9. Gesundheitswirtschaftskongress – Kongressplaudereien

Der Gesundheitswirtschaftskongress 2013 war zwar eine nationale Wirtschaftsveranstaltung und über ein Jahrhundert später als das obige Zitat – doch Eulenburgs‘ historische Texte passen meiner Meinung nach trotzdem noch. Mit einer durchaus kritischen Einstellung gegenüber der zunehmenden Kongress-Maschinerie im Gesundheitswesen, machte ich mich nach einer Einladung spontan auf zum Hamburger Hotel „Grand Elysée, das als neuer Ausrichtungsort des Gesundheitswirtschaftskongresses diente. Allein der Klang des Wortes „Gesundheitswirtschaftskongresses“ macht schon etwas her – klingt wichtig und daher waren auch standesgemäße Gäste geladen. Es trafen sich die Entscheider im Gesundheitswesen – rund 800 von ihnen.

Gesundheitsmarkt Deutschland: Anbieter – oder Nachfragermarkt?

„Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss“, wusste schon Marie Curie. Und genau aus diesem Grund findet am 24. und 25. September die neunte Auflage des Gesundheitswirtschaftskongresses statt. Die Veranstaltung soll Unternehmern und Managern der verschiedenen Bereiche der Gesundheitswirtschaft ein Forum zur Zukunftsgestaltung bieten. Und die Stiftung Gesundheit ist mit von der Partie. Ich diskutiere am Mittwoch, dem 24. September, im schönen Ambiente des Hotel Grand Elysée in Hamburg zum Thema „Transparenz stärkt Patienten und Versicherte: Anbieter- oder Nachfragermarkt Gesundheit?“.

Klinik-Marketing: Interview mit Prof. Heinz Lohmann, Gesundheitsunternehmer

Prof. Heinz Lohmann ist Gesundheitsunternehmer, u.a. bei LOHMANN konzept GmbH, WISO HANSE management GmbH und Lohmann media.tv GmbH. Er ist zudem Hochschulprofessor, Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft e.V. und Organisator von Gesundheitskongressen. Die Fragen stellte Alexandra Schramm, Herausgeberin des Buchs „Online-Marketing für die erfolgreiche Arztpraxis“.

Wie hat sich die Markt- und damit Wettbewerbssituation für Kliniken verändert?

„In der Vergangenheit gab es das Selbstkostendeckungsprinzip. Die Krankenhäuser hatten einen Versorgungsauftrag aus dem Krankenhausplan. Sie hatten daraus abgeleitete Finanzierungsansprüche für die Investitionskosten an das jeweilige Land und für die Betriebskosten an die Krankenkassen. Heute hängt die Höhe der Erlöse von den erbrachten Leistungen ab. Deshalb gibt es inzwischen auch im Gesundheitssektor Märkte.

Ärzte mit Social Media rekrutieren?

Beim Hauptstadtkongress trifft sich alljährlich die Creme de la Creme der Gesundheitswirtschaft. Heißt es. Die „großen Fragen“ kommen zur Sprache: Wohin bewegt sich die Branche? Wie sehen die Experten die Chancen und Risiken aktueller Entwicklungen? Ich durfte dort ein paar Gedanken zu den Herausforderungen vortragen, die die neuen Sozialen Medien im Internet für die Gesundheitswirtschaft bringen. Ehrlich gesagt, dachte ich mir, dass mittlerweile nun doch die Mehrzahl der Anwesenden im Fachpublikum um die Grundlagen von Internet, Internetnutzung, -nutzern und dergleichen wissen. Ich wollte mir deshalb mal einen kleinen Blick nach vorne gönnen.

Nicht Patient o d e r Konsument, sondern Patient u n d Konsument! Transparenz mit „Stiftung Gesundheitstest“

Auf vielen Kongressen wird sie noch heiß diskutiert, die Frage: „Patient oder Konsument?“. Im richtigen Leben geht es allerdings gar nicht um diese Alternative. Natürlich bin ich als Patient im OP von Können und Wissen der Experten abhängig. Mit meiner Konsumentensouveränität ist es nicht weit her. Genau Gleiches gilt aber auch im Flugzeug, wenn es erst mal von der Startbahn abgehoben hat. „Auf Leben und Tod“ bin ich Piloten und Technologie ausgeliefert. Als ich das Ticket kaufte, war alles noch ganz anders. Auch auf dem Gesundheitsmarkt ist die Situation ähnlich, nachdem Transparenz, zu zögerlich zwar, aber dennoch Einzug hält. Zeitungen und Zeitschriften haben die Auflagen stärkende Funktion von Gesundheitsthemen längst entdeckt. Medizinerrankings sind beliebter denn je. Und im Internet boomen Bewertungsportale aller Art. Nach wie vor ist der Patient aber angesichts der Vielfalt der teilweise widersprüchlichen Informationen immer noch häufig auf sich allein gestellt.

Krankheit als Ware?

Krebs als Renditeobjekt? Über die Auswüchse des laufenden Umbaus unseres Gesundheitssystems in eine gewinnorientierte industrielle Massenabfertigung berichtet der Deutschlandfunk in einem interessanten Bericht.

Zitat daraus:

“In dem Augenblick, wo die Medizin dazu genutzt wird, um dieses Kapital zu vermehren und vor allen Dingen dann Einfluss auf die Medizin genommen wird, dann, glaube ich, verkaufen wir den Grundgedanken der Medizin.”

Aufhören damit!

Pünktlich zum bevorstehenden Ärztetag der Basis forderte AOK-Vorstand Deh gestern auf der KBV-Versorgungsmesse eine stärkere Ausrichtung der ambulanten Versorgung auf Ergebnisqualität. Dieses Ansinnen (und auch der unkritische Vorschlag, im Gesundheitswesen – in einem
Bereich ohne Markt – einen
künstlichen Wettbewerb zu inszenieren), wird am 20.4.2013 von mindestens einem der Referenten aufgegriffen und kritisiert werden.

Prof. Binswanger hat zu diesem Themenkomplex verschiedene Arbeiten veröffentlicht. Seinen Aussagen zufolge sollten sich Ärzte diesem staatlich inszenierten Unsinn nicht anpassen, da sie ansonsten ihre intrinsische Motivation verlieren.