mit den Patientennamen zu.
„Ach ja, Einen habe ich noch vergessen: Fünfundzwanzigjähriger Junge, Zustand nach mehreren Weizenbier, ist nachts um drei auf dem Heimweg von der Party mit dem Fuß umgeknickt. […]

Mehr Bürokratie wagen! – Ausschreibung zum Kafka-Award 2009

Ab sofort nimmt das Bürgerforum für Bürokratie im Alltag Nominierungen für den diesjährigen Kafka-Award entgegen.
Mit dieser weltweit einmaligen Auszeichnung sollen besondere Leistungen auf dem Gebiet der Bürokratie im Gesundheitswesen gewürdigt werden.
Hierzu zählen zum Beispiel ausserordentlich lange, komplizierte oder verschlungene Dienstwege, unübersichtliche Formulare (insbesondere solche, die ausschliesslich handschriftlich auszufüllen sind) oder auch außergewöhnliche Werke in […]

Gesundheitssysteme einfach erklärt für jedermann. Heute: Modell Texas (oder: “Es lebe der freie Kapitalismus!”)

Andere Bezeichnungen: Raubtierkapitalismus, Manchester-Kapitalismus, Freieste Marktwirtschaft
Besonderheit: Das Älteste und auch heute noch das weltweit am meisten verbreitete Gesundheitssystem der Welt
Wie es funktioniert: Willssu zu Dokter mussu zahlen. Hassu nix Zaster tut Dokter nix für Dich tun.
Also: Grundsätzlich gibts jede ärztliche Leistung nur gegen Bares.
Der Patient verhandelt direkt mit dem Arzt. Zwischenhändler, Versicherungsgesellschaften oder irgendwelche anderen […]

Die Gute Fee besucht heute die Angehenden Allgemeinmediziner…

Glaubt man den Medien, dann werden Hausärzte in Deutschland derzeit dringend gesucht. In vielen Gebieten droht angeblich der Versorgungsnotstand.
Aber ist der Hausarzt-Beruf für Studierende und junge Ärzte noch attraktiv?
Die Gute Fee möchte heute deswegen einmal ganz besonders die angehenden Allgemeinmediziner besuchen und nach ihren Wünschen fragen.
Also:
Morgen früh, kurz nach dem Weckerklingeln und vor dem […]

Patientenfreundlichkeit oder Industriefrendlichkeit?

Deutschland hat eins der patientenfreundlichsten Gesundheitssysteme in Europa. Mal abgesehen davon, dass Ärzte und Patienten hierzulande sicher ihre Zweifel anmelden würden.

Angesichts der Ziele des Auftraggebers der “Studie”, würde ich die Aussage als Warnzeichen interpretieren.


Aus meinem Blogposting im August 2008:

Am Ende wird ein Befund vorliegen, der sich nicht von denen des Jahres 2006 und 2007 unterscheidet. Patienten in Deutschland brauchen mehr Informationen über Behandlungen und Arzneimittel. Ganz im Sinn der Pharmaindustrie, die an allen Fronten gegen die Werbebeschränkungen für Medikamente kämpft.

Aus dem aktuellen Artikel im Ärzteblatt:

Als Manko des deutschen Systems wertete das Unternehmen, dass Patienten als Informationsquelle für Arzneimittel vornehmlich Ärzte und Apotheker zur Verfügung stünden. Eine Ausweitung des Informationsangebots sei ein erster Schritt hin zu mehr Patientenmacht, so HCP.

anne will

gestern grosse diskussionsrunde bei anne will über vorkasse bei medizinern – ganz grosses kino. eingeladen der medizinjournalist (und abgehalfterte assistenzarzt) bartens, frau caspers (ich bin das sprachrohr von frau schmidt)-merk, herr söder von der csu, immer für unpopuläre statements gut, der bundes-kv-köhler, wohl als arztvertreter, dazu ein privatmediziner. von der basis, nur auf der couch, eine betroffene patientin, deren story wirklich peinlich war für die ganze ärzteschaft, aber eben nicht repräsentativ, und ein internist aus stuttgart, der als wirklich einziger auf dem boden der tatsachen blieb.

unglaublich grausig populistisch die bemerkungen der frau will "die patienten in geiselhaft zu nehmen", dazu einspieler mit einem gefakten transparent in der fussgängerzone "mit 120 000 euro im jahr am existenzminimum – so geht es den ärzten", und dergleichen mehr.

man lese alleine den blog der ard zu dieser sendung, und die vielfalt der gedankengänge wird offensichtlich.

vorkasse für patienten ist sicher nicht ethisch vertretbar, aber wieder einmal mussten die ärzte am ausgestreckten moral-arm verhungern – wir dürfen keine proteste, wir dürfen keine zeichen setzen, wir dürfen uns alles gefallen lassen und wir dürfen alles hinnehmen, was uns politik und selbstverwaltung einbrocken.

die vorkasse war der aufhänger – schnell war allen diskutanten klar, dass dieses vorgehen nicht ok ist – aber dann hätte man zum eigentlichen problem übergehen müssen: dass dieses gesundheitssystem so nicht mehr zu halten ist.

