Amish und Quäker – Lehrreiche Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Während der langen Jahrhunderte der römisch-katholischen, später auch evangelischen Staatskirchlichkeit wurden in Europa religiöse Minderheiten meist verdrängt, manchmal gar vernichtet, so dass die Vielfalt auch des Christentums unterdrückt wurde und vielfach aus dem Blick geriet. Oft erlebe ich auch auf diesem Blog, dass Kommentierende aus Europa einfach von „der Kirche“ schreiben und gar nicht wahrnehmen, dass es neben der katholischen Kirche auch verschiedenste evangelische sowie anglikanische, orthodoxe und weitere Kirchen gibt. Gerade kleinere christliche Gemeinschaften werden auch schnell als „Sekte“ beschimpft – ein sprachlicher Trick, der zum Beispiel auch in der Türkei christliche und muslimische Gemeinschaften mit erheblichen Folgen ausgrenzt.

Licht und Schatten der digitalen Gesellschaft – WDR Westart-Debatte zur Netzpolitik

Vor Kurzem veröffentlichte der religionswissenschaftliche Blog der “Marginalien” eine kleine Blogumschau, für die ich gebeten wurde, den Inhalt meines Bloggens kurz zusammen zu fassen. Ich schrieb also: Wissenschaftsblogs wirken als sich verstärkendes Netzwerk – deswegen kann es gar nicht genug davon geben! Mein Blog „Natur des Glaubens“ hat den wissenschaftlichen Schwerpunkt auf der interdisziplinären Evolutionsforschung sowie der Medienreflektion. Normativ werbe ich für die Befassung mit Wissenschaften und trete für Dialogprozesse, Menschen- und Freiheitsrechte ein. Dabei ist NdG auch ein Stückweiter

Religion und Wissenschaft als Lebensformen – Anthropologische Einsichten in Vernunft und Unvernunft (Salazar und Bestard, Berghahn)

Jede(r) von uns hat unbewusst oder bewusst eine Meinung dazu, doch die philosophische wie auch empirisch-wissenschaftliche Forschung und Debatte zum Thema ist noch immer unterentwickelt: Gibt es nur eine höchste Form des Wissens (zum Beispiel empirische Erkenntnisse oder religiöse Offenbarungen) wie es erkenntnistheoretische Monisten behaupten? Oder stellen je empirische Wissenschaften, Kunst, Recht, Philosophie und Religion jeweils eigene Wissensformen dar, die sich gegenseitig beeinflussen, aber nicht ersetzen können, wie erkenntnistheoretische Pluralistinnen meinen? Nun, ich bin ganz klar auf Seiten der erkenntnistheoretischenweiter

Gefühlte Wahrheiten. Das Internet zwischen säkularen Heilsversprechen und Apokalypse. Zur Religions- und Medienforschung

Wer Religionen (besser) verstehen will, muss etwas von Medien verstehen: Man denke nur beispielhaft daran, wie die Verschriftung religiöser Überlieferungen zu “Heiligen Schriften” die “Weltreligionen” formte (vgl. auch die Linkesche These!) oder wie die Übersetzungen der Bibel die europäische Religions-, Sprach- und Geistesgeschichten umpflügten. Der Satz gilt aber auch umgekehrt: Wer die Auswirkungen neuer Medien verstehen will, sollte etwas von Religion(en) verstehen. So wurde auch das Internet von Anfang an als utopisch-säkulare Heilserzählung präsentiert und politische Cyber-Bewegungen wie “die Piraten”weiter

Saudi-Arabien und der Liberalismus von Raif Badawi

An derzeit keinem Staat der Welt bündeln sich Widersprüche auch “unserer” westlichen Politik so sehr wie an Saudi-Arabien: Einerseits beklagen wir – zu Recht! – die blutige Ausbreitung islamisch-fundamentalistischer Bewegungen, andererseits aber stützen und fördern wir das Regime in Saudi-Arabien, dass eine extremistische Auslegung des Islam als Staatsreligion führt und über seine Ölmilliarden in die gesamte Welt exportiert sowie gezielt liberale und demokratische Bewegungen in der islamischen Welt bekämpft. Anfang 2015 bündelte sich dieses “gemeinsame Versagen” bis in die Groteske: Nach den extremistischen Attentaten gegen die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris heuchelten Vertreter Saudi-Arabiens Solidarität mit Frankreich, während gleichzeitig (!) der liberale Blogger Raif Badawi in Mekka öffentlich ausgepeitscht wurde, weil er das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit in Anspruch genommen hatte. Dagegen war US-Präsident Obama schon fast bewundernswert eindeutig: Für die Gedenkfeiern in Paris fand er leider “keine Zeit”, zur bald darauf folgenden Bestattung des saudischen Königs reiste er jedoch mit seinem halben Kabinett an. Nein, die Ölgelder vergiften nicht nur die islamische, sondern auch die westliche Welt… Seit jenem Januar habe ich bei öffentlichen Vorträgen wieder und wieder auf diesen Widerspruch hingewiesen und hoffe, dass Raif Badawi – Ehemann & Vater von drei Kindern – nicht nur als Menschenrechtsaktivist, sondern auch als Symbol für die derzeitige Heuchelei erkannt und befreit werden wird. Immerhin hat der Aufschrei von Abertausenden Aktivistinnen und Aktivisten auf allen Kontinenten schon einmal dafür gesorgt, dass bislang keine zweite Auspeitschung Badawis stattgefunden hat.

