Dürfte ich Sie zum Thema Tod und Jenseits web-interviewen?

In den letzten Jahren habe ich mich vor allem auf die Evolutionsforschungen zu religiösem Glauben & Kinderreichtum, also zum “Beginn (bzw. Hervorrufen) des Lebens”, konzentriert. Aber auch zum Beispiel im Evolution-Religion-Beitrag bei Quarks & Co. (ab Min. 8:30) wurde ja deutlich, dass das “Ende des Lebens” – Fragen des Todes und Jenseits – nicht weniger wichtig zu erkunden sind. Begann die menschliche Religiosität mit dem Bewußtwerden der eigenen Sterblichkeit? Was bedeutet es, dass Bestattungen seit der mittleren Altsteinzeit die erstenweiter

Evolution des Gewissens von Eckart und Renate Voland – Buchrezension

Wenige Menschen haben die interdisziplinäre Evolutionsforschung der letzten Jahre im deutschen Sprachraum so geprägt und auch in die Öffentlichkeit vermittelt wie der Gießener Biophilosoph Prof. Eckart Voland, etwa mit seinem weit rezipierten “Grundkurs Soziobiologie: Die Natur des Menschen”. Schon aufgrund dieser Arbeiten und des Themas hätte ich “Evolution des Gewissens” sofort gelesen. Doch dieses Buch ist nicht nur von ihm, sondern auch von seiner Frau Renate Voland, ihres Zeichens Psychologin und Leiterin einer Grundschule. Und soviel sei vorab verraten: Diese interdisziplinäre und auch lebenspraktische Zusammenarbeit hat Früchte getragen und hebt “EdG” über vergleichbare Werke evolutionspsychologischer Spekulation weit hinaus! R. & E. Voland (2014): Evolution des Gewissens. Hirzel, EUR 32,-

Religionswissenschaft & Netzkultur – Als mein Profilbild zu mutieren begann

Manchmal beneide ich die Kolleginnen und Kollegen der Musik- oder Sprachwissenschaft. Ihre Forschungsgebiete sind ja nicht weniger komplex und interdisziplinär, die evolutionäre Perspektive liegt nicht weniger nahe. Aber ich nehme an, dass sie nicht mit so vielen Emotionen zurecht kommen müssen, die von Menschen auf sie projeziert werden. Bei Religion geht es irgendwie immer wieder “ums große Ganze”, auch wenn doch vielleicht nur eine Detailfrage erkundet und diskutiert wird. Persönlich erlebe ich Wissenschaft am Glücklichsten, wenn ich selbst im Flowweiter

Anthropodizee & Religionsdemografie – Karim Akerma hofft auf vernünftiges Verebben

Oft schon habe ich hier auf dem Blog davon geschrieben, wie das Netz den interdisziplinären Dialog der Wissenschaften beflügelt; nun habe ich es wieder selbst erlebt. In meinem neuen Buch “Religion und Demografie” sowie in meinem ersten Blogpost zur Anthropodizee-Frage schrieb ich über die hervorragenden Arbeiten des Hamburger Philosophen Dr. Karim Akerma. Und was finde ich wenige Wochen später in meinem Postfach? Eine Mail des Besagten, der nicht nur wiederum mein Buch gelesen, sondern dazu auch eine Stellungnahme geschrieben hat. Und in der kommenden Woche hin und wieder auch vorbeischauen und auf Kommentatorenfragen antworten wird. Hier ist er also: Der philosophische Gastbeitrag von Karim Akerma zu “Natur des Glaubens”.

Welträtsel oder Wissenschaft

Die Welt könnte so einfach sein. Wenn sich der Raum streng euklidisch verhalten würde und alle Winkel- und Längenverhältnisse mit einfacher Mittelstufenmathematik berechenbar wären, bräuchte es keine komplizierten, nichtlinearen Gleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie um den Kosmos zu beschreiben. Wenn die Atome klassische Teilchen wären, mal glatt und rund, mal rau, kantig und mit Häkchen versehen, die miteinander nach Newtons Gesetzen Stöße vollführen und aneinander binden, brauchten wir keine Quantentheorien mit rätselhaften Verschränkungen und Unbestimmtheitsrelationen. Vereinfachte Weltmodelle gibt es viele und nach wie vor gibt es überzeugte Kritiker der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik, die einfache Welterklärungsmodelle feilbieten und die moderne Physik zu einem großen Betrug erklären. Ich beginne langsam zu verstehen, was diese selbsternannten Kritiker antreibt und warum der Dialog mit ihnen so schwer, meistens sogar aussichtslos ist.