– mehr transparenz in die abrechnung für die ärzte und patienten
– wer gute medizin macht, sollte gut dafür bezahlt werden
– mehr geld für die sprechende medizin als für das hamsterrad in vielen praxen
– ergo: eine schlanke gebührenordnung für ärzte, die dem patienten eine rechnung schreibt, dieser kann sie kontrollieren und dann an die kasse weiterreichen, die ihm die kosten erstattet oder mit dem arzt direkt abrechnet. 

so ergingen sich am ende alle in irgendwelchen absichtserklärungen, dass alles besser werden soll (außer frau caspers-würg, die ja eh schon alles richtig gemacht hat) – und am ende sind es die ärzte und die patienten, die darunter leiden werden. und die säckel der funktionäre bleiben voll. 

video zur sendung

Obama muss weiteren Gesundheitsposten neu besetzen

US-Präsident Obama muss einen weiteren Rückschlag bei der Besetzung wichtiger Posten in seiner Verwaltung hinnehmen. Sanya Gupta, der derzeit als Chef-Medizinkorrespondent bei CBS und CNN tätig ist, hat seinen Verzicht auf das Amt als “Surgeon General”, eine Art oberster Amtsarzt erklärt.

Er begründet den Schritt damit, dass er mehr Zeit seiner Familie widmen und weiter als Arzt und CNN-Korrespondent arbeiten will. Nach seiner Nominierung Anfang des Jahres waren kritische Stimmen laut geworden, die Gupta eine zu grosse Nähe zur Pharmaindustrie vorwarfen. Nicht zuletzt könnte eine Rolle gespielt haben, dass Gupta als Beamter erhebliche Einkommenseinbussen gegenüber seinen derzeitigen Jobs gehabt hätte, wie die Washington Post berichtete.

Ausser der Absage Guptas hatte Obama gestern noch ein Treffen zur Zukunft des US-Gesundheitswesens zu verdauen, zu der er 150 Vertreter von Stakeholdern, wie Kongressabgeordnete, Ärzte, Gewerkschafter, Vertreter von Unternehmen, Kliniken, Krankenversicherungen und Verbraucherorganisationen eingeladen hatte. Schon die Tatsache, dass alle sich versammelt hatte, wurde als Erfolg gewertet. Der US-Präsident wies wiederholt auf die steigenden Kosten für das US-Gesundheitssystem hin.

If people think we can simply take everybody who is not insured and load them up in a system where costs are not under control, it’s not going to happen.

Beim Weg zu Reform zeigte er sich zu Zugeständnissen bereit, die eine Abkehr von seinen Plänen bedeuten könnten, eine staatliche Krankenversicherung im Wettbewerb mit privaten Anbietern zu etablieren.

During the campaign I put forward a plan for health care reform. I thought it was an excellent plan. But I don’t presume that it was a perfect plan or that it was the best possible plan.

Schon der sich selbst gesetzte Zeitdruck, bis Ende des Jahres eine Reform auf den Weg gebracht zu haben, wird ihn zu Kompromissen mit der Pharmaindustrie, Versicherern und Kliniken zwingen.

Ein Teil der Kostenexplosion wird den horrenden Schadensersatzklagen in den USA zugeschrieben. Dazu hat der oberste Gerichtshof am Mittwoch entschieden, dass Pharmakonzerne in den USA weiter für Gesundheitsschäden haftbar gemacht werden können, die durch Verabreichung ihrer Medikamente hervorgerufen worden sind. In einer von vielen unerwarteten Entscheidung votierten die Richter mit sechs gegen drei Stimmen dafür, dass die Klägerin Diana Levine das Pharmaunternehmen Wyeth auf Schadenersatz für die Nebenwirkungen durch die falsche Anwendung des Medikaments Phenergan® (Wirkstoff Promethazin) verklagen darf.

Durch das Grundsatzurteil stellte das Gericht klar, dass auch die Zulassung durch die Arzneimittelbehörde FDA die Hersteller nicht vor Schadensersatzansprüchen schützt. Auf die Anerkennung dieses Preemption hatten die Pharmakonzerne gesetzt. Nun steht ein Gesetz, dass Medizinproduktehersteller vor Klagen bewahren sollte, auf dem Prüfstand.


Und wenn dies nicht genug wäre: Die NY Times berichtet über die Schwierigkeiten Kick-Back-Zahlungen von Pharmaunternehmen und Medizinprodukteherstellern zu unterbinden.

Fazit: Kostensenkung im US-Gesundheitswesen ist genauso aufreibend wie in Deutschland.