Fantasy-Rollenspiele als prägender Aspekt moderner Kulturgeschichte

Ein berühmtes, Albert Einstein zugeschriebenes Zitat lautet: “Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.” Und tatsächlich gehörten fantastische Gedankenexperimente zu dem Werkzeug, mit dem der Physiker in neue Wissens-Welten vorstieß. Ohne Fantasie wäre die menschliche Kultur nur rudimentär geblieben, gäbe es keine Kunst, keine Religion und keine Wissenschaft. Entsprechend war der evolutionäre Nutzen auch fantastischer Geschichten und Spiele hier bereits Thema auf dem Blog, aus dem Reader eines Universitätsseminars entstand sogar ein eigenes sciebook zur Psyche & Fantasieweiter

Dürfte ich Sie zum Thema Tod und Jenseits web-interviewen?

In den letzten Jahren habe ich mich vor allem auf die Evolutionsforschungen zu religiösem Glauben & Kinderreichtum, also zum “Beginn (bzw. Hervorrufen) des Lebens”, konzentriert. Aber auch zum Beispiel im Evolution-Religion-Beitrag bei Quarks & Co. (ab Min. 8:30) wurde ja deutlich, dass das “Ende des Lebens” – Fragen des Todes und Jenseits – nicht weniger wichtig zu erkunden sind. Begann die menschliche Religiosität mit dem Bewußtwerden der eigenen Sterblichkeit? Was bedeutet es, dass Bestattungen seit der mittleren Altsteinzeit die erstenweiter

Quarks und Co zu Glauben, Wissen und der Evolution von Religion

Wie wahrscheinlich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatte ich seit meiner Jugend viele glückliche Stunden vor Wissenssendungen verbracht, die mit der richtigen Mischung aus Unterhaltung und Information in Forschungswelten einführten. Sie können sich also mein Herzklopfen vorstellen, als eines Tages ein Mitarbeiter der WDR-Wissenssendung Quarks & Co. bei mir anrief und erläuterte, dass sie sich zum ersten Mal in ihrer Sendegeschichte mit dem Thema Religion aus naturwissenschaftlicher (d.h. evolutionärer) Perspektive befassen wollten. Ob ich bereit wäre, dabei mitzuwirken? Natürlich war ichweiter

Soziale Kognition als Grundlage von Religiosität in der Interdisziplinären Anthropologie

Anfang des Jahres 2013 schlug ein Blitz über einer europäischen Stadt in einen Blitzableiter eines hohen Gebäudes ein. Obwohl nichts und niemand zu Schaden kam, reisten Bilder und Berichte über die elektrische Entladung in Windeseile über neue und alte Medien um die Welt und auch die Hamburger Morgenpost fragte bang: „Eine Reaktion des Himmels?“ Den Hintergrund für die weltweite Aufmerksamkeit und den vielfachen Deutungen des Geschehens bildete mit Ort und Zeitpunkt der spezifische Kontext der elektrischen Entladung: Der Blitz traf das Kreuz auf dem vatikanischen Petersdom in Rom und dies nur wenige Stunden, nachdem Benedikt XVI. – als zweiter Papst der Kirchengeschichte – seinen freiwilligen Rücktritt erklärt hatte. Im Zentrum der (nicht nur von katholischen Christen und Christinnen) geführten Diskussionen stand entsprechend weniger das Ereignis des Blitzeinschlags als solches, sondern die Frage, ob „jemand“ – Gott – damit eine Reaktion, vielleicht sogar eine Botschaft ausgedrückt habe. So beginnt mein (hier als Leseprobe herunterladbarer) Beitrag zum Jahrbuch 01/2013 der “Interdisziplinären Anthropologie”, herausgegeben von Prof. Gerald Hartung und Dr. Matthias Herrgen von der Universität Wuppertal, die gerade auch Gastgeber einer hervorragenden, internationalen Tagung zum Thema Anthropologie & Religiosität gewesen sind.

Wie sich Blogs und Promotionen vernetzen – Schrift- und Ritualforschung bei Kirsten Dzwiza

Immer mal wieder hatte ich ja von den wissenschaftlichen Chancen der Bloggerei gesprochen. Es dient nicht nur dem Ausformulieren und Diskutieren von Gedanken sowie dem Bekanntermachen der eigenen Person und Bücher, sondern auch dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen der Wissenschaft. Online besteht eine größere Chance, das hart erarbeitete Spezialwissen auch wieder anderen zur Verfügung zu stellen, anstatt es für überzogene Preise bzw. ungelesen auf Regalmetern verstauben zu lassen. Sehr schön demonstriert hat diesen Effekt die Heidelberger Archäologin & Ägyptologinweiter

Maria auf Toast, Jesus auf Chips – Die Überwahrnehmung von Wesenhaftigkeit

Zu den erfolgreichsten Grundbausteinen der Evolutionsforschung von Religion gehört die These der schon von Charles Darwin selbst formulierten “Überwahrnehmung von Wesenhaftigkeit” (englisch: Hyper-Agency Detection (HAD) oder, seltener, auch Over-Detection of Agency (ODA), vereinzelt auch einfach “Agent Detection”). Damit ist die Beobachtung gemeint, dass unsere neurobiologisch vorgeprägten Wahrnehmungen (fachdeutsch: “Kognitionen”) unmittelbar Wesenhaftigkeit interpretieren – vor allem Gesichter. So wurde 2004 ein Käsetoast für die Summe von 28.000 Dollar versteigert, da Beobachter auf ihm spontan das Antlitz der Heiligen Maria wahrnahmen undweiter

Zufallsfunde und der lokalisationistische Fehlschluss – medizinethische Herausforderungen der bildgebenden Hirnforschung

Heute fand an der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Düsseldorf die Herbsttagung des Deutschen Ethikrats statt. Thema der Tagung war “Neuroimaging – Bilder vom Gehirn und das Bild des Menschen”. Expertinnen und Experten aus Medizin, Hirnforschung, Philosophie und angrenzenden Disziplinen sowie zahlreiche Gäste sprachen dort über die Herausforderungen, vor die uns immer genauere Messverfahren, vor allem bildgebende Verfahren der Genetik und Hirnforschung, stellen.

Homo Neurobiologicus: Ist der Mensch nur sein Gehirn?

Wer erklärt den Menschen? In der öffentlichen Diskussion um das Menschenbild und Willensfreiheit aber auch über Schule und Erziehung, Lernen und Gehirndoping haben die Neurowissenschaften in den letzten Jahren eine große Rolle gespielt. Auch jüngerem Neuroskeptizismus zum Trotz zeigen Großprojekte wie das Human Brain Project, dass die Hirnforschung noch stets als bedeutender Wissenschafts-, Innovations- und Technologiebereich angesehen wird. In dem jetzt veröffentlichten und frei verfügbaren Tagungsband Homo Neurobiologicus diskutieren deutschsprachige Expertinnen und Experten über das Verhältnis von Selbst und Gehirnweiter

Leib und Seele oder mind and brain? von Marcus Knaup

Bereits vor über zwei Jahren hatte ich auf Natur des Glaubens einen Artikel über den aristotelischen Hylemorphismus von Marcus Knaup vorgestellt, der mich bereits seinerzeit sehr beeindruckt hatte. Bereits Aristoteles, so konnte ich dort erfahren, hatte sich mit dem so modern scheinenden Problem von Leib und Seele befasst und sich gefragt, wie und durch was Materie belebt, ja (selbst-)bewußt sein könnte. Er wandte sich dabei sowohl gegen den derzeit wieder gängigen Monismus, nach dem nur eine Existenzform (Materie oder Geist)weiter