Online-Interviews zu Religion und Demografie

Der Abschlussband der langjährigen Forschungen zur Religionsdemografie “Religion und Demografie. Warum es ohne Glauben an Kindern mangelt” hat eine mich etwas überrollende Resonanz an mehreren hundert – überwiegend konstruktiven – Kommentaren, Mails und Nachfragen ausgelöst. Aber auch drei Online-Interviews, davon eines als Videoaufzeichnung, habe ich wahrnehmen können. Diese möchte ich hiermit gerne zur Verfügung stellen und mich bei allen bedanken, die sich tatsächlich neugierig und erkenntnisorientiert interessier(t)en – selbst wenn das heißt, Alltagstheorien zu überprüfen. Den Anfang möchte ich mit demweiter

Schrumpfung, Aussterben, Verebben, Gesundschrumpfen – Wie benennen wir dauerhaften Kindermangel?

Die Herausgabe meines Sachbuches “Religion und Demografie” und der damit verbundene Blogpost zur Anthropodizee-Frage haben eine Flut von Kommentaren und Rückmeldungen ausgelöst, von denen ich die konstruktiven Stimmen selbstverständlich ernst- und aufnehmen möchte. Da wir empirisch-wissenschaftliche Sachverhalte ja immer durch Begriffe erfassen, stimme ich zum Beispiel zu, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken und zu diskutieren. Konkret wurde gefragt: Wie sollen wir den Prozess nennen, in dem eine Population aus Menschen sich über Generationen hinweg unterhalb der Bestandserhaltungsgrenze (von mindestens 2,1 Kindern pro Frau) fortpflanzt? Geburtenraten der letzten Jahrzehnte in Deutschland (blau), Russland (orange) und Grossbritannien (grün). Aus: Blume, M. (2014) “Religion und Demografie”, S. 124

Born-Oppenheimer: Wie schnell ist langsam?

In meinem letzten Artikel habe ich nebenbei etwas über schnelle und langsame Elektronen geschrieben. Langsame Elektronen, so meine Behauptung, müssen wir uns als Elektronenwolken vorstellen. Die Orbitale geben an, welchen Raum sie einnehmen. Schnelle Elektronen verhalten sich eher wie die kleinen Teilchen, die wir aus Bilderbüchern kennen. Sie fliegen durch Atome durch und werden an anderen Elektronen oder am Kern selbst gestreut. Aber wie schnell sind langsame Elektronen eigentlich? Und wie schnell sind Atomkerne?

Bildung, Religiosität und Kinderreichtum – Das Beispiel des evangelischen Pfarrhauses

Nach dem ersten Blogpost zur Anthropodizee und dem Beitrag in der Sendung Quarks & Co. zu Wissen und Glauben wurde ich wieder viel mit dem wohl populärsten Dreisatz zum Zusammenhang von Religion und Demografie konfrontiert. Viele Deutsche meinen noch immer: 1. Gebildete Menschen seien seltener religiös. 2. Gebildete Menschen hätten weniger Kinder. Entsprechend seien 3. religiöse Familien (nur) deswegen kinderreicher, weil die Eltern durchschnittlich weniger gebildet seien. Nur: Dieser Dreisatz ist schlicht falsch. So ist der Begriff der “Bildung” selbstweiter

Ostern, seine Symbole und Rituale – Nürtinger Interview zur kulturellen Evolution des Glaubens

Ostern ist das eigentliche Hochfest des christlichen Glaubens: Hier feiern Christinnen und Christen die Auferstehung und also den Sieg Jesu über den Tod. Die religionsgeschichtlichen Wurzeln sind dabei aber noch viel älter und weisen sogar über das direkt verbundene, jüdische Pessach auf mindestens bronzezeitliche Frühlingsfeste zurück: Seit vielen Jahrzehntausenden erkunden wir Menschen das Geheimnis, wie Tod und Leben notwendig zusammen hängen – sei es das zur Jagd und später Schlachtung bestimmte Tier, das Nachkommen hervorbringt, das Weizenkorn, das durch seinweiter