Evolution der Religion kompakt – Geht das?

Neulich stellte mir die “Evangelische Zeitung in Schleswig-Holstein” eine knifflige Aufgabe: Ob es denn möglich sei, die interdisziplinäre Evolutionsforschung zur Religion in weniger als 2.000 Zeichen zusammen zu fassen? Schließlich nahm ich die Herausforderung an – hier ist das Ergebnis… Die Evolution des Glaubens Von Michael Blume Noch immer glauben viele Menschen, dass zwischen Evolution und Religion ein unauflösbarer Widerspruch bestünde. Dabei war schon Charles Darwin (1809 – 1892), der seinen lebenslang einzigen Studienabschluss in christlicher Theologie erworben hatte, ganzweiter

Zur Demografie von Humanismus, Buddhismus – und Frankreich

Die Zusammenhänge von Religion(en) und Demografie sind multidimensional und komplex – und manchmal hatte ich schon leise Zweifel, ob sich das bisher erarbeitete Wissen gegen die verbreiteten Unsitten des nur oberflächlichen Lesens und kruden Vereinfachens jemals behaupten würde. Doch nachdem Michel Houellebecq im SPIEGEL 10/2015 den demografischen “Tod” von Humanismus, Aufklärung und Republik sowie den Sieg der kinderreichen Religion(en) und vor allem des Islam verkündet hatte, erreichten mich viele Anfragen von Leuten, die es genauer wissen wollten. Auf dieses erfreulicheweiter

ERF-Interview zu Neurotheologie. Wie weit reichen neurobiologische Erklärungen von Religion?

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, angesichts von Anfragen & Leserbriefen den Audioblog des Monats Februar zum Thema & Buch “Religion & Demografie” zu gestalten. Ich bin derzeit jedoch so eingespannt, dass ich noch nicht weiß, wann ich dieses Vorhaben einlösen kann. Erfreulicherweise hatte ich jedoch die Gelegenheit, vor dem Islam-Vortrag an der Uni Köln (abrufbar unten) ein Gespräch mit Ramona Eibach vom ERF zu führen – so dass ich Hörenden schon einmal etwas bieten kann. Schwerpunkt des dann zusammengeschnittenen Gesprächesweiter

Mal einfach Fakten: Deutschland wird durch Zuwanderung re-”christianisiert”, “pluralisiert” und regional “katholisiert” statt “islamisiert”

Nein, hier ist nicht von Geheimwissen die Rede – Zuhörende und -schauende meines Akademievortrages in Hohenheim im Dezember 2013 wussten es seit über einem Jahr und Lesende des “Islamisierungs”-Blogposts vor Weihnachten 2014 seit mehr als einem Monat: Die absolute Mehrheit der Zuwandernden nach Deutschland ist seit langem christlich, v.a. römisch-katholischer und orthodoxer Konfession(en). Sehr schön hat nun auch “Endstation Rechts” die aktuellen Daten des Migrationsberichtes 2013 aufgearbeitet. In den meisten Regionen Deutschlands – etwa in Baden-Württemberg – wirkt der Zugangweiter

Charles Darwins Evolutionsbiologie und die Gefahr des Sozialdarwinismus – Ein Beitrag von Bernd Ehlert

Seitdem ich mir als Kind erträumte, einmal “Schriftsteller” zu werden (Autor klang zu arg nach Auto, zu wenig nach Büchern), hatte ich mir vorgenommen, “Leserpost” wirklich ernst zu nehmen. Ich hatte auch selbst hin und wieder etwas geschrieben – und mich über (seltene) Reaktionen von Autorinnen und Autoren sehr gefreut! Bis heute lese ich aufmerksam, manchmal auch mehrfach, jeden Leserbrief und jede Rezension – und habe daraus immer wieder viel gelernt. Interessanterweise brachte “Evolution und Gottesfrage. Charles Darwin als Theologe” einige besonders engagierte Reaktionen hervor. Vielleicht lag dies daran, dass ich darin einerseits Charles Darwin gegen z.B. religiös-fundamentalistische oder auch kampfatheistische Verzerrungen verteidigt hatte – aber auch Themen wie Sozialdarwinismus, Sexismus und Rassismus nicht aus dem Weg ging, die ja jeweils auch “im Namen der Evolutionstheorie” verkündet worden waren. Und so, wie ich es begrüße, wenn zum Beispiel islamische Theologen wie Bülent Ucar auch die Schattenseiten der eigenen Tradition kritisch in den Blick nehmen, wünsche ich mir natürlich auch, dass wir Evolutionsforscher die Wissenschaftsgeschichte kritisch reflektieren. Daher habe ich mich sehr gefreut, als mir Bernd Ehlert einen mehrseitigen Text übersandte, in dem er über Fragen der Evolutionsforschung, Wissenschaftsgeschichte und interdisziplinären Erkenntnistheorie nachdenkt. Ehlert ist Diplomingenieur und schloss daran noch einige Semester Studium der Religionswissenschaft und Philosophie an, veröffentlicht hin und wieder anspruchsvolle Texte – als ein “Bürgerphilosoph” im besten Sinne! Seine Gedanken dürften insbesondere für jene interessant sein, die die Realität als emergentes “Schichtenmodell” begreifen.